Les Musiciens du Louvre © Benjamin Chelly
Gekonnt dargebotener Witz und ironische Frivolitäten aus Offenbachs Operetten sorgen für kurzweiliges Konzertvergnügen beim Musikfest Bremen
Jacques Offenbach Ouvertüren, Arien und Duette aus „Les fées du Rhin“, „La vie parisienne“, „Orphée aux enfers“, „La Périchole“ etc.
Eugénie Joneau Mezzosopran
Jean-Sébastien Bou Bariton
Marc Minkowski Dirigent
Les Musiciens du Louvre
Bremer Konzerthaus Die Glocke, Großer Saal, 16. August 2025
von Dr. Gerd Klingeberg
18 Konzerte auf 3 Zeitschienen in 9 Spielstätten rund um den Bremer Marktplatz: Das ist „Eine Große Nachtmusik“, die allseits beliebte Eröffnungsveranstaltung zum diesjährigen 36. Musikfest Bremen. Aber wer da die Wahl hat, hat die Qual.
Ich habe mich kurzerhand für „Les Musiciens du Louvre“ entschieden; das 1982 von Marc Minkowski gegründete Ensemble hatte bereits vor 30 Jahren sein bejubeltes Musikfest-Debüt. Für den diesjährigen Auftritt hat Minkowski ein unterhaltsames Programm aus dem Operetten-Œuvre von Jacques Offenbach mitgebracht, das er auch, radebrechend mit nettem französischem Akzent, humorvoll auf Deutsch und Englisch moderiert.

Zart flirrend und warmtönig klangvoll startet das Orchester mit der Ouvertüre aus „Les fées du Rhin“. Von Beginn an überzeugen das präzise Zusammenspiel und die ausgeprägte Transparenz wie auch die durchweg sehr plastisch angelegte orchestrale Ausführung, die selbst ohne genauere Kenntnis der Operettenhandlung beim Zuhören entsprechende Bildvorstellungen entstehen lässt. Zugriffig markant und mit reichlich Schwung, geradezu zum munteren Mitgaloppieren animierend, präsentieren sie den „Galop“ aus „Orphée aux enfers“.
Heitere Frivolität und eine beschwipst kieksende Soubrette
Mit sonorem Timbre, dezidiert artikulierend und gekonnt die ironische Note des Textes betonend, singt Bariton Jean-Sébastien Bou die Arie „Par Dieu, c’est une aimable charge“ aus der wenig bekannten Operette „La jolie parfumeuse“, einer heiter-frivolen Komödie. Seine Darbietung der Air du Baron „Dans cette ville“ (aus „La vie parisienne“) unterstreicht den typisch humorvollen bis satirischen Charakter von Offenbachs Bühnenwerken.

Mit sogar noch etwas mehr Witz gelingt dies der Mezzosopranistin Eugénie Joneau, die in bester Soubrettenmanier mit dem Couplet „Ah! Quel dîner je viens de faire“ (aus „La Périchole“) stimmlich und gestisch wahrhaft überzeugend die kieksende, weil offensichtlich schon deutlich beschwipste Titelfigur mimt – und damit für etliche Lacher im Publikum sorgt.

Bou legt prompt nach: mit „A cheval“ (aus „La Grande-Duchesse de Gérolstein“), einer gelungenen Verhohnepipelung generalistischer Attitüde mit martialisch zackigem „piff, paff, puff, tara pa pum“. Und genau dies liebt auch die Großherzogin von Gerolstein, wie es Joneau mit exaltiert gefärbter Stimmgebung bei „Ah! Que j’aime les militaires“ beteuert – selbstverständlich samt schwerlich überhörbarem satirisch pikantem Unterton und einem abschließenden sehnsuchtsvoll genüsslichen Seufzer.
Dazwischen sorgen unterhaltsame orchestrale Ballettszenerien im fließenden Walzertakt oder in pointierter, detailliert konturierter Akzentuierung, allesamt mit mehr oder weniger ausgeprägtem Ohrwurmpotenzial, für ausnehmend gute Laune bei den Zuhörern.
Und die angenehme Stimmung hält an bis zum blitzsauber gepizzten, berauschend luftig und leicht vorgetragenen „Ballet des flocons de neige“ (aus „Le voyage dans la Lune“) und noch einigen rasant akzelerierten Rausschmeißerpartien in typischer Offenbach-Schmissigkeit, die am Ende des überaus launigen einstündigen Konzertvergnügens das gesamte Auditorium zu lang anhaltenden Standing Ovations von den Sitzen reißen.
Dr. Gerd Klingeberg, 17. August 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Arthur Honegger, König David Bremen, Kulturkirche St. Stephani, 29. Juni 2025
Freiluft-Klassik-Festival „Sommer in Lesmona“ Knoops Park Burglesum, Bremen
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