Meisterpianist Thibaudet entführt in prachtvolle Welten und ferne Zeiten – das Orchestre Symphonique de Montréal unter Nagano begeistert

Foto: Kent Nagano © Felix Broede
Elbphilharmonie Hamburg
, 13. März 2019

Orchestre Symphonique de Montréal
Jean-Yves Thibaudet, Klavier
Kent Nagano, Dirigent

Claude Debussy, Jeux / Poème dansé
Camille Saint-Saëns, Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 F-Dur op. 103
Igor Strawinsky, Petruschka / Burleske in vier Szenen / Originalfassung

von Sebastian Koik

Das Orchestre Symphonique de Montréal tritt in großer Besetzung in der Elbphilharmonie an. Der Abend beginnt mit Claude Debussys “Jeux / Poème dansé”. Es ist sehr viel Veränderung in der Musik: Tempo, Lautstärke und Stimmung wechseln ständig. Alles ist ständig in Bewegung. Das Stück ist reich an Farbe und Licht. Es ist wirklich so, als tauchte man bei Debussy in ein impressionistisches Bild ein. Der Ton wird dramatischer, unruhiger, emotionaler. Die Gesten der Musik werden größer, opulenter, massiver, ausladender. Dann ganz große Zartheit. Schön! Einzig das zu träge Tambourin zwischendurch nervt extrem. „Orchestre Symphonique de Montréal, Jean-Yves Thibaudet, Kent Nagano,
Elbphilharmonie Hamburg, 13. März 2019“
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MUSIK, DIE TRÄNEN IN DIE AUGEN TREIBT – EIN WUNDERBARER MUSIKALISCHER SPAGAT: VERDI UND MAHLER IN DER ELBPHILHARMONIE HAMBURG

Foto: Paolo Carignani – Bildquelle: www.opera-online.com
Elbphilharmonie Hamburg
, 17. März 2019

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Dirigent Paolo Carignani
MDR-Rundfunkchor
Choreinstudierung Eberhard Friedrich
Giuseppe Verdi (1813-1901), Quattro pezzi sacri
Gustav Mahler (1860-1911), Symphonie Nr. 4 G-Dur
Sopran Solist des Tölzer Knabenchors

von Dr. Holger Voigt

Auf dem zweiteiligen Programm des 7. Konzertes des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg standen mit dem Chorzyklus „Quattro pezzi sacri“ von Giuseppe Verdi sowie der Symphonie Nr. 4 G-Dur von Gustav Mahler Werke von Komponisten, die vermeintlich in unterschiedlichen musikalischen Universen unterwegs waren. Allein diese Programmauswahl – einem musikalischen Spagat ähnelnd – versprach eine hochinteressante Begegnung mit einem Opernkomponisten und einem Symphoniker an der Schwelle zum 20. Jahrhundert.

Die musikalische Leitung lag in den Händen des italienischen Dirigenten Paolo Carignani, der gerade einige Tage zuvor in der umjubelten Premiere von Verdis Nabucco in der Inszenierung von Kirill Serebrennikov bereits am Pult stand. Eine bis zum Anschlag gefüllte Elbphilharmonie an einem stürmisch-regnerischen Sonntagmorgen war gespannt darauf, ob und wie dieser Spagat gelingen würde. „Philharmonisches Staatsorchester Hamburg, Paolo Carignani, MDR-Rundfunkchor,
Elbphilharmonie Hamburg, 17. März 2019“
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Das Ensemble Modern, Anu Komsi und Sir George Benjamin beweisen sich in Hamburg als Meister der Neuen Musik

Foto: Sir George Benjamin © Matthew Lloyd
Elbphilharmonie Hamburg
, Kleiner Saal, 11. März 2019

Ensemble Modern
Anu Komsi, Sopran
Helena Rasker, Alt
Sir George Benjamin, Dirigat

Cathy Milliken, Bright Ring (Neues Werk)
Christian Mason, Layers of Love
Luigi Dallapiccola, Piccola musica notturna
George Benjamin, Into the Little Hill

von Sebastian Koik

Seit seiner Gründung 1980 zählt das Ensemble Modern mit Sitz in Frankfurt zu den führenden Ensembles für Neue Musik. Und diesem Ruf werden die Musiker an diesem Abend in der Elbphilharmonie Hamburg von Anfang bis Ende beeindruckend gerecht!

Die Instrumentalisten begeistern unter der Leitung des ebenso brillanten Dirigenten Sir George Benjamin mit makelloser Technik, Musikalität und perfektem Timing.

