Lieses Klassikwelt 53: Wahn! Wahn! Überall Wahn!

Lieses Klassikwelt 53  klassik-begeistert.de

von Kirsten Liese

Deutsche Oper Berlin © Foto: Leo Seidel

Mein Freund und Kollege Tilman Krause spricht mir gerade wieder einmal aus der Seele. Ohne Wenn und Aber ruft er in der  Welt  zum Boykott der anstehenden Neuinszenierung von Richard Wagners  Walküre  an der Deutschen Oper Berlin am 27. September auf. An dieser Premiere –  wie natürlich auch an allen Folgevorstellungen dieser Produktion  –  darf unter den Zuschauenden nur teilhaben, wer die gesamte Aufführung einen „Mundnasenschutz“ trägt. So will es die neue Berliner Kulturverordnung, die Theatern, Opern- und Konzerthäusern damit genehmigt, ihre Zuschauerzahlen zu erhöhen.

Insbesondere im Falle einer fünfstündigen Wagneroper offenbart sich die Absurdität dieser Maßnahme:  „Wer sich das freiwillig zumutet, muss schon eine Leidensfähigkeit mitbringen,  die ans Übermenschliche grenzt – oder aber ein Wagnernovize sein, der keine Ahnung hat, was Wagner mit dem Kundigen macht“, bringt es Tilman auf den Punkt, schließlich ist Wagnermusik immer auch „Rausch, Entgrenzung, Sinnlichkeit“, weshalb Wagner wie vieles „andere, was das Leben lebenswert macht, nur ohne Maske“ geht. Besser könnte man das nicht formulieren.

Freilich gibt es auch Leute, die einem gleich stolz entgegen halten, wie viele Stunden sie problemlos schon mit Maske im Zug oder auf Filmfestivals zubrachten. Wenn sie den „Mundnasenschutz“   tragen wollen, sollen sie es meinethalben tun. Aber sie sollten sich davor hüten, von sich auf andere zu schließen. Und sich darüber klar werden, dass sie, indem sie das Maskentragen verharmlosen, dazu beitragen, dass andere weiter gequält werden und leiden. Wie die 13-jährige Schülerin, die unlängst wegen Sauerstoffmangels unter ihrer Maske im Schulbus ohnmächtig wurde.

Auch ich ertrage den Stofflappen nicht länger als eine Viertelstunde. Und frage mich wie Tilman, wie viele Publikationen über die gesundheitsschädliche Wirkung eigentlich noch erscheinen müssen, damit diese kontraproduktive „Hygienevorschrift“  endlich ein Ende findet. Erst jüngst veröffentlichte der renommierte medizinische Thieme-Fachverlag dazu noch eine Analyse. Es bestehe „das Risiko, dass der – schon zwangsläufig –unsachgemäße Umgang mit der Maske und die erhöhte Tendenz, sich selbst ins Gesicht zu fassen, während man die Maske trägt, tatsächlich das Risiko einer Erregerverbreitung noch erhöht – ein Risiko, das man doch aber gerade durch die Maske reduzieren will“, heißt es auf der Seite thieme-connect.com.

Jedenfalls bin ich sehr gespannt, ob und was bis zur Premiere der  Walküre als Resonanz auf Tilmans Statement noch geschieht. Und ob die Rechnung dieses kulturpolitischen Deals tatsächlich aufgeht.  Die zahlenden Besucher der Deutschen Oper sind bekanntlich überwiegend ältere Leute, und denen dürfte der anhaltende Sauerstoffentzug mehr zu schaffen machen als Jüngeren. Und was, wenn womöglich jemand in der Aufführung zusammenbricht? Will Intendant Schwarz dafür die Verantwortung tragen, und werden Wächter kontrollieren, ob der „Mundnasenschutz“ bei einigen Leuten im Laufe des langen Abends unter die Nase rutscht? Tilman hat ja  Recht, man muss das nicht mitmachen. Was kommt andernfalls  als Nächstes? Dass sich alle testen lassen müssen, die an Kultur teilhaben wollen, wie es jetzt die Wiener Philharmoniker in Erwägung ziehen? Quarantäne respektive Freiheitsberaubung und Zwangsimpfung? Liebe Kulturschaffende, sich der Politik zu unterwerfen ist nicht der richtige Weg, Aufstand ist besser!

