HISTORISCH TRIFFT AUF MODERN oder auch musikalischer Dilettantismus auf russische Perfektion

Studierende der Musik und Kunst Privatuniversität Wien, L. v. Beethoven,  Wiener Musikverein

© FRASHO / franks-travelbox
Ludwig van Beethoven,Trio für Klavier, Violine und Violoncello Es-Dur, op. 38
Trio für Klavier, Klarinette und Violoncello B-Dur, op. 11, „Gassenhauer-Trio”
Septett für Violine, Viola, Klarinette, Horn, Fagott, Violoncello und Kontrabass Es-Dur, op. 20
Studierende der MUK (Musik und Kunst Privatuniversität Wien),
Wiener Musikverein, Gläserner Saal / Magna Auditorium, 22. Mai 2017

von Eva Hausegger

„Historisch trifft auf Modern“ heißt das von Studierenden der MUK (Musik und Kunst Privatuniversität Wien) erstellte Konzert-Programm. Eigentlich hätte man bei dieser Überschrift an Komponisten aus verschiedenen Epochen gedacht. Liest man weiter, ist jedoch klar, es handelt sich um Kammermusik von Ludwig van Beethoven. Doch wo trifft nun Historisch auf Modern? Klein angemerkt auf der Website sowie im Programmheft steht, dass im ersten Teil die zwei Klaviertrios mit historischen Instrumenten gespielt werden, das ist dann auch der Fall. Der Cellist spielt ein Barockcello und statt eines gewöhnlichen Flügels gibt es ein Hammerklavier. Man darf gespannt sein.

Doch leider ist schon der erste Akkord des ersten Klaviertrios (op.38) vollkommen falsch und dies zieht sich unglücklicherweise durch das 45 Minuten lange Werk hindurch!

Besonders am Anfang scheint das Klaviertrio eigentlich kein Trio zu sein, da hauptsächlich die Violine zu hören ist. Das Cello quält sich kaum hörbar durch die vielen verschiedenen Sätze durch.

Einzig und allein das Hammerklavier scheint dieses Durcheinander von Violine und Violoncello noch irgendwie zusammenzuhalten. Nicht einmal in den kurzen Pausen wagt der Cellist im Gegensatz zu der Geigerin das Instrument nachzustimmen, es scheint so, als habe er schon resigniert.

Im darauffolgenden „Gassenhauer“ Trio scheint der Cellist jedoch wie ausgewechselt zu sein! Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Geigerin von der mehrfachen „Prima la Musica“- Preisträgerin, der Klarinettistin Vera Karner, ersetzt wurde! Auf einmal sind die Stimmen ineinander verwoben und homogen. Das Zuhören macht wieder Spaß und man versteht den musikalischen Dialog der Musikerinnen, die sich gegenseitig kecke Blicke zuwerfen.

Nach der Pause tritt der russische Jungstar Yury Revich auf. Sein makelloses Spiel reißt seine sechs anderen Musikerinnen in einem Septett vereint mit! Sie haben keine Wahl, wie auch Yury Revich früher keine andere Wahl hatte: „Mein Vater ist Geiger, mein Urgroßvater und Großvater waren Geiger, meine ältere Schwester ist Geigerin – ich hatte gar keine andere Wahl.“

Das Septett in Es-Dur op. 20 ist das Highlight des Abends, besonders das Andante con variazioni zeigt auf, wie lebendig die Musikerinnen mit einander kommunizieren und die einzelnen Stimmen zur Geltung kommen. Yury Revich leitet das Septett großartig und sicher wie ein Dirigent durch die verschiedenen Sätze hindurch. Beethoven hat dieses Stück Kaiserin Maria Theresia gewidmet, deren 300. Geburtstag momentan gefeiert wird. Ein Stück, das eigentlich nicht modern ist, aber dennoch zeitgemäß und attraktiv präsentiert wurde. Ein gelungener Abschluss.

Eva Hausegger, 22. Mai 2017 für
klassik-begeistert.at

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert