John Neumeiers geniale kleine Meerjungfrau wird in Hamburg euphorisch gefeiert

Auf dem Meeresgrund: Lennard Giesenberg (Der Dichter) und Xue Lin (Die kleine Meerjungfrau) (Foto: Kiran West)

Xue Lin tanzt diese kleine Meerjungfrau mit großer Überzeugungskraft. Wie sie sich dreht und windet, ihre Unterschenkel sitzend nach hinten hochstreckt oder mit dem Kopf nach unten gewendet die Arme hebt, wie sie überhaupt mit ihren Armen den Bewegungen der genialen Komposition von Lera Auerbach folgt, ist faszinierend anzuschauen.

Die kleine Meerjungfrau, Ballett von John Neumeier
frei nach Hans Christian Andersen

Musik: Lera Auerbach, Hamburger Fassung

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg, Leitung: Simon Hewett

50. Hamburger Ballett-Tage

Hamburgische Staatsoper, Neufassung, 6.Juli 2025

von Dr. Ralf Wegner

John Neumeiers kleine Meerjungfrau nach Hans Christian Andersen ist ein geniales Kunstwerk. Der Choreograph schuf nicht nur die tänzerische Fassung dieses Balletts, sondern ist auch für die Inszenierung, das Bühnenbild, die Kostüme und das Lichtkonzept verantwortlich.

Lera Auerbach lieferte ihm zudem eine kongeniale, melodiöse Komposition, die vom Philharmonischen Staatsorchester unter der Leitung von Simon Hewett gut durchhörbar, dynamisch ausdruckstark abgestuft und, um ein Farbymbol zu nutzen, stahlblau flimmernd gespielt wurde. Konradin Seitzner spielte die Violine und Lydia Kavina das Theremin (ein elektronisches Musikinstrument). „Die kleine Meerjungfrau, Ballett von John Neumeier
Hamburgische Staatsoper, Neufassung, 6.Juli 2025“
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Tippetts „A Child of Our Time“ entfacht in mir die Kraft des Friedenswillens

A Child of Our Time © BR / Markus Konvalin

Michael Tippetts selten außerhalb aufgeführtes Oratorium A Child of Our Time brennt thematisch unter den Nägeln und durchdringt mich musikalisch insbesondere durch aufwühlende Chorpassagen, deren Höhepunkte die integrierten Spirituals sind, die mir den Atem rauben, mir Schweiß auf die Stirn setzen und mich an den Rand der Tränen bringen.

A Child of Our Time  (1944)
Ein Friedensoratorium von Michael Tippett (1905-1998) (Musik und Text)

Elizabeth Llewellyn   Sopran
Natalie Lewis   Mezzosopran
Barry Banks   Tenor
Andrew Hamilton   Bariton

Chor des Bayerischen Rundfunks (Einstudierung Florian Helgath)
Münchner Rundfunkorchester

Patrick Hahn   Leitung

Herz-Jesu-Kirche München, 4. Juli 2025

von Frank Heublein

An diesem Abend wird in der Herz-Jesu-Kirche in München-Neuhausen mit „A Child of Our Time“ ein Oratorium des britischen Komponisten Michael Tippett aufgeführt. Seine Werke stehen außerhalb Großbritanniens eher selten auf dem Spielplan, obwohl sein Werk reichhaltig ist. „A Child of Our Time, Oratorium von Michael Tippett  (1944)
Herz-Jesu-Kirche München, 4. Juli 2025“
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„Winterreise reloaded“: Charly Hübner öffnet Abgründe

Charly Hübner © Philip Kreibig

Charly Hübner trifft Schubert, Nick Cave und Mahler. Beim ION Musikfest sprengt er damit alle Grenzen zwischen Klassik, Rock und existentiellem Wahnsinn. Was als „Winterreise“ beginnt, endet im Abgrund menschlicher Sehnsucht.

ION Musikfest  Nürnberg 4. und 5. Juli 2025

IMAGINE PEACE · A NIGHT FOR JOHN LENNON

Inga Rumpf
Gustav Peter Wöhler
Catt
Stefanie Hempel
All-Star-Band (u.a. mit Billy King und Ben Barritt)

Kulturkirche GoHo, 3. Juli 2025


MERCY SEAT · CHARLY HÜBNER SINGT FRANZ SCHUBERT UND NICK CAVE

Charly Hübner, Stimme
Kalle Kalima, E-Gitarre
Carlos Bica, Kontrabass
Max Andrzejewski, Schlagzeug
Sebastian Schottke, Klangregie
Tobias Schwencke, Bearbeitung
Ensemble Resonanz