Cathy Millikens Bright Ring” beginnt mit wunderbarem und höchst expressivem Kontrabass-Spiel von Paul Cannon, stark musizieren die beiden Hornisten Saar Berger und Esa Tapani in ungewöhnlich tiefen Klang-Regionen. Herrlich die Celli und die Bratsche. Die musikalische Spannung ist sehr, sehr groß, alles wird auf den Punkt musiziert. Die Aufmerksamkeit der Musiker ist bemerkenswert und stark spürbar. Das Dirigat von Sir George Benjamin ist exzellent. Die Komponistin ist vor Ort und kommt hinterher für den großen Applaus auf die Bühne.

Das zweite Stück des Abends ist Christian Masons “Layers of Love”. Zehn Instrumentalisten sind in der Bühnenmitte postiert. Vorne ganz links und ganz rechts auf der Bühne steht jeweils ein Geiger. Spiel und Dirigat sind auch hier vom Feinsten, alles kommt auf den Punkt. Es ist große Spannung und enorme Dringlichkeit in der Musik – doch wo führt sie hin? Lohnen Weg und Ziel wirklich? Selbiges gilt auch für das dritte Stück des Konzerts, Luigi Dallapiccolas Piccola musica notturna”.
„Ensemble Modern, Anu Komsi, Helena Rasker, Sir George Benjamin,
Elbphilharmonie Hamburg, Kleiner Saal, 11. März 2019“
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Der Goldstandard des Jazz – Jazz für alle: Dem Branford Marsalis Quartet gelingt in Hamburg die Quadratur des Kreises

Foto: © Maxim Schulz
Elbphilharmonie Hamburg
, 9. März 2019
Branford Marsalis Quartet

Branford Marsalis, saxophone
Joey Calderazzo, piano
Eric Revis, bass
Justin Faulkner, drums

 von Sebastian Koik

Vom Start weg brennen sie ein musikalisches Feuerwerk ab. Branford Marsalis, Joey Calderazzo, Eric Revis und Justin Faulkner spielen sich schon zu Beginn eines Jazz-Konzertes der Superlative in einen Rausch.

In den ersten Minuten – und später immer mal wieder – kann man als Zuschauer kaum seinen Augen trauen. Geradezu unwirklich schnell agieren Eric Revis am Bass und Justin Faulkner am Schlagzeug, es sieht aus als liefe das Geschehen nicht in Realzeit ab, sondern als betrachtete man ihr Musizieren im Fast-Forward-, beziehungsweise Vorspul-Modus eines Videos. Wahnsinn! „Branford Marsalis Quartet,
Elbphilharmonie Hamburg, 9. März 2019“
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Riesenspaß in der Elbphilharmonie: ein Fest der Orgelimprovisation und der Melodien der Welt

Foto: © Claudia Höhne
Elbphilharmonie Hamburg, 
2. März 2019

Thomas Cornelius, Orgel
Thomas Dahl, Orgel
Manuel Gera, Orgel
Clemens Matuschek, Moderation

von Sebastian Koik

Im ersten Abschnitt des Abends stellt Thomas Cornelius charmant, kurzweilig und witzig die Orgel vor. Dabei ist er sehr entspannt und locker: Er hat Heimspiel. Wohl keiner kennt das außergewöhnliche Instrument im außergewöhnlichen Saal so gut wie er. Der vielseitige Tasteninstrumentalist spielt regelmäßig mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester und war an über 70 Konzerten in der Elbphilharmonie beteiligt.

Im zweiten Abschnitt spielen und improvisieren drei Hamburger Organisten an der in den Saal eingebauten Klais-Orgel. Den Anfang macht Manuel Gera, Organist an der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis mit einer Improvisation im „Geist von Händel“ und einer guten Packung Hamburger Lokalkolorit. St. Michaelis, das alte Hamburger Wahrzeichen, liegt nur etwa 500 Meter von der Elbe entfernt und „Händel am Hafen“ nennt dessen Kirchenmusiker Manuel Gera sein Stück. Manuel Gera ist nicht nur ein Könner an der Orgel, sondern auch ein Mann des Gesangs. Der Gründer der Kantorei St. Michaelis lässt neben Melodie-Schnipseln aus diversen Händel-Stücken bekannte Lieder wie „In Hamburg sagt man tschüss“, „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ und „Junge, komm bald wieder“ erklingen.
„Orgelkonzert, Thomas Cornelius, Thomas Dahl, Manuel Gera,
Elbphilharmonie Hamburg, 2. März 2019“
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Kult-Moderator Hans-Jürgen Mende und klassik-begeistert.de-Herausgeber Andreas Schmidt gehen nach Zwist zünftig essen