Schon bin ich gespannt, unter welchen Bedingungen die nächste  Ring – Runde im Januar in Dresden über die Bühne gehen wird. Hoffen wir, dass Christian Thielemann eine Maskenpflicht für den  Zyklus nicht zulässt!

Kirsten Liese, 18. September 2020, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Lieses Klassikwelt 49: Österreich

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© Kirsten Liese

Die gebürtige Berlinerin Kirsten Liese (Jahrgang 1964) entdeckte ihre Liebe zur Oper im Alter von acht Jahren. In der damals noch geteilten Stadt war sie drei bis vier Mal pro Woche in der Deutschen Oper Berlin — die Da Ponte Opern Mozarts sowie die Musikdramen von Richard Strauss und Richard Wagner hatten es ihr besonders angetan. Weitere Lieblingskomponisten sind Bruckner, Beethoven, Brahms, Schubert und Verdi. Ihre Lieblingsopern wurden „Der Rosenkavalier“, „Die Meistersinger von Nürnberg“, „Tristan und Isolde“ und „Le nozze di Figaro“. Unvergessen ist zudem eine „Don Carlos“-Aufführung 1976 in Salzburg unter Herbert von Karajan mit Freni, Ghiaurov, Cossotto und Carreras. Später studierte sie Schulmusik und Germanistik und hospitierte in zahlreichen Radioredaktionen. Seit 1994 arbeitet sie freiberuflich als Opern-, Konzert- und Filmkritikerin für zahlreiche Hörfunk-Programme der ARD sowie Zeitungen und Zeitschriften wie „Das Orchester“, „Orpheus“, das „Ray Filmmagazin“ oder den Kölner Stadtanzeiger. Zahlreiche Berichte und auch Jurytätigkeiten führen Kirsten zunehmend ins Ausland (Osterfestspiele Salzburg, Salzburger Festspiele, Bayreuther Festspiele, Ravenna Festival, Luzern Festival, Riccardo Mutis Opernakademie in Ravenna, Mailänder Scala, Wiener Staatsoper). Als Journalistin konnte sie mit zahlreichen Sängergrößen und berühmten Dirigenten in teils sehr persönlichen, freundschaftlichen Gesprächen begegnen, darunter Dietrich Fischer-Dieskau, Elisabeth Schwarzkopf, Mirella Freni, Christa Ludwig, Catarina Ligendza, Sena Jurinac, Gundula Janowitz,  Edda Moser, Dame Gwyneth Jones, Christian Thielemann, Riccardo Muti, Piotr Beczala, Diana Damrau und Sonya Yoncheva. Kirstens Leuchttürme sind Wilhelm Furtwängler, Sergiu Celibidache, Riccardo Muti und Christian Thielemann. Kirsten ist seit 2018 Autorin für klassik-begeistert.de .

22 Gedanken zu „Lieses Klassikwelt 53
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  1. Danke! Wie schön, dass das hier mal jemand sagt in diesem Land der Duckmäuser und Opportunisten. Ich hatte darüber auch schon auf einer Seite des Bayerischen Rundfunks gelesen. Hoffentlich macht diese Regelung nicht bundesweit Schule. Dann kann ich in München auch nicht mehr gehen. Fünf Stunden Maske ist für mich auch nicht akzeptabel. Den Artikel von Herrn Krause suche ich mir gleich im Netz.

    Cora Oertel

  2. Danke, liebe Frau Liese, für Ihren mutigen und sachkenntnisreichen Artikel!
    Sie sprechen mir aus der Seele, und man möchte Herrn Lederer am liebsten die Lektüre von Prof. Dr. Bakhtis Buch „Corona-Fehlalarm?“ zwangsverordnen, damit bei ihm ein Mindestmaß an Sachkenntnis Einzug erhalten könnte, das für seinen Job eigentlich Mindestvoraussetzung sein sollte…

    Andrea

  3. Wo waren all die Künstler, die jetzt jammern und sich um ihre Zukunft sorgen am 29.08.2020?
    Wie oft habe ich von Künstlern in letzter Zeit gehört: Nein, mit den Rechten und Verschwörungstheoretikern will ich nichts zu tun haben.
    Jetzt, wo sie selbst betroffen sind, ist Holland in Not.
    Mein Mitgefühl hält sich da sehr in Grenzen.

    Jürgen Grunow

  4. Liebe Frau Liese,
    ich kann Ihrer Auffassung nicht folgen, habe selbst neulich zwei Stunden beim Hamburg Ballett eine Maske ohne Probleme getragen. habe mich sogar noch sicherer gefühlt. Hunderttausende Beschäftigte im Gesundheitswesen und im Baugewerbe tragen solche Masken während des Arbeitstages, das ist durchaus zumutbar, und man gewöhnt sich daran.

