Hier eine schnelle Pirouette, dort eine feine Drehung: Gouneo schwebt im Luftraum der Bayerischen Staatsoper wie ein farbenfroher Gasluftballon, der stetig in neue Sphären aufsteigt

Foto: Hösl (c)
Bayerische Staatsoper,
München, 5. Januar 2018
Yuri Grigorovich/Aram Chatschaturjan, Spartacus
Ensemble des Bayerischen Staatsorchesters unter der Leitung von Karen Durgaryan
Osiel Gouneo (Spartacus); Jinhao Zhang (Crassus); Ivy Amista (Phrygia); Ksenia Ryzhkova (Aegina); Erik Murzagaliyev (Gladiator)

von Raphael Eckardt

Mit Yuri Grigorovichs „Spartacus“ läuft derzeit in München eine Ballettproduktion über die Bühne, die nicht nur im Süden Deutschlands auf sich aufmerksam macht. Dies liegt wohl nicht nur am mittlerweile auf Weltniveau agierenden Münchner Ballettensemble, sondern auch daran, dass man sich ausgerechnet im konservativen Bayern vor gut einem Jahr mit als erstes (westliches Opernhaus) getraut hat, dieses im Kalten Krieg entstandene, monumental-politische Werk ins Repertoire aufzunehmen. Die Geschichte des Sklaven Spartacus, der sich heldenhaft gegen seine Unterdrücker auflehnt und am Ende trotz unbändiger Tapferkeit doch unterliegt, kann durchaus als die einer ausgebeuteten Arbeiterschaft interpretiert werden, die im – dem kapitalistischen Westen trotzenden – Sozialismus hart für ihre Freiheiten kämpfen musste. „Yuri Grigorovich/Aram Chatschaturjan, Spartacus,
Bayerische Staatsoper, München“
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Puccinis "Il Trittico" in München: Der Bass Ambrogio Maestri rettet einen durchwachsenen Opernabend

Foto © Wilfried Hösl
Bayerische Staatsoper,
23. Dezember 2017
Giacomo Puccini, Il Trittico
Musikalische Leitung: Kirill Petrenko

von Ulrich Poser

Götz Friedrich war bekanntermaßen genial. Seine Berliner Ring-Inszenierung aus dem Jahre 1984 mit dem berühmten Tunnel auch. Die Münchner Inszenierung von „Il Trittico“ mit dem daran angelehnten Minitunnel von Lotte de Beer und dem Bühnenbild von Bernhard Hammer konnte indes deutlich weniger überzeugen. Dunkel, phantasielos und kitschig. „Giacomo Puccini, Il Trittico, Kirill Petrenko,
Bayerische Staatsoper“
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Jonas Kaufmann brilliert als Andrea Chénier in der Bayerischen Staatsoper

Foto: © Wilfried Hösl
Anja Harteros reicht derzeit keine Sopranistin das Wasser

Umberto Giordano, Andrea Chénier
Bayerische Staatsoper, München, 2. Dezember 2017

von Ulrich Poser

Schlechte Nachrichten gibt es leider genug. Aus diesem Grunde schreibt der Autor nichts über den anfänglichen „Schwabenterror“ im Parkett (“I woisch net, wiet Oper heißt, in der mer heit san”), über lautstarke Störungen liebenswerter, aber leider schon etwas seniler Zeitgenossen (“Ist das der Johann Kaufmann?”). Auch über das Einheitsgesicht der reifen Damen der Münchner Schickeria (“Grüßen Sie bitte Professor Mang ganz herzlich”) wird ebenso wenig geschrieben, wie über das unsagbar kindische Bühnenbild von Philipp Stölzl und Heike Vollmer: Fehlte nur noch eine Eisenbahn, und die Harz-Romantik wäre vollkommen gewesen; der Holzmichl lässt grüßen. „Umberto Giordano, Andrea Chénier,
Bayerische Staatsoper“
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Ein südsommerlicher Abend von fantastischer musikalischer Klasse

