Klein beleuchtet kurz 41: Webers Freischütz erschließt sich bei den Bregenzer Festspielen dem atemlos staunenden Publikum mit einem Rausch spektakulärer Bilder

Bregenzer Festspiele, Der Freischütz © Bregenzer Festspiele

Eine pausenlose Rückblende auf die Ursachen und Folgen von Agathas Schwangerschaft krempelt viele Seh- und Hörgewohnheiten auf aufregende Weise um

von Patrik Klein

„Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber gehört zweifelsfrei zu den absoluten Hits im gesamten Opernrepertoire. Die Oper wurde zum Sinnbild der deutschen Romantik, mit Szenen im dunklen Wald, dem Reich der Geister, Zauber und Märchen, mit der Verführung eines jungen Mannes durch das Böse und der Erlösung durch das Opfer einer hingebungsvollen Frau.

Bei den Bregenzer Festspielen nahm sich das renommierte deutsche Allroundtalent der Regie und des Bühnenbildes, Philipp Stölzl, dem Stück erstmals an. Dabei gelangen ihm Bilder und Szenen aus einem unwirtlichen Dorf in Deutschland kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg, die es in sich hatten. „Klein beleuchtet kurz 41: Webers Freischütz
klassik-begeistert.de, 24. Juli 2024“
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In Bregenz wird Rossinis frühe Oper „Tancredi“ zu einem bewegenden lesbischen Liebesdrama

Anna Goryachova (Tancredi)© Bregenzer Festspiele / Karl Forster

Seitens der Inszenierung gelingt eine der besten Produktionen im Festspielhaus an diesem Ort, wo seit langem nichts vergleichbar Ansprechendes mehr hervorgebracht wurde. Auf der Bühne besticht ein glänzendes Ensemble. Weniger überzeugend gerät das Dirigat der Taiwanesin Yi-Chen Lin. Dennoch fand die kleinere Festspielproduktion verdient mehr Anklang als die jüngste Premiere auf der Seebühne am Tag zuvor.

Gioachino Rossini: Tancredi

Melodramma eroico in zwei Akten (1813) – Ferrara-Fassung
Libretto von Gaetano Rossi nach der Tragödie Tancrède von Voltaire (1760)      In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Wiener Symphoniker
Prager Philharmonischer Chor

Musikalische Leitung: Yi-Chen Li

Inszenierung: Jan Philipp Gloger
Bühne: Ben Baur
Kostüme: Justina Klimczyk
Licht: Martin Gebhardt

Bregenz, Festspielhaus, 18. Juli 2024 PREMIERE

von Kirsten Liese

Sein viertes Musikdrama Tancredi zählt zu den weniger bekannten ernsten Opern Rossinis, die außer beim Festival in Pesaro, Geburtsstadt des Komponisten, selten aufgeführt werden.

Wie sich Regisseur Jan Philipp Gloger der dankbaren Aufgabe angenommen hat, das Stück auf die Bregenzer Festspielbühne zu bringen, wo solche Raritäten in kammermusikalischer kleinerer Besetzung traditionell ihren Platz finden, verdient alle Achtung. Ich muss gestehen, das hätte ich ihm – denke ich noch an den hässlichen Bayreuther Pappkarton-Holländer zurück – kaum zugetraut. „Gioachino Rossini, Tancredi
Bregenz, Festspielhaus, 18. Juli 2024 PREMIERE“
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Der erste „Freischütz“ in Bregenz macht aus der Oper großes Kino, degradiert die Musik aber zur Nebensache

Fotoprobe „Der Freischütz“, Bregenzer Festspiele © anja koehler

Elisabeth Sobotka hat sich vor ihrem Wechsel als Intendantin an die Berliner Staatsoper mit einer heiklen Produktion verabschiedet, die dem experimentellen Regietheater auf der Seebühne mehr Raum gibt denn je. Bislang war das Festspielhaus mit kleineren Produktionen dafür der geeignete Ort. Ob ihre finnische Nachfolgerin Lilli Paasikivi gut beraten sein wird, in diese Richtung weiterzuwirken, bleibt abzuwarten. Der Beifall zur Premiere fiel jedenfalls freundlich, aber doch weitaus bescheidener aus als in den Vorjahren.

