Sommereggers Klassikwelt 271: Erinnerungen an den großen Pianisten Claudio Arrau

Sommereggers Klassikwelt 271: Claudio Arrau  klassik-begeistert.de, 5. Februar 2025

Foto: Claudio Arrau (c) Allan Warren

 von Peter Sommeregger

In die Annalen der großen Klaviervirtuosen des 20. Jahrhunderts hat sich der gebürtige Chilene  schon früh nachdrücklich eingeschrieben. Sein Lebensweg weist auch einen starken Bezug zu Deutschland, speziell zu Berlin auf. Geboren wurde er am 6. Februar 1903 im chilenischen Chillán.

Arrau verlor bereits im Alter von einem Jahr seinen Vater durch einen Reitunfall. Am Klavier unterrichtete ihn seine Mutter, eine Klavierlehrerin. Bereits im Alter von fünf Jahren trat er öffentlich auf.

Ein Stipendium der chilenischen Regierung ermöglichte ihm ein Studium am Stern’schen Konservatorium in Berlin, das er 1913 begann. Unterrichtet wurde er dort von Martin Krause, einem der letzten Schüler von Franz Liszt. Krause nahm sich des Schülers besonders an, und versuchte ihm den früh verlorenen Vater zu ersetzen. Allerdings starb Krause, als Arrau 15 Jahre alt war. Danach lehnte er es ab, von anderen Lehrern unterrichtet zu werden.

Im Jahr 1920 konzertierte Arrau erstmals mit den Berliner Philharmonikern. 1923/24 absolvierte er eine Amerikatournee, nach der er in eine massive psychische Krise geriet, die er nur mit Hilfe eines Therapeuten überwinden konnte.

Von 1925 bis 1940 wirkte er als Professor für Klavier am Berliner Stern’schen Konservatorium, seiner alten Ausbildungsstätte, das 1935 von den Nationalsozialisten „arisiert“ wurde.1940 emigrierte Arrau mit seiner Frau  Ruth Schneider, einer Mezzosopranistin aus Frankfurt, die er 1937 geheiratet hatte, in die USA. Das Ehepaar hatte drei Kinder, eine Tochter und zwei Söhne. Zu seiner chilenischen Heimat bewahrte er eine gewisse Distanz, die währen der Regentschaft des Sozialisten Allende, aber auch der ihm nachfolgenden Junta unter dem Rechten Pinochet sogar zu einem förmlichen Boykott Arraus führte.

Claudio Arrau

Arrau hatte sich über die Jahrzehnte ein breites Repertoire erarbeitet, bei dem die Schwerpunkte auf den Werken Bachs, Beethovens, Mozarts und Brahms‘ lagen. In zahlreichen Schallplattenaufnahmen sind seine markanten Interpretationen für die Nachwelt festgehalten.

Bis 1988 setze Arrau seine Konzerttätigkeit international erfolgreich fort, ehe er von mehreren Schicksalsschlägen getroffen wurde. 1988 kam sein Sohn Mario bei einem Verkehrsunfall ums Leben, im April 1989 starb seine Ehefrau Ruth.

Nur zwei Monate später stürzte Arrau in seinem New Yorker Haus und zog sich Verletzungen zu, die ihn zu einer längeren Pause zwangen.

Im Frühling 1991 spielte der 88-jährige Pianist noch mehrere Werke für die Schallplatte ein. Im Juni 1991 reiste er ins österreichische Mürzzuschlag, um an der Einweihung einer Brahms-Gedenkstätte mitzuwirken. Zu dem geplanten Konzert am  11. Juni kam es jedoch nicht mehr, da er am 9.Juni im Krankenhaus von Mürzzuschlag nach einer Notoperation starb.

Neben vielen Tondokumenten und einem 1935 gedrehten mexikanischen Film über Franz Liszt hinterließ er eine Vielzahl zum Teil selbst erfolgreicher Schüler, die seine Kunst in die folgenden Generationen weitertrugen.

Peter Sommeregger, 4. Februar 2025, füt
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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