Foto: © Adam Barker
Liederabend Bryn Terfel & Malcolm Martineau
Münchner Opernfestspiele, Donnerstag, 11. Juli 2019
Nationaltheater, München
von Barbara Hauter
Liederabende sind Kassengift. Nicht so, wenn der walisische Bassbariton Bryn Terfel auf dem Programm steht. Dann ist die Bude voll. Das Münchner Nationaltheater ist nahezu ausverkauft und nicht nur die Generation silverhead sitzt auf den begehrten Plätzen. Auch junge Fans sind angereist, um den „besten Bassbariton ever“ (so ein Besucher) anzuhimmeln.
Sir Bryn Terfel ist ein echtes Mannsbild. 1,93 Meter groß und bühnenfüllend – und das schon, bevor er anhebt zu singen. Sobald seine wunderbar warme, dahinschmelzende Stimme erklingt, scheint das gesamte Nationaltheater von ihm erfüllt zu sein. Federleicht schwingt er sich in die Höhen und seine Tiefen bringen sogar das Zwerchfell des Zuhörers zum Mitschwingen.
Einen weiten Bogen spannt er mit seinem Programm: Vom Seemannssong über Kunstlieder von Schubert und Schumann bis zu keltischem Liedgut. Mit dem Kunstlied hatte Terfel seinen Durchbruch. 1989 gewann er direkt nach dem Studium den Gesangswettbewerb BBC Cardiff Singer of the World in der Kategorie Lieder. Seit seinem Operndebüt 1990 ist er Superstar auf allen Bühnen und zum Beispiel für seinen Jochanaan aus der Oper „Salome“ berühmt.
Für das Münchner Publikum besingt Terfel zunächst die Seefahrt und das Vagabundenleben. Sehr glaubhaft, bei einem Kerl, der auch einen Hauch von Seetang und Hafenkneipe in der Stimme haben kann. Umso überraschender dann die zarte gesangliche Hingabe an ein purpurnes Blütenblatt und eine liebliche Rose. Sein Ausflug in die Welt des bildungsbürgerlichen Musikgenusses beweist, dass Terfel unglaublich akzentuiert auf Deutsch singen kann. Seine präzise Aussprache ist wirklich beeindruckend. Die Texte von Brahms‘ Gesängen und Schumanns Belsazar muss man im Textbuch nicht mitlesen. Herrlich, man kann mit ganzer Aufmerksamkeit einfach zuhören. Und das Zusammenspiel mit dem schottischen Pianisten Martineau bewundern. Der reagiert feinfühlig, wenn Terfel das Tempo staucht oder dehnt.
Aber dann kehrt Terfel wieder zurück zu seinen Wurzeln und präsentiert volksnahe keltische Lieder aus seiner Heimat und gibt dabei den perfekten Entertainer. Locker plaudert er vom Wetter und erzählt von seiner walisischen Oma, für die er mit wohlig warmer, liebevoller Stimme das traurige Lied vom toten Kind singt. Die Herzen des Publikums sind in diesem Moment ganz bei ihm. Zwei Zugaben erklatscht sich das Publikum. Und bekommt den Grünäugigen Drachen, zu dem Terfel auch noch auf zwei Fingern die Melodie mitpfeift. In diesem Moment rockt Terfel die Oper. Schade, dass diese Momente so kurz waren. Davon hätte man gerne noch mehr gehört.
Barbara Hauter, 12. Juli 2019, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Bryn Terfel
Malcolm Martineau
John Ireland
Sea Fever
Vagabond
The bells of San Marie
Roger Quilter
Now sleeps the crimson petal
Weep you no more sad fountains
Go lovely rose
Fair house of joy
Johannes Brahms
Vier ernste Gesänge op. 121
Robert Schumann
Belsatzar op. 57
Franz Schubert
Trinklied D 888
Ständchen D 889
An Silvia D 891
Ralph Vaughan Williams
A selection of songs from The Songs of Travel
Songs from Wales
W. S Gwynn Williamss
My Little Welsh Home
Owen Williams
Sul y Blodau
Arr. Bryan Davies
Deryn y bwn o’r Bana