Abschied von Hélène Bouchet (Foto RW)
Hélène Bouchet war auf der Bühne nie die nach Innen gekehrte, das Seelendrama still verarbeitende Tänzerin, immer war sie sich ihrer weiblichen Würde bewusst, hatte eine klare, fast schon emanzipatorische Vorstellung von ihrer Rolle. Selbst in den tragischen Momenten musste man nicht um die Person, die sie darstellte, fürchten.
Staatsoper Hamburg, 27. Dezember 2021
Hamburg Ballett
von Dr. Ralf Wegner
Neumeiers Weihnachtsoratorium lässt sich auch bibelfern lesen: Die Liebe eines Mannes überwindet den Schmerz, eine „entehrte“ Frau zu ehelichen. Neumeiers Genialität zeigt sich in der Doppelbödigkeit des Gezeigten. Der dem christlichen Glauben nahe Stehende sieht in Maria die Gottesmutter, der Agnostiker vielleicht die Ängste einer Frau, die das Kind eines anderen als das ihres Verlobten austrägt. Vielleicht deshalb nennt Neumeier seine beiden Protagonisten nicht Josef und Maria sondern „die Mutter“ und „ihr Mann“. Man spürt bei Hélène Bouchet die Last, die sie trägt, sie ergibt sich ihr aber nicht, kämpft mit sich, will das Schicksal des ihr zugedachten Kindes nicht akzeptieren. Erst die Liebe ihres Angetrauten (Jacopo Bellussi) gibt ihr die Kraft, in die Zukunft zu blicken. „Hélène Bouchets Abschied, John Neumeiers Weihnachtsoratorium (J.S.Bach), Hamburg Ballett,
Staatsoper Hamburg, 27. Dezember 2021“ weiterlesen