Kraftvolle Vitalität und Kontrolle der Töne: Der Pianist Denis Matsuev begeistert in Berlin

Denis Matsuev, Schumann, Beethoven, Liszt,  Konzerthaus Berlin, 10. November 2021

Konzerthaus Berlin, 10. November 2021

Denis Matsuev, Pianist

Foto: Denis Matsuev © Berin Iglesias Art

  1. Schumann: „Kinderszenen“ op.15
  2. Beethoven: Sonate c-Moll op. 111
  3. Liszt: Sonate h- Moll

von Tony Kliche

Der russische Pianist Denis Matsuev evozierte am Mittwochabend im Berliner Konzerthaus phänomenale Klangmomente voller elektrisierender musikalischer Spannung, technischem Können und fantastisch-brillantem Spiel.

Mit Robert Schumanns beliebtem Zyklus „Kinderszenen op. 15“ eröffnete Matsuev seinen Klavierabend. Für einen Pianisten seines Formats war die Abfolge der kurzen romantischen Charakterstücke nicht nur reine Fingerübung zum Warmwerden, sondern viel mehr zeichnete sich seine Interpretation hier durch eine gewisse Introvertiertheit und Zartheit aus.

In freier Tempogestaltung phrasierte Matsuev verträumt und gedankenversunken aber niemals ohne den Zusammenhalt der fragilen Miniaturen zu verlieren. Die berühmte „Träumerei“ wirkte dadurch fast schwerelos schwebend und gelöst von jeglicher Bodenhaftung. Beim Hören vermittelte sich der Eindruck, die Stücke seien eben spontan in diesem Moment entstanden.Das Herzstück des Konzertabends war die große „Sonate in c- Moll op. 111“ von Ludwig van Beethoven. Matsuev kostete die Möglichkeiten des Steinways voll aus und spielte mit extremen Tempoänderungen, wodurch sein differenzierter Vortrag viel mehr wie freies Fantasieren anmutete. Die motivisch-thematischen Gegensätze der komplexen Partitur im Spätwerk des Komponisten arbeitete Matsuev sehr eindrucksvoll heraus. Für den monumentalen klaviertechnisch überaus anspruchsvollen Variationssatz bot der Pianist all sein virtuoses Können auf, womit er die großen, weitgespannten Gedanken Beethovens überaus beeindruckend und expressiv zu gestalten vermochte.

In Franz Liszts diabolisch spleeniger „h-Moll Sonate“ waren die turbulenten Passagen durch schmetternde Lautstärke von nicht endender Anschlagskraft geradezu überwältigend. Matsuevs poetischer Instinkt trat auch hier wieder vollends hervor: die zarten Momente im leisesten Pianissimo, die aufregend präzisen Triller und donnernden Bassläufe ließen das Stück zu einer regelrechten Achterbahnfahrt werden.

Für den enthusiastischen Applaus bedankte sich Denis Matsuev mit einigen Zugaben von Rachmaninoff und Chopin sowie einer extravagant-furiosen Bearbeitung von Edvards Griegs „In der Halle des Bergkönigs“ des Pianisten Grigori Ginzburg.

Tony Kliche, 10. November 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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