Ein spannendes Jugendwerk Meyerbeers

CD-Rezension: Giacomo Meyerbeer, „Romilda e Costanza“
NAXOS 8.660495-97

Górecki Chamber Choir
Passionart Orchestra
Luciano Acocella

von Peter Sommeregger

Lange bevor der deutsch-jüdische Komponist Giacomo Meyerbeer mit seinen Grands Opéras zum Beherrscher der Pariser Opernszene wurde, hatte der als Jakob Liebmann Meyer Beer in Berlin geborene Sohn eines Unternehmers und Bankiers bereits zwei deutsche Opern komponiert, ehe er nach ausgedehnten Studien in Wien, London und Paris schließlich in Italien inspiriert durch Rossini erneut Bühnenwerke komponierte.

Sein erstes erfolgreiches italienisches Werk war die Oper „Romilda e Costanza“, die 1817 in Padua mit großem Erfolg uraufgeführt wurde. Mit dieser Oper löst er sich weitgehend vom Einfluss Rossinis, obwohl an einzelnen Stellen des Werkes noch Anklänge an Rossinis Stil aufblitzen. Als „Genius von der Spree“ wurde der 26-jährige Komponist gar gepriesen, ein großes Lob, das beim Hören dieser ersten Einspielung der Oper doch ein wenig hoch gegriffen scheint. „CD-Rezension: Giacomo Meyerbeer, „Romilda e Costanza““ weiterlesen

„Nightmare before Christmas“ oder: Im Kaufmanns-Laden des schlechten Geschmacks

Weihnachts-Satire

Fotos: YouTube (c): Die Moderatorin Judith Williams und der Tenor Jonas Kaufmann in der Verkaufssendung des Online-Shopping-Kanals HSE24

Wer kurz vor dem Fest noch auf der Suche nach einem stimmungsvollen Geschenk war, wurde vielleicht auch auf dem Online-Shopping-Kanal HSE 24 fündig. Dort wurde unter anderem Jonas Kaufmanns Weihnachts-Doppel-CD it’s Christmas! feilgeboten (https://www.youtube.com/watchv=k3UhnV4PUAw&feature=emb_logo). Der Startenor präsentierte mit der Unternehmerin Judith Williams dort und auch in der „Bunten“ (Heft 50/2020) Weihnachtliches. Unsere davon inspirierte kleine empirische Satire wirft einen Blick in die Backstube und die Sendung mit den beiden.

von Dr. Andreas Ströbl

Winterstürme weh´n weit vom Wonnemond und ich liege am 4. Advent nach einer Ladung köstlicher Kipferl auf dem Biedermeier-Diwan. Frühe Dämmerung schließt mir die vom Jahre müden Augen, und ich kuschele mich wie Wagner in der Villa Wahnfried in schweren roten Samt. Die einführende Pastorale aus Saint-Saëns´ hinreißendem Weihnachtsoratorium tönt im Hintergrund, und die Hirten ziehen vor meinem inneren Blick gen Bethlehems Stall. Die Szenerie verschwimmt, und ich sinke in sanften Schlaf. Plätzchen-Duft erfüllt die blaue Stunde und lässt mich träumen… „Weihnachts-Satire: Jonas Kaufmann zu Gast im Verkaufkanal HSE24
klassik-begeistert.de“
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Von der Vergänglichkeit der Welt – und einer Stimme

Foto: © Simon Fowler / Parlophone Records Ltd

„Vergleicht man diese CD mit seinem großartigen Vivaldi-Programm von 2007, meint man einen anderen Sänger zu hören. Aktuell werden wir Zeugen der Vergänglichkeit einer Stimme.“

CD-Rezension: Philippe Jaroussky – La Vanita del Mondo
Erato 0190295179298

Arien aus Oratorien

Philippe Jaroussky, Countertenor
Ensemble Artaserse

von Peter Sommeregger

Die Pandemie, die nun schon seit Monaten die Welt auf den Kopf stellt, hat auch schmerzliche Auswirkungen auf die Karrieren und Terminpläne von Künstlern. Jeder der Betroffenen sucht nach Möglichkeiten, der erzwungenen Untätigkeit zu entgehen. Der Countertenor Philippe Jaroussky hat den Sommer dieses Jahres für die Produktion eines neuen Albums genutzt.

