6 : 5 – Der Tannhäuser-Vergleich Berlin-Hamburg: Die Bundeshauptstadt schlägt die schönste deutsche Stadt knapp

Richard Wagner, Tannhäuser  Staatsoper Hamburg, 7. Mai 2023, Staatsoper Unter den Linden, 4. Mai 2023

Staatsoper Hamburg, 7. Mai 2023
Staatsoper Unter den Linden, 4. Mai 2023

Foto: © PER-ERIK SKRAMSTAD: Lise Davidsen

Richard Wagner, Tannhäuser

Zwei Tannhäuser binnen 3 Tagen, 300 Kilometer voneinander entfernt: In der Staatsoper Unter den Linden, Berlin, und in der Staatsoper Hamburg.

Das Resultat: Berlin 4 zu Hamburg 3.

Hier mein Kurzvergleich:

+ Inszenierung Berlin 0 – Hamburg 0: In Berlin zeigen die Tänzer viel Fleisch, viele schöne Lichteffekte. In Hamburg stört der Palmenwald nicht, erbaut aber ebensowenig.

+ Tannhäuser: Berlin 0 – Hamburg 1.  Der Berliner Tannhäuser Vincent Wolfsteiner war seiner Aufgabe – vor allem im höheren Register – nicht ansatzweise gewachsen. Viele Fehltöne, wenig Wohlgefühl. Sorry, aber so einen schlechten Tannhäuser habe ich noch nicht gehört.
Klaus Florian Vogt, den eine Minorität der Opernfreunde nicht goutiert, war ein wunderbarer, vitaler, kräftiger Tannhäuser, der in allen Lagen zu überzeugen wusste.

+ Chor: Berlin 0,5 – Hamburg 1: Der Chor der Staatsoper Hamburg von Eberhard Friedrich (er leitet auch den Chor der Bayreuther Festspiele) war dem Chor der Staatsoper Unter den Linden an Stimmpräsenz und Hingabe etwas überlegen. Die Berliner waren aber auch sehr gut.

+ Elisabeth: Berlin 1 – Hamburg 0: Gegen die Linden-Elisabeth Lise Davidsen aus Norwegen – die mit Abstand beste Wagner-Sopranistin dieser Zeit – hat Dorothea Röschmann (sehr gute Leistung ! in einem peinlichem beigen T-Shirt) nicht die Spur einer Chance.

+ Wolfram von Eschenbach: Berlin 1,5 – Hamburg 1: Zwei ganz große Baritone waren hier am Werk: Der Shooting-Star Andrè Schuen aus dem Ladinum mit butterweichem, sinnlichen Bariton und der Alt-Star Michael Volle, väterlich, voll, den Saal wohl füllend. Beide auf ihre Art  extrem gut. Der Ladiner für mich magischer.

+ Venus: Berlin 1 – Hamburg 0: Die Berliner Venus Marina Prudenskaya sang so schön wie von einem anderen Stern. Die Hamburger Venus Claude Eichenberger nervte mit einem unangemessenen Dauervibrato.

+ Philharmonisches Staatsorchester Hamburg, Dirigent Kent Nagano –
Staatskapelle Berlin, Dirigent Sebastian Weigle: 1 : 1. Kent Nagano zeigte sich in überragender Disposition, agil, kraftvoll und geschmeidig und führte sein – gegenüber der Staatskapelle Berlin – schlechteres Orchester zu einer hervorragenden Leistung.

+ Auslastung Hamburg bei 80 Prozent. Auslastung Berlin bei 85 Prozent:
1 – 1.

Andreas Schmidt, 8. Mai 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Lise Davidsen, Exklusiv-Interview mit dem Wagner-Stern aus Norwegen – Teil III klassik-begeistert.de

Lise Davidsen, Exklusiv-Interview mit dem Wagner-Stern aus Norwegen – Teil II klassik-begeistert.de

Lise Davidsen, Exklusiv-Interview mit dem Wagner-Stern aus Norwegen, Teil 1

 

4 Gedanken zu „Richard Wagner, Tannhäuser
Staatsoper Hamburg, 7. Mai 2023, Staatsoper Unter den Linden, 4. Mai 2023“

  1. Der Tannhäuser am Sonntag in der Staatsoper Hamburg war für mich endlich wieder ein lang ersehntes Wagner Fest.
    Dazu ein volles Haus.
    Stehende Ovationen für das Ensemble aber auch für Nagano und das Orchester.
    Vollkommen verdient.
    Klaus Florian Vogt ist allein schon ein Grund am kommenden Sonntag die nächste Aufführung zu besuchen.
    Ich werde dabei sein.

    Berthold Knicker

  2. Hier ein Kommentar zu einem grundlegenden Thema: Licht.
    1. In Hamburg habe ich gestern Traviata gesehen; die Lichter der go-carts blendeten das Publikum (zumindest, wie ich vernommen habe) auf Rang 1 und 2. Darüber hinaus blieben die Lichter eines Wagens bis zum Schluss an, was einen technischen Fehler vermuten lässt.
    2. Der projizierte Text ist zu schwach/zu dunkel und kann somit von älteren Menschen nicht gelesen werden.
    Robert Ransburg

  3. Dorothea Röschmann. Da schau her. Ich hatte schon die Befürchtung, sie sei in der Versenkung verschwunden. Habe den Umstieg ins dramatische Fach nicht überstanden. Dann lese ich gerade, sie hat in München schon die Isolde gesungen. Nun die Elisabeth in Hamburg. Ich hoffe, dass sie da ebenso überzeugen kann wie als Mozart-Interpretin. Da war sie eine der Größten. Nicht umsonst hat auch Nikolaus Harnoncourt regelmäßig auf sie zurück gegriffen.

    Jürgen Pathy

    1. Werter Herr Pathy,

      Sie scheinen sehr viel zu wissen. Könnten Sie bitte präzisieren, wann Dorothea Röschmann die Isolde in München gesungen hat?

      Mein Dank für diese Auskunft sei Ihnen sicher.

      Hindemith

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