Foto: © Wilfried Hösl
Giuseppe Verdi, Simon Boccanegra
Bayerische Staatsoper
, München, 30. November 2017

von Raphael Eckardt

Tragische Schicksalsschläge, zwielichtige Machtspiele, temperamentvolle italienische Familienstreitereien. Mit Giuseppe Verdis wohl düsterster Oper steht in München derzeit eine verheißungsvolle Produktion auf dem Spielplan, die einen südsommerlichen Abend im kalten deutschen November verspricht. Nicht zuletzt, weil Dmitri Tcherniakov eine alte Thematik als modernes, mafioses Machtspiel inszeniert. Mit jeder Menge Intrigen und einer gewaltigen Portion Spannung. „Giuseppe Verdi, Simon Boccanegra,
Bayerische Staatsoper“
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Anna Karenina:
Für Augen und Ohren ein Hochgenuss

Foto: © Wilfried Hösl
Sergej Rachmaninow, Witold Lutoslawski, Anna Karenina
Bayerische Staatsoper, München, 25. November 2017
Christian Spuck Choreographie

von Raphael Eckardt

Mit „Anna Karenina“ steht in München derzeit eine Ballettproduktion auf dem Spielplan, die rein themenbezogen aktueller kaum sein könnte: Eine Frau nimmt sich selbst ihre (auch durch andere Frauen erkämpften) Freiheiten und bringt damit die russische Gesellschaft gegen sich auf. Dass Leo Tolstoi bereits 1878 in seinem Roman „Anna Karenina“ auf derartiges Themenmaterial zurückgriff, zeigt nicht nur die scheinbare Zeitlosigkeit von Gesellschaftsproblemen in Osteuropa auf, sondern stellte an diesem Abend auch den Choreographen Christian Spuck vor eine Herkulesaufgabe. Denn: Besonders komplex ist Lew Tolstois Literatur zwar selten, aber durch ihre oft unüberschaubare Länge und schier endlose Anzahl von handelnden Personen ist sie als Bühnenspielumsetzung durchaus eine szenische Herausforderung. „Sergej Rachmaninow, Witold Lutoslawski, Anna Karenina,
Bayerische Staatsoper“
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Durch Anja Harteros erhält "Tosca" 100 Punkte mehr Lieblings-Oper-Potenzial

Foto © Wilfried Hösl
Silbriges Glänzen und #meetoo-Feeling

Giacomo Puccini – Tosca
Bayerische Staatsoper, 14. November 2017
Musikalische Leitung – Daniele Callegari
Inszenierung – Luc Bondy
Floria Tosca – Anja Harteros
Mario Cavaradossi – Joseph Calleja
Baron Scarpia – Željko Lučić
Cesare Angelotti – Goran Jurić
Bayerisches Staatsorchester
Chor, Kinderchor und Statisterie der Bayerischen Staatsoper

von Maria Steinhilber

München friert. Die oft so sonnige Stadt fröstelt sich von Akt zu Akt des Melodramas „Tosca“ von Giacomo Puccini. Das Libretto stammt von Giuseppe Gicosa und Luigi Illica. Grundlage der Oper ist das Drama „La Tosca“ von Victoire Sardou, uraufgeführt 1887. „Giacomo Puccini, Tosca, Anja Harteros, Joseph Calleja, Daniele Callegari
Bayerische Staatsoper“
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Diese Barrie-Kosky-Inszenierung sollte im oft viel zu braven München keine Seltenheit bleiben

Foto © Wilfried Hösl
Richard Strauss, Die Schweigsame Frau

Bayerische Staatsoper, München, 12. November 2017
Musikalische Leitung, Stefan Soltesz
Inszenierung, Barrie Kosky
Sir Morosus, Lars Woldt
Henry Morosus, Pavol Breslik
Aminta, Branda Rae
Bayerisches Staatsorchester
Chor der Bayerischen Staatsoper

von Raphael Eckhardt

Mit seiner einzigen komischen Oper hat Richard Strauss der Musikwelt nicht nur ein „geistvolles Intrigenstück“, sondern auch eine Musikkomödie von meisterhafter Qualität hinterlassen. Der heiratswillige, aber geräuschempfindliche Sir Morosus, der durch eine Intrige seines Neffen Henry zunächst verehelicht und dann vom Heiratswunsch kuriert wird, verkörpert immerwährende Gesellschaftskritik auf beinahe karikaturistische Weise. „Richard Strauss, Die Schweigsame Frau, Barrie Kosky
Bayerische Staatsoper“
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Oksana Lyniv gibt sich als Architektin eines famosen Uhrwerks, das ganz München in einer emotionalen Einheit ticken lässt

