Wer hatte mehr Humor, Verdi oder Wagner? Rossini natürlich… klassik-begeistert im Gespräch mit Giampaolo Bisanti, Teil 3

Foto: Giampaolo Bisanti © Laila Pozzo

Demnächst dirigiert der Italiener Giampaolo Bisanti Tristan und Isolde, erst sein zweiter Wagner. Angelegentlich wagen wir den großen Verdi-Wagner-Vergleich.

Jörn Schmidt im Gespräch mit Giampaolo Bisanti, Teil 3 

klassik-begeistert: Wagner haben Sie mit dem Holländer begonnen, dann war einige Zeit  Wagner-Pause. Jetzt ein großer Sprung, im Januar 2025 leiten Sie Tristan und Isolde. An Ihrer Opéra Royal de Wallonie. Sieht so aus, als ob Tristan ein Herzenswunsch war?

Giampaolo  Bisanti: Ja. Ich glaube, Tristan und Isolde ist der Traum eines jeden Dirigenten.

klassik-begeistert: Werden Sie also bald Wagnerianer?

Giampaolo  Bisanti: Ich war noch nie ein Fan von solchen Etiketten oder Schubladen, vor allem nicht in der Welt der Musik. Wie Sie bereits erwähnt haben. nähere ich mich Wagners Musik zum zweiten Mal in meinem Leben. Und zwar mit großer Demut und immenser Freude. Wobei diese Freude auch daher rührt, dass ich es liebe, verschiedene Musikstile zu erkunden. Nachdem ich über 70 Opern aus dem italienischen Repertoire dirigiert und mich kürzlich in das französische und tschechische Repertoire vertieft habe,  werde ich mich bald den russischen Komponisten nähern. Dort hat es auch eine außergewöhnliche Menge großartiger Partituren… Jetzt aber erst mal deutsches Repertoire, Wagner ist ein Komponist mit einer ganz anderen und persönlichen Sprache – schwierig, komplex, faszinierend und ganz anders als alles, was ich bislang dirigiert habe. Mit einem Wort: Fantastisch! „Interview: klassik-begeistert im Gespräch mit Giampaolo Bisanti, Teil 3 
6. Oktober 2024“
weiterlesen

TOSCA ist ein Psychothriller

Tosca, Theater Freiburg © Britt Schilling

Ganz großes Gefühlskino erlebe ich am Ende des ersten Aktes. Sowohl der Opernchor als auch der Extrachor des Theater Freiburg platzieren sich in den Rängen. Zusammen mit den Solisten auf der Bühne (Scarpia in schauerlicher Interaktion mit einem Kind) singen sie ein außerordentlich gewaltiges, höchst eindrucksvolles Te Deum, welches diesen ersten Akt grandios beendet.

Bravo!

Tosca
Musik von Giacomo Puccini
Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica nach La Tosca von Victorien Sardou

Theater Freiburg, 4. Oktober 2024

von Kathrin Beyer

Leider ist diese Geschichte um Liebe, Eifersucht, Verrat, Machtmissbrauch, Verfolgung aus politischen Gründen, Folter und Tod so aktuell wie eh und je.

Ich stelle mir immer vor, dass dieser Stoff ziemlich gut in die Moderne geholt werden kann, ohne unbotmäßigen Eingriff in das ursprüngliche Werk, da die Steilvorlagen reichlich vorhanden sind. Schauen wir mal.

Bevor die Musik startet, sind in der Stille Kinder auf der Bühne, rennen herum, klatschen sich ab. Es sind ihrer drei, ein vierter steht still am Rand. Cavaradossi, Tosca, Scarpia und Angelotti in jung? Die Vermutung liegt nahe. Sie scheinen sich gut zu verstehen. Einer von ihnen wird später richtig böse sein, ein Teufel in Menschengestalt. „Giacomo Puccini, Tosca
Theater Freiburg, 4. Oktober 2024“
weiterlesen

DIE SAMSTAG-PRESSE – 5. OKTOBER 2024

Fazıl Say © Fethi Karaduman

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE SAMSTAG-PRESSE – 5. OKTOBER 2024)

Bonn/Forum Kunsthalle
Fazıl Say spielt Fazıl Say – leider auch bei Haydn und Beethoven
Es ist viel los beim Musikfest der Demokratie im Bonner Regierungsviertel: Man feiert 75 Jahre Grundgesetz, den ganzen Tag über laufen Veranstaltungen bei freiem Eintritt oder unter dem Motto „Pay what you can (Mindestpreis 5€)“. Das ist ebenso begrüßenswert wie die Beethovenfest-Mönkemeyer-Idee der Ticketpatenschaften für nachweislich Bedürftige, die hoffentlich künftig ausgeweitet werden kann. Morgens um elf gibt der bedeutende türkische Pianist und Komponist Fazıl Say eine Klaviermatinee im Forum der Bundeskunsthalle (ganz guter Saal, wenn man vom Grundrauschen der Klimaanlage absieht). Das Motto ist „Meinungsfreiheit“, hierzu das Beethovenfest:
Von Dr. Brian Cooper
Klassik-begeistert.de

