Ladas Klassikwelt 113: Mit tanzendem Schritt tritt die Polonaise in die Liste des UNESCO-Welterbes ein

Ladas Klassikwelt 113: Mit tanzendem Schritt tritt die Polonaise in die Liste des UNESCO-Welterbes ein  klassik-begeistert.de, 25. Dezember 2023

Das Hofballett Cracovia Danza tanzt die Polonaise zusammen mit dem Publikum auf dem Rynek Główny (Hauptmarktplatz) in Krakau © Tomasz Korczyński

von Jolanta Łada-Zielke

Die Polonaise, der polnische Nationaltanz, steht bereits auf der Repräsentativen Liste des Immateriellen Welt-Kulturerbes der UNESCO.

Die Aufnahme erfolgte am 5. Dezember 2023 während der 18. Sitzung des Zwischenstaatlichen Ausschusses für den Schutz des Immateriellen Kulturerbes in Kasane, Botsuana. Dieses Ereignis hat der zweijährigen Anstregungen der Stadt Krakau und der Direktorin des Hofballetts Cracovia Danza, Romana Agnel, der Initiatorin dieser Aktion, gekrönt.

In Krakau ist die Polonaise ein wichtiger Teil der lokalen Identität. Deshalb hat unsere Stadt den Ballett Cracovia Danza von Anfang an in seinen Bemühungen unterstützt, diesen Tanz in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes der UNESCO aufnehmen zu lassen”, so Katarzyna Olesiak, Direktorin der Abteilung für Kultur und Nationales Erbe der Stadt Krakau”.[1]

Die Polonaise ist die sechste polnische Tradition auf der UNESCO-Liste. Zuvor folgten das Krakauer Krippenkunst (2018), die Bienenzucht (2020), die Falknerei (2021), die Blumenteppiche für das Fronleichnamsfest (2021) und die Flößerei (2022). Die Polonaise nahm man 2015 in die nationale Liste auf, zusammen mit anderen polnischen Tänzen wie Mazur, Krakowiak, Kujawiak und Oberek. Jetzt steht sie als eigenständiger Punkt in die Weltliste: „Polonaise, ein traditioneller polnischer Tanz”.

In der Vergangenheit hatten polnische Tänze, die an königlichen Höfen Europas komponiert und präsentiert wurden, repräsentative Funktion und ersetzten irgendwann die Pavane. Die Polonaise diente dazu, eine Feier zu beginnen. Zunächst nannte man polnische Tänze polonaisealla polacca oder polnischer Tanz. Im Laufe der Zeit übernahm Frankreich die Tanzfragen. Deshalb basiert das Tanzwörterbuch noch heute auf Begriffen aus der französischen Sprache. Daher erhielt die Polonaise im 18. Jahrhundert den französischen Namen, den man bis heute verwendet. Im achtzehnten Jahrhundert entwickelte sich schließlich auch der Rhythmus der Polonaise im Dreiertakt, mit der charakteristischen abtaktigen Figur   und dem Schlusstakt:

Aufführung der Polonaise während eines Spektakels des Hofballetts Cracovia Danza © Ilja van de Pavert

Das Markenzeichen der Polonaise ist der langgezogene, fließende Schritt, durch eine stolze Haltung unterstrichen. Er beginnt mit einer leichten Kniebeugung (plié), und es folgen zwei kleine Schritte nacheinander.

Die Aufnahme in die UNESCO-Liste verpflichtet die Initiatoren des Eintrags, ihre Öffentlichkeitsarbeit fortzusetzen.

„Wir haben die Aufgabe, sowohl die Polonaise als auch den Eintrag selbst zu fördern“, sagt Romana Agnel. „Also werden wir unsere bestehenden Projekte im Zusammenhang mit der Polonaise fortsetzen und die neuen entwickeln. Wir präsentieren immer wieder die Vorstellungen zu Themen der Kulturgeschichte Polens, in denen die Polonaise vorkommt. Zum Schluss des nächsten Festivals der Hof-Tänze, am 20. Juli 2024, werden wir wie üblich die Polonaise auf dem Krakauer Marktplatz mit Einheimischen und Besuchern zusammentanzen. In der ersten Maihälfte 2024 wird in Krakau ein neuer Guinness-Rekord für das Tanzen der Polonaise für eintausend Paare aufgestellt werden. Die Tanzvereine aus anderen Gebieten Polens, darunter aus Schlesien, helfen uns bei der Vorbereitung auf dieses Ereignis. In Krakau habe ich einen Polonaise-Zirkel gegründet, der unsere Aktionen unterstützt. Außerdem bringen wir Abiturienten die Polonaise bei und führen diesen Tanz bei Abschlussbällen in befreundeten Gymnasien auf. Wir koordinieren ebenfalls verschiedene Polonaise-Projekte in der Krakauer Filiale des Nationalmuseums und im Czartoryski-Museum. In den Sälen des Museums werden wir eine Aufführung im Zusammenhang mit der Polonaise von Frédéric Chopin präsentieren.“

Jolanta Łada-Zielke, 25. Dezember 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

[1] Quelle: krakow.pl

Jolanta Łada-Zielke, Jahrgang 1971, kam in Krakau zur Welt, hat an der Jagiellonen-Universität Polnische Sprache und Literatur studiert und danach das Journalistik-Studium an der Päpstlichen Universität Krakau abgeschlossen. Gleichzeitig absolvierte sie ein Gesangsdiplom in der Musikoberschule Władysław Żeleński in Krakau. Als Journalistin war Jolanta zehn Jahre beim Akademischen Radiorundfunksender Krakau angestellt, arbeitete auch mit Radio RMF Classic, und Radio ART anläßlich der Bayreuther Festspiele zusammen. 2003 bekam sie ein Stipendium vom Goethe-Institut Krakau. Für ihre  journalistische Arbeit wurde sie 2007 mit der Jubiläumsmedaille von 25 Jahren der Päpstlichen Universität ausgezeichnet. 2009 ist sie der Liebe wegen nach Deutschland gezogen, zunächst nach München, seit 2013 lebt sie in Hamburg, wo sie als freiberufliche Journalistin tätig ist. „Ihre Artikel erscheinen in der polnischen Musikfachzeitschrift „Ruch Muzyczny“, auf dem Portal „Kurier Muzyczny“, in der Theaterzeitung „Didaskalia“, in der kulturellen Zeitschrift für Polen in Bayern und Baden-Württemberg „Moje Miasto“, sowie auf dem Online-Portal „Culture Avenue“ in den USA. Als ausgebildete Sängerin führt Jolanta eigene Musikprojekte durch und singt auch im Chor. Zu ihrem Solo-Repertoire gehören vor allem geistliche und künstlerische Lieder sowie Schlager aus den Zwanzigern. Sie ist seit 2019 Autorin für klassik-beigeistert.de.“

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