Nijinsky Gala vom 30.06.2019: Carolina Agüero (vorn) und ihr Ehemann Dario Franconi (in der zweiten Reihe ganz in Weiß) nehmen Abschied von der Bühne (Foto: RW)
klassik-begeistert im Gespräch mit den Hamburger Ballettstars Carolina Agüero und Dario Franconi, Teil II
von Dr. Ralf Wegner
klassik-begeistert: Dario, Sie haben als Solist weniger als Ihre Frau die ganz großen Rollen getanzt, dafür aber in anderen Rollen überzeugt, etwa als Trigorin in der Möwe oder als König Herodes im Weihnachtsoratorium. Gab es da als Ehepaar deswegen manchmal auch Unstimmigkeiten?
Dario: Nein, Carolina und ich haben die ganze Karriere kaum zusammen getanzt. Ich habe mich immer gefreut, wenn meine Frau in großen Rollen besetzt war. Wir haben darüber häufig miteinander diskutiert, auch um besser zu werden.
klassik-begeistert: Dario, welche Partien hätten Sie gern beim Hamburger Ballett getanzt?
Dario: Neben dem Gaston hätte ich gern den Diaghilew in Nijinsky getanzt. Die innere Stärke, die manipulative Kraft dieser Figur, auch seine subtile Verschlagenheit haben mich fasziniert. Leider ist es nie dazu gekommen.
klassik-begeistert: Carolina, Sie haben in Hamburg fast alle großen Rollen getanzt, sowohl klassische Partien wie Giselle oder Natalia im Schwanensee, aber auch typische Neumeierkreationen wie Emilia in Othello oder Romola in Nijinsky. Machte es für Sie einen Unterschied hinsichtlich der technischen und darstellerischen Anforderungen?
Carolina: Eigentlich nicht. Ich habe mich immer auf die Rollen konzentriert und mich vor dem Auftritt von den anderen abgesondert. Ich brauchte die mentale Stärke, um mich in die Rolle hineinzuversetzen. Erst wenn ich die Rolle mental in mir spürte, bin ich auf die Bühne gegangen.
klassik-begeistert: Carolina, wie stellten Sie sich auf der Bühne jeweils auf ihren männlichen Partner ein? Hatten Sie Einfluss darauf, wer Sie hebt und trägt? Wie wirkte sich die Sicherheit des Partners auf Ihre eigene Leistung aus?
Carolina: Wenn der Partner unsicher ist, führt das bei der Tänzerin zu Stress und sie kann ihre Leistung nicht so zeigen, wie sie es gern möchte. Das habe ich in Helsinki, aber eigentlich nie in Hamburg erlebt. Ich habe mich mit allen Hamburger Partnern immer sehr sicher gefühlt.
klassik-begeistert: Carolina, Ihre großartige Romola-Interpretation wurde ja filmisch festgehalten. Welche Bedeutung hat die Registrierung der eigenen Leistung auf DVD für eine Tänzerin oder einen Tänzer?
Carolina: Wichtiger als die filmische Dokumentation war für mich, dass John Neumeier mich für diese Rolle gewählt hat. Das hat mich sehr stark mit ihm verbunden.
Dr. Ralf Wegner, 16. September 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Teil 3 unseres Interviews mit Carolina Agüero und Dario Franconi erscheint Mittwoch, 18. September 2024, hier auf klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at.