"Wenn die Liebe will, steh’n die Sterne still"

Foto: (c) Wilfried Hösl/Bayerische Staatsoper

„Ich bin im Operettenhimmel und schmachte innerlich mit Georg.“

Montagsstück X: „Schön ist die Welt“ von Franz Lehár

Bayerische Staatsoper, München, Live-Stream am 18.01.2021
Operette „Schön ist die Welt“ von Franz Lehár

von Frank Heublein

Ich habe Respekt vor diesem Abend. Operette. Ich fühle mich zu schwermütig dafür. Wenn Sie mir das abnehmen, glauben Sie mir bitte auch, dass diese Aufführung gegen Schwermut hilft.

Buffo! Tuschend beginnt das Orchester diese Operette. Wo sitzt denn das Orchester? Etwa auf der Bühne? Ich habe keine Zeit, mir meinen Kopf darüber zu zerbrechen. Denn der – Rollen-multifunktionale – Erzähler sitzt vor dem musikalischen Klangkörper und erläutert die Situation. Dieser inszenatorische Kniff des Conférenciers macht die Operette handlungsstringent und prägnant. „„Schön ist die Welt“, Franz Lehár, Bayerische Staatsoper München, 18. Januar 2021“ weiterlesen

"Ich bin erschöpft und tief beeindruckt" – Impressionen vom Live-Stream der Bayerischen Staatsoper

Rezension des Videostreams: Montagsstück IX – Eight Songs For A Mad King
Foto: W. Hösl (c)

Bayerische Staatsoper, München, Live-Stream am 11. Januar 2021

Peter Maxwell Davies,
Eight Songs for a Mad King

von Frank Heublein

Dieses Stück dauert knappe vierzig Minuten. Das ist lang für jemanden wie mich, der im persönlichen Umfeld psychosomatische Krankheiten miterlebt hat. Denn es erschreckt mich, wie exakt Bariton Holger Falk ein wahnhaftes Verhalten, das ich – zu gut – kenne, trifft. Wie die Musik die schnell wechselnden Stimmungen des Wahnes trifft.

Sir Peter Maxwell Davies (1934-2016) hat 1969 in seinem Monodram Eight Songs for a Mad King den Wahn des englischen Königs George III. in Gesang und Orchesterklang gesetzt. Als Libretto nutzt er acht Gedichte, in denen Librettist Randolph Stow originale Aussagen des Königs verarbeitet. „Peter Maxwell Davies, Eight Songs for a Mad King
Bayerische Staatsoper, München, Live-Stream am 11. Januar 2021“
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Ballett in München: Ich werde mir dieses Stück – hoffentlich bald – im Nationaltheater live anschauen

Bayerische Staatsoper, München, Stream am 4. Januar 2021 der Premieren-Aufführung ohne Publikum vom 18.12.2020

Foto: Paradigma – Bedroom Folk, Ensemble; (c) W. Hösl

Rezension des Videostreams: Montagsstück VIII: Paradigma (Ballett)

von Frank Heublein

Dunkel, düster suchend, tastend beginnt die Musik in Broken Fall. Zwei Tänzer und eine Tänzerin. Die Tänzerin, die ein ums andere Mal zwischen den beiden Tänzern hin und her oszilliert. Höre ich die Musik (auf dem Kopfhörer) etwa zu leise? Die gewünschte Konzentration, das gänzliche Einlassen stellt sich in mir nicht ein. Es sind nur Momente. Ein Aufblitzen meines inneren Flows. Ich regele die Lautstärke herauf. „Paradigma (Ballett)
Bayerische Staatsoper, München, Stream am 4. Januar 2021 der Premieren-Aufführung ohne Publikum vom 18.12.2020“
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"Otello" in München: Der Chor und das Orchester musizieren zum Weinen schön, der Otello ist ein Totalausfall, und in der Nebenrolle glänzt ein Mezzo aus Las Vegas

Klassik vom Feinsten: Die 25 meistgelesenen Beiträge auf Klassik begeistert (7)

3600 Beiträge haben wir als größter Klassik-Blog in Deutschland, Österreich und der Schweiz (google-Ranking) in den vergangenen viereinhalb Jahren veröffentlicht. Jetzt präsentieren wir die 25 meistgelesenen Opern- und Konzertberichte, Interviews, Klassikwelten und Rezensionen – jene Beiträge, die Sie seit Juni 2016 am häufigsten angeklickt haben. Wir wünschen viel Freude beim „Nachblättern“.

