Bayreuth braucht mehr Exzellenz

Bayreuth braucht mehr Exzellenz  Bayreuther Festspiele, 6. August 2022

Bayreuther Festspiele, 6. August 2022

von Andreas Schmidt (Text und Foto)

Mit dem „Fliegenden Holländer“ am 6. August und dem „Tannhäuser“ am 8. August (Berichte folgen) beenden die Bayreuther Festspiele ihre erste Staffel. Leider gibt es nicht nur Erfreuliches von den ersten Tagen zu berichten:

–  Der „Ring des Nibelungen“ war von der Regie und vom Bühnenbild her eine kulturelle Katastrophe. Der Bubi-Regisseur Valentin Schwarz und sein Team verschreckten mit bedrückender Tristesse, zahlreichen Rätseln, peinlicher Ausstattung und viel Blödsinn, der nichts mit den Ideen Richard Wagners zu tun hat, sondern mit Netflix-Trash. Die Quittung: Noch nie in der Geschichte der Bayreuther Festspiele wurde ein RING so GNADENLOS ausgebuht, minutenlang. Viele Leute schrien „Absetzen!“

– Die Brünnhilde Iréne Theorin, 59, nervte in der „Walküre“ und in der „Götterdämmerung“, sie krächzte, schrie, versemmelte zahlreiche Töne – vor allem im hohen Register. Wohlfühlcharakter: null. Es bleibt ein Rätsel, warum die Verantwortlichen eine mittlerweile – wirklich – schlechte Sängerin engagiert haben. Zu fragen bliebe, ob die Schwedin Ihren „Gesang“ selbst gehört hat.

– Der Dirigent Cornelius Meister sprang ein für den Ring, weil der ursprüngliche finnische Dirigent Pietari Inkinen an Corona erkrankt war. Das ist allerehrenwert – allein die Leistung war nicht Bayreuthreif. Da fehlte die Abstimmung, da wurde zum Teil viel zu leise musiziert (vor allem im „Rheingold“), da fehlte das Gefühl für den Graben und für das Festspielhaus, da wirkte vieles viel zu breiig und matschig. Das war kein Wagner-Sound, werter Herr Meister. Das war nicht meisterlich und zwei Nummern zu groß für Sie.

Liebe Katharina Wagner, ich kann wirklich nur hoffen, dass Sie diesen RING sofort in die Wüste schicken, auch wenn Sie zum Regie-Team stehen. JUNG und ALT haben in Bayreuth unisono dieses Regie-Debakel an die Wand gebuht. Wären Valentin Schwarz und sein Team bis in die frühen Morgenstunden auf der Bühne geblieben, hätten die Leute weitergebuht.

Was bleibt:

– günstige Getränke im „Walk of Fame“ am Festspielhaus, ein halber Liter Bier für 7,5 Euro. Prost!

– zwei Sopranistinnen, die überdimensional sangen: Der norwegische Sopran-Star Lise Davidsen als klangschöne, nuancenreiche, berührende Sieglinde in der „Walküre“ – und sicher am 8. August auch als Elisabeth im „Tannhäuser“ – sowie Elisabeth Teige, die ich bisher erst einmal gehört hatte. Sie hob die Gutrune aus der Sphäre einer Nebenrolle auf die Höhe einer Hauptpartie. Im Oktober wird sie in Hamburg die Leonore mit Klaus Florian Vogt als Florestan singen (Ludwig van Beethoven, „Fidelio“). Ich freue mich jetzt darauf. Am 6. August singt Frau Teige die Senta im „Fliegenden Holländer“.

Elisabeth Teige (geboren am 7. Dezember 1980 in Ålesund) ist eine norwegische Opernsängerin der Stimmlage Sopran. Sie steht an der Schwelle von der jugendlich-dramatischen Sopranistin zur Hochdramatischen.

Elisabeth Teige (c)

– Eine sehr gute Brünnhilde im „Siegfried“: Daniela Köhler. Sie sang ohne das Dauer-Vibrato ihrer Kollegin, klar und klangschön, und verzauberte das Publikum.

