Die beste Liedeinspielung des Jahres

„Georg Nigl verzichtet klugerweise auf eine intellektuelle Überfrachtung der Texte, er geht sie im besten Sinne naiv an und lässt den Hörer so zum mitfühlenden Ohrenzeugen werden.“

Foto: Bariton Georg Nigl. © Anita Schmid

CD Rezension: VANITAS. Beethoven Schubert Rihm
Alpha 646

Georg Nigls Lieder-CD sticht mühelos Konkurrenten aus

Georg Nigl, Bariton
Olga Pashchenko, Klavier

von Peter Sommeregger

Die Gattung der Liederabende scheint eine aussterbende Kunst zu sein. Verdrängt werden sie vielfach von gemischten Programmen prominenter Sänger, die mehr auf Populäres als auf klassischen Liedgesang setzen, was Ausnahmen von diesem Trend besonders erfreulich macht.

Während des Musikfestes Berlin 2019 gab der österreichische Bariton Georg Nigl einen bemerkenswerten Liederabend im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie. Gemeinsam mit seiner kongenialen Partnerin am Klavier, Olga Pashchenko sang er Lieder von Franz Schubert, Ludwig van Beethoven und einen ihm gewidmeten Zyklus von Wolfgang Rihm. Es ist hoch erfreulich, dass das Programm dieses Abends nun fast identisch eingespielt wurde und auf CD erschienen ist. „CD Rezension: VANITAS. Beethoven Schubert Rihm, Georg Nigl, Olga Pashchenko“ weiterlesen

Alt aber gut: Die Wiederentdeckung einer "Zauberflöte"

„Die Überraschung und Attraktion der Besetzung ist der Tamino von Peter Hofmann, der nach seinem Sensationserfolg als Siegmund in Patrice Chereaus Bayreuther Ring eine große Karriere begann. Den Tamino mit einem Heldentenor zu besetzen, war bis tief ins 20. Jahrhundert die Regel gewesen, wie stimmig und gut das klingt, kann man in dieser Aufnahme hören.“

CD-Rezension: W.A. Mozart Die Zauberflöte
DECCA 4855200

Orchestre Philharmonique de Strasbourg
Alain Lombard

von Peter Sommeregger

Man reibt sich die Augen: Eine Zauberflöten-Einspielung taucht wieder auf, die ursprünglich Ende der 1970er-Jahre beim Plattenlabel Barclay erschienen war. Tatsächlich erscheint sie nun nach über vierzig Jahren erstmals auf CD. Äußerer Anlass dürfte der 80. Geburtstag des Dirigenten Alain Lombard sein. Die Sängerbesetzung liest sich wie ein „who’s who“ der damaligen vokalen Prominenz. Manche Namen haben bis heute ihren Glanz nicht verloren. Umso erstaunlicher, dass man sich erst jetzt wieder auf diesen vergessenen Schatz besonnen hat. „CD-Rezension: W.A. Mozart Die Zauberflöte, Orchestre Philharmonique de Strasbourg, Alain Lombard“ weiterlesen

Ein Juwel zartbitterer Kammermusik: Joyce DiDonato - „Into The Fire“

„Ein wunderbarer Mitschnitt eines wunderbaren Konzertes in einem wunderbaren Album! Tipp: Weihnachten steht bald schon wieder vor der Tür. Dieses Album ist ein sehr schönes Präsent zum Weihnachtsfest, zumal es ja auch Franz-Xaver Grubers „Silent Night“ in einer sehr anrührenden Bearbeitung des Brentano-Quartetts als Abschluss enthält.“

