DVD-Rezension: Ambitioniertes „Rheingold“ von der Oper Sofia

Richard Wagner, Das Rheingold
Dynamic 37897

von Peter Sommeregger

Die bulgarische Hauptstadt Sofia war bisher ebenso wenig wie andere Balkanstaaten für nennenswerte Auseinandersetzungen mit dem Werk Richard Wagners bekannt.

Ab dem Jahr 2010 drang aber die Kunde von einem ambitionierten Ring-Projekt der Oper Sofia in die westeuropäischen Medien. Vollendet wurde diese Produktion von Wagners anspruchsvoller Tetralogie bereits 2013. Das Label Dynamic hat sich nun entschlossen, den gesamten Ring aus Sofia auf DVD zu veröffentlichen.

Als erster Teil liegt nun die Rheingold-Aufführung von 2010 vor, die in ihrer sehr eigenwilligen Optik bestechend kreativ wirkt. Der Regisseur Plamen Kartaloff engagierte als Bühnen-und Kostümbildner den Maler Nikolay Panayotov, der für den kompletten Ring eine eindrucksvolle Bildwelt schuf, die stark an der Pop-Art orientiert erscheint. „DVD-Rezension, Richard Wagner, Das Rheingold
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CD-Rezension: Gibt es eine Auferstehung für „Risurrezione“?

Franco Alfano: Risurrezione
Maggio Musicale Fiorentino
Francesco Lanzilotta
Dynamic  CDS 7866.02

 von Peter Sommeregger

Den Namen des Komponisten Franco Alfano verbindet man heute nur noch fast ausschließlich mit seiner Vollendung von Puccinis „Turandot“, die der Komponist unvollendet hinterlassen hatte.

Dabei war Alfanos Schaffen reichhaltig und facettenreich, umfasste sowohl Opern als auch Orchesterwerke und Lieder. Am ehesten haben noch die Opern „Risurrezione“ (1904) und „Cyrano de Bergerac“ (1936) überlebt und tauchen hin und wieder auf den Opernspielplänen auf.

Beim Maggio Musicale Fiorentino 2020 stand „Risurrezione“ auf dem Programm, die vorliegende CD ist ein Mitschnitt der Vorstellungen vom Januar 2020. Der Dirigent Francesco Lanzillotta versammelte für die Produktion ein international gemischtes Ensemble. Die meisten Rollen sind aber eher kurz und haben nur episodenhaften Charakter. „CD-Rezension, Franco Alfano, Risurrezione
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„Così fan tutte“ in Salzburg: Von der Beredsamkeit weißer Wände und Türen

DVD-Rezension:

Wolfgang Amadeus Mozart,“Così fan tutte”
Unitel Erato 0190295050320

Libretto von Lorenzo  Da Ponte

Salzburger Festspiele 2020

von Peter Sommeregger

Diese Aufführung war im Corona-Sommer 2020 die große Sensation in Salzburg.

Deutlich über zwei Stunden agieren sechs Personen vor einer weißen Wand mit zwei ebenfalls weißen Türen. Den größten Teil der Zeit tragen sie unauffällige Alltagskleidung. Möbelstücke, Requisiten? Fehlanzeige. „DVD-Rezension: Wolfgang Amadeus Mozart, „Così fan tutte““ weiterlesen

CD-Tipp – Genny Basso: Piano

„Genny Bassos Spiel hat Eloquenz, Temperament und eine eigene, bereits erstaunlich reife Handschrift.“

Genny Basso: Piano
Mozart, Chopin, Castelnuovo-Tedesco

Ars Produktion
ARS 38 580

von Peter Sommeregger

Das Debütalbum des aus Neapel stammenden jungen Pianisten Genny Basso ist eine Hommage an seinen verehrten Lehrmeister, den italo-französischen Pianisten Aldo Ciccolini. Basso ist der letzte Schüler Ciccolinis gewesen, hat sogar in seinem Haus gelebt.

So sind die für diese CD ausgewählten Stücke sämtlich Werke, die Basso mit seinem Lehrmeister verbindet. Abgesehen vom reinen Unterricht verband ihn auch das gemeinsame Musizieren und die theoretische Beschäftigung mit Musik mit dem Meister. „CD-Tipp – Genny Basso: Piano, Mozart, Chopin, Castelnuovo-Tedesco
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DVD-Rezension: Nikolaus Harnoncourts „Figaro“ als Vermächtnis

DVD-Rezension: Nikolaus Harnoncourts „Figaro“ als Vermächtnis

Wolfgang Amadeus Mozart, Le Nozze di Figaro

Concentus Musicus Wien
Nikolaus Harnoncourt

Unitel  803 708

von Peter Sommeregger

Diese DVD-Publikation gibt den ersten Teil des Da Ponte-Zyklus wieder, welcher das letzte große Opernprojekt des gefeierten Nikolaus Harnoncourt war, der zwei Jahre nach dieser Aufzeichnung 2016 verstarb. Mozarts Opern waren für Harnoncourt ein Feld, auf dem er zum Experten wurde und hohe Authentizität erreichte.