St. Sebald, 4. Juli 2025

von Jürgen Pathy

Er ist Schauspieler, Regisseur und Sprecher. Mit Schuberts „Winterreise“ tritt Charly Hübner in eine andere Liga, eine andere Welt. „Auf einen Totenacker, hat mich mein Weg gebracht“, da ist es längst schon um mich geschehen. Die ersten Worte des Wanderers, der im „Wirtshaus“ landet – ein Synonym für den Friedhof, den Tod, der ihn noch nicht erlöst. Auf seiner Reise dahin, es ist immerhin Lied Nr. 20 aus Schuberts Liederzyklus, hat der aber erlebt, was vorher nicht war – und das Publikum ebenso.

„ION Musikfest
Nürnberg 4. und 5. Juli 2025“
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Kartaloff verwebt Sinnlichkeit und Dogma zu einem Seelendrama in Wagners „Tannhäuser“

Foto © Sofia Opera and Ballett

Richard Wagner
Tannhäuser

Plamen Kartaloff, Inszenierung

Constantin Trinks, musikalische Leitung

Sofia Opera und Ballett, 5. Juli 2025

von Dirk Schauß

Plamen Kartaloffs Inszenierung von Richard Wagners „Tannhäuser“ entfaltete sich auch in der zweiten Vorstellung am 5. Juli 2025 im Rahmen des Wagner-Festivals in Sofia als ein dichtes Erlebnis – geistig wie emotional.

Die Bühne, entworfen von Sven Jonke, bricht konsequent mit jeder Form realistischer oder historischer Einordnung. Stattdessen entsteht ein offener, entrückter Denkraum, der sowohl psychologische Tiefen auslotet als auch spirituelle Assoziationen weckt. „Richard Wagner, Tannhäuser
Sofia Opera und Ballett, 5. Juli 2025 “
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Tobias Kratzer: „Nur ein Bruchteil der Bürger besucht die Oper regelmäßig – wir müssen unser Haus sichtbar machen“ – Teil 3

Tobias Kratzer bei der Saisonvorstellung 25/26; Foto Patrik Klein

klassik-begeistert im Interview mit Tobias Kratzer, dem künftigen Intendanten der Hamburgischen Staatsoper, Teil III

Tobias Kratzer übernimmt ab der Saison 2025/26 die Intendanz der Hamburgischen Staatsoper. Bereits während der Probenarbeiten zu dem Saisoneröffnungsstück „Das Paradies und die Peri“ von Robert Schumann, welches im September die neue Saison eröffnen wird, hatten der Herausgeber von klassik-begeistert Andreas Schmidt und die Autoren Jörn Schmidt und Patrik Klein die Gelegenheit, ein paar Fragen an Herrn Kratzer zu stellen.

„Interview: kb im Gespräch mit Tobias Kratzer, Teil III
Hamburgische Staatsoper, 6. Juli 2025“
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Tobias Kratzer: „Es interessiert mich mehr, neue Werke zu kreieren, als bestehende Werke zu dekonstruieren“ – Teil 2

Tobias Kratzer bei der Vorstellung der neuen Saison 25/26; Foto Patrik Klein

Klassik-begeistert im Interview mit Tobias Kratzer, dem künftigen Intendanten der Staatsoper Hamburg, zum Thema Werkbegriff im Orchester und der Oper, Teil II

Tobias Kratzer übernimmt ab der Saison 2025/26 die Intendanz der Staatsoper Hamburg. Bereits während der Probenarbeiten zu dem Saisoneröffnungsstück „Das Paradies und die Peri“ von Robert Schumann, welches im September die neue Saison eröffnen wird, hatten der Herausgeber von klassik-begeistert Andreas Schmidt und die Autoren Jörn Schmidt und Patrik Klein die Gelegenheit, ein paar Fragen an Herrn Kratzer zu stellen.

„Interview: kb im Gespräch mit Tobias Kratzer, Teil II
Hamburgische Staatsoper, 4. Juli 2025“
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Tobias Kratzer: „Jeder Abend soll bei uns Premiere sein“ – Teil 1

Tobias Kratzer © Robert Haas

Die Hamburgische Staatsoper vergleicht sich künftig in Qualität und Anspruch mit dem am häufigsten ausgezeichneten Opernhaus  des Landes, der Oper Frankfurt – und darüber hinaus.

klassik-begeistert im Interview mit Tobias Kratzer, dem künftigen Intendanten der Staatsoper Hamburg, Teil I.

