Intendant Stephan Pauli © Julia Wesely
Die Vorschau von Intendant Stephan Pauly orientierte sich entlang von drei Linien: Tradition bewahren und in die Zukunft bringen; kreativ neue Wege erforschen; neues Publikum erschließen. Pauly sprach auch mit dem designierten Chefdirigenten des RSO Wien, Markus Poschner, und mit der Cellistin Julia Hagen. Für die musikalische Umrahmung sorgten Julia Hagen, Christoph Traxler und Khatia Buniatishvili.
Großer Saal der Gesellschaft der Musikfreunde zu Wien, 20. März 2025
von Dr. Rudi Frühwirth
In der Saison 2025/2026 werden nicht weniger als 76 Zyklen angeboten, und insgesamt etwa 900 Konzerte. Die Zyklen umfassen alle denkbare Formate und Inhalte: Orchestermusik, Soloabende, Kammermusik und Ensembles, Musik und Wort, Originalklang, Zeitgenössisches.
In der Liste der Mitwirkende tauchen selbstverständlich viele große Orchester auf, namhafte Dirigenten und Dirigentinnen, zahlreiche wichtige Solisten und Solistinnen, und bedeutende Schauspieler.

Ein spezieller Fokus richtet sich auf Martha Argerich und Andris Nelsons; daneben ist ein besonderer Schwerpunkt den jungen Ausnahmetalenten Lahav Shani, Julia Hagen und Lukas Sternath gewidmet.

Aus dem fast unübersehbaren Angebot möchte ich einige wenige persönliche Favoriten hervorheben: das Konzert zum 125. Geburtstag der Wiener Symphoniker am 29./30. Oktober 2025; das Konzert des Concentus Musicus Wien am 5./6. März 2026 mit dem Deutschen Requiem, im Gedenken an den zehnten Todestag von Nikolaus Harnoncourt; sowie Schuberts drei Liederzyklen mit Matthias Goerne und Daniil Trifonov.

“Neues entdecken” ist die zweite Linie der Programmgestaltung. Im Oktober wird Igor Levit innerhalb einer Woche an vier Konzerten mitwirken; das Motto seiner Auswahl heißt “Gedenken”.

Die Komponistin im Fokus ist in der kommenden Saison Chaya Czernowin; Werke aus ihrer Feder werden viermal im Gläsernen Saal und einmal im Großen Saal zu hören sein. Aber auch historische Komponistinnen werden in Zukunft vermehrt zu hören sein. So ist die jung verstorbene französische Komponistin Lili Boulanger im Spielplan mit nicht weniger als zwölf Aufführungen ihrer Werke vertreten. Daneben zeugen sechzehn Uraufführungen und zahlreiche österreichische Erstaufführungen vom Bestreben, sich neben der Bewahrung der Tradition dem Neuen zu öffnen.
Das Musikfest im Rahmen der Wiener Festwochen findet 2026 im Musikverein statt. Das Programm wurde von einem besonders kostbaren Stück aus der Sammlung der Gesellschaft der Musikfreunde inspiriert: Beethovens Spazierstock. Die das Programm beherrschenden Themen sind folgerichtig vielerlei Arten von Bewegung: Gehen, Wandern, Marschieren, Reisen usw., mit Musik von Händel über Haydn, Schubert, Mendelssohn, Liszt, Mahler und noch viele andere bis zu Mauricio Kagels Eine Brise – Flüchtige Aktion für 111 Radfahrer auf dem Musikvereinsplatz.
Wenn der Musikverein weiterhin seine zentrale Rolle im Musikleben der Stadt spielen will, muss er junges Publikum gewinnen. Neben zahlreichen Angeboten für Kinder, Jugendliche und Familien werden ab der nächsten Saison günstige Karten für Personen unter dreißig aufgelegt, die auch vorbestellt werden können.
Mit dem neuen, ungezwungenen Format Hör-Bar soll junges Publikum zum Konzertbesuch animiert werden. Dass die Abonnement-Preise nicht steigen ist ebenfalls eine gute Nachricht. Die Kooperation mit CAPE 10, einer Organisation zur Förderung armutsgefährdeter und benachteiligter Kinder, wird fortgesetzt, ein wichtiges Zeichen für das soziale Engagement der Gesellschaft der Musikfreunde.

Ich würde mir auch – wie ich gestehen muss, nicht ganz uneigennützig – wünschen, dass in Zukunft auch Seniorinnen und Senioren ermäßigte Karten erwerben können. Angesichts der aktuellen Altersstruktur der Zuhörerschaft scheint es mir allerdings zweifelhaft, ob sich der Musikverein das leisten kann.
Das Programm ist veröffentlicht, für etliche Konzerte gibt es bereits jetzt Karten. Ich bin zuversichtlich, dass in der Fülle der Angebote jede und jeder etwas findet, das gefällt und bereichert.
Dr. Rudi Frühwirth, 21. März 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Semyon Bychkov, Dirigent, Tschechische Philharmonie Musikverein Wien, 2. und 3. März 2025
Herbert hört hin 3 klassik-begeistert.de, 16. Februar 2025, Wiener Konzerthaus und Musikverein Wien
Asmik Grigorian, Richard Strauss, Vier letzte Lieder Musikverein Wien, 18. Jänner 2025