Der Tenor Andreas Schager in Hamburg: Laut, stimmgewaltig, schauspielerisch überzeugend, sportlich und lustig textschöpferisch.
Staatsoper Hamburg, 23. November 2019
Richard Wagner, Siegfried
Andreas Schager drehte als Siegfried erneut voll auf. Laut, stimmgewaltig, sehr textverständlich, schauspielerisch überzeugend, sportlich und lustig textschöpferisch (siehe Überschrift). Derzeit dürfte in dieser Rolle weltweit keiner mehr überzeugen. Die verdienten Jubelstürme genoss er sichtlich und hatte auch noch Kraft, seine Geliebte während des Schlussvorhangs wrestlingmäßig aufzuschultern. Bleibt zu hoffen, dass seine Stimmbänder diese Hochleistungskunst noch sehr lange mitmachen. Bei Lauritz Melchior ging das ja auch über 50 Jahre gut.Jürgen Sacher gab wieder einen wunderbar listigen bitterbösen Parademime allererster Güte. Es war die pure Freude, ihm zuzuhören und zuzusehen. John Lundgren überzeugte erneut als stimmgewaltiger, beim „Zieh hin! Ich kann Dich nicht halten!“ wohlige Schauer erzeugenden Wanderer. Das Haus liebt John Lundgren.
Eine Schau auch der so sehr textverständliche Alberich von Jochen Schmeckenbecher. Das Regiekonzept von Claus Guth ist stimmig, wenn der am Raub des Rings verzweifelte Nachtalbe zu Beginn des 2. Aufzugs als versoffener Vater Lowinski Double an seiner Schnapsflasche nuckelt. Schmeckenbecher hat die Rolle auch herrlich gespielt.
Lise Lindstroms Brünnhilde gefiel uneingeschränkt. Abgesehen von ihrer souveränen stimmlichen Leistung macht eine solch gut aussehende, barfuß agierende Göttertochter einfach Spaß.
Fazit: Ein erstklassiger Abend; seit dem Jahre 2005 einer der besten in diesem Hause!
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