    Ein Sauerstoffmangel beim Atmen durch solche eine Maske ist bei jemanden ausgeschlossen, dessen Atemwege noch in der Lage sind, ihn für den Weg in ein Konzert- oder Opernhaus noch mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Wenn jemand allerdings unter der Maske aus unbegründeter Furcht hyperventilieren sollte, wäre die Ursache sicher nicht auf einen Sauerstoffmangel, sondern auf ein Abatmen von Kohlendioxid zurückzuführen. Das ist subjektiv unangenehm, in der Regel aber nicht gefährlich. Ein Sauerstoffmangel liegt dabei definitiv nicht vor.

    Im Übrigen ist der Schutz vor Aerosolen durch die sog. chirurgischen Masken bewiesen. Dieser ist nicht 100%ig, sondern liegt bei etwa 80%. Wenn alle solche Masken, und nicht die wenig Aerosole herausfilternden einfachen Selbstgenähten, trügen, wäre das Risiko einer Infektionsübertragung drastisch reduziert.

    Was allerdings nicht bewiesen ist, ist, dass das versehentliche Anfassen der Maske nennenswert zur Ansteckung beiträgt. Man sollte es nur vermeiden, sich hinterher den Finger zum Umblättern einer Zeitschrift an der Zunge zu befeuchten.

    Mit den allerherzlichsten Grüßen, Ihr Ralf Wegner

    1. Lieber Dr. Wegner,
      DANKE!
      Endlich eine Stimme der Vernunft und der Wissenschaft. Es erfüllt mich mit Sorge, dass dieser Artikel so oft geteilt wurde.
      Ein Kommentator verteidigt die Verschwörungserzähler, ein anderer erwähnt sogar die „NWO“ und macht damit deutlich, dass er tief in Verschwörungslegenden versunken ist. Informiert man sich über Leute, die an „New World Order“ glauben, landet man in der Welt von QAnon, irrwitziger Lügen über Gates‘ Impfstiftung, antisemitischer Hetze usw.
      Nach vielen Monaten mit konsequent getragener Maske bin ich überzeugt, dass Probleme beim Atmen mit Maske im Wesentlichen daraus resultieren, dass der Träger sie einfach ablehnt und davon überzeugt ist, dass sie seine Atmung beeinträchtigt. Insofern könnte es sein, dass der Mensch real leidet – in Wirklichkeit aber einfach eine psychosomatische Reaktion erlebt…
      Beste Grüße
      Gabriele Lange

      1. Ihre Meinung kennen wir ja nun hinlänglich, Frau Lange. Allerdings haben Sie sachlich keine überzeugenden Argumente vorzubringen. Sie versuchen immer nur wieder Stimmung zu machen, indem Sie Andersdenkende als Verschwörungstheoretiker stigmatisieren.
        Überzeugungsarbeit leistet man mit Fakten. Die stehen auf der Seite, die ich Herrn Dr. Wegner schon empfohlen habe. Gute Lektüre!

        Kirsten Liese

      2. Nun sind wir ja alle hier, soweit ich das einschätzen kann, keine Experten. Mein HNO hat mich darüber informiert, dass das permanente Einatmen des eigenen Atems, der ja Bakterien etc. enthält, bei vielen Menschen zu Reizungen und Entzündungen im Rachenraum führe. Das kann er in der Praxis nun täglich beobachten. Ich denke, man sollte Hinweise auf die negativen Aspekte des Maske-tragens nicht verteufeln. Sie sind ganz einfach auch eine Seite der Medaille. Ich verstehe, dass einigen dennoch das Tragen der Maske wichtiger ist und ich verstehe, dass es einigen zu weit geht. Zumal die Maske, die momentan alle angehalten zu tragen sind, nachweislich nicht vor Viren schützt. Es wäre schön, einen tragbaren Kompromiss zu finden und dabei alle wissenschaftlichen Erkenntnisse in seine Überlegungen mit einzubeziehen, ohne die andere Seite als „Psychos“ abzuqualifizieren.

