Sommereggers Klassikwelt 166: Maurice Ravel, der Dandy unter den Komponisten

Sommereggers Klassikwelt 166: Maurice Ravel, der Dandy unter den Komponisten  klassik-begeistert.de, 28. Dezember 2022

Foto: de.wikipedia.org

von Peter Sommeregger

Der 1875 in der Nähe von Biarritz geborene Maurice Ravel wuchs in Paris auf, wohin seine Eltern bald nach seiner Geburt übergesiedelt waren. Im Alter von sieben Jahren erhielt er seinen ersten Klavierunterricht und früh fasste er den Entschluss, Musiker zu werden. Am Pariser Konservatorium wurde er zum Pianisten ausgebildet und plante ursprünglich eine Laufbahn als Konzertpianist. Da es ihm aber wohl an der nötigen Bravour und Brillanz fehlte, gab er diesen Plan wieder auf und setzte sein Klavierstudium nicht fort.

1897 kehrte er an das Pariser Konservatorium zurück und studierte in der Kompositionsklasse von Gabriel Fauré. Dieser verschaffte Ravel auch den Zugang zu den mondänen Kreisen von Paris und deren Salons. Obwohl er diese Gesellschaft mit ironischer Distanz betrachtete, entwickelte er sich zu einem blasierten Dandy, der mit Monokel und eleganter Kleidung auftrat, sich aber gleichzeitig als Anarchist bezeichnete.

Ravel schloss sich der Gruppe Les Apaches an, die aus Komponisten, Kritikern aber auch Malern und anderen Künstlern bestand, die als „Stadtindianer“ in unkonventioneller Weise das nächtliche Paris unsicher machten. In diesem Rahmen führte Ravel auch einige seiner Klavierkompositionen erstmals auf. Zwischen 1900 und 1905 unternahm der Komponist mehrere Anläufe, um den begehrten Prix de Rome zu gewinnen, den er nie erhielt, obwohl er allgemein als preiswürdig angesehen wurde.

Ravel, ein Vertreter des Impressionismus in der Musik, erlebte anfangs bei Aufführungen seiner Klavier- und Kammermusikwerke auch Misserfolge, sein sehr spezieller persönlicher Stil wurde zum Teil kontrovers aufgenommen. Der Komponist hatte eine besondere Affinität zu spanischer Folklore, was er selbst mit seiner Abstammung aus dem Baskenland begründete. Wenn auch der Schwerpunkt seines Schaffens Kammermusik und Klavierwerke darstellten, so schuf er aber auch Orchesterwerke, die Opern „L’heure espagnole“ und „L’enfant et les sortilèges“, Lieder und mehrere Ballettmusiken. Bis heute häufig gespielt wird auch sein Klavierkonzert für die linke Hand, das er für den Pianisten Paul Wittgenstein schuf, der im ersten Weltkrieg seinen rechten Arm verloren hatte.

Ravel hatte bis zu deren Tod im Haushalt seiner Mutter gelebt, später mit seinem Bruder Edouard, bis dieser sich spät verheiratete. Man geht bei Ravel heute allgemein von einer nicht ausgelebten Homosexualität aus.

Der Komponist hatte im Laufe seines Lebens immer wieder gesundheitliche Probleme. Im Oktober 1932 wurde er bei einem Verkehrsunfall in einem Taxi in Paris erheblich verletzt. In der Folge litt er unter Sprachstörungen und verlor die Fähigkeit zu komponieren. Im Dezember 1937 unterzog er sich schließlich einer neurochirurgischen Operation, nach der er ins Koma fiel, aus dem er nicht mehr erwachte. Er starb am 28. Dezember 1937, also vor genau 85 Jahren. Begraben wurde er auf dem Friedhof Levallois-Perret im Westen von Paris im Grab seiner Eltern.

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Ravels populärstes Werk ist mit Abstand der so genannte Bolero, ursprünglich als Teil einer Ballettmusik konzipiert. Der Komponist war darüber eher unglücklich und nannte das Stück eine „simple Instrumentationsübung“.

Peter Sommeregger, 28. Dezember 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Sommereggers Klassikwelt (c) erscheint jeden Mittwoch.

Der gebürtige Wiener Peter Sommeregger (Jahrgang 1946) besuchte das Humanistische Gymnasium. Er wuchs im 9. Gemeindebezirk auf, ganz in der Nähe von Franz Schuberts Geburtshaus. Schon vor der Einschulung verzauberte ihn an der Wiener Staatsoper Mozarts „Zauberflöte“ und Webers „Freischütz“ – die Oper wurde die Liebe seines Lebens. Mit 19 Jahren zog der gelernte Buchhändler nach München, auch dort wieder Oper, Konzert und wieder Oper. Peter kennt alle wichtigen Spielstätten wie die in Paris, Barcelona, Madrid, Verona, Wien und die New Yorker Met. Er hat alles singen und dirigieren gehört, was Rang und Namen hatte und hat – von Maria Callas und Herbert von Karajan bis zu Riccardo Muti und Anna Netrebko. Seit 26 Jahren lebt Peter in Berlin-Weißensee – in der deutschen Hauptstadt gibt es ja gleich drei Opernhäuser, die er auch kritisch rezensiert: u.a. für das Magazin ORPHEUS – Oper und mehr. Buchveröffentlichungen: „‘Wir Künstler sind andere Naturen’. Das Leben der Sächsischen Hofopernsängerin Margarethe Siems“ und „Die drei Leben der Jetty Treffz – der ersten Frau des Walzerkönigs“. Peter ist seit 2018 Autor bei klassik-begeistert.de.

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