Es empfiehlt sich, das beinahe einstündige Bonusmaterial dieser DVDs vor der Oper anzusehen, Harnoncourt doziert darin klug im Dialog mit den Sängern noch während der musikalischen Einstudierung speziell über die Interpretation der Rezitative. Seine fachlich kompetenten Ausführungen sind auch für die meisten Sänger Neuland, die Probenatmosphäre, wohl in der Privatwohnung des Dirigenten, ist entspannt, fast fröhlich zu nennen. Man erfährt viel über die Funktion und die Wichtigkeit der Rezitative bei Mozart und hört so später die Aufführung als „Wissender“. „DVD-Rezension, Wolfgang Amadeus Mozart, Le Nozze di Figaro
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CD-Rezension: Anna Lucia Richters Monteverdi-Album

Il delirio della passione
Monteverdi

Anna Lucia Richter Luca Pianca
Ensemble Claudiana
Pentatone PTC 5186 845

von Peter Sommeregger

Überraschend kündigt Anna Lucia Richter im Begleittext zu diesem Album an, dass sie einen Fachwechsel zum Mezzosopran vorbereitet. Man ist versucht, dies zu bedauern, weil auch diese Aufnahmen einmal mehr die Brillanz ihrer silbern getönten Sopranstimme demonstrieren.

Zusammen mit dem ausgewählten kleinen Ensemble Claudiana unter der Gesamtleitung von Luca Pianca wird hier höchst authentisch musiziert, der ganz eigene Zauber dieser Renaissance-Musik lässt die Spieldauer der CD von gut einer Stunde sehr kurzweilig erscheinen. „Monteverdi, Il delirio della passione, Anna Lucia Richter Luca Pianca Ensemble Claudiana
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CD-Rezension: Freddie De Tommasos erstaunliches Debütalbum

Freddie De Tommaso: Passione
DECCA 485 1509

von Peter Sommeregger

Tenöre, zumal gute, sind Mangelware. Das weiß auch die Tonträger-Branche und rollt für den jungen britisch-italienischen Freddie De Tommaso praktisch den roten Teppich aus, immerhin erscheint sein erstes Album gleich beim renommierten DECCA-Label. Der 27-Jährige gewann im Jahr 2018 den Francisco Viñas Gesangswettbewerb in Barcelona, was die Neugier der Opernwelt auf ihn lenkte.

Studiert hatte der Tenor an der Royal Academy of Music in London, wo er eine solide Ausbildung erhielt. Ein erstes Engagement führte ihn an die Bayerische Staatsoper in München, inzwischen bemühen sich bereits weitere große Opernhäuser um ihn, in Wien eröffnete er die Spielzeit 2020/21 mit dem Pinkerton in einer für Wien neuen Produktion der „Madama Butterfly“. „CD-Besprechung, Freddie De Tommaso, Passione
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CD-Rezension – wo der Ostwind wehte: Schöne, strahlende Welt

Peter Schreier
Grosses Rundfunkorchester Berlin
Robert Hanell
Berlin  Classics 0301746 BC

von Peter Sommeregger

Der Tenor Peter Schreier gehörte zu jenen Künstlern der DDR, die auch im Westen gefragt waren, und dort auch regelmäßig auftraten. Profitiert haben von dieser Zweigleisigkeit letztlich alle Beteiligten. Das Regime konnte sich sicher sein, dass ein Sänger, der eine Villa im Dresdner Nobelviertel Weisser Hirsch bewohnt, der DDR nicht den Rücken kehren würde.

Der Publikumsgeschmack war im Westen wie im Osten ähnlich, von einem populären Spitzensänger wollte man auch gerne neben klassischen Einspielungen Volkstümlicheres hören. Nachdem Schreiers Weihnachtslieder-LP zur erfolgreichsten Produktion der DDR-Geschichte avancierte, entstand diese, nun zum ersten Mal auf CD erscheinende Einspielung mehr oder minder bekannter Ohrwürmer. „CD-Besprechung, Peter Schreier, Grosses Rundfunkorchester Berlin, Robert Hanell, Schöne, strahlende Welt
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CD Rezension: Mascagnis „Iris“ – zu Unrecht vergessen

Pietro Mascagni,  Iris

Iris  Karine Babajanyan

Osaka  Samuele Simoncini

Kyoto  Ernesto Petti

Der Blinde  David Oštrek

Eine Geisha  Nina Clausen

Ein Lumpensammler  Andrés Moreno García

Chor und Orchester der Berliner Operngruppe e.V.