        Lena

    2. Lieber Herr Dr. Wegner,

      wenn man Ihre Zeilen liest, scheint es, als wären all die Menschen, die seit langem schon darunter leiden, mit den Masken einkaufen zugehen, weil sie zu wenig Luft zu bekommen, all die verzweifelten Kinder, die aus der Schule mit Kopfschmerzen, glasigen Augen und Erschöpfungszuständen nach Hause kommen oder auch ganz normale Bürgerinnen und Bürger, die im Dienstleistungsgewerbe ihre Jobs als Friseur oder Wirt aufgeben, weil sie die Maske nicht so viele Stunden ertragen, sich in der Not die „Mundnasenbedeckung“ unters Kinn schiebem wo sie nur können oder in ihrer Not demonstrieren gehen, Dummköpfe.
      Ich halte Ihren Anspruch für ziemlich vermessen. Auch deswegen, weil Sie Ihre Kenntnisse offenbar einseitig nur aus Berichten der Maskenbefürworter zu entnehmen scheinen und die konträren Positionen von sehr wohl seriösen Wissenschaftlern, Ärzten und Epidemilogen ignorieren. Und davon gibt es mittlerweile sehr viele, wenn Sie zum Beispiel auch mal diese Seite aufrufen wollen:

      https://telegra.ph/Der-Maskenbetrug-ist-entzaubert-06-26

      Sogar Herr Drosten ist schon mal entschlüpft, dass das Tragen der Masken für sich genommen nicht so wichtig sei, aber dazu diene, in der Bevölkerung ein Bewusstsein für den „Ernst der Lage“ wachzuhalten. Mit anderen Worten, es geht also darum, die Menschen in Angst zu halten. Zudem hat auch Wolfgang Schäuble unlängst den Abgeordneten empfohlen, die Masken dann und wann abzusetzen, was die Schüler in der Schule aber nicht dürfen .

      Ganz abgesehen davon: Ich bin ein fühlender Mensch, wenn ich in der Oper sitze. Ich gehe mit, gerade bei Wagner, das heißt auch, ich muss atmen können, gerade bei einem Werk wie der „Walküre“. Es ist mir ein Rätsel, wie Ihnen das mit Stoff-Maske möglich ist. Aber das ist Ihre Sache. Hier geht es doch um eines jener Werke, das „höher ist als alle Vernunft“, wie Thomas Mann die geteilten Geigen im „Lohengrin“-Vorspiel charakterisiert hat. Um die gewaltigste, anstößigste, leidenschaftlichste Liebesgeschichte, die der gesamte „Ring“ mit seinen Wälsungen zu bieten hat. Überhaupt ereignet sich hier ein intensives, emotionales, erschütterndes, aber eben auch physisches Wechselbad der Gefühle. Das alles mit einem Maulkorb zu durchleben, erscheint doch geradezu kafkaesk. Wenn man sich etwa auch mal vorstellt, wie es von der Bühne aus Sängerperspektive sein wird, in ein solch vermummtes Publikum zu schauen.
      Mit besten Grüßen, Kirsten Liese

      PS: Nebenbei gesagt: Haben Sie sich schon mal gefragt, ob der Virus „Pause“ macht, wenn die Leute zum Beispiel im Flugzeug zum Essen und Trinken die Maske eine halbe Stunde absetzen? Allein daran sieht man doch schon die ganze WIdersprüchlichkeit.

      Kirsten Liese

      1. Liebe Kirsten,

        wer sich nicht in der Lage fühlt, für 3:45 Stunden „Walküre“ eine Maske aufzusetzen,
        sollte unbedingt zu Hause bleiben – er oder sie haben in einer Oper nichts zu suchen – alle seriösen Argumente sprechen pro Maske, das zeigen auch die fundierten Beiträge der Ärzte in diesem Blog. Ich persönlich sitze seit Monaten regelmäßig 9 Stunden mit Maske im Zug von Wien nach HH und zurück… und habe noch nie gelitten. Der Boykott-Aufruf (der „Walküre“) des WELT-Kollegen zeugt von einer Weltfremdheit, ja Überheblichkeit und Arroganz. Aber schön, dass dieser Schreiberling eine depperte Debatte angestoßen hat, in der es ihm zuvörderst nur darum geht, im „Kulturbereich“ wahrgenommen zu werden und Wellen zu schlagen.