Tobias Kratzer übernimmt ab der Saison 2025/26 die Intendanz der Staatsoper Hamburg. Bereits während der Probenarbeiten zu dem Saisoneröffnungsstück „Das Paradies und die Peri“ von Robert Schumann, das im September die neue Saison eröffnen wird, hatten der Herausgeber von klassik-begeistert Andreas Schmidt und die Autoren Jörn Schmidt und Patrik Klein die Gelegenheit, Fragen an Herrn Kratzer zu stellen. „Interview: kb im Gespräch mit Tobias Kratzer, Teil I
Hamburgische Staatsoper, 2. Juli 2025“
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“Die Größe der Romantik” war das Motto des Classics Festivals 2025 am Wörthersee 

Intendantin Elena Denisova und künstlerischer Leiter Alexei Kornienko © vogus

Die 24. Ausgabe des WörtherSee Classics Festivals brachte an vier Abenden die vier Symphonien von Johannes Brahms, gekoppelt mit jeweils einem romantischen Solokonzert.

Konzerthaus Klagenfurt, 30. Juni bis 3. Juli 2025

 von Dr. Rudi Frühwirth

Das Festival wurde am 30. Juni 2025 mit einem Konzert im Großen Saal des Konzerthauses Klagenfurt eröffnet. Der erste Programmpunkt war das Konzert für Violoncello und Orchester in h-Moll, op. 104 von Antonín Dvořák. Das Konzert ist, wie Wilhelm Sinkovicz in seinem klugen Einführungsvortrag erläuterte, sehr frei aufgebaut. „WörtherSee Classics Festival
Konzerthaus Klagenfurt, 30. Juni bis 3. Juli 2025“
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Christian Thielemann serviert Strauss-Lieder mit Garnierung

Christian Thielemann, Staatskapelle Berlin | Konzert zum Jahreswechsel am 31. Dezember 2024 © Stephan Rabold

Liszts ambitionierte Tondichtungen sind interessant instrumentiert, aber dem Melodienreichtum der Strauss-Lieder deutlich unterlegen, sie dienen wie ein Salatblatt als Garnierung des Hauptgerichts.

Abonnementkonzert VIII Staatskapelle Berlin

Franz Liszt
Symphonische Dichtungen 1 und 2

Richard Strauss
Orchesterlieder

Staatskapelle Berlin
Erin Morley  Sopran
Christian Thielemann  Dirigent

Staatsoper Unter den Linden, 5. Juli 2025

von Peter Sommeregger

Franz Liszts symphonische Werke sind mit einer Ausnahme relativ unbekannt. Sein „Les Préludes“ diente den Nationalsozialisten als pompöse Untermalung für die Erfolgsmeldungen der Wehrmacht während des
2. Weltkrieges. Weniger martialisch sind des Komponisten erste symphonische Dichtungen, die Berg-Symphonie und Tasso, Lamento  e Trionfo. „Staatskapelle Berlin, Christian Thielemann/Erin Morley 
Staatsoper Unter den Linden, 5. Juli 2025“
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Wenn so prachtvoll getanzt wird wie beim Stuttgarter Ballett, ist die Ballett-Welt noch in Ordnung

Adhonay Soares da Silva (Basilio) und Elisa Badenes (Kitri) im dritten Akt © Roman Novitzky/Stuttgarter Ballett

Wie Adhonay Soares da Silva seine fliegenden Drehsprünge und seine Tour de reins mit Zwischendrehungen absolvierte, begeisterte das Stuttgarter Publikum ebenso wie Elisa Badenes mit ihren Spagatsprüngen und zahllosen Fouettés.

Don Quijote
Ballett von Maximiliano Guerra nach Miguel de Cervantes

Bühnenbild und Kostüme: Ramon B. Ivars
Musik: Ludwig Minkus u.a.

Staatsorchester Stuttgart, Leitung Mikhail Agrest

Stuttgarter Ballett, Staatstheater Stuttgart, 4. Juli 2025

von Dr. Ralf Wegner

Wer kennt schon Miguel de Cervantes’ großartigen Roman?

Don Quijote, der Ritter von der traurigen Gestalt, ist Teil des Weltkulturguts. Aber wer kennt schon den novellenreichen, mehr als 1000 Seiten fassenden Roman von dem verrückten Träumer, der Windmühlen für Riesen und Schenken für Burgen hält und bei jeder sich bietenden Gelegenheit unschuldige Reisende angreift und dafür ständig Prügel bezieht? „Don Quijote, Ballett von Maximiliano Guerra
Stuttgarter Ballett, Staatstheater Stuttgart, 4. Juli 2025“
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