Dirigent  Felix Krieger

OEHMS Classics OC 991

Mitschnitt der Aufführung im Konzerthaus Berlin, 18. Februar 2020

von Peter Sommeregger

Seit bereits zehn Jahren macht sich die Berliner Operngruppe um die Ausgrabung vergessener Opern verdient. Unter der künstlerischen Gesamtleitung von Felix Krieger wurden seit 2010 Werke von Verdi, Donizetti, Bellini und Puccini halbszenisch aufgeführt, die aus unterschiedlichen Gründen keinen Platz im Repertoire gefunden haben.

Ein solcher Fall ist das Geisha-Drama Iris, das trotz großen Erfolges bei der Uraufführung 1890 schon seit Jahrzehnten von den Internationalen Spielplänen praktisch verschwunden ist. Von Mascagnis insgesamt 16 Opern konnte sich dauerhaft nur der Erstling Cavalleria Rusticana im Repertoire halten. Das ist schwer verständlich, weil die musikalische Substanz der Iris alle Zutaten für einen veristischen Reißer hat. Mit einer Ausnahme vielleicht: In dieser Oper gibt es keine Liebenden, trotz heftigster Emotionen, Liebe ist keine dabei. Was naturgemäß dazu führt, dass emotional eine Dimension fehlt, und es natürlich auch kein Liebesduett gibt.

Die übersichtliche Handlung wird auf dem Podium des Konzerthauses Berlin stilisiert szenisch dargestellt. Chor und Orchester der Operngruppe Berlin spielen sich unter der Leitung von Felix Krieger schnell warm, bereits der einleitende Chor gelingt ausgezeichnet, und dann nimmt schon das Drama um die naive junge Japanerin Iris seinen Lauf. Diese Rolle wird von der armenischen Sopranistin Karine Babajanyan verkörpert, die über einen großen dramatischen Sopran verfügt. Sie scheint mit der Partie bestens vertraut, in der Mittellage und den tieferen Registern trägt die Stimme problemlos. Schwierigkeiten bereiten nur die höheren Passagen, da klingt die Stimme merkwürdig trocken und schartig, das mag aber auch an einer ungünstigen Tagesverfassung liegen, Berlin präsentiert sich an diesem Abend windig und regenverhangen.

Mit fast stählernem Tenorstrahl agiert der Italiener Samuele Simoncini, der als lyrischer Tenor begann, sich aber inzwischen das Spinto-Fach erobert hat. Ihm fällt die Rolle des Bösewichtes Osaka zu, der Iris, die seine Begierde geweckt hat, ins Verderben stürzt. Die Stimme ist groß, hat Durchschlagskraft und hat auch ein ansprechendes Timbre. Ihm gelingt es besser als allen anderen an diesem Abend, die Dramatik der Handlung zu transportieren, wenn er singt, scheint die Raumtemperatur gefühlt anzusteigen. Der Heldenbariton Ernesto Petti ist als der Schurke Kyoto mit balsamischem Timbre ein ebenbürtiger Gegenspieler Simoncinis, mit dem gemeinsam er einige Szenen bestreitet.

Auch in den kleineren Rollen trifft man auf vokal Erfreuliches. David Oštrek als Irisʼ blinder Vater, Andrés Moreno García in der kleinen, aber wichtigen Rolle des Lumpensammlers, sowie Nina Clausen als Geisha.

Eindrucksvoll und höchst professionell Orchester und Chor, die es in dieser Qualität leicht mit den drei festen Berliner Opernhäusern aufnehmen könnten. Zum Nachdenken sollten solche „Ausgrabungen“ ohnehin anregen, das Repertoire der großen Häuser verengt sich immer mehr und wird mehr und mehr austauschbar.

Das Erscheinen dieser Aufführung auf CD muss man ausdrücklich begrüßen!

Peter Sommeregger, 8. April 2021, für
klassik-begeistert.de,klassik-begeistert.at und klassik-begeistert.ch

„Ariadne auf Naxos“ unter Thielemann in Wien: So wunderbar verwandelst Du!

Richard Strauss, Ariadne auf Naxos
Live-Mitschnitt vom Oktober 2014

Orchester der Wiener Staatsoper
Christian Thielemann, Dirigent

ORFEO C996202

von Peter Sommeregger

Richard Strauss’ Schmerzenskind unter seinen Opern, die „Ariadne auf Naxos“, konnte sich erst im zweiten Anlauf durchsetzen, nachdem Hofmannsthal und Strauss der Oper ein szenisches Vorspiel voranstellten. In dieser Version wurde die Oper in Wien uraufgeführt und ist zu einem Lieblingsstück der Wiener geworden. „Richard Strauss, Ariadne auf Naxos, Orchester der Wiener Staatsoper, Christian Thielemann,
CD-Besprechung“
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