„Minstrel’s Era“: fremde und vertraute Klänge in der Berliner Passionskirche

Minstrel’s Era  Passionskirche, Berlin , 17. November 2019

Foto: www.berlin.de
Ein ungewöhnlicher, aber geglückter Abend, der den eigenen musikalischen Horizont erweitert.

Passionskirche, Berlin , 17. November 2019

Derya Türkan  Kemence
Atilla Aldemir  Violine, Viola
Eric van der Westen  Kontrabass
Cagri Sertel  Klavier

von Peter Sommeregger

Das Yunus Emre Enstitüsü ist ein Türkisches Kulturinstitut, das sich weltweit um die Pflege der türkischen Sprache und Kultur bemüht, und auch für dieses Konzert als Veranstalter auftritt.

In der Kreuzberger Passionskirche, einem Gotteshaus von überschaubarer, intimer Größe erlebt man an diesem Totensonntag ein ganz besonderes Konzert, das ein wunderbares Gegenstück zum tristen Novembernieseln an diesem düsteren Spätherbsttag ist.

Zu hören sind Musikstücke aus alter türkischer Tradition, die erstmals im 17. Jahrhundert von in Istanbul in Gefangenschaft lebenden Europäern aufgezeichnet wurden, aber bedeutend ältere Wurzeln haben. Ursprünglich nur für das Instrument Kemence, eine Art Laute, vorgesehen, erleben wir an diesem Abend ein modernes Arrangement, bei dem sich Klavier, Kontrabass und Viola mit der Laute verbinden, was der Musik eine erstaunliche Modernität und Schwung verleiht. Der Reiz dieser Musik besteht hauptsächlich darin, dass hier uraltes, nur mündlich weitergegebenes Material durch europäische Musiker erstmals notiert wurde, wobei natürlich auch einiges vom Musikverständnis der Europäer einfließt.

Die moderne Begleitung schließlich bringt uns diese Musik erstaunlich nahe und stößt beim Publikum auch auf große Begeisterung. Die leichte Monotonie, die in der Musik angelegt ist, wird durch die originellen Arrangements stark aufgelockert, nach einer kurzen Phase der Eingewöhnung wird man von dem Rhythmus  mitgetragen und man verfällt schnell dem Reiz dieses bei aller Fremdheit Vertrauten.

Derya Türkan an der traditionellen Kemence wird harmonisch von Atilla Aldemir auf der Viola, dem Holländer Eric van der Westen am Kontrabass und last not least Cagri Sertel am Klavier unterstützt. Ein gut eingespieltes Team, dem das begeisterte Publikum noch zwei Zugaben abtrotzte.

Ein ungewöhnlicher, aber geglückter Abend, der den eigenen musikalischen Horizont erweitert.

Peter Sommeregger, 18.November 2019, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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