Das Programm besteht ausschließlich aus Ausschnitten geistlicher Oratorien der Komponisten Torri, Scarlatti, Chelleri, Händel, Caldara, Bononcini, Fago, Hasse und Marcello, sämtlich Meister des Barock, und zum Teil heute vergessen. Einige Titel der CD sind daher sogar Weltersteinspielungen. „CD-Rezension: Philippe Jaroussky – La Vanita del Mondo“ weiterlesen

"Don Giovanni" mal anders

Foto: © Andrea Rossi

„Es spricht für die Qualität von Regie, Darstellern und natürlich auch des Werkes selbst, dass diese höchst spartanische Veranstaltung über zwei Stunden lang fesseln, sogar begeistern kann. Ein Ensemble junger, unverbrauchter Stimmen stand dem Dirigenten Alessandro Quarta zur Verfügung und es gelang ihm, daraus ein stimmiges Ensemble zu formen.“

DVD-Rezension: Alessandro Melani, „L’Empio Punito“
Dynamic 37871

Reate Festival Ensemble

von Peter Sommeregger

Opern des frühbarocken Komponisten Alessandro Melani begegnet man so gut wie nie auf den Spielplänen. Melanis Werk hat seinen Schwerpunkt allerdings auch mehr auf dem Gebiet der Kirchenmusik, er bekleidete die meiste Zeit seines Lebens Ämter als Kapellmeister verschiedener römischer Kirchen.

Neben zahlreichen sakralen Werken schrieb er insgesamt neun Opern. Seine zweite, L’Empio punito (Der bestrafte Bösewicht) von 1669 greift zum ersten Mal den Stoff des Verführers Don Giovanni auf, wobei die Handlung dieser Oper nicht so eindeutig auf den besagten Bösewicht bezogen ist, wie später in Mozarts Werk. Im Rahmen des Reate Festivals in Rom 2019 fand in dem Theater der Villa Torlonia die Aufführung statt, die nun vom Label Dynamic als DVD einem breiteren Publikum zugänglich gemacht wird. „DVD-Rezension: Alessandro Melani, „L’Empio Punito“, Reate Festival Ensemble“ weiterlesen

Interview mit Hans-Jürg Strub: „Schuberts letzte Klaviersonaten sind ein ganzer Kosmos"

Foto: Hans-Jürg Strubs neue CD mit Schuberts Klaviersonaten D 959
und D 960 

Pianist und Pädagoge ist er bereits. Ein Zeitreisender wäre er gerne. Weshalb, das erzählt Hans-Jürg Strub, der vor kurzem bei ARS Produktion eine CD veröffentlicht hat, im Interview mit Klassik-begeistert. Der gebürtige Schweizer hat sich Schuberts letzten beiden Klaviersonaten angenommen. Mit ihren vielen Brüchen, Bezügen und den weitgefassten Spannungsbögen eine Herausforderung für jeden Pianisten. Dabei kommt Strub, wie er erzählt, vor allem seine lange Beschäftigung mit Schubert zugute.

von Jürgen Pathy

Klassik-begeistert: Was sind die ersten drei Worte, die Ihnen einfallen, um Franz Schuberts letzte drei Klaviersonaten zu beschreiben?

Hans-Jürg Strub: Ehrlich gesagt, ist es mir nicht möglich. Was mir zu den letzten Schubert-Sonaten einfällt, ist nicht auf drei Worte „herunterzubrechen“. Es handelt sich um einen ganzen Kosmos: größte Helle, tiefste Dunkelheit; kantable Versenkung und Zartheit, dann wieder tiefste Resignation und seelischer Abgrund.

Klassik-begeistert: Zwei dieser Sonaten haben Sie nun auf CD eingespielt. Die Sonate in A-Dur D 959 und die Sonate in B-Dur D 960. Wieso haben Sie sich gerade für diese beiden entscheiden? Weshalb überhaupt Schubert, obwohl wir uns im Beethoven-Jahr befinden?

Hans-Jürg Strub: Schon sehr lange beschäftige ich mich mit Schubert, schließlich verdichtete sich das Projekt der Schubertwerke von 1828 – da gibt es vielleicht noch eine Fortsetzung mit der c-Moll Sonate und den 3 posthumen Klavierstücken aus eben diesem Jahr. Dass die Aufnahme gerade im Beethoven-Jahr erschienen ist, war nicht extra geplant. „Interview mit Hans-Jürg Strub
klassik-begeistert.de“
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Zwei Leben für die Musik

CD-Rezension: Fanny & Felix Mendelssohn. Zwei Leben für die Musik
Eine Hörbiografie von Jörg Handstein (BR media 900925)

von Peter Sommeregger

Das Leben der hoch begabten Geschwister Mendelssohn eignet sich besonders gut für diese Art von akustischer Biographie. Handelt es sich doch um zwei letztlich unterschiedliche Lebensläufe, deren Gemeinsamkeit allerdings die tiefe Liebe zur Musik und die Komposition eigener Werke ist. „CD-Rezension: Fanny & Felix Mendelssohn. Zwei Leben für die Musik Eine Hörbiografie von Jörg Handstein“ weiterlesen

