Lieses Klassikwelt 46: Neue Musik

Die Komponistin Ángela Tröndle. Foto: © Severin Koller

von Kirsten Liese

Ich komme gerade vom Styriarte Festival in Graz. Besonders hatte ich mich auf das Abschlusskonzert mit Händels Feuerwerksmusik gefreut, die an einem pittoresken Ort unter freiem Himmel herrlich musiziert wurde. Aber zu meiner Überraschung durfte ich in einem weiteren Konzert eine Uraufführung für Streichquartett erleben, die meine Erwartungen weit übertraf. Ich muss vorausschicken, dass ich ähnlich empfinde wie Elisabeth Schwarzkopf, die einmal auf die Frage, warum sie nie etwas Zeitgenössisches gesungen hat, entgegnete, sie könne das nicht, weil die Avantgarde sie nicht berührt hätte, was für eine Interpretation unumgänglich sei. Ich will das für mich nicht so absolut beurteilen, weil mich Manches durchaus schon berührt, denke ich zuvorderst an Opern und Lieder von Aribert Reimann oder auch Werke von Sofia Gubaidulina, Arvo Pärt oder Peteris Vasks, aber das Gros an zeitgenössischer Musik, das muss ich ehrlich bekennen, geht bei mir zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder raus. „Lieses Klassikwelt 46: Neue Musik“ weiterlesen

Sommereggers Klassikwelt 45: Ida Haendel – der Gesang der Stradivari

von Peter Sommeregger

Vor drei Wochen, am 30. Juni 2020, starb die weltberühmte Geigerin Ida Haendel im amerikanischen Miami im 92. Lebensjahr.

Bis ins hohe Alter konnte man der zierlichen Künstlerin auf den Konzertpodien der Welt begegnen. Stets in bunte Gewänder gehüllt, mit aufgetürmter Haarpracht und hohen Schuhabsätzen strahlte sie das Selbstbewusstsein einer reifen künstlerischen Persönlichkeit aus, die auch optisch ein Ausrufungszeichen setzte. „Sommereggers Klassikwelt 45: Ida Haendel – der Gesang der Stradivari“ weiterlesen

Lieses Klassikwelt 44: Bruckner

Ich bin vor vielen Jahren aus der Kirche ausgetreten, aber wenn ich Musik von Bruckner höre, empfinde ich so etwas wie Göttlichkeit. Noch zu meiner Studienzeit hätte ich nicht in Worte fassen können, warum das so ist. Ich war einfach nur emotional berührt von all den herrlichen Themen, die sich durch Bruckners Sinfonien ziehen, gepackt von der aufwühlenden Dramatik, der großen Feierlichkeit, den weihevollen Bläserchören und den imposanten Gipfelstürmen.

von Kirsten Liese

Als ich anfing, mich mit dem genialen Brucknerdirigenten Sergiu Celibidache zu beschäftigen und alles zu wissen begehrte, was er über den Spätromantiker und seine bahnbrechenden Werke zu sagen hatte, wurde mir meine Faszination bewusster. „Was du an Bruckner schätzt, ist nicht seine ‚Musik‘, sondern, was seine Klänge in dir hinterlassen, was absolut nicht fassbar, nicht zu definieren ist“, sagte Celi. Und: „Am Ende einer Bruckner-Symphonie erleben wir ein Gefühl der Vollkommenheit – das Gefühl, durch alles gegangen zu sein“, schließlich ist „niemand soweit wie Bruckner mit seiner klangbezogenen Korrelationsfähigkeit in den Kosmos eingedrungen“. Zwar tun sich zwischen gewaltigen Fortissimo-Klängen auch immer wieder Abgründe auf, wendet sich die Musik nach kraftvollen Passagen in tiefe Depression und Weltschmerz, aber in den finalen Apotheosen siegt immer die Hoffnung auf eine andere Welt und Rettung. „Lieses Klassikwelt 44: Bruckner“ weiterlesen