DVD-Rezension
Ludwig van Beethoven, FIDELIO
Royal Opera House Covent Garden
Tobias Kratzer Regie
Antonio Pappano Dirigent
Opus Arte OABD 7288 D
von Peter Sommeregger
Wenn eine Opern-Ouvertüre bei offenem Vorhang gespielt wird, ahnt der erfahrene Opernfreund Schlimmes: der jeweilige Regisseur versucht dann zumeist schon einen Vorgeschmack auf das Kommende zu geben und winkt mit sämtlichen verfügbaren Zaunpfählen.
Nicht anders Tobias Kratzer bei seinem Londoner Fidelio: was als erstes irritiert, ist die Trikolore am Gefängnistor, laut Libretto befinden wir uns doch in Spanien. Bei Kratzer sind wir aber mitten in der französischen Revolution, was sich auch in einigen sehr unprofessionellen Ergänzungen der betulichen Sprechtexte niederschlägt. Grober Schnitzer: Rocco singt einmal von „des Königs Namensfest“, das gefeiert würde. Da wäre er in der französischen Revolution aber schnell seinen Kopf los gewesen.
Den ersten Akt lässt der Regisseur ganz traditionell ablaufen, die kleinbürgerliche Idylle Roccos und Marzellines wird detailreich illustriert, störend wirken die erweiterten Dialoge, die ausgesprochen dümmlich wirken. Peinlich wird es, als Marzelline Fidelio buchstäblich an die Wäsche geht, ihm/ihr den Hosenlatz aufknöpfen will. Wenig später entdeckt sie bereits, dass Fidelio eine verkleidete Frau ist, womit das dramaturgische Gerüst des Librettos erfolgreich zum Einsturz gebracht wird. „DVD-Rezension: Ludwig van Beethoven, FIDELIO,
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