Foto: M. Schulz (c)
Elbphilharmonie, Kleiner Saal, 27. Januar 2018
Elbphilharmonie Familienorchester
Dirigentin: Christine Philippsen
Moderation: Sven Holger Philippsen
- Elb‘ und Fluth (2017), Christoph Kalz (*1977)
- Eine Steppenskizze aus Mittelasien (1880), Alexander Borodin (1833-1887), Bearb.: Ch. Kalz
- Walzer Nr. 2 (ca. 1956), Dmitri Schostakowitsch (1906-1975), Arr.: Thomas Stapf
- Allegro con fuoco/ „Aus der Neuen Welt“ (1894), Antonin Dvorak (1841-1904), Arr.: Thomas Stapf, Bearb.: Ch. Kalz
- Musik aus dem Film How to train a dragon (2010), John Powell (1963), Arr.: Sean O’Loughlin, Bearb.: Ch. Kalz
von Ricarda Ott
„Musik hören ist gut, selbst Musik machen ist besser!“ Frei nach diesem Motto kamen am Samstagnachmittag die mittlerweile 82 Mitglieder des Familienorchesters der Elbphilharmonie mit ihrer künstlerischen Leiterin Christine Philippsen im Kleinen Saal zusammen und präsentierten ein vielseitiges musikalisches Programm. Es spielten Jung und Alt – das älteste Mitglied ist Mitte 70, das jüngste 8 –, also Kinder, Eltern und Großeltern, Freunde und Verwandte: wahrlich ein großes, generationenübergreifendes Familienorchester mit individueller Erfahrung am Instrument und in jedem Fall ganz viel Spaß am Musizieren.
Die musikalische Reise begann: in Hamburg. Der „hauseigene Orchester-Bearbeiter“ Christoph Kalz, wie ihn der das Konzert moderierende Orchesterassistent Sven Holger Philippsen vorstellte, hatte in Anlehnung an Georg Philipp Telemanns Stück Ebb‘ und Fluth ein fast gleichlautendes und sehr hanseatisches Stück geschrieben. Schiffshorn-Klänge, Sturmböen, Möwengeschrei, das Knarzen der Täue, eine verwischte Melodie des Akkordeons und dazu barocke Festlichkeit im Tutti.
In Alexander Borodins Steppenskizze konnten die Musiker dann einmal mehr beweisen, wie gut sie lautmalerische Klänge und feine Melodien musikalisch überzeugend umsetzen konnten. Sowohl hier als auch im nächsten Stück, dem berühmten Walzer Nr.2 von Dmitri Schostakowitsch, begeisterte das Orchester vor allem mit der wohl wichtigsten Qualität: dem Zusammenspiel. In guter Abstimmung zur Dirigentin, mit professionellem Blickkontakt und gekonntem Timing wurden solistische Einsätze und kollektive Phrasen gemeistert.
Musikalische Höhepunkte des Abends: der arrangierte und zudem auf die individuellen Instrumentengruppen des Orchesters zugeschnittene 1. Satz aus Antonin Dvoráks berühmter 9. Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ und ein Ausschnitt aus einer Filmmusik von John Powell. Hier wurde erlebbar, was dieses Projekt auszeichnet: Freude an der Musik und am Spiel schöner Melodien, Konzentration und Hingabe, Gemeinschaftsgefühl und Verantwortung und vor allem ganz viel Spaß!
Das ebenfalls generationenübergreifende Publikum war begeistert und es wurde einmal mehr deutlich, wie fruchtbar das gemeinsame Hören, Spielen und Erleben von Musik ist.
Bravo an jedes einzelne Mitglied für die Mühe, nach den Schulaufgaben oder nach einem anstrengenden Tag im Büro noch zu üben oder zur wöchentlichen Probe zu gehen. Bravo an die sympathische künstlerische Leiterin Christine Philippsen und den Assistenten Sven Holger Philippsen, ohne deren Engagement es wohl kaum zu einem solch schönen Konzert gekommen wäre (es war bereits das zweite Konzert in der Elbphilharmonie). Und bravo an die Staatliche Jugendmusikschule Hamburg und die Education Abteilung der Elbphilharmonie und deren Verantwortliche, die sich gezielt für die Förderung solch ehrenwerter Projekte einsetzen.
Ricarda Ott, 28. Januar 2018, für
klassik-begeistert.de
Foto: Maxim Schulz