        Herzlich

        Andreas Schmidt (Herausgeber)

      2. Der Klassiker…

        „telegra.ph“ ist eine offene Blogging-Plattform, auf der jede(r) veröffentlichen kann, was er/sie mag. Da gibt es nicht mal ein sauberes Impressum, so dass man keine Verantwortung für seine Veröffentlichung übernehmen muss. Dahinter steht Telegram (https://www.computerbild.de/artikel/cb-News-App-Check-Telegraph-Telegram-startet-Blogging-Plattform-16743653.html). Telegram wiederum ist die russisch kontrollierte Desinformationsschleuder (s. etwa https://www.euractiv.de/section/eu-innenpolitik/news/eu-probes-russian-disinformation-efforts-on-navalny-and-belarus/), die etwa der Avocadolf Attila Hildmann, „Reichsbürger“ und Flacherde-Fanatiker bevorzugt nutzen, um ihre kritiklosen Anhänger mit neuen Gerüchten zu versorgen.

        Der Artikel hat keinen identifizierbaren Autor („Jorge B.“), der sich einer Diskussion oder Überprüfung stellen würde, und arbeitet nach dem üblichen Muster: Imitation wissenschaftlicher Zitierweisen, ein wirrer Wust von aus dem Zusammenhang gerissenen Studien vermixt mit wilden Gerüchten. Wenn man anfängt, jeden einzelnen Strang nachzuprüfen und sich auf Diskussionen einzulassen, ist man Jahrzehnte beschäftigt. Hat man in der Diskussion mit solchen Leuten fünf Absätze widerlegt, kommen doppelt so viele Behauptungen nach.

        Nach Camus soll man sich Sysiphus als glücklichen Menschen vorstellen. Um mit Christian Drosten zu sprechen: Da hat man echt Besseres zu tun. .

        Nur ein Beispiel, das klar macht, womit man es zu tun hat: In dem Telegra.ph-Artikel finden sich ehrenrührige und nachweislich falsche Behauptungen über die Firma der Ehefrau von Markus Söder (von dem ich kein Fan bin). Wäre der Autor kenntlich, könnte das Unternehmen ihn verklagen. Und würde gewinnen. (zur Info: Ich arbeite über Industrie-Themen aus diesem Bereich und weiß, dass es sich hier um substanzlose Verleumdungen handelt.)

        Und immer heißt es: „Das ist halt Ihre Meinung“ Nach diesem Muster arbeiten schon seit Jahren die Impfgegner und Klimawandelleugner. Ich halte mich da an den klugen Wissenschaftsjournalisten Dirk Steffens: „Wir müssen als Tatsache anerkennen, dass es eine kleine Gruppe von Menschen gibt, die sich Sachargumenten verschließt. “
        (https://www.spektrum.de/news/wie-sollten-medien-mit-verschwoerungstheorien-umgehen/1768929).

        Gabi Lange

  5. Ich habe vor zwei Wochen bei der Zauberflöte an der Bayerischen Staatsoper die Maske aufbehalten, weil ich das aus meiner fachlichen Sicht als Biochemiker für sinnvoll halte. Ich fand das nicht schlimm, nur störte mich etwas, dass das Okular meines Opernguckers fortwährend beschlagen war. Aber deshalb ein Lamento anzustimmen, ist nicht mein Ding.

    Lorenz Kerscher

  6. Liebe Frau Liese!

    Letzten Sonntag hatte ich die fragwürdige Ehre, eine dieser Spezial-Masken tragen zu dürfen. Während einer Meisterklasse, die Daniel Barenboim im Pierre Boulez Saal gegeben hat. Alles halb so wild. Hatte im Vorfeld gedacht, es wäre der Horror, aber man gewöhnt sich schnell daran. Alles easy.

    Natürlich trage ich die Maske auch nicht gerne. Ganz im Gegenteil. Als revolutionärer Geist, der ich schon immer gewesen bin, sind mir gewisse Vorschriften zuwider.

    Weshalb ich trotzdem eingelenkt habe, ist nicht der gesundheitliche Aspekt, sondern der wirtschaftliche. Wenn ich mitbekomme, welches Druckmittel, welche Waffe dieses Corona geworden ist, dann bin ich bereit die Maske zu tragen. Wien, wo ich wohne, wurde vor kurzem von Deutschland als Risikostadt eingestuft. Die Folge: Noch weniger Touristen, noch weniger Einnahmen. Nicht nur in der Oper, in allen Bereichen. Selbst das Hotel Sacher hat zu kämpfen. Setzt es doch zu 95% auf zahlungskräftige Gäste aus dem Ausland. Die bleiben nun fern. Aufgrund der Reisewarnung noch stärker als zuvor.

