Antonín Dvořáks RUSALKA – eine sehenswerte Musteraufführung

DVD-Rezension: Antonín Dvořák, RUSALKA,  klassik-begeistert.de

DVD-Rezension

Antonín Dvořák, RUSALKA

Orchestra and Chorus of the Teatro Real Madrid

Ivor Bolton Dirigent
Christof Loy Regie

Unitel 759604

von Peter Sommeregger

Diese Produktion von Dvořáks Meisteroper Rusalka fand unter erschwerten Bedingungen statt, konnte dann Corona und anderen Schwierigkeiten zum Trotz im November 2020 über die Bühne des Königlichen Opernhauses in Madrid gehen, wobei die Produktion später auch an der Semperoper Dresden und dem Teatro Liceu in Barcelona gezeigt werden wird.

In Madrid hat man für die Vorstellungen ein höchst prominentes Ensemble gewinnen können. Mit Ivor Bolton hat man auch am Pult einen Garanten für eine aussagekräftige Lesart der Partitur. Der Dirigent, der lange Zeit hauptsächlich als Spezialist für Barockopern gehandelt wurde, beweist inzwischen auch in anderen Stilen eine glückliche Hand.

Die Besetzung der Hexe Ježibaba mit Katarina Dalayman beschert ein Wiedersehen mit der einstigen Hochdramatischen, die sich in dieser Mezzo-Partie stimmlich hörbar wohlfühlt und rollendeckend agiert. Mit Karita Mattila als fremder Fürstin hat man eine  Sängerin gefunden, die diese kurze, aber äußerst fordernde Partie glaubwürdig verkörpert, und auch die dämonische Komponente dieser Figur zur Geltung bringt.

In der Rolle des Wassermannes Vodnik betont Maxim Kuzmin-Karavaev mit seinem weich timbrierten Bassbariton eher die Wärme dieser Figur. Als Küchenjunge zeigt Juliette Mars neben einer kräftigen Stimme auch großes komödiantisches Talent.

Der Fokus liegt aber natürlich auf den Hauptfiguren Rusalka und dem Prinzen, dem ein individueller Vorname vorenthalten wird. Eric Cutler, der inzwischen zu einem soliden heldischen Tenor herangereift ist, stattet ihn mit kräftigem Strahl, aber auch lyrischen Qualitäten aus. Dass Cutler mit Krücken auftritt, hält man zunächst für ein Inszenierungsdetail, bis man feststellt, dass Cutlers rechtes Bein wohl tatsächlich gebrochen oder sonst verletzt ist, was der Sänger aber geschickt überspielt.

Zu Beginn tritt auch die Titelfigur Rusalka mit Krücken auf, hier ist ihre Behinderung aber symbolisch gemeint. Christof Loy siedelt die Handlung in einem Bühnenbild an, das sowohl Elemente der Natur in Form von Felsen als auch großbürgerliches Ambiente in stuckierter Einheitskulisse enthält.

An mehreren Stellen lässt er tanzende Paare, sehr gekonnt vom Ballett des Opernhauses in der Choreographie von Klevis Elmazaj getanzt, auftreten, was die Szene auflockert. Loy versteht Rusalka nicht unbedingt als Naturgeschöpf, eher als eine gut behütete Tochter, die sich vom Elternhaus emanzipieren will. In der inzwischen von Erfolg zu Erfolg eilenden Asmik Grigorian findet er eine optimale Besetzung für diesen vielschichtigen Charakter. Ihr warm timbrierter Sopran verfügt durchaus über die geforderte Durchschlagskraft, blüht aber auch in den lyrischen Passagen in satten Farben auf.   Erstaunlich, dass die Sängerin offenbar auch als Tänzerin ausgebildet wurde, sie überrascht in einigen Momenten mit gekonntem Spitzentanz. Christ Loys Stärke ist die Führung von Personen, es gelingt ihm bei allen Figuren, einen Charakter auf die Bühne zu bringen.

In Verbindung mit dem stilgerechten Dirigat Boltons und dem konzentriert spielenden Orchester gelingt so eine sehenswerte Musteraufführung.

Peter Sommeregger, 3. Januar 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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