– zwei fantastische Siegfriede: Andreas Schager als junger Siegfried im „Siegfried“, mächtig, klangschön und bärenstark. Und Clay Hilley als stimmschöner älterer Siegfried in der „Götterdämmerung“ mit sicher NOCH mehr Potenzial. Sein „Brünnhilde, heilige Braut“ hat er ausgesprochen schön und zart gesungen, das war sehr berührend. Den Schluss mit dem von Brünnhilde angesungenen, abgeschlagenen Kopf empfand ich als Zumutung. Man müsste mal Frau Theorin fragen, warum sie sich gegen diese Salome-Verballhornung nicht gewehrt hat.

– der polnische Bassbariton Tomasz Konieczny, 50, der berühmte Wotan, dessen Rückenlehne seines Eames Chairs (11.000 Euro) zusammenbricht, er stürzt zu Boden und singt den 2. Aufzug der „Walküre“ noch bis zum Ende – mit starken Schmerzen. 2 Tage später steht er wieder als Wanderer im „Siegfried“ auf der Bühne. Bravo Tomasz!

– Ausnahmesänger mit außerordentlichem Timbre waren wie in den letzten Jahren der Tenor Klaus Florian Vogt und der Bass Georg Zeppenfeld. Jeweils Klangschönheit pur. Und jeweils Klangklarheit pur. Vogt wie Zeppenfeld sind die einzigen ! Sänger, deren Worte man (in Reihe 26 Mitte) verstehen konnte. Viele Sänger waren GAR NICHT zu verstehen, ja blieb es bisweilen ein Rätsel, in welcher Sprache sie sangen. Leider verzichten die Bayreuther Festspiele weiterhin auf Texthilfen.

In einem Satz: In diesem Jahr fehlt es Bayreuth an Exzellenz.

Andreas Schmidt, 6. August 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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Richard Wagner, Lohengrin Bayreuther Festspiele, 7. August 2022

Bayreuther Festspiele 2022 – ein Zwischenruf von Kirsten Liese klassik-begeistert.de

Festspielluft I: Festspielstürme wichen dem Wotan-Mond klassik-begeistert.de

Richard Wagner, Der fliegende Holländer  Festspielhaus, Bayreuth, 06. August 2022

21 Gedanken zu „Bayreuth braucht mehr Exzellenz
Bayreuther Festspiele, 6. August 2022“

  1. Ich habe Ihre Kritiken immer geschätzt, aber mit diesem emotionalen, unsachlichen Kommentar zum Bayreuther Ring haben Sie sich selbst disqualifiziert. Es mag über Herrn Schwarz’ Inszenierung kaum Positives zu berichten geben und Frau Theorin mag ihre Schwächen gehabt haben, aber das kann man sachlich und fachlich fundiert kommentieren.

    Gaby Grunwald

    1. Brava!!! Ich gehe noch einen Schritt weiter: Einen Teil des Publikums – mit seinem ungebührlichen Benehmen – empfand ich als die eigentliche Zumutung bei diesem neuen „Ring“!

      Ecki Stein

  2. Wow, findet in unserer Kultur etwa endlich ein Umdenken statt und Mist wird auch als Mist benannt?

    Ich mache ja seit jeher keinen Hehl daraus, dass ich (wie viele meiner Generation) Berührungsprobleme mit Opern im Allgemeinen habe. Und allzu oft liegt das an eben genau jenen Dramaturgen, wie Herrn Schwarz und Co, die über Bühnenbild und (teilweise frei erfundene) Handlung oder allzu verkopfte Inszenierungen versuchen, sich selbst auf Biegen und Brechen einem Kunstwerk aufzustempeln, das ohne sie bereits Dekaden, wenn nicht sogar schon Jahrhunderte überdauert hat. Interpretation ist das Eine, völlige Entstellung das andere.
    Sehr spannend fand ich gerade in der Hinsicht die diesjährige Berichterstattung zu den Bayreuther Festspielen. Am Anfang waren ja noch viele positive Meinungen dabei, was mich im Kontrast zu den hier geäußerten Rezensionen dann doch stutzig gemacht hatte (wie kommt bitte die Sueddeutsche Zeitung allen Ernstes darauf, das Rheingold wegen dem „feministisch“ geprägten „Gender-Narrativ“, das Valentin Schwarz ihm verleihen würde, von einer „herrlichen Ton-Bild-Schere“ zu schreiben? Oder davon, wie „bewundernswert“ es wäre, wie Schwarz „aus der gerade bei Wagner-Sängern üblichen Steifheit eine bunt agile Theatertruppe entwickelt hat“?).
    Zum Ende hin scheinen aber alle Zeitungen derselben Meinung zu sein, dass das wohl ein Desaster gewesen sein muss… Da wird von „desaströs“ (Merkur.de), Debakel (BR24), Proteststürmen (Zeit.de) und sogar der „schlechtesten aller Wagner-Welten“ (Deutschlandfunk Kultur) geschrieben.