7 – „Otello“ in München: Der Chor und das Orchester musizieren zum Weinen schön, der Otello ist ein Totalausfall, und in der Nebenrolle glänzt ein Mezzo aus Las Vegas

Bayerische Staatsoper, Münchner Opernfestspiele, 15. Juni 2019
Giuseppe Verdi, Otello

Foto: Rachael Wilson (c) W. Hösl
Diese wunderbare Mezzosopranistin sang nur wenige Minuten, aber mit der höchsten Leidenschaft und Hingabe – devotion and passion….

Kirill Petrenko, Musikalische Leitung
Amélie Niermeyer, Inszenierung
Christian Schmidt, Bühne
Anja Harteros, Desdemona
Zoran Todorovich, Otello
Gerald Finley, Jago
Emilia, Rachael Wilson

von Andreas Schmidt

Immer wenn ich von Hamburg nach München fahre, freue ich mich: Mich erwartet die zweitschönste deutsche Stadt (nach HH), das Bier ist Weltklasse und das Opernhaus – im Gegensatz zu Hamburg – ebenso.

Auch dieser Verdi-Abend im Nationaltheater offenbarte mir, dass ich – musikalisch gesehen – in der falschen Stadt geboren bin: Das Nationaltheater ist im Gegensatz zur Staatsoper Hamburg ein RICHTIGES Opernhaus (Hamburg braucht dringend ein neues Opernhaus, wenn es „Musikstadt“ werden will – opernaffine Milliardäre gibt s in HH einige). Die Akustik in München ist einen Kosmos besser als an der Dammtorstraße, das Bayerische Staatsorchester gar zwei Milchstraßen besser – dagegen hört sich das Philharmonische Staatsorchester Hamburg oft wie ein Schülerorchester an – und, lieber Herr Delnon und lieber Herr Nagano in HH: Wenn Sie mal hören wollen, wie ein RICHTIG guter Chor und ein richtig gutes Orchester klingen, sollten Sie mit Ihrer Belegschaft gerne mal eine Dienstreise an die Isar unternehmen. „Klassik vom Feinsten: Die 25 meistgelesenen Beiträge auf Klassik begeistert (7)“ weiterlesen

Fließend, harmonisch, einvernehmlich, friedlich: Antonello Manacorda formt aus Solisten, Chor und dem Orchester eine Einheit

Bayerische Staatsoper, München, Live-Stream, 21. Dezember 2020
Rezension des Videostreams: Montagsstück VII – Camille Saint-Saëns, Oratorio de Noël
Fotos: W. Hösl (c)

Camille Saint-Saëns, Oratorio de Noël
Musikalische Leitung Antonello Manacorda
Sopran Ailyn Pérez
Mezzosopran Tara Erraught
Alt Okka von der Damerau
Tenor Benjamin Bernheim
Bariton Etienne Dupuis
Harfe Gaël Gandino
Orgel Michael Hartmann
Bayerisches Staatsorchester (Streicher)
Chor der Bayerischen Staatsoper

von Frank Heublein

Camille Saint-Saëns‘ Oratorio de Noël höre ich heute zum ersten Mal.

Ein weiterer Versuch meinerseits, mich in romantischer Musik wiederzufinden. Eine Musikrichtung, für die ich aktuell eher häufig keinen Widerklang in mir finde. Mit Saint-Saëns‘ 3. Sinfonie, Orgel Sinfonie genannt, verbinde ich einen Teil meiner persönlichen Geschichte. Positive Voraussetzungen also.

Eine kammermusikalische Besetzung erwartet mich: Streicher, Orgel, Harfe, fünf Solostimmen und Chor. Der Komponist schrieb das Stück 1858 und es wurde in der Pariser Kirche La Madeleine uraufgeführt. In dieser Kirche war Saint- Saëns als Organist angestellt.

Das Prélude ist „im Stil J.S. Bachs“. Dieser Hinweis verleitet mich zu einer Fehlorientierung. Denn mit diesem Stil ist keinesfalls der des Bachschen Weihnachtsoratoriums gemeint. Eher der kontemplative zurückhaltende einer Kantate eines normalen Sonntags. „Camille Saint-Saëns, Oratorio de Noël, Bayerische Staatsoper, München, Live-Stream, 21. Dezember 2020“ weiterlesen

Jonas Kaufmann singt Weinachtslieder in München: Sie handeln vom Kleinen, Besonderen, Zarten – die Arrangements stehen dem diametral entgegen

„Da mich das Arrangement insgesamt gar nicht anspricht, ist es schwierig, die Stimme Jonas Kaufmanns herauszunehmen. Die Lieder fordern seine Stimme nicht. Alles bleibt in stimmlich mittlerer Lage. Gesanglich ist das unspektakulär. Die Ausführung ist tadellos – aber meine Emotionen springen null drauf an.“

