Klein beleuchtet kurz Nr 24: Der weiche Klang der Tschechischen Philharmonie verzaubert mit seinem Paradeprogramm des Nationalkomponisten Antonín Dvořák (Konzert 2)

Klein beleuchtet kurz Nr 24: Die Tschechische Philharmonie gibt  Dvořák in Hamburg (Konzert 2)  Elbphilharmonie, 13. März 2024

Tschechische Philharmonie; Foto Patrik Klein

Die vor 128 Jahren gegründete Tschechische Philharmonie weilte für zwei Konzerte innerhalb einer Europatournee in Hamburgs Spitzenkonzertsaal – der Elbphilharmonie – um einem ihrer traditionellen Komponisten und einst sogar Dirigenten Antonín Dvořák zu huldigen.

Mit Semyon Bychkov stand einer der aufregendsten Dirigenten unserer Zeit auf dem Podium unterstützt von dem kaum weniger spannenden Pianisten und Residenzkünstler des Orchesters und auch der Elbphilharmonie Sir András Schiff.

Die Karneval / Konzertouvertüre mit seiner ausgelassenen Stimmung eignete sich besonders gut als Eröffnung des Konzerts. Das Stück schlug aber auch nachdenkliche Töne an, denn es schien so, als  zeigte es einen einsamen nächtlichen Spaziergänger, der das bunte Treiben der Fastnacht durch seine Brille beobachtete. Der Klang variierte zwischen butterweichen Bögen und schmissigen Rhythmen mit viel Tempo, manchmal jedoch auch melancholisch und gar traurig. Hiernach war wohl jeder Zuhörer wach.

Tschechische Philharmonie; Foto Patrik Klein

Das 1876 entstandene Klavierkonzert gilt als „ein wunderbares Konzert in der besten sinfonischen Tradition von Mozart, Beethoven, Schumann und Brahms“.  Wobei der Solist nicht als Hauptdarsteller fungierte, sondern eine verschmolzene Einheit mit dem Orchester bildete.

Der ungarische Bach-Spezialist Schiff, der auch ein eigenes Kammerorchester hat, spielte mit kurzen, harten Anschlägen so ganz anders als Lang Lang letzte Woche. Höhepunkt war sicher das Rondo, in dem sich die unterschiedlichen Themen einmal rhythmisch vertrackt oder übermütig und harmonisch verspielt abwechselten. Blickkontakt zum Dirigenten bestand oft, was die Abstimmung zwischen Klavier und Orchester perfektionierte. Viel Applaus vom gebannt lauschenden Publikum.

Dvořáks Neunte entstand während seines Amerika-Aufenthaltes. In dem Werk tauchten dementsprechend African-American-Spirituals auf, aber auch Anklänge an die Musik aus der fernen böhmischen Heimat. Man vernahm dynamischen, äußerst sauberen Hörnerklang, himmlisches Querflötenspiel und eine anrührende tiefe Oboe. Beim Largo kamen ganz besonders die Posaunen und Trompeten zur Geltung. Höhepunkt der Sinfonie aus der neuen Welt war die Musik des Schlusssatzes.

Sie erinnerte zuerst an den Film „Der weiße Hai“,  tatsächlich aber setzte sich so eher eine schnaufende Lokomotive in Bewegung, die dann hinaus dampfte in die Weiten der Prärie.

Das Orchester spielte sich in einen wahren Rausch. Das Publikum war diszipliniert ohne das Dazwischengeklatsche am Dienstag.

Der preisgekrönte Stardirigent war am Ende pitschnass geschwitzt und gab dennoch als Zugabe den Slawischen Tanz Nr. 1.

Atemberaubend.

Der Dirigent am Ende schweißgebadet; Foto Patrik Klein

Tschechische Philharmonie

Sir András Schiff, Klavier
Dirigent: Semyon Bychkov

Antonín Dvořák
Karneval / Konzertouvertüre op. 92

Konzert für Klavier und Orchester g-Moll op. 33

Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 »Aus der Neuen Welt«

Zugabe: Slawischer Tanz Nr. 1 

(c) Patrik Klein

klassik-begeistert-Autor Patrik Klein ist ein leidenschaftlicher Konzert- und Opernfreak, der bereits über 300 Konzerte (Eröffnungskonzert inklusive) in der Elbphilharmonie Hamburg verbrachte, hunderte Male in Opern- und Konzerthäusern in Europa verweilte und ein großes Kommunikationsnetz zu vielen Künstlern pflegt. Meist lauscht und schaut er privat, zwanglos und mit offenen Augen und Ohren. Die daraus entstehenden meist emotional noch hoch aufgeladenen Posts in den Sozialen Medien folgen hier nun auch regelmäßig bei klassik-begeistert – voller Leidenschaft, ohne Anspruch auf Vollständigkeit… aber immer mit großem Herzen!

Klein beleuchtet kurz Nr 23: Die Tschechische Philharmonie gibt  Dvořák in Hamburg (Konzert 1) Elbphilharmonie, 12. März 2024

Klein beleuchtet kurz Nr 22: Lang Lang glänzt wieder in der Elbphilharmonie Hamburg Elbphilharmonie, 6.

Klein beleuchtet kurz Nr 21: Das NDR Elbphilharmonie Orchester begeistert nicht nur mit Bruckners 9. Sinfonie Elbphilharmonie, 1. März 2024

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert