Foto: Sena Jurinac(c)opera online community
von Peter Sommeregger (Text und Fotos)
Die (nicht nur) vom Wiener Publikum heiß geliebte Sena Jurinac hätte an diesem 24. Oktober ihren 100. Geburtstag. Obwohl bereits 2011 verstorben, ist sie im Gedächtnis der Wiener Opernfreunde immer noch sehr präsent und ihr Name wird von allen, die sie noch auf der Bühne erlebt haben, geradezu ehrfürchtig genannt.
Die im kroatischen Travnik geborene Tochter eines kroatischen Arztes und einer Wienerin entschloss sich schon früh zu einer musikalischen Ausbildung am Konservatorium von Zagreb. Bereits mit 21 Jahren debütierte sie am dortigen Nationaltheater als Mimì.
Nach einem Vorsingen bei Karl Böhm in Wien wurde sie 1944 an die Wiener Staatsoper engagiert, konnte dieses Engagement wegen der kriegsbedingten Schließung der Theater aber erst 1945 antreten. Schnell eroberte sich die „Sena“, wie die Wiener sie bald liebevoll nannten, ein größeres Repertoire und die Herzen des Publikums.
Foto: Sena Jurinac(c)opera online communityIn den 1950er Jahren war sie eine der Säulen des hoch gerühmten Wiener Mozart-Ensembles, das unter Karl Böhm, Herbert von Karajan und vor allem dem aus der Emigration zurückgekehrten Josef Krips einen hohen Standard für die Ensemblekultur setzte. Das silberne, immer leicht verschattete Timbre ihrer warmen Sopranstimme erkennt man bereits nach den ersten Tönen.
Auslandsverpflichtungen blieben nicht aus, und in den 1960er Jahren gastierte die Jurinac praktisch an allen großen Opernhäusern Europas und der Welt. Rudolf Bing wollte sie an die Metropolitan Opera in New York engagieren, um dort Samuel Barbers Oper Vanessa zu kreieren. Im letzten Moment sagte sie ab, und sollte tatsächlich niemals an diesem Haus auftreten.
Bei ihren Auftritten bei den Festspielen von Glyndebourne lernte sie den italienischen Bariton Sesto Bruscantini kennen, den sie 1953 heiratete. Die Ehe scheiterte aber bald, erst Jahre später fand Sena Jurinac in dem Augsburger Chirurgen Josef Lederle einen adäquaten Partner.
Das Spektrum ihrer Rollen war sehr weit gespannt. Im Laufe ihrer Karriere sang sie in manchen Opern auch verschiedene Partien. So wechselte sie im Rosenkavalier vom Octavian, einer ihrer Glanzrollen, später zur Marschallin, aus dem jungen Cherubino in Mozarts Figaro wurde später die Contessa. In Mozarts Così verkörperte sie sowohl Fiordiligi als auch Dorabella. In Janáčeks Jenůfa sang sie erst die Titelrolle, in späteren Jahren auch die Küsterin. Abschied von der Bühne nahm die Jurinac 1982 als Marschallin. Zu ihrem 90. Geburtstag wollte man sie in Wien noch einmal mit einer Hommage feiern, aber ihre Kräfte reichten für eine Teilnahme nicht mehr aus. Am 22. November 2011 starb die Sängerin in ihrem Haus bei Augsburg. Ihre letzte Ruhe fand sie in der Gruft ihrer Eltern auf dem Döblinger Friedhof in Wien.
Leider ist Sena Jurinac nicht sehr gut auf Schallplatten dokumentiert, aus schwer nachzuvollziehenden Gründen existieren relativ wenige Studioaufnahmen ihrer Stimme. Neben dem Octavian unter Kleiber, einer Fidelio-Leonore unter Knappertsbusch, ihrem Komponisten in der Ariadne auf Naxos sind es hauptsächlich Live-Mitschnitte, die uns ihre kostbare, silbrige Stimme erhalten haben. Ihre Aufnahmen zu hören ist, auch abseits von Gedenktagen, immer ein lohnendes Vergnügen!
Peter Sommeregger, 20. Oktober 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Sommereggers Klassikwelt 107: Wie aus Mizzi Jedlitzka der Weltstar Maria Jeritza wurde
Moin, erinnern kann ich mich an die Srebenca Jurinac – ihr Bühnenvorname „Sena“
wurde ihr an der Wiener Staatsoper gegeben – als Tosca im Januar 1967. Es war außerdem
Plácido Domingos Debut in Europa 1967.
Hans-B. Volmer
Schöne Zeiten!!!
M. Peduzzi