„DIE SAMSTAG-PRESSE – 5. OKTOBER 2024“ weiterlesen

Die Oper Bonn feiert die deutschen Meister am Tag der Deutschen Einheit

Meistersinger © Bettina Stöß

Das Theater Bonn eröffnet seine Opernsaison mit der Oper “Die Meistersinger von Nürnberg” von Richard Wagner. Dabei nutzt der Regisseur Aron Stiehl die Gelegenheit der Premiere am “Tag der Deutschen Einheit”, um an die vielen deutschen Meister aller Richtungen zu erinnern. Musikalisch gelingt unter der Leitung von Dirk Kaftan ein großer Abend, wobei der Sixtus Beckmesser von Joachim Goltz alle anderen Sänger überragt. An diesem 3. Oktober ist dies vielleicht (ungewollt) ein besonderes Zeichen, da das beckmesserische Nörgeln und Kritisieren an jedem und allem momentan in Deutschland die Überhand zu ergreifen scheint.

Richard Wagner
DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG
Oper in drei Aufzügen
Libretto des Komponisten

Musikalische Leitung Dirk Kaftan
Inszenierung  Aron Stiehl
Bühne & Kostüme  Timo Dentler & Okarina Peter

Beethoven Orchester Bonn
Chor und Extrachor des Theater Bonn (Einstudierung:  André Kellinghaus)

Theater Bonn, Opernhaus Bonn, 3. Oktober 2024

von Jean-Nico Schambourg

Das Theater Bonn eröffnet seine Opernsaison von Richard Wagners “Meistersinger”. Im ersten Moment sind die Zuschauer geschockt, denn noch vor dem Anfang der Ouvertüre wird auf einer Leinwand das goldene Hakenkreuz über der Haupttribüne des Zeppelinfeldes in Nürnberg und dessen Sprengung gezeigt. Bekommt man jetzt wieder einen abgenutzten politischen Schinken aufgetischt? Dann… Beruhigung: Nein! Der Zuschauer kann sich auf die Musik und die Handlung auf der Bühne konzentrieren. Die Sprengung ist der Startschuss in eine neue Zeit, auch wenn hier und da noch Anzeichen der alten und leider auch heutigen faschistischen Sippschaft auftauchen.

„Richard Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg
Theater Bonn, Opernhaus Bonn, 3. Oktober 2024“
weiterlesen

Daniil Trifonov erzählt von Amerika

CD-Besprechung:

My American Story – North ist eine spannende Reise durch die USA, mit Werken von Green/Tatum, Gershwin, Copland, Young/Evans, Adams, Corigliano, Grusin, Newman, Bates und Cage.

Daniil Trifonov, Klavier

Deutsche Grammophon, DG 486 5756

von Brian Cooper, Bonn

Wer Daniil Trifonov schon mal live mit Gershwins Klavierkonzert erlebt hat, freut sich sicher auf das Album My American Story – North, dessen Titel erahnen lässt, dass es auch eine Folge South geben wird. Zu Beginn dieses Monats erscheint zunächst die Doppel-CD mit Werken US-amerikanischer Komponisten.

Trifonov beweist mit diesem Album einmal mehr, dass er ein sehr breites Repertoire hat. Natürlich hört man ihn gern mit Rachmaninoff und Tschaikowski, aber er ist eben nicht nur in russischen Werken zuhause, sondern auch in jenen seiner Wahlheimat USA, wo er seit 2009 lebt. „CD-Besprechung: Daniil Trifonov, Klavier, My American Story – North
klassik-begeistert.de, 5. Oktober 2024“
weiterlesen

Philipp Stölzl ertränkt Webers „Freischütz“ im Bodensee

CD/Blu-ray Besprechung:

Bregenzer Festspiele

Carl Maria von Weber
Der Freischütz

Regie und Bühnenbild  Philipp Stölzl

Wiener Symphoniker
Dirigent  Enrique Mazzola

Unitel Cmajor 768404

von Peter Sommeregger

Jeden Sommer wird auf der Bregenzer Seebühne eine Oper aufgeführt, der Bodensee bildet eine reizvolle Kulisse für das jeweilige Stück. Fast 7000 Zuschauer können pro Abend ein eindrucksvolles Spektakel erleben, bei dem das besondere Ambiente zumeist in die Inszenierung eingebunden wird. „CD/Blu-ray Besprechung: Carl Maria von Weber, Der Freischütz
klassik-begeistert.de, 5. Oktober 2024“
weiterlesen

Über typische Italiener und Petrolheads wie Karajan… Interview mit Giampaolo  Bisanti, Teil 2

Giampaolo Bisanti © Laila Pozzo

Niemand redet gerne über sich selber. Derlei Frage stellt man nicht, ich habe es trotzdem gewagt. Außerdem haben wir über Puccini gesprochen. Denn im Oktober dirigiert der Italiener Giampaolo Bisanti in Hamburg Tosca.

Jörn Schmidt im Gespräch mit Giampaolo  Bisanti.

klassik-begeistert: Wenn ich Ihr Dirigat mit einem Wort beschreiben müsste, würde ich sagen: Druckvoll. Auch wenn das nicht sonderlich feinsinnig klingt, könnten Sie da zustimmen?

