Schweitzers Klassikwelt 141: Wenn kleine Bühnen sich an Opern wagen

Stadttheater Baden bei Wien – Urheber: Karl Gruber

Wenn im Programmheft der Wiener Staatsoper die Interpreten der jeweiligen Aufführung vorgestellt werden, kann zum Beispiel stolz vermerkt werden: „Sie gehört zu den gefragtesten Sopranistinnen.“ In den Monografien sind dann immer repräsentative Namen von Opernhäusern ihres Wirkens zu lesen. Es überstürzen sich Metropolitan Opera, Königliche Oper Covent Garden, La Scala di Milano, Deutsche Oper Berlin und andere große Häuser mehr. Viel bescheidener steht es in den Programmheften kleiner Theater.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Selbst das renommierte Tiroler Landestheater hatte für eine gesamte Parsifal-Inszenierung als Budget nur die Honorarhöhe eines Bayreuther Hauptrollensängers zur Verfügung gehabt. Da muss bei der Rollenbesetzung gezaubert werden. „Schweitzers Klassikwelt 141: Wenn kleine Bühnen sich an Opern wagen“ weiterlesen

„Wie schön es ist, Mensch zu sein!“: Das SHMF startet in Lübeck

Christoph Eschenbach © Andreas Ströbl

„Und jetzt lächeln Sie doch bitte einfach mal den Menschen neben sich an und verharren bis Anfang September in dieser Haltung“, so die freundliche Anweisung von SHMF-Intendant Dr. Christian Kuhnt in seiner Eröffnungsansprache zum 40. Schleswig-Holstein Musik Festival in der Lübecker Musik- und Kongresshalle am 6. Juli 2025. Freundlichkeit, Menschlichkeit, ja Verletzlichkeit und vor allem das Gute im anderen zu sehen, eben „wie schön es ist, Mensch zu sein“ – das lag Kuhnt primär am Herzen. Unsichere, harte Zeiten brauchen einen spürbaren Gegenpol.

Eröffnungskonzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals

Lübecker Musik- und Kongresshalle, 6. Juli 2025

Felix Mendelssohn, Violinkonzert e-Moll op. 64
Anton Bruckner, Symphonie Nr. 7 E-Dur WAB 107

Christoph Eschenbach, Dirigent
Ray Chen, Violine
NDR Elbphilharmonie Orchester

von Dr. Andreas Ströbl

„Inseln wie diese magische Musik“

Die Welt ist mittlerweile in einem Zustand, der Kulturschaffende zu Bekenntnissen drängt. Einfach nur Musik machen, weil es Spaß macht, scheint nicht mehr möglich, weil ständig irgend etwas dräut, durch autokratische, psychopathische Machthaber der führenden Nationen, durch Ausgrenzungspolitik und nationalistische Egomanie. „In einer Welt, die immer komplexer wird, schneller, lauter, verletzender – da brauchen wir Inseln wie diese magische Musik“, weiß Christian Kuhnt. „Eröffnungskonzert Schleswig-Holstein Musik Festival
MUK Lübeck, 6. Juli 2025“
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John Neumeiers geniale kleine Meerjungfrau wird in Hamburg euphorisch gefeiert

Auf dem Meeresgrund: Lennard Giesenberg (Der Dichter) und Xue Lin (Die kleine Meerjungfrau) (Foto: Kiran West)

Xue Lin tanzt diese kleine Meerjungfrau mit großer Überzeugungskraft. Wie sie sich dreht und windet, ihre Unterschenkel sitzend nach hinten hochstreckt oder mit dem Kopf nach unten gewendet die Arme hebt, wie sie überhaupt mit ihren Armen den Bewegungen der genialen Komposition von Lera Auerbach folgt, ist faszinierend anzuschauen.

Die kleine Meerjungfrau, Ballett von John Neumeier
frei nach Hans Christian Andersen

Musik: Lera Auerbach, Hamburger Fassung

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg, Leitung: Simon Hewett

50. Hamburger Ballett-Tage

Hamburgische Staatsoper, Neufassung, 6.Juli 2025

von Dr. Ralf Wegner

John Neumeiers kleine Meerjungfrau nach Hans Christian Andersen ist ein geniales Kunstwerk. Der Choreograph schuf nicht nur die tänzerische Fassung dieses Balletts, sondern ist auch für die Inszenierung, das Bühnenbild, die Kostüme und das Lichtkonzept verantwortlich.