    Dass sie diesen Boykott nun befürworten, halte ich nicht nur für fragwürdig, sondern für verantwortungslos. Wo doch gerade die Künstler, die Musiker enorm mit der Situation zu kämpfen haben. Sie sind die Leidtragenden. Wirtschaftlich. Wir, das Publikum, sollten ihnen entgegenkommen.

    Wenn wir dazu beitragen können, dass wieder mehr Gäste in die Opernhäuser und Konzertsäle dürfen und somit die wirtschaftlich prekäre Lage entschärfen, dann sollten wir es in kauf nehmen, diese blöde Maske zu tragen. Es wird schon einen Nutzen haben. Der Sinn der Maske ist es ja nicht, sich selbst zu schützen, sondern andere. Somit ist die Behauptung, man würde sich durch das ständige ins Gesicht greifen, leichter infizieren, sowieso obsolet. Ein Vorwand, um es sich einfach zu machen. Kenne die Studien jedoch nicht. Studien gibt es immer in beide Richtungen. Sowohl pro als auch contra eines Sachverhalts. Entscheidend ist hierbei nicht nur die Qualität, sondern auch die Quantität. Gibt es mehr Studien pro oder contra Maske?!

    Ob das zahlungskräftige Publikum, das meistens zur älteren Generation zählt, das Tragen der Masken während der Vorstellung akzeptieren würde oder der Oper fern bleibt, das wird sich schon noch weisen. Ein Testlauf wäre interessant. Der Kunst und der Künstler wegen. Es stimmt mich traurig, wenn ich in einem beinahe leeren Theater sitze, wie letztens in der Staatsoper unter den Linden. Das ist kein schöner Anblick, keine angenehme Atmosphäre.
    Und wirtschaftlich sowieso eine Katastrophe.

    Jürgen Pathy

    1. Ein bekannter, hochbezahlter Autor einer überaus unterdurchschnittlichen deutschen Tageszeitung (mit immer wieder fragwürdiger politischer Gesinnung), der wegen des Tragens von dünnen Masken – angesichts von Corona – zum „Boykott“ einer
      Oper von Richard Wagner aufruft, ist latent hochnäsig, arrogant, geltungssüchtig, schlecht informiert und im Geiste ein kleines, bockiges Kind. „Neiiiin, meine Suppe ess ich nicht, meine Suppe ess ich nicht!“ …. meine Maske trag ich nicht…. Sicherlich werden tausende Berliner seinem tumben „Boykott“ folgen und ihre Karten verfallen lassen ;-))

      Andreas Schmidt, Herausgeber

    2. Lieber Herr Pathy,

      natürlich ist mir auch daran gelegen, dass die Häuser mehr Zuschauer einlassen dürfen. Nur bin ich der Meinung, dass der Maskenzwang während der Vorstellungen der falsche Weg ist. Wer sich einmal erpressen lässt, ist immer erpressbar. Sind Sie auch noch dabei, wenn die Politik anordnet, zum Erhalt oder zur Erhöhung der Zuschauerzahlen, dass sich alle testen oder impfen lassen müssen?
      Bei den Salzburger Festspielen waren auch 1000 Zuschauer möglich OHNE Maske während der Vorstellungen und Konzerte. Beim Bayreuth Baroque saßen wir OHNE Maske im Rang sogar wie die Hühner bei der Stange zusammen. Und das ging auch. In der Tat bin auch ich sehr gespannt, wie leidensbereit die Berliner sein werden. Hier und da hörte ich schon von Leuten, die davon ausgehen, im Dunkel des Saales irgendwie schummeln zu können. Vielleicht läuft es darauf hinaus. Sehr ehrlich ist das aber nicht.

      Kirsten Liese

  7. Liebe Frau Liese,
    was erwarten Sie denn? Dass in Salzburg und beim Bayreuth barock massenhaft Infektionen aufgetreten sein müssten, um das Masketragen zu rechtfertigen? Es handelt sich beim Masketragen um eine präventive Maßnahme, die generell erforderlich ist, da wir eben nicht wissen, ob sich unter den Zuschauern/-innen hochinfektiöse Personen befinden. Wahrscheinlich gab es solche in Salzburg oder bei der anderen Veranstaltung nicht. Wegen der bei uns eher geringen Durchseuchung war die Wahrscheinlichkeit, sich zu infizieren noch gering. Der Übergang von geringer zu erhöhter Infektionswahrscheinlichkeit ist vom Publikum aus nicht zu erkennen. Deswegen ist das Masketragen sinnvoll, ebenso das Abstandhalten und das Händewaschen vor dem Essen etc.

