Foto: Julia Lezhneva: Sopran, Mozarteumorchester Salzburg. © SF / Marco Borrelli
Salzburger Festspiele, Haus für Mozart,
19. August 2020 (Zeitversetzte Übertragung auf myfidelio.at)
Julia Lezhneva, Sopran
Gianluca Capuano & Mozarteumorchester Salzburg
Werke von Wolfgang Amadeus Mozart
„Solche Mozart-Sängerinnen fehlen momentan an allen großen Opernhäusern. Wann ist Julia Lezhneva endlich an der Wiener Staatsoper zu hören?“
von Johannes Karl Fischer
Nach zwei sehr überzeugenden Auftritten in Berlin und Hamburg lieferte Julia Lezhneva in Salzburg erneut eine absolute Meisterleistung. Eine der besten Mozart-Sopranistinnen aller Zeiten! Ihre Stimme segelte sanft durch die Musik. An einigen Stellen ergänzte sie die Partitur ein wenig. Mal Sechzehntel statt Achtel hier, mal ein extra Läufchen dort. Genau so soll Mozart klingen!
Insgesamt standen zwei Symphonien und vier vokale Werke auf dem Programm. Alles von Mozart natürlich. Auch viele weniger bekannte Stücke sind dabei. Da scheint jemand kapiert zu haben, dass das mozartsche Oeuvre nicht nur aus der Haffner-Symphonie und der Kleinen Nachtmusik besteht. Sehr schön!
Zum Auftakt die Symphonie A-Dur KV 201. Ein sehr fröhliches Werk, und äußerst elegant gespielt. So wie das bei Mozart eben sein muss. Kaum zu glauben, dass das dasselbe Orchester war, aus dem vor kurzem Andrew Manze noch harte Akkorde rauspeitschte. Was für einen Unterschied ein Dirigent machen kann!
Kleiner Kritikpunkt: Die Continuo-Begleitung am Hammerklavier. Bei Mozart-Symphonien eine eher unübliche Praxis, von der in der Neuen Mozart-Ausgabe jedenfalls keine Spur zu finden ist. Vor allem aber lenkte sie von dem äußerst mozartlichen Klang des Orchesters ab.
Danach der erste Auftritt der Sopranistin. Zuerst zwei Arien. Das Orchester trat hier deutlich in den Hintergrund, womit Lezhneva die volle Helligkeit ihrer Stimme entfalten konnte. Dass ihr Gesang in alle Ecken des Zuschauerraums strahlte, war selbst in der Videoübertragung deutlich zu hören.
Mit dem Rezitativ und Rondo KV 505 begeisterte Lezhneva bereits im vergangenen September in Berlin. Es ist einfach ein bezauberndes Werk. Zwar merkte man hier den Unterschied zwischen dem Mozarteumorchester und den Berliner Philharmonikern. Letztere hatten nochmal einen deutlich polierteren, sanfteren Klang. Umso schöner aber die Gesangsstimme.
Auch hier wieder Kritik am Umgang mit der Klavierstimme: Dieses Rondo ist für Sopran, Orchester und „Piano Obligato“ geschrieben. Solche begleitenden Klavierstimmen sollten unbedingt von den DirigentInnen selbst übernommen werden. So war es zu Mozarts Zeiten üblich und so macht es am meisten Sinn. Man nehme sich ein Beispiel an Ádám Fischer. Dies ist nämlich kein Klavierkonzert mit Gesangsbegleitung, sondern eine Konzertarie für Sopran mit Klavier- und Orchesterbegleitung. Allein die Platzierung des Flügels quer vor dem Orchester vermittelt den völlig falschen Eindruck, welche Stimme dabei im Vordergrund steht!
Dann noch die „kleine g-Moll-Symphonie“ KV 183. Auch hier wieder: Sehr elegant und luftig gespielt. Wenngleich das Dirigat von Gianluca Capuano etwas uninspiriert wirkte. Ein etwas weniger sparsamer Umgang mit den Wiederholungen hätte sicherlich auch nicht geschadet. So schöne Musik ist das, da kann man sich ruhig etwas Zeit nehmen.
Das krönende Finale bildete die Motette „Exsultate, Jubilate“ KV 165. Vor allem der dritte Satz dürfte einigen ZuhörerInnen bekannt vorkommen. Wieder einmal im Vordergrund: Julia Lezhnevas Gesang.
Eine Zugabe gab es auch noch: „Lascia la Spina cogli la Rosa“ aus „Il trionfo del Tempo e della Verità” von Händel. Das Sahnehäubchen obendrauf.
Insgesamt stand die überragende Leistung der Sopranistin Julia Lezhneva im Vordergrund dieses Konzerts. Pamina, Susanna, Zerlina: Es gibt unzählige Rollen, zu der ihre Stimme so gut passen würde. Aber auch das Mozarteumorchester konnte unter der Leitung von Gianluca Capuano überzeugen. Ich freue mich schon auf die nächste Mozart-Matinee mit Ádám Fischer.
Johannes Karl Fischer, 20. August 2020, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at