    Wird hier etwa endlich eingesehen, dass „modern“ eben nicht automatisch gut ist, man Kunst eben doch beurteilen kann und man eben sehr wohl schlechte Leistung auch benennen darf – ja – benennen muss?
    Und was das Gender-Narrativ angeht: „Go woke, go broke“ gilt nicht nur in Hollywood. Für mich als jemandem, dem allzu weichgespülte Kritiken, pure Ideologiedebatten auf Kosten des Inhalts und meinungslose Autoren schon von Anfang an immer ein Dorn im Auge waren, ist das wahres Balsam für die Seele!

    Es freut mich deshalb sehr zu lesen, dass solcher Unsinn, wie er seit Jahren auf die Bühnen deutscher Opernhäuser geklatscht wird, endlich dorthin gebuht wird, wo er hingehört: In die Tonne!

    In dem Sinne auf eine Besserung unseres Kulturbetriebs hin zu mehr Klasse und Qualität.

    Daniel Janz

    1. Bei Klassik-begeistert steht schon immer die musikalische Seite, damit die musikalische Leitung, die Sänger und Sängerinnen (die machen nämlich den entscheidenden Unterschied von Oper bzw. Musiktheater zum Schauspiel aus), die Leistungen des Orchesters und ggf Chors im Zentrum. Damit unterscheiden wir uns von den meisten anderen Kritiken, bei denen man oft froh sein kann, wenn die wichtigsten Sänger überhaupt benannt und gewürdigt werden, und auch das Orchester mit seinem Dirigenten eingehend gewürdigt wird.
      Natürlich gibt es gerade zum Wagner-Gesang sehr unterschiedliche Meinungen – gerade zum Heldentenor oder Vibrato bei den Hochdramatischen Sopranen – und unter dem Einfluss im Festspielhaus wird Manches vielleicht zu euphorisch gewertet. Aber dafür ist es auch ein sehr unmittelbares Medium und lässt hier genug Raum für Kommentare, Ein- und Widersprüche.

      Guido Müller

  3. Leider muss ich auch sagen, dass jede Techno-Party musikalisch niveauvoller war als dieses laienhafte Herumstochern in der Partitur. Der gesamte Ring stand wohl unter dem Motto „Jugend forscht“…

    Marcello Mauch

  4. Leicht amüsiert lese ich die Kritik bzw die Kritiken zur Kritik. Es ist in Zeiten existenzieller globaler Bedrohungen und Krisen geradezu wohltuend, wenn Kritiker und Publikum endlich einen Gegenstand haben, ihr Mütchen zu kühlen. Gottseidank ist das alles Theaterdonner. Auch wir Wagnerianer brauchen ein Sommermärchen… Trotzdem scheint mir die Kritik wenig sachlich begründet… Ja, Frau Theorin hat Vibrato und evtl auch nicht mehr die ganz mühelos Höhe (ist übrigens nix Neues), eine altgediente, zuverlässige und verdienstvolle Künstlerin einfach als schlecht abzutun, bzw sie für Regie Einfälle zur Rechenschaft zu ziehen, zeugt von ähnlich mangelndem Backgroundwissen des Autors wie der von Herrn Schwarz.