    Im Übrigen halte ich das generelle Sichtestenlassen für eine gute Idee, wenn es denn geeignete sofortanzeigende Tests gibt. Dann können junge Leute auch wieder in die Bars und Diskotheken. Vergessen Sie bitte nicht, dass z.B. die Stadt Stockholm wegen lockerer Maßnahmen bezogen auf die Bevölkerung 16mal (!!!) soviele Coronatote hat wie Berlin. Freuen Sie sich doch, dass es in Berlin dank der Maßnahmen bisher so glimpflich abgelaufen ist.

    Viele Grüße, Ihr Ralf Wegner

  8. Was Sie hier geschrieben haben ist einfach nur Blödsinn! Die Maskenpflicht ist, abgesehen von einem kompletten Lockdown à la Wuhan (den bis jetzt nur in China gab), momentan das effektivste Mittel gegen die Corona-Pandemie. Man sieht es immer wieder: Wird die Maskenpflicht eingeführt, sinken die Corona-Zahlen (z.B. Jena, Österreich im April). Sobald sie wieder gelockert wird (Österreich im Sommer, aktuell auch in Deutschland), oder sich die Leute nicht daranhalten (USA), steigen die Zahlen wieder. Wie viele Leute müssen denn noch sterben, damit Leute wie Sie endlich kapieren, dass die aktuellen Corona-Maßnahmen nicht überzogen, sondern absolut notwendig sind?

    Die Alternative zur Maskenpflicht ist der Zustand, den es Ende März gab! Keine Opern, keine Konzerte, keine Veranstaltungen. Mittlerweile weiß man, wie man Opern und Konzerte trotz Pandemie spielen kann. Ich halte die Entscheidung der Deutschen Oper, überhaupt die Walküre zu spielen, für falsch. Aber es ist ja alles wohl mit den Gesundheitsbehörden abgestimmt. Und wenn Sie keine Maske aufsetzen wollen, bitte, es zwingt sie niemand in die Oper zu gehen. Als Boykott würde ich das nicht bezeichnen.

    Sollte je ein Corona-Impfstoff in ausreichender Menge verfügbar sein, führt an einer allgemeinen Impfpflicht (nur medizinisch begründete Ausnahmen) kein Weg vorbei. Dass eine Impfpflicht prinzipiell Verfassungskonform ist, haben bereits mehrere Gerichtsurteile bestätigt.

    Ich persönlich habe seit Ende des ersten Lockdowns mehrere Tagesausflüge zu verschiedenen Konzerten unternommen. Dabei hatte ich meine Maske jeweils 12-16 Stunden am Stück auf (mit etwa 1-2 kurzen Unterbrechungen). Auch draußen. Ja, gerade nachts um 12 in der Bimmelbahn (wo die Luft eh nicht besonders ist) ist das nicht mehr so angenehm. Aber die Alternative wäre, diese Ausflüge abzusagen. Eben genau das, wozu es im April und Mai noch keine Alternative gab. Und: Wer an ernsthaftem Sauerstoffmangel unter einer Maske leidet, sollte sich das wirklich gut überlegen, ob die Lunge in einem Zustand ist, dass er/sie eine Corona-Infektion riskieren möchte. Da ist man dann ganz schnell in der Gruppe, wo jede fünfte Corona-Infektion tödlich endet.

    Johannes Fischer

    1. Ich möchte die ganze Debatte in einem Satz zusammenfassen: Wer zu stur ist, in einem Konzerthaus eine Maske in Corona-Zeiten zu tragen, gehört nach Hause und sollte Fußballbundesliga im TV schauen…

      Andreas Schmidt, Herausgeber

      Wer als „Kulturjournalist“ einer gestrigen – permanent an Bedeutung verlierenden – Postille so blöd und arrogant ist und zum Opernboykott aufruft, dem gehört das eh üppige Gehalt gekürzt.

      1. Nachtrag:

        Die Walküre dauert nicht 5 Stunden, sondern 3:45 Stunden.