Lera Auerbach lieferte ihm zudem eine kongeniale, melodiöse Komposition, die vom Philharmonischen Staatsorchester unter der Leitung von Simon Hewett gut durchhörbar, dynamisch ausdruckstark abgestuft und, um ein Farbymbol zu nutzen, stahlblau flimmernd gespielt wurde. Konradin Seitzner spielte die Violine und Lydia Kavina das Theremin (ein elektronisches Musikinstrument). „Die kleine Meerjungfrau, Ballett von John Neumeier
Hamburgische Staatsoper, Neufassung, 6.Juli 2025“
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Tippetts „A Child of Our Time“ entfacht in mir die Kraft des Friedenswillens

A Child of Our Time © BR / Markus Konvalin

Michael Tippetts selten außerhalb aufgeführtes Oratorium A Child of Our Time brennt thematisch unter den Nägeln und durchdringt mich musikalisch insbesondere durch aufwühlende Chorpassagen, deren Höhepunkte die integrierten Spirituals sind, die mir den Atem rauben, mir Schweiß auf die Stirn setzen und mich an den Rand der Tränen bringen.

A Child of Our Time  (1944)
Ein Friedensoratorium von Michael Tippett (1905-1998) (Musik und Text)

Elizabeth Llewellyn   Sopran
Natalie Lewis   Mezzosopran
Barry Banks   Tenor
Andrew Hamilton   Bariton

Chor des Bayerischen Rundfunks (Einstudierung Florian Helgath)
Münchner Rundfunkorchester

Patrick Hahn   Leitung

Herz-Jesu-Kirche München, 4. Juli 2025

von Frank Heublein

An diesem Abend wird in der Herz-Jesu-Kirche in München-Neuhausen mit „A Child of Our Time“ ein Oratorium des britischen Komponisten Michael Tippett aufgeführt. Seine Werke stehen außerhalb Großbritanniens eher selten auf dem Spielplan, obwohl sein Werk reichhaltig ist. „A Child of Our Time, Oratorium von Michael Tippett  (1944)
Herz-Jesu-Kirche München, 4. Juli 2025“
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„Winterreise reloaded“: Charly Hübner öffnet Abgründe

Charly Hübner © Philip Kreibig

Charly Hübner trifft Schubert, Nick Cave und Mahler. Beim ION Musikfest sprengt er damit alle Grenzen zwischen Klassik, Rock und existentiellem Wahnsinn. Was als „Winterreise“ beginnt, endet im Abgrund menschlicher Sehnsucht.

ION Musikfest  Nürnberg 4. und 5. Juli 2025

IMAGINE PEACE · A NIGHT FOR JOHN LENNON

Inga Rumpf
Gustav Peter Wöhler
Catt
Stefanie Hempel
All-Star-Band (u.a. mit Billy King und Ben Barritt)

Kulturkirche GoHo, 3. Juli 2025


MERCY SEAT · CHARLY HÜBNER SINGT FRANZ SCHUBERT UND NICK CAVE

Charly Hübner, Stimme
Kalle Kalima, E-Gitarre
Carlos Bica, Kontrabass
Max Andrzejewski, Schlagzeug
Sebastian Schottke, Klangregie
Tobias Schwencke, Bearbeitung
Ensemble Resonanz

St. Sebald, 4. Juli 2025

von Jürgen Pathy

Er ist Schauspieler, Regisseur und Sprecher. Mit Schuberts „Winterreise“ tritt Charly Hübner in eine andere Liga, eine andere Welt. „Auf einen Totenacker, hat mich mein Weg gebracht“, da ist es längst schon um mich geschehen. Die ersten Worte des Wanderers, der im „Wirtshaus“ landet – ein Synonym für den Friedhof, den Tod, der ihn noch nicht erlöst. Auf seiner Reise dahin, es ist immerhin Lied Nr. 20 aus Schuberts Liederzyklus, hat der aber erlebt, was vorher nicht war – und das Publikum ebenso.

„ION Musikfest
Nürnberg 4. und 5. Juli 2025“
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Kartaloff verwebt Sinnlichkeit und Dogma zu einem Seelendrama in Wagners „Tannhäuser“

Foto © Sofia Opera and Ballett

Richard Wagner
Tannhäuser

Plamen Kartaloff, Inszenierung

Constantin Trinks, musikalische Leitung

Sofia Opera und Ballett, 5. Juli 2025

von Dirk Schauß

Plamen Kartaloffs Inszenierung von Richard Wagners „Tannhäuser“ entfaltete sich auch in der zweiten Vorstellung am 5. Juli 2025 im Rahmen des Wagner-Festivals in Sofia als ein dichtes Erlebnis – geistig wie emotional.