    Eric Lamey

    1. Ebenso unfair ist es, einen Dirigenten niederzumachen, der seine Arbeit erst 10 Tage vor der Premiere aufgenommen hat. Bei solch einer Reaktion wird sich niemand mehr bereit erklären, kurzfristig im Notfall einzuspringen um eine Vorstellung zu retten.
      Zu Herrn Schmidts Äußerung, es wäre noch nie derartig seitens des Publikums protestiert worden: die Reaktionen zum „Jahrhundertring“ sind hinreichend dokumentiert, damals war ich noch nicht vor Ort. Ich war aber vor Ort bei Schlingensiefs Premiere des „Parsifal“. Damals war die Ablehnung seitens des Publikums ähnlich.

      Gaby Grunwald

      1. Liebe Gabi, es gibt wahrlich keinen Grund zur Entrüstung. Es handelt sich (mal wieder) um einen ganz hervorragenden und exquisiten Beitrag von Andreas Schmidt.

        Cosmia Richard

      2. Es ist inzwischen bekannt geworden, daß die damaligen Kundgebungen rundum des Festspielhauses betreffend des ‘Jahrhundert-Rings’ von dem mittlerweilen verstorbenen Karl Ridderbusch angestiftet wurden. Herr Ridderbusch sang damals den Hagen, u.a. und war vehement gegen Patrice Chéreaus Regie. Chéreau war damals 29 Jahre alt und Franzose noch dazu. Das war offenbar allein zuviel und ‘dégoûtant’ für den bekannten nationalsozialistischen Sympathisanten Ridderbusch.

        Martin Snell

      3. True. I remember the scandal of this Parsifal. The Graal was a rabbit etc etc…
        Struggle with Pierre Boulez who wanted to cancel. Inside the theater on each colonns there were papers telling «if you don’t like the production respect the musicians».

        Guillaume

      4. In 35 Jahren Bayreuth habe ich nicht einmal eine so einhellige Ablehnung erlebt. Dieser Buh-Sturm bleibt bisher wirklich einzigartig und lässt vermuten, dass sich diese Inszenierung keinen großen Freundeskreis erschaffen wird.
        Mit Cornelius Meister sollte man tatsächlich etwas gnädiger sein (auch, wenn der Graben ihm ja keineswegs unbekannt ist). Frau Theorin hangelt sich laut von Vokal zu Vokal und ist bisher die einzige Sängerin, die ich kenne, die sogar noch auf einer 16tel Note ein ausgeprägtes Vibrato unterbringt.

        Claus Grünewald

  5. Der Fisch stinkt vom Kopf. Wenn in der freien Wirtschaft ein Vorstandsvorsitzender ein Produkt von zehn Jahre Wartezeit auf Abendkasse wirtschaftet, bekommt er mehr als eine Diskussion mit seinem Aufsichtsrat und seinen Aktionären. Im Festspielbetrieb des Subventionstheaters ist das offensichtlich (noch) nicht so – traurig.
    Abgesetzt gehört nicht nur der „Ring“, sondern die für diese und ähnliche desaströsen Produktionen verantwortlichen Personen im Management Bayreuths, allen voran Katharina Wagner.

    Hannes Hofer

  6. Das moderne Regietheater, bei dem die Musik und der Text eine unvermeidbare, aber dennoch vernachlässigbare Rolle spielen, wird sich auch irgendwann überholen, hoffe ich. Wann werden Intendanten und Regisseure begreifen, dass bei einer Oper eben Musik und- verständlicher – Text, damit auch die Interpreten, das Wichtigste sind. Übertragung der Themen auf aktuelle Situationen ist sicher ein probates Mittel, um auch andere Zielgruppen anzusprechen die über die Handlung zur Musik kommen. Es bleibt zu hoffen, dass diese Erkenntnis sich durchsetzt. Zwar ist die Begehrlichkeit von Tickets für Bayreuth immer noch hoch, doch nicht mehr selbstverständlich, also vergrätzt nicht die Freunde von Wagners Musik, die bisher kamen, um die hochwertigste musikalische Darbietung eines Wagner Werks zu genießen, die im Sinne des Komponisten möglich ist.

