Als das Hofballett „Cracovia Danza“ im Herbst 2015 anlässlich des 600. Jahrestages der türkisch-polnischen Beziehungen in Bayreuth auftrat, gestand ich seinen Mitgliedern: „Wenn ich meine Heimatstadt Krakau überhaupt vermisse, dann vor allem wegen Euch!“
von Jolanta Łada-Zielke
Das Ensemble ist ein wichtiges künstlerisches Markenzeichen von Krakau. Ende Juli oder Anfang August organisiert das Ballett jedes Jahr zusammen mit der Ardente Sole-Stiftung das Internationale Festival der Hoftänze. Dabei kann man sehen und auch erleben, wie Leute an königlichen Höfen in vergangenen Epochen tanzten und welche Gewohnheiten in alten Zeiten herrschten.
Ich liebe besonders den letzten Abend des Festivals, weil dann ein traditioneller Ball für das Publikum auf dem Krakauer Marktplatz stattfindet. Auf einer großen Bühne demonstrieren die Tänzer Schritte und Figuren aus der Pavane oder dem Branle1 und die Zuschauer machen das nach. Das ist ein wunderschöner Anblick, wenn eine große Menschenmenge auf dem Marktplatz zur Alten Musik tanzt, sowohl die Einwohner als auch die Touristen.
Das diesjährige 21. Festival der Hoftänze in Krakau findet trotz allen Einschränkungen in der zweiten Julihälfte statt. An der Veranstaltung, die „Kraków tańcem malowany“ (Krakau vom Tanz gemalt) betitelt ist, nehmen aus Sicherheitsgründen außer Cracovia Danza keine anderen Tanzensembles teil. Nur die Tanzlehrer kommen, um ihre Meisterklassen, sowohl analog als auch virtuell, zu führen.
Im ersten Teil des Festivals – vom 19. bis 26. Juli – tritt das Hofballett Cracovia Danza an verschiedenen Orten der Stadt Krakau auf und präsentiert seine Spektakel mit Tänzen vom Mittelalter, Renaissance und Barock; und zwar ohne eingerichteten Bühnen- oder Zuschauerraum. Die Künstler tanzen einfach auf den Straßen, Plätzen und in Innenhöfen, sie stellen sich als ein Teil des alltäglichen Lebens dar. Man kann sie auf dem Marktplatz, im Barbakan oder im Hof des Palastes von Erazm Ciołek sehen. Die Künstler beabsichtigen, ihre Shows zu wiederholen; das Publikum in Krakau kann sie also nicht verpassen.
Die Tanzworkshops „KRAKÓW TAŃCZY“ (Krakau tanzt) finden sowohl online als auch live im öffentlichen Raum statt. Ein Online-Workshop ist für den 27. bis 31. Juli geplant. Binnen dieser fünf Tage eröffnen die internationalen Pädagogen und Tanzmeister ihre virtuellen Klassen. Das sind: Marie-Claire Bär Le Corre (französischer Renaissance-Tanz), Marta Baranowska (italienischer Renaissance-Tanz), Ana Yepes (alter spanischer Tanz), Alaknanda (indischer Kathak-Tanz), Nikoleta Giankaki (alter griechischer Tanz), Pierre-François Dollé (Meisterklasse für barocken französischen Tanz) und Leszek Rembowski (alter polnischer Tanz).
Auch Kinder und Jugendliche haben die Möglichkeit, historische Tänze aus Griechenland, Frankreich und Spanien kennenzulernen. Die Organisatoren laden sie zu einem speziellen Kurs „Krakow tanczy pod Wawelem“ (Krakow tanzt am Schloss Wawel) vom 28. bis 30. Juli ein. Die Workshops stehen allen offen, erfordern jedoch eine Online-Registrierung.
Das Hofballett Cracovia Danza freut sich auf die Teilnehmer aus dem deutschsprachigen Raum.
Jolanta Lada Zielke, 13. Juli 2020, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
1 Die Branles, auch Bransles sind historische Tänze, die vom 15. bis zum 17. Jahrhundert gebräuchlich waren. (Wikipedia)
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Jolanta Lada-Zielke, 48, kam in Krakau zur Welt, hat an der Jagiellonen-Universität Polnische Sprache und Literatur studiert und danach das Journalistik-Studium an der Päpstlichen Universität Krakau abgeschlossen. Gleichzeitig absolvierte sie ein Gesangsdiplom in der Musikoberschule Władysław Żeleński in Krakau. Als Journalistin war Jolanta zehn Jahre beim Akademischen Radiorundfunksender Krakau angestellt, arbeitete auch mit Radio RMF Classic, und Radio ART anlässlich der Bayreuther Festspiele zusammen. 2003 bekam sie ein Stipendium vom Goethe-Institut Krakau. Für ihre journalistische Arbeit wurde sie 2007 mit der Jubiläumsmedaille von 25 Jahren der Päpstlichen Universität ausgezeichnet. 2009 ist sie der Liebe wegen nach Deutschland gezogen, zunächst nach München, seit 2013 lebt sie in Hamburg, wo sie als freiberufliche Journalistin tätig ist. Ihre Artikel erscheinen in der polnischen Musikfachzeitschrift „Ruch Muzyczny“, in der Theaterzeitung „Didaskalia“, in der kulturellen Zeitschrift für Polen in Bayern und Baden-Württemberg „Moje Miasto“ sowie auf dem Online-Portal „Culture Avenue“ in den USA. Jolanta ist eine leidenschaftliche Chor-und Solo-Sängerin. Zu ihrem Repertoire gehören vor allem geistliche und künstlerische Lieder sowie Schlager aus den Zwanzigern und Dreißigern. Sie ist seit 2019 Autorin für klassik-beigeistert.de.