CD-Besprechung „Into the Fire“,
Joyce DiDonato & Brentano String Quartet, 2. Dezember 2020

von Dr. Holger Voigt

Diese Zusammenstellung ist ein Live-Mitschnitt eines Konzertes in der ehrwürdigen Wigmore Hall in London, ein feinakustisches Juwel Londons, hervorgegangen aus der 1901 eingeweihten Bechstein Hall, die nach dem deutschen Pianofabrikanten Carl Bechstein benannt wurde. Dieser Konzertsaal zeichnet sich durch eine exzellente Akustik aus, insbesondere für Kammermusik und Vokalwerke. Man kann es auf dieser CD deutlich hören. „CD-Besprechung „Into the Fire“,  Joyce DiDonato & Brentano String Quartet, 2. Dezember 2020
klassik-begeistert.de“
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Beethoven pur: neun Sinfonien mit neun Dirigenten

CD-Rezension: Beethoven live. Symphonien Nr. 1-9
RCO 19005

Concertgebouworkest Live Recordings

von Peter Sommeregger

Das durch die Auswirkungen der Corona-Krise in seiner vollen Entfaltung verhinderte Beethoven-Gedenkjahr hat natürlich auch auf dem Tonträger-Markt eine geballte Ladung an Neuaufnahmen mit Werken des Jubilars hervor gebracht. Mit einer originellen Idee wartet das Eigenlabel des berühmten, in der upper class der großen Orchester spielenden Concertgebouworkest Amsterdam auf. „CD-Rezension: Beethoven live. Symphonien Nr. 1-9, Concertgebouworkest Live Recordings“ weiterlesen

Beyond comprehension? Auf den Spuren einer Sphinx des Klavierspiels

DVD-Besprechung: Arturo Benedetti Michelangeli: “Beyond Perfection“

Dokumentation, D, 2019, 79 Minuten, DVD /BlueRay (Unitel)

Ko-Produktion der 3B-Produktion GmbH mit SWR, Arte, SRF und Unitel, gefördert durch die MFG Baden-Württemberg.

Autoren, Regie: Syrthos J. Dreher, Dag Freyer

„Ein ganzes Leben reicht so gerade eben, um eine Sache gut zu machen“ (Arturo Benedetti Michelangeli)

Von Dr. Holger Voigt

In diesem Jahr wäre er einhundert Jahre alt geworden (geboren am 5. Januar 1920 in Brescia, Italien). Indes weilt er schon seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr unter uns (gestorben am 12. Juni 1995 in Pura, Kanton Tessin, Schweiz).

Aus dem Gedächtnis der Klassikwelt ist er nie verschwunden; in Italien wird er fast wie ein Heiliger verehrt. Trotz eines eher begrenzten Repertoires ist sein musikhistorischer Fußabdruck riesig. Hört man heute einen seiner Konzertmitschnitte, ist man unmittelbar elektrisiert und weiß, dass er es ist, der da spielt. Wie kann so etwas passieren? „DVD-Besprechung: Arturo Benedetti Michelangeli: “Beyond Perfection““ weiterlesen

Barockes Gender-Verwirrspiel

Foto: © Innsbrucker Festwochen / Rupert Larl

„In Zeiten, in denen die Genderdebatte und die Emanzipation von der Norm abweichender Geschlechterrollen ein viel diskutiertes Thema ist, trifft diese Tragikomödie einen sensiblen Nerv und der Regisseur Stefano Vizioli spielt virtuos mit den immer neuen Verwicklungen der Handlung, die nahezu drei Stunden lang durchaus spannend bleibt, und immer neue Überraschungen bereit hält.“

DVD-Rezension: Pietro Antonio Cesti, La Dori
NAXOS 2.110676

Accademia Bizantina
Ottavio Dantone

von Peter Sommeregger

Neben Francesco Cavalli gilt Pietro Antonio Cesti als einer der herausragenden Komponisten der venezianischen Oper der Barockzeit. 1652 wurde er an die Hofkapelle des Erzherzogs Ferdinand Karl berufen, und entfaltete in Innsbruck eine erfolgreiche Tätigkeit. Als dritte der für Innsbruck geschriebenen Opern erlebte 1657 La Dori hier ihre Uraufführung. „DVD-Rezension: Pietro Antonio Cesti, La Dori, Accademia Bizantina, Ottavio Dantone“ weiterlesen

