Blu-ray-Rezension:
Anne Sophie Mutter
Vivace
A Film by Sigrid Faltin
SWR Classic
von Peter Sommeregger
Den Anlass für dieses Filmporträt der berühmten deutschen Geigerin Anne Sophie Mutter gab wohl der 60. Geburtstag der Geigenvirtuosin im Juni dieses Jahres. Sigrid Faltin folgt bei ihrem Konzept zwar dem für solche Filme typischen Muster, dank Mutters überschäumendem Temperament und ihrer Offenheit dem Aufnahmeteam gegenüber gelingt am Ende aber doch ein außergewöhnliches Porträt einer außergewöhnlichen Frau.
Der Bekanntheitsgrad Mutters ist hoch, hatte sie doch schon als 15-jähriges Wunderkind mit Auftritten und Platteneinspielungen unter Herbert von Karajan Aufsehen erregt. Die erstaunliche Reife ihrer Interpretationen ließ sie schon früh in die Riege international konzertierender Geiger aufsteigen. Die Einblendung kurzer Video-Sequenzen aus ihrer Kindheit belegen ein früh entwickeltes Selbstbewusstsein und eine Festlegung auf das Ziel, in der ersten Liga mitzuspielen.
Ihr Privatleben hat Anne Sophie Mutter weitgehend der Öffentlichkeit vorenthalten, bei ihrer Prominenz konnte dies aber nicht vollständig gelingen. Der Film streift mit kurzen Sequenzen die Hochzeit und Ehe mit dem Anwalt Detlef Wunderlich, mit dem sie einen Sohn und eine Tochter hat, der aber schon nach sechsjähriger Ehe starb. Als allein erziehende Mutter bewältigte die Künstlerin anschließend den Spagat zwischen Familie und Karriere.
Schlaglichtartig werden Auftritte und Begegnungen mit Kollegen und Freunden eingeblendet, so z.B. ein Gespräch mit dem Filmkomponisten John Williams, der für Mutter ein Violinkonzert schrieb. Eine enge Freundschaft pflegt Mutter mit dem Schweizer Tennisstar Roger Federer, in dem aufgezeichneten Gespräch der beiden erfährt man von interessanten Parallelen zwischen virtuosem Geigen- und Tennisspiel. Im Vordergrund steht auch dabei die eiserne Disziplin, die beides erfordert.
Disziplin ist auch so etwas wie das Leitwort für die Persönlichkeit Anne Sophie Mutters – optisch wie mental scheint Mutter von ihrem tatsächlichen Lebensalter noch weit entfernt.
Kurz streift sie auch die Beziehung zum Dirigenten und Komponisten André Previn, mit dem sie von 2002 bis 2006 verheiratet war, aber auch nach der Scheidung der Ehe bis zu seinem Tod künstlerisch eng verbunden blieb.
Interessantes erfährt man auch über spezielle Eigenschaften kostbarer Geigen, z.B. über die Besonderheit der Hölzer die Stradivari, Amati, u.a. für ihre Instrumente verwendeten. Gänzlich uneitel spricht Mutter auch über die von ihr initiierte Stiftung zur Förderung junger Musiker, für die sie sich auch in gemeinsamen Konzerten einsetzt.
Insgesamt gelingt Sigrid Faltin ein lebendiges Porträt dieser Virtuosin mit den verschiedensten Facetten ihrer Persönlichkeit, das einem den Menschen und die Künstlerin Anne Sophie Mutter näher bringt.
Peter Sommeregger, 5. Juli 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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