        1. Akt: ca. 1:05 Std.
        2. Akt: ca. 1:30 Std.
        3. Akt: ca. 1:10 Std.

        Kann der überbezahlte „Kulturjournalist“ einer politisch oft tumben und wirren, seit Jahrzehnten
        mit vielen Millionen Euro vom Verlag am Laufen gehaltenen Tageszeitung in dieser Zeit keine
        Maske aufsetzen? In den Pausen kann er ja frische Luft schnappen und an der Pommesbude
        vor der Deutschen Oper Berlin ein Bierchen trinken, um sich von diesem ganzen Stress, diesen ganzen Zumutungen zu erholen.
        Möge sein kluger Verleger statt seiner in die Aufführung gehen – er hat ja auch Musikwissenschaften studiert.

        Autor Dr. Holger Voigt und ich fühlten uns gestern durch das Tragen einer Maske beim phantastischen Konzert der Symphoniker Hamburg
        in keinster Weise beeinträchtigt und haben die 75 Minuten sehr genossen in der Laeiszhalle Hamburg.

        Andreas Schmidt
        Herausgeber.

  9. Liebe Frau Liese, erstmal Glückwünsch zu diesem Super-Kommentar.
    Was Sie offenbar noch nicht wissen: Laut Infektionsschutzgesetz brauchen Sie gar keine Maske zu tragen. Es kann Sie niemand dazu zwingen!
    Das ergab gerade auch eine parlamentarische Nachfrage des Berliner FDP-Abgeordneten Luthe: Niemand ist verpflichtet, nicht hoheitlich tätigen Personen gegenüber irgendwelche Gründe für ein Nicht-Tragen von Masken darzulegen. Hoheitlich tätige Personen sind etwa Beamte oder bei bestimmten Behörden wie dem Ordnungsamt angestellte Mitarbeiter. Der Kartenabreißer in der Deutschen Oper zählt aber definitiv nicht dazu.
    Wenn ich demnächst irgendwann mal in Konzert oder Oper will, mache ich es wie die Abgeordneten, die sie kurz vor den Kameras aufsetzen und dann wieder abnehmen: Ich schiebe die Maske beiseite, sobald es angefangen hat. Glauben Sie mir, 80 Prozent der Zuschauer werden das so machen- auch die, die sich in diesem Forum so aufplustern.

    Luise S.

    1. Liebe Frau S.,

      was Sie offenbar noch nicht wissen: Unabhängig davon, wem gegenüber Sie Rechenschaft ablegen müssen oder nicht, hat die Deutsche Oper ein Hausrecht und kann erstens verlangen, dass Sie in Vorstellungen eine Maske tragen und Sie zweitens hinausbegleiten (lassen), wenn Sie dem nicht nachkommen.
      Darüber hinaus ist dies übrigens kein „Forum“, sondern der Kommentarbereich eines Blogs, der sich eigentlich mit klassischer Musik befasst. Frau Lieses Kompetenz in diesem Bereich dürfte außer Frage stehen, bei medizinischen Fragen habe ich starke Zweifel.
      Das Nachverfolgen noch der obskursten Quellen zu verlangen, ist eine typische Troll-Strategie. Frei nach Drosten: Ich habe Besseres zu tun.

      Guido Marquardt

    2. Ihnen ist also egal, dass in Ihrer Nähe womöglich jemand sitzt, der zur Hochrisikogruppe gehört oder besonders gefährdete Angehörige hat. Was bedeuten schon Leben und Gesundheit anderer im Vergleich zu einer kleinen Unbequemlichkeit für Sie…

      Wer jedes Schlupfloch sucht, um die Gesundheit anderer nicht schützen zu müssen und damit auch die Fortführung des Kulturlebens in Pandemie-Zeiten gefährdet, sollte dafür mit seinem Namen einstehen.

      Und sich nicht hinter dem Kürzel „S.“ verstecken.

      Naja passt. Sie wollen ja auch im Dunkeln agieren und verlassen sich drauf, dass ein Nachbar, der das womöglich bemerkt, schon nicht die Vorstellung stören wird.

      Wenn das Ihre Definition von Anstand ist …

      Gabi Lange

      1. Liebe KommentatorInnen der aufwühlenden Debatte der letzten Tage,

        als Herausgeber von klassik-begeistert.de beende ich hiermit diesen virtuellen Diskurs.

        Es sind genug der Argumente, der Häme, des Spotts ausgeteilt worden.

        Schluss damit!

        Konzentrieren wir uns bitte wieder auf unsere Kernkompetenz: die Oper und die klassische Musik in ihrer ganzen Größe, Güte und Schönheit.

        Herzlich aus Hamburg

        Andreas Schmidt

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