Foto: Hans-Jürgen Mende und Andreas Schmidt ©

NDR Kultur-Kultmoderator Hans-Jürgen Mende, 59, und klassik-begeistert.de-Herausgeber Andreas Schmidt, 51, haben sich nach einem kleinen, unbedeutenden Online-Zwist in einem indischen Restaurant an der Rothenbaumchaussee in Hamburg-Rotherbaum die Hand gereicht und fast drei Stunden lang sehr kollegial und freundschaftlich miteinander gesprochen. Danach ging es noch auf einen Kaffee auf die andere Straßenseite. „Konflikt beigelegt – NDR-Moderator Hans-Jürgen Mende und Andreas Schmidt reichen sich freundschaftlich die Hand, Hamburg“ weiterlesen

Frühlingsgefühle im norddeutschen Winter: Mit Krzysztof Urbánski, dem NDR Elbphilharmonie Orchester und Vadim Gluzman in der Elbphilharmonie Hamburg

Foto: Krzysztof Urbánski, © Marco Borggreve
Elbphilharmonie Hamburg
, Großer Saal, 21. Februar 2019
NDR Elbphilharmonie Orchester
Vadim Gluzman, Violine
Stefan Wagner, Violine (1. Solostimme im Konzert von Vivaldi)
Krzysztof Urbánski, Dirigent

Antonio Vivaldi: Concerto a-Moll op. 3 Nr. 8 RV 522 für zwei Violinen, Streicher und Basso continuo
Peter Iljitsch Tschaikowsky: Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35
Felix Mendelssohn Bartholdy: Sinfonie Nr. 4 A-Dur op. 90 „Italienische“

von Guido Marquardt

Tschaikowsky vertrieb einst am Genfer See mit dem Violinkonzert seine Depressionen. Mendelssohn Bartholdy blies in Italien den schottischen Nebel fort. Und Krzysztof Urbánski treibt dem Publikum in der Elbphilharmonie den grauen Hamburger Winter aus.

Manchmal erschließt sich die Zusammenstellung eines Konzertabends sofort. Manchmal ergibt alles später einen Sinn, wenn man das Gehörte Revue passieren lässt. Und manchmal bleibt man ein wenig ratlos zurück. Wenn das Letztgenannte passiert, ist nicht selten Barockmusik mit im Spiel. Um das sofort klarzustellen: Der Autor dieser Zeilen schätzt Barockmusik über alle Maßen. Doch trotzdem – oder gerade deshalb – findet er es besonders schade, wenn der Eindruck entsteht, dass ein Stück von (häufig) Bach oder (wie in diesem Falle) Vivaldi noch mit dazu genommen wurde und man wenig mehr an Grund findet als das offenkundige Motiv, einem Solisten Gelegenheit zum Warmspielen zu geben. „NDR Elbphilharmonie Orchester, Vadim Gluzman, Stefan Wagner, Krzysztof Urbánski, Elbphilharmonie Hamburg, 21. Februar 2019“ weiterlesen

Natürliches Musizieren: Die Berliner Philharmoniker begeistern mit beeindruckender Perfektion in der Elphi

Foto: Berliner Philharmoniker / Yannick Nézet-Séguin © Michael Trippel

Die Musik fliegt, bezaubert, lässt einen innerlich vor Glück dauergrinsen und strahlen. Weichheit und Härte, Ruhe und Dramatik, Zärtlichkeit und überwältigende Kraft: All das zeichnen und malen Yannick Nézet-Séguin und die Berliner Philharmoniker herrlich schön in den Großen Saal der Elbphilharmonie.

 

Elbphilharmonie Hamburg, 17. Februar 2019
Berliner Philharmoniker
Yannick Nézet-Séguin, Dirigent
Claude Debussy, La mer / Drei sinfonische Skizzen
Sergej Prokofjew, Sinfonie Nr. 5 B-Dur op. 100

von Sebastian Koik

Perfektion bis ins kleinste Detail. Die totale Kontrolle. Die Berliner Philharmoniker sind da!

Die Berliner Philharmoniker sind einer der allerbesten Klangkörper der Welt. Sie stehen kontinuierlich an der Weltspitze, seit ihrer Gründung im Jahre 1882 als selbstverwaltetes Orchester, das seine Dirigenten und Musiker selbst wählt.

