Foto: @ Kirsten-Nijhof, Copyright Oper Leipzig
Oper Leipzig, 22. Januar 2022
Richard Wagner, Das Liebesverbot oder Die Novize von Palermo.
Große Komische Oper in zwei Akten
Gewandhausorchester
Christoph Gedschold Dirigent
Chor der Oper Leipzig
von Dr. Guido Müller
Endlich hat die Oper Leipzig wieder ihre Tore geöffnet und macht den Anfang mit der zweiten Oper Richard Wagners. Anlaß ist zunächst die regelmäßige Aufführung sämtlicher Wagner-Opern an seinem Geburtsort und ein Zyklus aller seiner Opern im Frühjahr 2022. Und einige Hauptrollen sind mit neuen Sängern besetzt, die sich hervorragend in das Ensemble einfügen. Das „Liebesverbot“ ist eine Ensemble-Oper im Stil Rossinis, Bellinis und Aubers, die Wagner genau wie Carl Maria von Webers „Euryanthe“ hier als Vorbild dienten. Die Handlung dreht sich um das durch einen deutschen moralinsauren Statthalter in Palermo bei Todesstrafe verhängte Liebesverbot und den Karneval. Nach vielen Verkleidungen, Täuschungen und Intrigen des reich besetzten Opernpersonals kann sich selbst der Statthalter der Liebeslust (DAS Thema im Werk und der Biographie Wagners) und Lebensfreude nicht entziehen und die Oper endet in einem großen Karnevalsrausch.
Es fällt ein überwiegend junges (wohl vor allem studentisches) begeistertes, konzentriertes und neues Publikum in dem etwa zu einem Drittel besetzten Zuschauerraum auf (es gilt 3G und Maske im ganzen Haus). Diese lassen sich wohl weniger durch die coronabedingt wechselnden Zugangsregelungen abschrecken als das traditionelle ältere Opernpublikum. Die Neugier des Publikums auf diese komisch-unterhaltsame Rarität im Opernprogramm war förmlich zu spüren. Das gibt Anlass zu Optimismus.
Die Sänger und Sängerinnen sind ausnahmslos herausragend. (Besetzung wie in der nächsten Aufführung am 21. Juni 2022 siehe https://www.oper-leipzig.de/de/programm/das-liebesverbot-oder-die-novize-von-palermo/90169, bis auf Herfinnur Årnafall als Antonio).
Das Weltklasseorchester des Gewandhausorchesters im Graben spielt in ausgezeichneter Laune dirigiert vom an der Oper Leipzig in vielen Produktionen bewährten Christoph Gedschold, dem künftigen Musikdirektor an der Oper Leipzig unter dem neuen Intendanten Tobias Wolff ab 2022/23. Der Chor singt und spielt spitze. Die Inszenierung samt den prächtigen Kostümen und dem abwechslungsreichen Bühnenbild ist bunt, frech und äußerst witzig unterhaltsam und in den wenigen sentimentalen Momenten auch berührend.
Leider gibt es in dieser Spielzeit nur noch eine Vorstellung. Doch wann immer diese Produktion im Spielplan auftaucht, ist unbedingt der Besuch angeraten. Ein unterhaltsamer Abend auf musikalischem Spitzenniveau ist garantiert!
Dr. Guido Müller, 23. Januar 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at