Carl Maria von Weber                                                                                                              Der Freischütz
Romantische Oper
Libretto von Friedrich Kind nach der Erzählung von Johann August Apel

Wired Aerial Theatre, Statisterie der Bregenzer Festspiele
Bregenzer Festspielchor/Prager Philharmonischer Chor

Musikalische Leitung: Enrique Mazzola
Wiener Symphoniker

Seebühne Bregenz, 17. Juli 2024 (Première)

von Kirsten Liese

Ein verschneites, winterliches Dorf dominiert die Bregenzer Seebühne. Der dreißigjährige Krieg hat seine Spuren hinterlassen. Der Kirchturm ist im Wasser abgesoffen, die Häuser sind krumm und schief, die Bäume kahl. Und auch die Menschen an diesem Ort sind rau geworden, Max und Kilian tragen ihre Rivalität um die Gunst der schönen Agathe mit Waffen aus.

Fotoprobe „Der Freischütz“, Bregenzer Festspiele © anja koehler

Keine Frage: Einen großen Schauwert bietet diese Landschaft, die an Gemälde von Pieter Breughel oder Hieronymus Bosch erinnert, allemal, auch wenn man sie nicht unweigerlich mit der deutschesten aller romantischen Opern in Verbindung bringen würde als weit eher mit einem Bergfilm von Joseph Vilsmaier. „Carl Maria von Weber, Der Freischütz, Romantische Oper
Seebühne Bregenz, 17. Juli 2024 (Première)“
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Die Seebühne Bregenz bringt den „Freischütz“ als assoziationsreiche Horrorstory

Fotoprobe „Der Freischütz“, Bregenzer Festspiele © Anja Koehler 

Eine Oper wie diese – seit über zwei Jahrhunderten ein Publikumsliebling, ein Dauerbrenner mit herrlich leichten Klängen zum Mitsummen und der gruselig-romantisch-sentimentalen Handlung eines Dreigroschenkrimis – ist und war seit jeher verführerisch für Opernhaus-Intendanten und beflissene Regisseure.

Doch der „Freischütz“, uraufgeführt 1821, hat bei aller Attraktivität seine trickreichen Fallstricke: Teufel, Magie, Aberglaube und bittersüße Herz-Schmerz-Romantik aus einer längst vergangenen Epoche wirken heutzutage ebenso antiquiert wie die düsteren Möbel aus jener Zeit, mit der sich kein Jugendlicher heute seine knapp bemessene Zweizimmerwohnung vollramschen möchte.

Carl Maria von Weber                                                                                                              Der Freischütz
Romantische Oper
Libretto von Friedrich Kind nach der Erzählung von Johann August Apel

Wired Aerial Theatre, Statisterie der Bregenzer Festspiele
Bregenzer Festspielchor/Prager Philharmonischer Chor

Musikalische Leitung: Enrique Mazzola
Wiener Symphoniker

Seebühne Bregenz, 17. Juli 2024 (Première)

von Dr. Charles E. Ritterband

Den „Freischütz“ heute, im 21. Jahrhundert, auf eine moderne Bühne zu bringen und dazu noch auf die gigantische Seebühne Bregenz, auf welcher ja in den vergangenen Jahren spektakulär gelungene Inszenierungen zu sehen waren, welche diese Dimensionen voll zur Geltung brachten – ein kühnes Wagnis. Die scheidende Intendantin Elisabeth Sobotka, die auf diese großartigen Erfolge auf der einzigartigen Seebühne und im Festspielhaus zurückzublicken vermag, ist dieses Risiko eingegangen: Erfolgreich! „Carl Maria von Weber, Der Freischütz – Romantische Oper
Seebühne Bregenz, 17. Juli 2024 (Première)“
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Seebühne Bregenz fasziniert erneut mit einer phänomenalen „Butterfly“

