Christian Gerhaher begeistert als Don Giovanni in der Elbphilharmonie

Mozart, Don Giovanni, Bamberger Symphoniker, Christian Gerhaher, Elbphilharmonie

Foto: Daniel Dittus (c)
Elbphilharmonie
, 4. Dezember 2017
Wolfgang Amadeus Mozart, Don Giovanni
Christian Gerhaher Don Giovanni
Tareq Nazmi Leporello
Bozidar Smiljanic Masetto
Martin Mitterrutzner Don Ottavio
Tijl Faveyts Commentatore
Simona Šaturová Donna Anna
Layla Claire Donna Elvira
Sophie Karthäuser Zerlina
Bamberger Symphoniker
Tschechischer Philharmonischer Chor Brno

Jakub Hrůša Dirigent

welt.de berichtet über die konzertante Aufführung von Wolfgang Amadeus Mozarts „Don Giovanni“ im Großen Saal der Elbphilharmonie trefflich: „Dieser Don Giovanni rastet aus. Er schreit uns an. Oder ist das doch noch Gesang, mit dem Christian Gerhaher die Champagner-Arie in Mozarts Oper als manisch trotziges Bekenntnis des ewigen Verführers interpretiert? Das entgrenzte Singen des Großmeisters des Liedgesangs gewinnt existenzielle Dringlichkeit. Sein Singen begeistert und verstört, führt aus der Komfortzone der Kunstproduktion in jeder hinterfragten Textzeile heraus. Gerhahers Giovanni ist ein intellektueller Edelmann, der seine nicht nur weibliche Umwelt berechnend manipuliert.

Wo Regisseure daran scheitern, ein Psychogramm des ewigen Schwerenöters zu zeichnen, steigt Christian Gerhaher derart skrupelfrei in die Abgründe der Figur hinab, dass ihre schillernde Biegsamkeit sich durch das rein vokale Porträt besser mitteilt als in noch so ambitionierten Inszenierungen. Das Pro-Arte-Konzert mit den Bamberger Symphonikern transformiert die Elbphilharmonie wie selbstverständlich in ein Opernhaus, für das viele Menschen Hamburgs neues Wahrzeichen ja tatsächlich halten. Das gefeierte Sängerensemble nutzt die Räume um das kompakt in der Bühnenmitte positionierte Orchester so geschickt, dass maximale szenische Spannung bei angedeuteten Gesten entsteht.

Mochte Starbariton Gerhaher das Zugpferd der Produktion sein, seine Sangesschwestern und -brüder harmonieren ideal mit ihm: Die resonanzreiche Basspracht und stimmliche Natürlichkeit von Tareq Nazmi als Leporello ist komplementärer Gegenpol zu Gerhahers Dr.-Phil.-Giovanni. Simona Šaturová mit funkelndem Sopranfuror als Donna Anna paart sich perfekt mit der obertonsüßen Tenorlyrik von Martin Mitterrutzner als Don Ottavio. Die Bamberger Symphoniker unter ihrem tschechischen Chefdirigenten Jakub Hrůša pflegen ein sanglich weiches, böhmisch singendes Mozartbild abseits der Extreme. Ein Ausnahmeabend.“

klassik-begeistert.de, 6. Dezember 2017

Foto: Claudia Höhne

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