Foto © Wilfried Hösl
Dmitri Schostakowitsch, Lady Macbeth von Mzensk

Bayerische Staatsoper, 29. Oktober 2017
– Korrigierte Fassung –

von Raphael Eckardt

Ein dunkler Himmel legt sich über die Wolga. Zwangsarbeiter rasten auf ihrer Reise in die sibirische Ungewissheit, in eine Hoffnungslosigkeit, die voller Intrigen ist. Unter ihnen Katerina Ismailowa (Anja Kampe) und ihr Geliebter, Sergej (Misha Didyk). Der Schein trügt, die Liebe hat gelogen. Er hat längst eine andere. Über einen maroden Steg findet Katerina ihre Freiheit aus dem Wasser. Ihre Freiheit in den unvermeidbaren Tod. „Dmitri Schostakowitsch, Lady Macbeth von Mzensk,
Bayerische Staatsoper“
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Ohne musikalische Liebe, ohne musikalische Leidenschaft! Münchens Ballettrevolution scheitert an Musik-Dilettantismus

Foto: Hösl (c)
La Bayadère
, Marius Petipa/ Patrice Bart – Musik: Ludwig Minkus
Bayerische Staatsoper, München, 14. Oktober 2017
Solisten und Ensemble des Bayerischen Staatsballetts
Bayerisches Staatsorchester
Michael Schmidtsdorff Dirigent

von Raphael Eckardt

Es ist noch nicht allzu lange her, als das Bayerische Staatsballett mit „La Bayadère“ einen eher durchschnittlichen Erfolg landete. Da überrascht es aktuell umso mehr, dass Marius Petipas Meisterwerk erneut im Opernspielplan zu finden ist. Nein, feige sind sie da nicht im feinen München! Geht einmal etwas schief, versucht man es beim nächsten Mal eben erneut. Nur ein bisschen besser, mit besserer Besetzung, einer hoffentlich reiferen musikalischen Struktur und ein bisschen mehr Charme. „La Bayadère, Bayerisches Staatsballett, Bayerisches Staatsorchester,
Bayerische Staatsoper, München“
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Eiskalt, authentisch und beinahe magisch zieht Anja Kampe die Opernbesucher in ihren Bann

Foto: © Wilfried Hösl
Dmitri Schostakowitsch, Lady Macbeth von Mzensk
Bayerische Staatsoper, 22. Juli 2017

Musikalische Leitung Kirill Petrenko
Inszenierung Harry Kupfer
Boris Timofejewitsch Ismailow – Anatoli Kotscherga
Sinowi Borissowitsch Ismailow – Sergey Skorokhodov
Katerina Lwowna Ismailowa – Anja Kampe
Sergej – Misha Didyk
Axinja – Carole Wilson
Schäbiger – Kevin Conners
Verwalter – Christian Rieger
Hausknecht – Sean Michael Plumb
Mühlenarbeiter – Milan Siljanov
Pope – Goran Jurić
Polizeichef – Alexander Tsymbalyuk
Polizist – Kristof Klorek
Lehrer – Dean Power
Sergeant – Peter Lobert
Wächter – Igor Tsarkov
Sonjetka – Anna Lapkovskaja
Alter Zwangsarbeiter – Alexander Tsymbalyuk
Zwangsarbeiterin – Selene Zanetti
Bayerisches Staatsorchester
Chor der Bayerischen Staatsoper

von Raphael Eckardt

Dmitri Schostakowitsch darf man sicherlich guten Gewissens zu den Grenzüberschreitern in der Musik zählen. Da ist es umso spannender, dass seine wohl skandalträchtigste Oper „Lady Macbeth von Mzensk“ nun ausgerechnet im konservativ angehauchten München zu sehen ist. Brillant inszeniert vom Wagnerspezialisten Harry Kupfer und noch brillanter dirigiert von Kirill Petrenko. „Dmitri Schostakowitsch, Lady Macbeth von Mzensk, Kirill Petrenko, Harry Kupfer, Anja Kampe, Anatoli Kotscherga, Sergey Skorokhodov, Misha Didyk,
Bayerische Staatsoper“
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