Rezension des Videostreams: Advents-Benefizkonzert
Bayerische Staatsoper, München, Live-Stream am 14. Dezember 2020

Fotos: Jonas Kaufmann und Vladimir Jurowski, (c) W. Hösl

Arcangelo Corelli (1653–1713) Concerto grosso op. 6 Nr. 8 Fatto per la notte di natale (Weihnachtskonzert)
Giuseppe Tartini (1692–1770)
Trompetenkonzert D-Dur, Solist: Johannes Moritz
Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)
Symphonie Nr. 25 g-Moll KV 183

Weihnachtlieder, Solist Jonas Kaufmann
Volksweise
Maria durch ein Dornwald ging (Arr. Jarkko Riihiäki)
Michael Praetorius (1571-1621)
Es ist ein Ros entsprungen (Arr. Chris Hazell)
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Ich steh an deiner Krippen hier (Arr. Thomas Höhl)

Johann Sebastian Bach (1685–1750)
Weihnachtsoratorium BWV 248, 1. Teil: „Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage“
Solisten: Mirjam Mesak, Corinna Scheurle, Caspar Singh, Milan Siljanov
Chor der Bayerischen Staatsoper
Musikalische Leitung Vladimir Jurowski
Bayerisches Staatsorchester

von Frank Heublein

Das Advents-Benefizkonzert beginnt mit Corellis Concerto grosso, dass als “Weihnachtskonzert” tituliert wird. Das bayerische Staatsorchester ist hervorragend disponiert. Klar, rein, schnörkellos. Ein kraftvoller Klang. In voller Spannung. So gespielt macht mir Barockmusik richtig Spaß. Die Freude, die ich in den Gesichtern der Musiker sehe, überträgt sich mir. Ein Labsal für meinen Gemütszustand. „Jonas Kaufmann, Advents-Benefizkonzert,
Bayerische Staatsoper, München, Live-Stream am 14. Dezember 2020“
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Krzysztof Urbański und das Bayerische Staatsorchester sind das lichte Helle in diesem sehr gefühlsdunklen Konzert.

Rezension des Videostreams – Montagsstück VI: Die Welt bewegen (2. Akademiekonzert)

Bayerische Staatsoper, München, Stream am 7. Dezember 2020

Foto: Montagsstück VI – Krzysztof Urbański, Bayerisches Staatsorchester, W. Hoesl (c)

Musikalische Leitung Krzysztof Urbański
Solist Thomas Hampson
Bayerisches Staatsorchester

Ludwig van Beethoven Ouvertüre zum Trauerspiel Coriolan op. 62
Gustav Mahler Kindertotenlieder
Antonín Dvořák Symphonie Nr. 7 d-Moll op. 7

von Frank Heublein

Mit Beethovens Ouvertüre zum Trauerspiel Coriolan beginnt dieses Konzert düster, schwer. Dramatisch steigert sich das Orchester. Ich suche einen Ausweg aus der Düsternis, die Oboe gönnt mir ist einen kurzen Moment der Entspannung. Doch die Geigen ziehen mein Gefühl wieder hinab ins dunkel-treibend Dramatische. Allen vermeintlichen Rettungsankern werden, und dass immer schneller, immer schneller, Grenzen gesetzt. Jetzt das Horn! Sind das die Klänge der Befreiung? Nein! Die Geigen steigern sich treibend – um sich plötzlich zurückzunehmen zum piano. Ein vergehendes Ende. Das nachfolgende Werk nimmt kein gutes Ende: teilt mir dieses Vorspiel deutlich mit. „Krzysztof Urbański, Thomas Hampson, Bayerisches Staatsorchester
Bayerische Staatsoper, München, Stream am 7. Dezember 2020“
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Er klingt eng und gepresst: Jonas Kaufmann singt in Deutschlands bestem Opernhaus und muss sich fragen lassen, wohin er eigentlich will

„Hört man noch einmal in Kaufmanns Plattenaufnahme der Butterfly hinein, die 2008 entstand, ist der Eindruck ein völlig anderer: Die Stimme strömt unangestrengt und frei, nichts vom Pressen und Quetschen, das inzwischen zu einem negativen Markenzeichen Kaufmanns geworden ist. Aber das war unzählige Auftritte früher. Der Vergleich sollte nicht zuletzt Kaufmann selbst zu denken geben.“

