Weihnachtliche Stimmung in der Staatsoper Hamburg

Peter I. Tschaikowsky, Der Nussknacker, Inszenierung John Neumeier,  Staatsoper Hamburg, 30. November 2021

Bühnenbild von Jürgen Rose zum Nussknacker, mittig Silvia Azzoni (Esmeralda), rechts Greta Jörgens und David Rodriguez (La Fille du Pharaon) (Foto RW)

Manches sticht heraus, so Alexandre Riabkos unglaubliche  Mühelosigkeit, mit der er Emilie Mazońoder Madoka Sugai (Der chinesische Vogel)  partnert, die Leichtigkeit der Sprünge von Christopher Evans, nie hört man seinen Bodenkontakt, die Eleganz von Anna Laudere bei ihren Figuren oder die tänzerische Strahlkraft von Silvia Azzoni als Esmeralda.

Hamburg Ballett, John Neumeier

Der Nussknacker
Musik: Peter I. Tschaikowsky

Hamburger Staatsoper, 30. November 2021

von Dr. Ralf Wegner (Text und Fotos)

Bis auf den letzten Platz ausverkauft, wie auch die folgenden Aufführungen dieses Balletts, so etwas hat man seit fast zwei Jahren nicht mehr erlebt. Vor den Eingängen bildeten sich lange Schlangen, 2G wurde überprüft; im Haus eine festliche Stimmung mit zahlreichen Kindern und auch vielen Jugendlichen und jungen Leuten. Es gab schönes zu sehen, sowohl tänzerisch, als auch das von Jürgen Rose geschaffene Bühnenbild sowie die opulenten Kostüme.

Emilie Mazoń war wieder Marie, ein junges, an der Schwelle zur jungen Frau stehendes Mädchen, deren zwischen unbändiger Freude, Schüchternheit und Neugier wechselnden Gemütszustände von der Tänzerin mit großer Empathie gezeigt wurden. Marie feiert Geburtstag; alle kommen, auch der Tanzlehrer Drosselmeier (Alexandre Riabko), ihre Schwester Louise (Anna Laudere, auch Primaballerina), deren Freund Günther (Christopher Evans, auch Premier Danseur) und viele andere. Günther, den Marie anhimmelt, schenkt ihr einen Nussknacker, Drosselmeier Ballettschuhe.

Nachts steht Marie auf, zieht sich die Ballettschuhe an und schläft ein. Im Traum entführt sie Drosselmeier in einen Ballettsaal. Neumeier schuf hier mit Jürgen Rose einen wunderbaren Übergang von der dunklen Wohnhalle des Konsuls Stahlbaum in einen lichten, weißen Ballettsaal. Drosselmeier zeigt Marie die probenden Ballerinen, später die von ihm geschaffenen Ballette. Am Ende senkt sich der Wohnhallenprospekt wieder über die eingeschlafene Marie, die Mutter holt sie zu sich. Drosselmeier bleibt zurück.

Anna Laudere, Christopher Evans und Emilie Mazoń (Fotos RW)

Es ist ein opulentes, durchaus mit technischen Schwierigkeiten gespicktes Ballett. Das fällt nicht auf den ersten, wohl aber auf den zweiten Blick ins Auge: Zahlreiche Doppelsprünge  der Tänzer, auch in Serie, mehrere Pas de deux,  Fouettes oder die im Grand Pas de deux präsentierte Figur des Fisch‘.

Manches sticht heraus, so Alexandre Riabkos unglaubliche Mühelosigkeit, mit der er Emilie Mazoń oder Madoka Sugai (Der chinesische Vogel)  partnert, die Leichtigkeit der Sprünge von Christopher Evans, nie hört man seinen Bodenkontakt, die Eleganz von Anna Laudere bei ihren Figuren, die tänzerische Strahlkraft von Silvia Azzoni als Esmeralda, die Perfektion, mit der Madokai Sugai als chinesischer Vogel den Bodenkreisel vor Drosselmeier dreht, die prägnante, die Blicke auf sich ziehende Darstellung des alternden Generals durch Ivan Urban, das freundliche Lächeln bei perfektem tänzerischem Können von Leslie Heylmann in Die Schöne von Grananda, perfekt begleitet von Yaiza Coll und Ida Stempelmann oder das wie immer den meisten Zwischenapplaus einheimsende Trio der tanzenden Leutnants, angeführt von Aleix Martinez mit Francesco Cortese und Illia Zakrevskyi.

Alexandre Riabko als Drosselmeier (Foto RW)

Das Publikum war, wie immer, begeistert von der Aufführung, ein großer Blumenstrauß flog auf die Bühne, aber leider zu spät. Der Vorhang hatte sich schon geschlossen. Es war fast wie in alten Zeiten. Hoffentlich bleibt es so, ab dem 19. Dezember nimmt Neumeier sein überaus prächtiges und tänzerisch noch beeindruckenderes Ballett Dornröschen wieder auf, ebenfalls in einem Bühnenbild von Jürgen Rose. Die Vorstellungen sind, bei Verkauf aller knapp 1.700 Plätze im Haus, für Dezember bereits ausverkauft. Hoffentlich macht Corona keinen Strich durch die Rechnung. Das wäre nicht nur für die bereits in mehrfachen Besetzungen probenden Tänzerinnen und Tänzer bedauerlich, sondern auch für uns Zuschauer. Die Hautpartie, das Dornröschen, wird von der ab Januar neu zum Hamburg Ensemble als Erste Solistin zählenden Kopenhagener Tänzerin Ida Praetorius, von Madoka Sugai, von Emilie Mazoń und von Alina Cojocaru interpretiert werden. Wir freuen uns schon darauf.

Dr. Ralf Wegner, 30. November 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Hélène Bouchet, Ballett von John Neumeier, Choreographie Die Glasmenagerie nach Tennessee Williams, Hamburger Staatsoper, 10. November 2021

Hamburg Ballett, John Neumeier, Glasmenagerie 3. November 2021

 

 

 

 

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