Die Bühne, entworfen von Sven Jonke, bricht konsequent mit jeder Form realistischer oder historischer Einordnung. Stattdessen entsteht ein offener, entrückter Denkraum, der sowohl psychologische Tiefen auslotet als auch spirituelle Assoziationen weckt. „Richard Wagner, Tannhäuser
Sofia Opera und Ballett, 5. Juli 2025 “
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Tobias Kratzer: „Nur ein Bruchteil der Bürger besucht die Oper regelmäßig – wir müssen unser Haus sichtbar machen“ – Teil 3

Tobias Kratzer bei der Saisonvorstellung 25/26; Foto Patrik Klein

klassik-begeistert im Interview mit Tobias Kratzer, dem künftigen Intendanten der Hamburgischen Staatsoper, Teil III

Tobias Kratzer übernimmt ab der Saison 2025/26 die Intendanz der Hamburgischen Staatsoper. Bereits während der Probenarbeiten zu dem Saisoneröffnungsstück „Das Paradies und die Peri“ von Robert Schumann, welches im September die neue Saison eröffnen wird, hatten der Herausgeber von klassik-begeistert Andreas Schmidt und die Autoren Jörn Schmidt und Patrik Klein die Gelegenheit, ein paar Fragen an Herrn Kratzer zu stellen.

„Interview: kb im Gespräch mit Tobias Kratzer, Teil III
Hamburgische Staatsoper, 6. Juli 2025“
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Tobias Kratzer: „Es interessiert mich mehr, neue Werke zu kreieren, als bestehende Werke zu dekonstruieren“ – Teil 2

Tobias Kratzer bei der Vorstellung der neuen Saison 25/26; Foto Patrik Klein

Klassik-begeistert im Interview mit Tobias Kratzer, dem künftigen Intendanten der Staatsoper Hamburg, zum Thema Werkbegriff im Orchester und der Oper, Teil II

Tobias Kratzer übernimmt ab der Saison 2025/26 die Intendanz der Staatsoper Hamburg. Bereits während der Probenarbeiten zu dem Saisoneröffnungsstück „Das Paradies und die Peri“ von Robert Schumann, welches im September die neue Saison eröffnen wird, hatten der Herausgeber von klassik-begeistert Andreas Schmidt und die Autoren Jörn Schmidt und Patrik Klein die Gelegenheit, ein paar Fragen an Herrn Kratzer zu stellen.

„Interview: kb im Gespräch mit Tobias Kratzer, Teil II
Hamburgische Staatsoper, 4. Juli 2025“
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Tobias Kratzer: „Jeder Abend soll bei uns Premiere sein“ – Teil 1

Tobias Kratzer © Robert Haas

Die Hamburgische Staatsoper vergleicht sich künftig in Qualität und Anspruch mit dem am häufigsten ausgezeichneten Opernhaus  des Landes, der Oper Frankfurt – und darüber hinaus.

klassik-begeistert im Interview mit Tobias Kratzer, dem künftigen Intendanten der Staatsoper Hamburg, Teil I.

Tobias Kratzer übernimmt ab der Saison 2025/26 die Intendanz der Staatsoper Hamburg. Bereits während der Probenarbeiten zu dem Saisoneröffnungsstück „Das Paradies und die Peri“ von Robert Schumann, das im September die neue Saison eröffnen wird, hatten der Herausgeber von klassik-begeistert Andreas Schmidt und die Autoren Jörn Schmidt und Patrik Klein die Gelegenheit, Fragen an Herrn Kratzer zu stellen. „Interview: kb im Gespräch mit Tobias Kratzer, Teil I
Hamburgische Staatsoper, 2. Juli 2025“
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“Die Größe der Romantik” war das Motto des Classics Festivals 2025 am Wörthersee 

Intendantin Elena Denisova und künstlerischer Leiter Alexei Kornienko © vogus

Die 24. Ausgabe des WörtherSee Classics Festivals brachte an vier Abenden die vier Symphonien von Johannes Brahms, gekoppelt mit jeweils einem romantischen Solokonzert.

Konzerthaus Klagenfurt, 30. Juni bis 3. Juli 2025

 von Dr. Rudi Frühwirth

Das Festival wurde am 30. Juni 2025 mit einem Konzert im Großen Saal des Konzerthauses Klagenfurt eröffnet. Der erste Programmpunkt war das Konzert für Violoncello und Orchester in h-Moll, op. 104 von Antonín Dvořák. Das Konzert ist, wie Wilhelm Sinkovicz in seinem klugen Einführungsvortrag erläuterte, sehr frei aufgebaut. „WörtherSee Classics Festival
Konzerthaus Klagenfurt, 30. Juni bis 3. Juli 2025“
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