    Susanne Hauck

    1. Nur mal so: Wann hat die Übertragung der Mittel auf aktuelle Diskussionen jemals neue Zielgruppen angesprochen? Also bei meiner Generation hat das nicht funktioniert.

      Ich bin auch immer der Meinung, anstatt Neuinterpretation (und Verstümmelung) zeitloser Kunstwerke, sollte man Neues schaffen. Neue Kompositionen, neue Opern, gerne den zweiten „Ring“ oder was auch immer. Wenn Herr Schwarz also unbedingt seinen Netflix-Trash auf die Opernbühne bringen will, soll er sich selbst einen Opernzyklus aus den Fingern saugen, anstatt Wagners Werk zu zerstören. Ummünzung oder gar Dekonstruktion braucht niemand. Damit kann man eine Kultur auch kaputt machen.

      Daniel Janz

  7. Sie haben ja so recht. Die Götterdämmerung beispielsweise war unverständlich. Die Musik hat nicht weiter gestört, und größtenteils wurde nur schlecht oder mittelmäßig gesungen. Das höre ich in Berlin, Paris und anderen Opernhäusern einfach besser (allerdings sind die Regieleistungen auch katastrophal – zumindest nach meinem Geschmack). Schade.
    Das moderne Regietheater hat unglaubliches Zerstörungspotential. Ich weiche notgedrungen immer häufiger auch konzertante Darbietungen aus, was ja an sich widersinnig ist. Aber was den Regisseuren heute so einfällt, ist einfach nicht mehr zu ertragen. Glücklicherweise gibt es auch viele sehr gute Regisseure, z.B. Barrie Kosky oder Laurent Pelly. Die lieben die Musik.

    Henning Beil, Trébeurden, France

  8. Lieber Herr Schmidt, ich stimme Ihnen in den meisten Punkten zu, nicht aber in der Bewertung der Sänger. Wenn Sie Herrn Vogt als Ausnahmesänger für Bayreuth nennen, dann kann ich das höchstens seiner körperlichen Erscheinung, nicht aber seines Gesangs wegen nachvollziehen. Eine eintönigere, an Ausdruck entbehrende Stimme, die durch die hohe Kehlkopfstellung wie die eines kurz nach dem Stimmbruch klingenden Jünglings daher kommt, kenne ich sonst nicht. Aber dank nicht vorhandener Kollegen wird ein Sänger wie Herr Vogt heutzutage engagiert.
    Hier kommen wir zum eigentlichen Problem, dass sich das sängerische Niveau seit Jahrzehnten auf einer Talfahrt befindet und es nicht mehr möglich ist, Opernaufführungen mit technisch gut ausgebildeten Sängern zu besetzen. Die Musikhochschulen Deutschlands – und ebenso in den meisten anderen Ländern – bilden Sänger aus, die es mit wenigen Ausnahmen nie in ein Engagement eines Opernhauses schaffen, geschweige denn eine erfolgreiche Karriere über viele Jahre haben werden. So hat sich das Publikum schrittweise an eine Art zu Singen gewöhnt, die weit unter dem Standard liegt, den Deutschland einst hatte. (Denken wir nur an die Tenöre Lauritz Melchior, Max Lorenz, Franz Völker, Helge Rosvaenge, u.a., die alle zur selben Zeit sangen.)
    Wo sind die deutschen Wagner Sänger heute? Wo sind die großen Stimmen?
    Klar, die gibt es noch, mit großartigem Stimm-Material, aber ohne fundierte Ausbildung werden daraus keine Künstler und die Stimmen sind in kürzester Zeit ruiniert.
    Es gibt sicher keine einfache Lösung für diese Abwärtsentwicklung. Doch je mehr Musiker wahrhaftig und ehrlich werden, da möchte ich besonders die Dirigenten nennen, die diesem äusserlichen Musikzirkus widerstehen, um so eher besteht die Chance, dass sich eine neue Generation von Sängern herausbildet, die ihre Stimmen aus ihrem Innern nähren.

    Daniel Süßtrunk

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