Im Orchester sitzen Musiker, die als Solisten zu den weltbesten gehören und zahlreiche Auszeichnungen als bester Instrumentalist des Jahres erhalten haben und viele prämierte Solo-Alben herausbringen wie beispielsweise der Flötist Emmanuel Pahud oder der Oboist Albrecht Mayer. Jeder einzelne der Musiker im Orchester ist ein Meister seines Instruments, beherrscht es absolut. Selten wird Musik so sehr zu „Spiel“ wie bei einem solchen Klasse-Orchester wie den Berliner Philharmonikern. Es sieht alles so leicht aus, hört sich so unfassbar souverän und natürlich an. Die Selbstverständlichkeit, mit der dieses Orchester musiziert, ist faszinierend. „Berliner Philharmoniker, Yannick Nézet-Séguin, Elbphilharmonie Hamburg, 17. Februar 2019“ weiterlesen

Das gleißende Licht und die glühende Dunkelheit: Ingo Metzmacher, NDR Elbphilharmonie Orchester, Mikhail Petrenko, Elbphilharmonie Hamburg

Es ist die Entschiedenheit des Zweifels, die ganz wesentlich die Atmosphäre dieser Sinfonie bestimmt. Mit Celesta, Harfe und schließlich der Glocke, die wir bereits ganz am Anfang dieser sinfonischen Tour de Force gehört haben, verklingt ein mächtiges Werk am Ende im ganz feinen Diminuendo. Und es herrscht tatsächlich eine so gebannte Stille im Saal, dass selbst die notorischsten Halskranken das Husten für einen Moment vergessen. Wie wirkmächtig auch die absolute Stille in einem solchen Saal doch klingen kann. Großer, langer, begeisterter Beifall. Zu Recht!

Foto © Marcus Höhn | NDR
NDR Elbphilharmonie Orchester, Ingo Metzmacher

Elbphilharmonie Hamburg, 10. Februar 2019

NDR Elbphilharmonie Orchester
NDR Chor
WDR Rundfunkchor
Mikhail Petrenko
, Bass
Cédric Tiberghien, Klavier
Nathalie Forget, Ondes Martenot
Ingo Metzmacher, Dirigent

Olivier Messiaen: Trois petites liturgies de la présence divine
Dmitri Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 13 b-Moll op. 113 „Babi Jar“

von Guido Marquardt

Ingo Metzmacher spannt im Großen Saal der Elbphilharmonie einen sehr großen Bogen von Messiaens hell strahlendem, glühenden Glaubensbekenntnis zu Schostakowitschs manchmal gallenbitterer, manchmal schwermütiger, immer aber düster funkelnder Analyse des real existierenden Sozialismus. Besonders der zweite Teil sorgt für hohe Spannung, die sich im enthusiastischen Schlussapplaus entlädt.

Am Anfang steht eine Überraschung: Wurde da etwa seitens des Veranstalters reagiert auf die arg hochgekochten Diskussionen der letzten Wochen über Akustik und Platzanordnung im Großen Saal? Und Block G direkt hinter der Bühne aus dem Verkauf genommen? Nein, das nicht – der Grund für die leeren Reihen war ein anderer. Klären sollte sich dies nach der Pause. „NDR Elbphilharmonie Orchester, Ingo Metzmacher, Elbphilharmonie Hamburg, 10. Februar 2019“ weiterlesen

Wohlklang und Wonnefreuden: Christian Thielemann in der Elbphilharmonie – ein Konzert für die Upper Class

Foto © Matthias Creutziger

Das waren Perfektion, Beseeltheit, Einklang, Vielklang, Wohlklang, Balanciertheit, Zartheit und Wucht in einem.

Elbphilharmonie Hamburg, 6. Februar 2019
Sächsische Staatskapelle Dresden
Christian Thielemann, Dirigent
Frank Peter Zimmermann, Violine
Felix Mendelssohn Bartholdy
, Violinkonzert e-Moll op. 64
Anton Bruckner, Symphonie Nr. 2 c-Moll WAB 102
(Fassung 1877, in der neuen Edition von William Carragan)

von Pauline Lehmann, Kirsten Liese und Andreas Schmidt

Besser wird man Anton Bruckner, wird man Bruckners übersinnlich schöne Zweite nie wieder hören können als an diesem Mittwoch, 6. Februar 2019, im Großen Saal der Elbphilharmonie in der Freien und Hansestadt Hamburg.

Das waren Perfektion, Beseeltheit, Einklang, Vielklang, Wohlklang, Balanciertheit, Zartheit und Wucht in einem.

Christian Thielemann ist ohne jeden Zweifel der beste Bruckner- und Wagner-Dirigent der Welt (und sollte auch für die Staatsoper Unter den Linden in Berlin ein reizvoller Nachfolger sein, wenn Daniel Barenboim einmal in den Ruhestand gehen darf).

Leider blieb diese Manifestation musikalischen Schaffens überwiegend nur einer kleinen Kaste von Kulturliebhabern vorbehalten, die für dieses Konzert zu großen Teilen Ticketpreise von 190,10 Euro und 223,90 Euro zahlen mussten. „Sächsische Staatskapelle Dresden, Christian Thielemann, Frank Peter Zimmermann, Elbphiharmonie Hamburg, 6. Februar 2019“ weiterlesen