Lang Lang; Foto Patrik Klein
Der Weltklassepianist Lang Lang brilliert nach drei Jahren Abstinenz in Hamburg mit Fauré, Schumann und Chopin.
Pandemiebedingt war es nun beinahe drei Jahre her, dass Lang Lang mit einem Klavierabend in Hamburg gastierte. Mit einem ausgewogenen Programm von Gabriel Fauré über Robert Schumann bis hin zu Frédéric Chopin gab er nun wieder einmal ein Konzert im großen Saal der Elbphilharmonie Hamburg.
Der chinesische Pianist gehört ja bereits seit Jahren zu den führenden klassischen Musikern weltweit. Als Pianist und Pädagoge ist er einer der einflussreichsten und engagiertesten Botschafter der Künste im 21. Jahrhundert. Er spielte für Milliarden von Zuschauern wie bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2008 in Peking, ist aber auch bei Auftritten für wenige hundert Kinder in öffentlichen Schulen zu erleben und seine Kommunikation durch Musik ist vorbildlich. Seit 2013 setzt er sich zudem als UN-Friedensbotschafter weltweit für Bildung ein. Ihn kennen auch Menschen, die sich ansonsten nicht für Klassik interessieren.
Der für seine irrwitzige Virtuosität berühmt gewordene Musiker begann das Konzert mit Faurés Pavane op. 50. Elegant, gefühlvoll und betont rhythmisch gab der Pianist des Komponisten kurzes, aber berühmtestes Werk zu Gehör. Es wirkte wie eine Streicheleinheit mit Noten. Ein freundlicher Aufmacher und Aufwecker für das Publikum im mit über 2200 Menschen ausverkauften Saal, denn das Podium war wie bei Pro Arte üblich mitverkauft.
Bei Robert Schumanns Klavierzyklus op. 16 ließ der Pianist dann den Ferrari aus seiner Garage. Die brillanten Klänge variierten wie die Gefühle auf einer Achterbahn auf Hamburgs Frühlings-Dom. Exzentrisch so wie der Komponist glich sich der Pianist in seinem Spielwesen an wie ein farbenfrohes Chamäleon. Hingebungsvoll wurde da der Komponist Schumann zelebriert. Im Wechsel langsame und schnelle Stücke, die eine virtuose Meisterleistung des Chinesen darstellten. Da wurde aber wieder beruhigt mit zartestem Tastenschmeicheln und regelrechter Verträumtheit.
Die Übergänge kamen attacca, was das Publikum nicht daran hinderte, zumindest einmal so richtig mit Applaus dazwischen zu grätschen. Peinlich.
Nach der Pause dann stand aus dem Werkekatalog Chopins, der Meister der kleinen Formen gewesen war, die Tänze der Seele, die Mazurkas auf dem Programm. Die polnische Heimatliebe des Komponisten ging hierbei ein in Lang Langs Umsetzung in Emotionen, Originalität, Rhythmus und furiose Beherrschung des Instruments. Das wirkte verspielt, mit folkloristischer Westernsalonmusik gespickt, in sich versunken und nostalgisch. Lang Lang bewegte bewegend. Die wiegenden Walzer forderten fast zum Tanze auf. Der Pianist beugte sich auf und warf den Nacken zurück oder küsste die Tasten scheinbar voller Zärtlichkeit, umarmte gar sein Instrument. Seine Körpersprache signalisierte die Position zur Komposition und unterstrich damit sein Spiel. Wieder einmal Dazwischengeklatsche. Doch am Ende nach der Polonaise einhelliger Jubel. Zu Recht.
Lang Lang, Klavier
Gabriel Fauré
Pavane op. 50
Robert Schumann
Kreisleriana / Acht Fantasiestücke für Klavier op. 16
Frédéric Chopin
12 Mazurkas und 1 fis-Moll Polonaise
klassik-begeistert-Autor Patrik Klein ist ein leidenschaftlicher Konzert- und Opernfreak, der bereits über 300 Konzerte (Eröffnungskonzert inklusive) in der Elbphilharmonie Hamburg verbrachte, hunderte Male in Opern- und Konzerthäusern in Europa verweilte und ein großes Kommunikationsnetz zu vielen Künstlern pflegt. Meist lauscht und schaut privat, zwanglos und mit offenen Augen und Ohren. Die daraus entstehenden meist emotional noch hoch aufgeladenen Posts in den Sozialen Medien folgen hier nun auch regelmäßig bei klassik-begeistert – voller Leidenschaft, ohne Anspruch auf Vollständigkeit… aber immer mit großem Herzen!