Trockenübung  der Bayerischen Staatsoper: La Bohème im menschenleeren Paris

„Beständig wechselt der Münchner Jonas Kaufmann zwischen stimmlicher Kraftmeierei, die er nicht ganz durchhält, und zurückgenommenen Passagen. In diesen deckt ihn der volle Sopran seiner Mimì deutlich zu. Eine recht unausgewogene Leistung, diese Rolle sollte Kaufmann zurücklegen.“

Giacomo Puccini, La Bohème
Nationaltheater München, zeitversetzter „Livestream“, 30. November 2020
Foto W. Hösl (c): La bohème: Tareq Nazmi (Colline), Jonas Kaufmann (Rodolfo), Andrei Zhilikhovsky (Marcello), Sean Michael Plumb (Shaunard)

von Peter Sommeregger

Die Nöte der stillgelegten Opernhäuser führen zu manchmal etwas schrägen Veranstaltungen, die sämtlich aus der Not geboren sind. Die Bayerische Staatsoper beschert uns also eine Live-Bohème aus dem leeren Nationaltheater. Ganz so live ist sie dann aber doch nicht, sie wurde bereits am 27. November aufgezeichnet, und wird auch noch ein weiteres Mal gezeigt: am Donnerstag, 3. Dezember 2020, um 19 Uhr für 14,90 Euro (Video on demand). „Giacomo Puccini, La Bohème, Jonas Kaufmann, Rachel Willis-Sørensen
, Bayerische Staatsoper, München, 30. November 2020“
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La bohème, fast live, aus München: Grande Emozione – gespielt und gesungen!

Rezension des Videostreams: Montagsstück V: Giacomo Puccini, La bohème

Alle Stimmen haben zu jedem Zeitpunkt die Ausdruckskraft, Fülle und Stärke, die es braucht, um Puccinis „La bohème“ sängerischen Glanz zu verleihen. In einer Live-Aufführung eine sängerisch unglaubliche Herausforderung. Ich habe den heutigen Stream genossen!

Bayerische Staatsoper, München, Stream am 30. November 2020 einer Aufnahme vom 27. November 2020
Foto: Nationaltheater, München, © Felix Löchner

von Frank Heublein

Der Wein, den ich gerade geöffnet habe, heißt Grande Emozione. Er  passt sehr gut zum dem, was ich gerade gehört und gesehen habe. Es schmeckt beides, vollmundig!

Denn diese Oper ist – einmal mehr – volle Kanone Liebe. Sie entbrennt, sie wird zelebriert, sie zerbricht in Eifersucht und Zorn. Sie wird sich zurückersungen. Wird unterdrückt, wird verteufelt. Um am Ende hinabzusinken in die Unendlichkeit des tödlichen Verlusts.

Das ist La Bohème!

Mein erster Eindruck bleibt mein einziger: alle Stimmen sind auf sehr hohem Niveau. Keine und keiner versteckt sich hier vor der einen oder dem anderem. Alle sind sängerisch wie spielerisch auf Augenhöhe.

Ich sehe den Stream heute als Vorteil. Das Spiel sieht man in filmischer Nahaufnahme viel besser als durch jedes Opernglas. „Giacomo Puccini, La bohème, Jonas Kaufmann
Bayerische Staatsoper, München, Stream am 30. November 2020 einer Aufnahme vom 27. November 2020“
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Exzellenz aus München: Dieser Abend hat Wucht, ist Kraft, ist Lust, ist Energie!

Den Sängerinnen und Sängern des Opernstudios platzt die Lust am Gesang und Spiel aus jeder Pore. Unbändige aber jederzeit kontrollierte Kraft. Ein großes Vergnügen!

Rezension des Videostreams: Montagsstück IV – Come Ti Piace

Foto: Hösl (c) Yajie Zhang

Bayerische Staatsoper, München, 23. November 2020

Solistinnen des Opernstudios:
Eliza Boom (Spran), Sarah Gilford (Sopran), Juliana Zara (Sopran), Yajie Zhang (Mezzosopran)
Solisten des Opernstudios:
Andres Agudelo (Tenor), Andrew Hamilton (Bariton), James Ley (Tenor), Theodore Platt (Bass), Christian Valle (Bass), George Vîrban (Tenor)
Pianist:in:
Ewa Danilewska, Michael Pandya

von Frank Heublein

Ich teile dieses Mal meine Eindrücke schön der Reihe nach. Denn jedes einzelne Stück ist so besonders in der Ausführung. Bleibt etwas haften in mir. „Montagsstück IV – Come Ti Piace
Bayerische Staatsoper, München, 23. November 2020“
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