CD-Besprechung / Interview: Klare Kaufempfehlung – frischer Wind für Beethoven

Ludwig van Beethoven, Piano Concertos 1&2

Olivier Cavé
Kammerakademie Potsdam
Patrick Hahn, Dirigent

Alpha-Classics

von Barbara Hauter

Jung, leicht, vergnügt – so einen frischen Klang hatte ich bei den beiden Beethoven-Klavierkonzerten nicht erwartet. Der italienisch-schweizerische Pianist Olivier Cavé und die Kammerakademie Potsdam unter der Leitung des blutjungen österreichischen Dirigier-Wunders Patrick Hahn schaffen etwas Ungewöhnliches: Einem oft gehörten und tausendfach publizierten Klassiker neues Leben einzuhauchen. Meine Weihnachtsgeschenk-Empfehlung.

Patrick Hahn fand Zeit für ein Gespräch mit Klassik begeistert. „CD-Besprechung / Interview, Ludwig van Beethoven, Piano Concertos 1&2, Kammerakademie Potsdam, Patrick Hahn
klassik-begeistert.de, 12. Dezember 2020“
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Klassik-Empfehlungen zur Weihnachtszeit

von Herbert Hiess

Das Jahr 2020 hätte man eigentlich als Beethoven-Jahr begehen wollen, doch wurde der arme Ludwig van massiv vom Corona-Virus überlagert. Das ist aber kein Grund zur Sorge, denn das allmächtige Genie hat es gar nicht notwendig, gegen einen solchen Virus anzukämpfen. Covid 19 wird hoffentlich bald Geschichte sein, während der deutsch-österreichische Komponist niemals aus der Historie wegzudenken ist.

Tonträger und DVDs sind sicher – im Vergleich zum Konzert- und Opernbesuch – nur die „halbe Miete“, aber sie bieten die Möglichkeit, sich die musikalischen Freuden ins Wohnzimmer oder wo man sonst auch ist zu holen.

Klassik begeistert bietet eine Übersicht über empfehlenswerte Neuerscheinungen und sogenannte „Dauerbrenner“. „Klassik-Empfehlungen von Klassik begeistert zur Weihnachtszeit
klassik-begeistert.de“
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Schuberts letzte Klaviersonaten in Vollendung

CD-Tipp: Schubert, Klaviersonaten D 959 D 960
ARS 38307

Hans-Jürg Strub, Klavier

von Peter Sommeregger

Die beiden letzten Klaviersonaten Schuberts, die in den Wochen und Monaten vor dem Tod des Komponisten am 19. November 1828 entstanden, wurden erst im Laufe des 20. Jahrhunderts in ihrer Bedeutung erkannt und gewürdigt. Heute zählen sie zu den anerkannt reichsten Schöpfungen des Wiener Komponisten in der letzten Phase seines kurzen Lebens. „CD-Tipp: Schubert, Klaviersonaten D 959 D 960, Hans-Jürg Strub“ weiterlesen

Die beste Liedeinspielung des Jahres

„Georg Nigl verzichtet klugerweise auf eine intellektuelle Überfrachtung der Texte, er geht sie im besten Sinne naiv an und lässt den Hörer so zum mitfühlenden Ohrenzeugen werden.“

Foto: Bariton Georg Nigl. © Anita Schmid

CD Rezension: VANITAS. Beethoven Schubert Rihm
Alpha 646

Georg Nigls Lieder-CD sticht mühelos Konkurrenten aus

Georg Nigl, Bariton
Olga Pashchenko, Klavier

von Peter Sommeregger

Die Gattung der Liederabende scheint eine aussterbende Kunst zu sein. Verdrängt werden sie vielfach von gemischten Programmen prominenter Sänger, die mehr auf Populäres als auf klassischen Liedgesang setzen, was Ausnahmen von diesem Trend besonders erfreulich macht.

Während des Musikfestes Berlin 2019 gab der österreichische Bariton Georg Nigl einen bemerkenswerten Liederabend im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie. Gemeinsam mit seiner kongenialen Partnerin am Klavier, Olga Pashchenko sang er Lieder von Franz Schubert, Ludwig van Beethoven und einen ihm gewidmeten Zyklus von Wolfgang Rihm. Es ist hoch erfreulich, dass das Programm dieses Abends nun fast identisch eingespielt wurde und auf CD erschienen ist. „CD Rezension: VANITAS. Beethoven Schubert Rihm, Georg Nigl, Olga Pashchenko“ weiterlesen