Wie Cello und Klavier zusammen singen

TEATIME CLASSICS  Krzysztof Michalski, Violoncello  Laieszhalle, Kleiner Saal, 25. Oktober 2025

Krzysztof Michalski und Yanjun Chen in der Laieszhalle © Austin Tan

TEATIME CLASSICS

Krzysztof Michalski, Violoncello
Yanjun Chen, Klavier

Laieszhalle, Kleiner Saal, 25. Oktober 2025

von Jolanta Łada-Zielke

Der regnerische Herbstnachmittag in der Hansestadt wurde dank Krzysztof Michalski, dem polnischen Cellovirtuosen, und der chinesischen Pianistin Yanjun Chen aufgehellt, die in der Laieszhalle das Konzert „Mit dem Cello singen” am letzten Samstag gegeben haben. Beide sind erst Anfang zwanzig, haben aber bereits Preise bei renommierten Wettbewerben gewonnen:

Michalski beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD in München und Chen bei der Santa Cecilia International Competition in Porto.

Das Konzertprogramm besteht aus Stücken, in denen Instrumente die menschliche Stimme imitieren, wobei sowohl das Cello als auch das Klavier eigene, meisterhafte Passagen haben. Schon die ersten Takte der Mélodie aus Miscellanea op. 16 von dem polnischen Komponisten Ignacy Jan Paderewski zeigen, dass das Cello in Michalskis Händen wirklich singt.

Der Künstler entlockt diesem Instrument die schönsten Klänge, sowohl in den hohen als auch in den tiefen Lagen. In Poulencs Sonate FP 143 verwendet er zarte, manchmal scherzhaft klingende Pizzikati, und seine Finger bewegen sich mit unglaublicher Geschicklichkeit und Fertigkeit über die Saiten.

Yanjun Chen zaubert aus der Klaviertastatur mit unglaublicher Sensibilität mal sanfte Wellen, mal dramatische Klänge. Am meisten Aufmerksamkeit erregen die dynamischen Schattierungen, die beide Künstler einsetzen. Atemberaubend ist das Decrescendo in den Schlussphrasen der einzelnen Sätze, die bis zum maximalen Pianissimo abgeklungen sind. Die letzten Töne klingen wie das Flattern von Schmetterlingsflügeln auf den Saiten des Instruments. Sogar die Atemzüge der beiden Musiker sind synchronisiert.

Als letztes spielen sie Rachmaninows Sonate g-Moll op. 19. Trotz der umfangreichen Klavierpartie übernimmt Chen hier nicht die dominierende Rolle und lässt ihrem Kollegen Raum, sich mit einer echten slawischen Lebhaftigkeit zu entfalten. In den lyrischen Passagen verziert Michalski den „Gesang” des Cellos mit einem subtilen Vibrato. Während des Spiels macht er oft die Augen zu, und sein Gesichtsausdruck zeigt, wie sehr er die Aufführung dieser Musik genießt. In den lyrischen Passagen wiegt er sein Instrument fast wie eine geliebte Person in den Schlaf.

Das Publikum belohnte die Musiker mit langem Applaus und Jubelrufen. Einige hatten Tränen in den Augen. Schade, dass die Künstler als Zugabe nur Schumanns Widmung gespielt haben, besser bekannt als Lied, welches übrigens in dieses Programm passt. Das Publikum verließ die Laieszhalle mit dem Bedürfnis, weiter zu hören.

Jolanta Łada-Zielke, 29. Oktober 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Charles Richard-Hamelin, Klavier Laeiszhalle Hamburg, 12. Juni 2025

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