© Bregenzer Festspiele / Karl Forster

Was sich vor den total ausverkauften Zuschauerrängen vor der Bregenzer Seebühne, nämlich in den über 6600 (in dieser Saison neuen und deutlich komfortableren) lindgrünen Sitzplätzen während dieser Premiere zur Wiederaufnahme der gefeierten „Butterfly“ vom letzten Jahr ereignete, sagte irgendwie schon alles über diese geniale Inszenierung des Meisterregisseurs Andreas Homoki – nämlich rein gar nichts. In krassem Gegensatz zu der von mir erst vorgestern besuchten Arena di Verona leuchtete während der rund zweistündigen, pausenlosen Vorstellung nicht ein einziger Handy-Screen auf, es gab kein Tuscheln, kein Hüsteln, Niesen oder Räuspern. Nichts. Es war mucksmäuschenstill. Diese Inszenierung schlug die Tausende von Zuschauern, die aus allen drei Bodenseeländern angereist waren, vollkommen in ihren Bann. Nie habe ich diese Oper – ich habe sie an vielen Bühnen weltweit gesehen – in einer derart faszinierenden, subtilen Inszenierung gesehen. Und die Hauptdarstellerin, Cio-Cio-San alias Butterfly, gesungen von der unvergleichlichen usbekischen Sopranistin Barno Ismatullaeva, war schlicht phänomenal, unübertrefflich. Es ist mit diesen zwei Stunden ununterbrochener Bühnenpräsenz eine der anspruchsvollsten Rollen für eine Sängerin – Ismatullaeva meisterte die Herausforderung souverän. Vom ersten bis zum letzten herrlichen Ton.


Giacomo Puccini
Madame Butterfly
Oper in drei Akten (1904)
Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica
nach der gleichnamigen Kurzgeschichte von John Luther Long (1898)
und dem darauf basierenden Schauspiel Madame Butterfly. A Tragedy of Japan von David Belasco (1900)

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Bregenzer Festspiele, Seebühne, 20. Juli 2023 Premiere

von Dr. Charles E. Ritterband (Text und ausgewählte Fotos)

Diese Inszenierung von Andreas Homoki ist ein Geniestreich, und sie fasziniert in der Wiederaufnahme eindeutig noch mehr als in der ersten Runde letztes Jahr. Zu Recht spricht Homoki von der Herausforderung, auf einer derart gigantischen Bühne Intimität herzustellen, emotionale Interaktion zwischen drei Personen auf einer sonst leeren Bühne zu zeigen und damit die Handlung des Stückes eindeutig nachvollziehbar zu machen. In seiner genialen Inszenierung ist dies vorbehaltlos gelungen – und deshalb waren Tausende von Zuschauern spürbar berührt von dieser erschütternden Geaschichte. Da gibt es krasse Gegenbeispiele – etwa die aktuelle „Aida“-Neuinszenierung in Verona – wie man die Handlung einer Oper und die Emotionen der Protagonisten in einer Masse von Statisten, Choristen und unter einem Trommelfeuer von High-Tech-Bühneneffekten verschütten läßt. „Giacomo Puccini, Madame Butterfly
Bregenzer Festspiele, Seebühne Bregenz, 20. Juli 2023 Premiere“
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Die Bregenzer Festspiele 2023 eröffnen mit einem brillanten „Ernani“

Foto: © Bregenzer Festspiele/ Karl Forster

Kein Stück für zart Besaitete: In dieser Oper des jungen Verdi, basierend wie „Rigoletto“ („Le Roi s’amuse“) auf einem Text des französischen Autors Victor Hugo, geht es um Rache, Macht und Liebe und den „Besitz“ einer begehrenswerten Frau, um die sich nicht weniger als drei Männer zugleich streiten. Pausenlos fließt Blut auf der Bühne, es wird gedroht, gefoltert, geprügelt und gemordet. Eine wahre Blutorgie, geradezu lustvoll exekutiert von einer zügellosen Soldateska, welche ihre überschäumende Kampfeslust in akrobatischen Saltos und Purzelbäumen Luft macht (in Bregenz aus anderen Inszenierungen wohlbekannt: „Stunt-Factory“). Manchmal wird es dem Zuschauer fast zu viel, ob all dem Morden und Blutvergießen.

Bregenzer Festspiele, Festspielhaus, 19. Juli 2023

Giuseppe Verdi, „Ernani“
Libretto  Francesco Maria Piave

Dirigent: Enrique Mazzola
Inszenierung: Lotte de Beer

Ernani: Saimir Pirgu
Elvira: Guanqun Yu
Don Carlo: Franco Vassallo
Don Ruy Gomez da Silva: Goran Jurić
Giovanna: Aytaj Shikhalizada
Don Riccardo: Omer Kobiljak
Jago: Stanislav Vorobyov

Wiener Symphoniker
Prager Philharmonischer Chor
Stunt-Factory

In italienischer Sprache

von Dr. Charles E. Ritterband 

„Ernani“ ist zweifellos die blutigste Oper, die dieser Autor je gesehen hat. Aber der Abstumpfungseffekt bei so viel Blutvergießen hat ja auch durchaus eine aktuelle Seite: Siehe den Überdruss angesichts der täglichen Kriegsmeldungen von den ukrainisch-russischen Fronten. Allerdings: die hochtalentierte niederländische Regisseurin Lotte de Beer hat in ihrer brillanten Inszenierung dem Shakespear’schen Trick des „Comic Relief“ Nachachtung verschafft. „Giuseppe Verdi, „Ernani“
Bregenzer Festspiele, Festspielhaus, 19. Juli 2023“
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Ich will mein Publikum zurück!

