Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin, 13. November 2021
Leif Ove Andsnes, Klavier und Leitung
Mahler Chamber Orchestra
Matthew Truscott, Konzertmeister
Foto: Leif Ove Andsnes © Özgür Albayrak
Werke von W. A. Mozart:
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 23 A-Dur KV 488
Symphonie Nr. 38 D-Dur KV 504 »Prager«
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 24 c-Moll KV 491
Zugabe: Andante aus Konzert für Klavier und Orchester Nr. 21 C-Dur KV 467
von Tony Kliche
Leif Ove Andsnes, gleichzeitig Pianist und Dirigent in den beiden Konzerten, findet einen ausgewogen harmonischen Zugang zu Mozart. Der Norweger besticht musikalisch durch Perfektion und gut gewählte Tempi. Das Mahler Chamber Orchestra entfaltete, nicht allein durch seine hervorragenden Solisten, ein überzeugendes poetisches Klangbild mit geschmeidiger Dynamik.
1785/1786 stellten die Jahre des Umbruchs für Mozarts Instrumentalmusik dar: der Gattung des Klavierkonzerts, die einst viel mehr der leichten Unterhaltung diente, setzte er ein kühnes Statement entgegen! Die prachtvoll und anmutig schreitende Einleitung des Klavierkonzerts in A-Dur KV 488 war eine gelungene Eröffnung des Konzertabends. Wie sehr Mozart hier die Orchesterklänge erweitert hat, war durch die Unterscheidung der Haupt- und Nebenstimmen im Orchester sehr gut hörbar. Andsnes makellose Klavierläufe waren wohlüberlegt im Hinblick auf den Gesamtzusammenhalt zwischen Soloinstrument und dem Orchester. Sein besonnener Instinkt passte ebenso perfekt, um die filigranen Texturen des Klanggewebes deutlich hervorzubringen.
Daran anschließend spielte das Mahler Chamber Orchestra unter der Leitung seines Konzertmeisters Matthew Truscott die „Prager Symphonie“ in D-Dur KV 504. In diesem Werk zeigt sich Mozart vor allem als Dramatiker: die komplexe und kontrastreiche Musik der Symphonie steht im starken Gegensatz zum vorangegangenen lichten Klavierkonzert. Schroffe Streicherklänge reiben sich hier in scharfen Dissonanzen mit spannungsvollen Lautstärkedifferenzen. Das groß besetzte Orchester bot eine Fülle an Klangfarben auf und begeisterte die Zuhörer.
KV 491 ist ein weiteres Beispiel für Mozarts neuartigen Stil: als letzteres der beiden Moll-Konzerte verkörpert es reißerisch formuliert die „Sturm-und-Drang-Periode“ des Komponisten, bricht aber auch gleichzeitig damit. Daneben wird auch die überraschende Gegensätzlichkeit der beiden aufeinanderfolgenden Konzerte Nr. 23 und 24 deutlich. Der Einstieg des Klaviers ist im Vergleich zur relativ weitgespannten Orchestereinleitung täuschend einfach und kurzphrasig. Dank der gut ausgearbeiteten Dynamik schafften Solist und Orchester eine ausbalancierte mustergültige Klangarchitektur.
Für den langen und warmherzigen Applaus bedankten sich Leif Ove Andsnes und das Mahler Chamber Orchestra mit dem zweiten Satz aus dem Klavierkonzert Nr. 21 C-Dur KV 467. Als Nachfolger der „Beethoven Journey“ ist das „Mozart Momentum“ als erweiterte Fortführung dieses Projektes anzusehen. Der auch bereits auf CD veröffentlichten ersten Volume, welche die mit Abstand produktivste Schaffensperiode des Komponisten im Jahr 1785 vermittelt, soll 2022 das Jahr 1786 folgen, welche bereits mit großer Spannung erwartet wird.
Tony Kliche, 13. November 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Denis Matsuev, Schumann, Beethoven, Liszt, Konzerthaus Berlin, 10. November 2021
Philippe Jaroussky und Le Concert de la Loge Konzerthaus Berlin, 8. November 2021