Lebendig, facettenreich und voll Liebe zur Natur

„Das Zusammenspiel Fazil Says mit dem casal Quartett offenbart eine große Vertrautheit der Künstler untereinander. Das Resultat ist eine stimmungsvolle, ansprechende Interpretation von Werken jenseits des Mainstreams.“

Fazil Say 2016. Foto: © Marco Borggreve

CD-Rezension: Ballads & Quintets
Solo Musica SM 340

Fazil Say & Casal Quartett

von Peter Sommeregger

Für diese Produktion haben sich der türkische Pianist und Komponist Fazil Say und das Schweizerische casal Quartett zusammengetan, erfolgreiche gemeinsame Konzertauftritte waren vorausgegangen. „CD-Rezension: Ballads & Quintets, Fazil Say & Casal Quartett“ weiterlesen

Ein Trost für alle Tanzwütigen

„Diese Musik erzeugt einfach gute Laune, da die bevorstehende Ballsaison Corona-bedingt wohl ein Totalausfall werden wird, sei allen Tanzwütigen diese CD als zumindest musikalischer Trost empfohlen!“

CD-Rezension: Anton Rubinstein, Le Bal
Naxos 8.574216

Warren Lee, Piano

von Peter Sommeregger

Der Pianist, Dirigent und Komponist Anton Rubinstein (1829-1894) ist außerhalb seiner russischen Heimat heute beinahe vergessen. Dort wird sogar seine erfolgreichste Oper, „Der Dämon“ immer wieder aufgeführt. Im Rest der Welt haben aber selbst Aufführungen von Rubinsteins zahlreichen Klavierwerken Seltenheitswert. „CD-Rezension: Anton Rubinstein, Le Bal, Warren Lee“ weiterlesen

Ein früher Gipfelstürmer

Benjamin Hewat-Craw. Foto: © Christian Palm

„Wagt sich ein noch junger Sänger an die Winterreise, so beweist das Mut und auch Selbstbewusstsein. Der junge britische Bariton Benjamin Hewat-Craw hat sich dieser Herausforderung gestellt.“

CD-Rezension: Franz Schubert, WINTERREISE
ARS 38 573

Benjamin Hewat-Craw: Baritone
Yuhao Guo: Piano

von Peter Sommeregger

Franz Schuberts Liederzyklus „Winterreise“ gilt allgemein als Mount Everest der Gattung des Kunstliedes. Generationen von Sängern sämtlicher Stimmlagen haben sich daran versucht und wurden an dem Gelingen ihrer Interpretation gemessen. Die berühmtesten Liedsänger wie Hans Hotter oder Dietrich Fischer-Dieskau haben sich ein Künstlerleben lang mit diesen Liedern beschäftigt, sie auch mehrfach für die Schallplatte eingespielt. „CD-Rezension: Franz Schubert, WINTERREISE, Benjamin Hewat-Craw, Yuhao Guo“ weiterlesen

Intime Einblicke in Schuberts Leben

„Eine optimale, dabei durchaus auch vergnügliche Möglichkeit, Wissenslücken über Franz Schubert zu schließen!“

CD-Rezension: Schubert. Die Liebe liebt das Wandern. Eine Hörbiografie von Jörg Handstein (br-klassik 900927)

von Peter Sommeregger

Über das kurze und in Teilen auch traurige Leben des Wiener Komponisten Franz Schubert sind wenige Details allgemein bekannt. Das Bild vom bebrillten „Schwammerl“, so sein etwas abschätziger Spitzname zu Lebzeiten, hat nicht viele Facetten. Arm wäre er den größten Teil seiner gerade einmal 31 Lebensjahre gewesen, an der Syphilis wäre er gestorben und unzählige wunderschöne Lieder hätte er geschrieben, manche so populär, dass sie heute für Volkslieder gehalten werden. Das ist das gängige Schubert-Bild, dessen Leerstellen von dieser höchst inspirierten Hörbiografie detailreich ausgefüllt werden. „CD-Rezension: Schubert. Die Liebe liebt das Wandern. Eine Hörbiografie von Jörg Handstein“ weiterlesen