Bayreuth, München, Bregenz, Salzburg, 6. Juli 2023

Bayreuther Festpielhaus, Andreas Schmidt
Foto © Andreas Schmidt

Der onlinemerker macht an diesem Donnerstag unter der Überschrift „Ich will mein Publikum zurück!“ auf ein interessantes Phänomen aufmerksam … und verweist auf einen verdienstvollen Beitrag von BR-Klassik.

Kernthese: Selbst die renommierten Häuser und Festspiele verlieren massiv Zuschauer. Hier Auszüge:

„Ioan Holender hat mit seiner Wortmeldung – wie so oft in der Vergangenheit – eine Diskussion entfacht. Der Mann hatte fast immer etwas zu sagen. Heute ist es um griffige Aussagen von Intendanten schlecht bestellt. Man lobt sich lieber selbst! „Festspiele und Top-Opernhäuser verlieren Publikum
klassik-begeistert.de, 6. Juli 2023“
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Die Bregenzer Festspiele erfreuen mit Haydns „Armida“: klein aber fein

Die Bregenzer Festspiele warten Jahr für Jahr nicht nur mit spektakulären Opernproduktionen auf der Seebühne – heuer mit der großartigen „Butterfly“-Inszenierung – und Opern-Trouvaillen im Festspielhaus auf, sondern auch mit kleinen aber feinen Darbietungen im Theater am Kornmarkt in der Bregenzer Innenstadt. Diese Saison war es Haydns einzige Opera seria „Armida“, hervorragend dargeboten vom Opernstudio der Bregenzer Festspiele, einem engagierten, internationalen Team hoch begabter junger Sängerinnen und Sänger. Über die Inszenierung mochte man geteilter Meinung sein.

Bregenzer Festspiele, Theater am Kornmarkt, Bregenz, 19. August 2022

Joseph Haydn, Armida 

von Dr. Charles E. Ritterband

 Joseph Haydn hatte, was man bisweilen vergisst, offenbar am meisten Spaß an Opern – ebenso sein reicher Brotherr und Protektor, Fürst Nikolaus I. Esterházy: Haydn hatte – neben 83  Streichquartetten, 46 Klaviertrios, 108 Sinfonien, sechs Oratorien und vieles mehr – insgesamt 24 Opern komponiert, von denen einige wenige Berühmtheit erlangt haben und heute noch aufgeführt werden; von manchen hingegen sind lediglich Titel oder Libretti erhalten. Es scheint, dass sämtliche Opern komische Werke waren – mit einer Ausnahme: das „Dramma eroico“, das „heroische Drama“ „Armida“, beruhend auf Torquato Tassos Epos „Das befreite Jerusalem“. Die prachtvolle, überaus erfolgreiche Uraufführung dieser einzigen „Opera seria“ Haydns fand am 26. Februar 1784 nicht in Eisenstadt sondern im Opernhaus des nahegelegenen ungarischen Schlosses Esterház in Fertöd, dem „ungarischen Versailles“, statt. „Bregenzer Festspiele, Haydn, Armida, 19. August 2022“ weiterlesen

Eine gelungene Premiere trotz Unterbrechung

Foto: Dr. Charles Ritterband

Bregenzer Festspiele, Seebühne, 20. Juli 2022 Premiere

Giacomo Puccini   Madama Butterfly
Oper in drei Akten (1904)

Besetzung:

Cio-Cio San: Barno Ismatullaeva
Suzuki: Annalisa Stroppa
B.F. Pinkerton: Edgaras Montvidas
Sharpless: Brian Mulligan
Kate Pinkerton: Hamida Kristofferson
Goro: Taylan Reinhard