Giampaolo  Bisanti: Es ist immer schwierig, sich selbst zu beurteilen. Das möchte ich mir nicht anmaßen, das würde vielleicht als Eigenlob missverstanden… Aber ich kann Ihnen, nach all den Jahren als Dirigent, sagen, was ich anstrebe: Mein Dirigierstil soll persönlich und effektiv sein. Getragen von absoluter Ruhe und Vertrauen in meine Arbeit und die Ergebnisse, die ich erzielen möchte. Das kann dann auch mal druckvoll sein, abhängig davon, welche Aufführung Sie besucht haben.

„Interview: klassik-begeistert im Gespräch mit Giampaolo  Bisanti, Teil 2
klassik-begeistert.de, 5. Oktober 2024“
weiterlesen

Klein beleuchtet kurz 46: Daniil Trifonov und das NDR Elbphilharmonie Orchester berauschen den beglückten Saal

G-Saitenriss bei Daniil Trifonov mit dem Elbphilharmonie Orchester Hamburg; Foto Patrik Klein

Daniil Trifonov gilt als der höchstgehandelte Pianist unserer Zeit. Norman Lebrecht, britischer Kritikerguru, nennt ihn den „Pianisten für den Rest des Lebens“. Der 33jährige Ausnahmemusiker hat aber auch einmal Pech, denn ihm reißt beim Sonderkonzert mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester Hamburg die G Saite seines Steinways. Das passierte nach meinen Beobachtungen schon nach wenigen Takten, als Trifonov mehrfach in den Korpus griff und die Lage peilte. Professionell versuchte er mit der neuen Situation klar zu kommen. Doch nach dem zweiten Satz brach er ab und ein neues Instrument wurde in den Saal geschoben. Von Vorne ging es erneut los – und wie!

von Patrik Klein

Ausgeruht von einem ergreifend schönen Urlaub auf Sardinien freute sich der Autor wie ein kleiner Bub auf drei aufeinanderfolgende musikalische Ereignisse in der schönen Hansestadt. Nach zwei musikalisch und szenisch wenig erbaulichen Opernaufführungen an der Staatsoper Hamburg nun endlich wieder im wohlklingendsten Konzertsaal weit und breit. „Klein beleuchtet kurz 46: Daniil Trifonov und das NDR Elbphilharmonie Orchester berauschen den beglückten Saal“ weiterlesen

DIE FREITAG-PRESSE – 4. OKTOBER 2024

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE FREITAG-PRESSE – 4. OKTOBER 2024

Foto: Anna Netrebko (Instagram)

Berlin
Rätselhafter Erfolg: „Nabucco“ mit Anna Netrebko an der Staatsoper
Ausgerechnet mit „Nabucco“ schaffte Verdi seinen Durchbruch. Ob die Staatsoper und Anna Netrebko das mit der Neuinszenierung erklären können? Die Opernkritik.
BerlinerZeitung.de

Verdis Nabucco in Berlin: Anna Netrebko singt das misslungene Verdi-Werk in Grund und Boden
Mit Nabucco und einer Öffnung des Lindenoper-Langzeitarchivs startet die Berliner Staatsoper in ihre neue Premierensaison. Anna Netrebko singt das kompositorisch misslungene Verdi-Werk in Grund und Boden, Emma Dantes Regie, eher flache Regie, kommt kaum über ein paar blumige Bühnenbilder hinaus. Wo bleibt hier die weiße Fahne am Dirigentenpult? Wien hat’s vorgemacht. Bei aller berechtigen Kontroverse um Frau Netrebko: So eine intensive warme, voluminöse Stimme wird es so schnell nicht wieder geben. Die ballernden, beispiellosen Brava-Rufe hat sie sich in diesem Ausmaß völlig verdient.
Von Johannes Karl Fischer
Klassik-begeistert.de „DIE FREITAG-PRESSE – 4. OKTOBER 2024
klassik-begeistert.de“
weiterlesen

Orlińskis Stilmix: Nicht wirklich Ba, und auch nicht Rock

CD-Besprechung:

# Lets BaRock

Jakub Józef Orliński
Aleksander Dębicz

Erato 5021732392268

von Peter Sommeregger

Der polnische Countertenor ist längst in der ersten Liga seines Stimmfaches angekommen, seine Live-Auftritte, aber auch seine CD-Alben befördern seinen Erfolg und seine Popularität. Es ist bekannt, dass der Sänger ein begeisterter Breakdancer ist, was er zuletzt bei der spektakulären Eröffnungsfeier der Olympiade in Paris unter Beweis stellte. Auch Orlińskis Faible für Popmusik ist bekannt, seine enge Jugendfreundschaft mit Aleksander Dębicz führt nun zu einem gemeinsam konzipierten Album, das neben drei Kompositionen von Dębicz  von ihm neu arrangierte Arien der Barockzeit verfremdet, um eine Synthese aus Barock, Rock und Pop herzustellen. „CD-Besprechung: # Lets BaRock, Jakub Józef Orliński und Aleksander Dębicz
klassik-begeistert.de, 4. Oktober 2024“
weiterlesen