Musikalische Leitung: Enrique Mazzola
Inszenierung: Andreas Homoki
Bühne: Michael Levine
Wiener Symphoniker

von Klaus Billand

Eine spannende Premiere wurde diese „Madama Butterfly“, da auf Italienisch gesungen, auf der Seebühne in Bregenz. Zuvor zog ein regenreiches Gewitter über die Spielstätte hinweg. Alle harrten gespannt aus, ob es losgehen könnte, die Regenpelerinen schon in der Tasche. Das tat es dann auch, mit einem leichten Zwischenschauer. Als dann aber die Blitze von Südwesten das Firmament erhellend näher rückten und man gewissermaßen noch die trockene Ruhe vor dem Sturm genoss, entschloss sich die Festspielleitung, nach einer Stunde, auf dem See abzubrechen. Es sei angesichts der nahenden Gewitterfront nicht zu riskieren weiterzuspielen.

Nun ist „Madama Butterfly“ wahrlich kein Stück für große Dimensionen, die gerade die Bregenzer Seebühne nahelegt und auch auszeichnet. Man denke nur an die großen Produktionen von „Rigoletto“, „Aida“ oder „Tosca“. Das leading team um Regisseur Andreas Homoki, Bühnenbildner Michael Levine und Kostümbildner Antony McDonald mit dem Licht von Franck Evin war sich dessen durchaus bewusst. Man sieht das Stück auch als „intimes Kammerspiel“, ist aber der Meinung, dass Puccinis großartige Musik es auf eine ganz andere Ebene hebt. Und diese – größere – Ebene haben sie mit einem riesigen weißlichen und gewellten Blatt Papier dargestellt, auf dem japanische Schriftzeichen und Naturandeutungen im typisch asiatischen Stil zu sehen sind, wie man ihn auch in chinesischen Darstellungen kennt. „Giacomo Puccini  Madama Butterfly
Bregenzer Festspiele, Seebühne, 20. Juli 2022 Premiere“
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Zwei Frauenschicksale, die tief unter die Haut gehen

Foto: © Dr. Charles Ritterband

Puccinis „Madame Butterfly“ und Giordanos „Sibirien“ bei den Bregenzer Festspielen

Bregenzer Festspiele, Seebühne, 20. Juli 2022

Giacomo Puccini  Madame Butterfly
Oper in drei Akten (1904)

Besetzung:

Cio-Cio San: Barno Ismatullaeva
Suzuki: Annalisa Stroppa
B.F.Pinkerton: Edgaras Montvidas
Sharpless: Brian Mulligan
Kate Pinkerton: Hamida Kristofferson
Goro: Taylan Reinhard

Musikalische Leitung: Enrique Mazzola
Inszenierung: Andreas Homoki
Bühne: Michael Levine
Wiener Symphoniker


von Kirsten Liese

Es ist noch nicht lange her, dass Bizets „Carmen“ auf der Bregenzer Seebühne eine verregnete Premiere erlebte, nach der sich die Festspielgäste trotz Regenkleidung klitschenass von den Sitzen erhoben.

Die jüngste Premiere von „Madame Butterfly“ konnte zwar zunächst trocken beginnen, aber nach einer Stunde musste sie wegen heraufziehenden starken Gewitters abgebrochen und ins Festspielhaus verlegt werden, was letztlich zu befürchten stand, nachdem es eine Stunde vor der Premiere bereits schüttete wie aus Eimern.

Freilich ist ein solcher Auftakt für alle Beteiligten höchst unbefriedigend, zumal wenn man bedenkt, dass vier Jahre Arbeit in diese Produktion investiert wurden.

Dass im Festspielhaus die Inszenierung bescheidener ausfallen muss ist klar, schon allein weil der Bodensee wegfällt.  Dennoch frage ich mich, warum die szenischen Möglichkeiten im Festspielhaus nicht zumindest optimal ausgeschöpft werden.

Traditionell nimmt das Orchester auf der Bühne Platz, von wo aus es per Tonanlage auf die Seebühne übertragen wird. Aber in der Pause von etwa 20 Minuten nach dem Abbruch hätte man das Orchester in den Graben versenken- und damit auf der Bühne eine größere Spielfläche schaffen können, so dass dort seitens der szenischen Gestaltung noch mehr möglich gewesen wäre. „Bregenzer Festspiele, Puccini, Madame Butterfly und Giordanos Sibirien
20. Juli 2022“
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