Sommereggers Klassikwelt 179: Die Biographie des Dirigenten Jascha Horenstein steht für die Verwerfungen des 20. Jahrhunderts

von Peter Sommeregger

Am 2. April vor fünfzig Jahren starb der bedeutende Dirigent Jascha Horenstein in London, seiner Wahlheimat. Sein künstlerischer Werdegang und seine persönliche Biographie neben seinen künstlerischen Qualitäten machen ihn zu einem Zeitzeugen seiner bewegten Lebenszeit.

Geboren am 6. Mai 1898 im damals noch zum russischen Zarenreich gehörigen Kiew, wuchs Horenstein in einer gebildeten Familie jüdischen Ursprungs auf. Bereits 1906 übersiedelte die Familie nach Königsberg, 1911 nach Wien, woher Horensteins Mutter stammte. „Sommereggers Klassikwelt 179: Die Biographie des Dirigenten Jascha Horenstein
klassik-begeistert.de, 5. April 2023“
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Schweitzers Klassikwelt 85: Schuld und Sühne

Georg Nigl als Orest in Manfred Trojahns Musiktheater „Orest“, Wiener Staatsoper, Foto: Michael Pöhn

von Lothar und Sylvia Schweitzer

In der Spielzeit 2019/2020 wurde im November Manfred Trojahns Musiktheater „Orest“ erstmals in Wien aufgeführt und erst im Februar kam die „Vorgeschichte“, die „Elektra“ von Richard Strauss wieder auf das Programm. Wir wendeten damals ein, es wäre besser, immer zuerst die „Elektra“ zu spielen und mit wenigen Tagen Abstand die inhaltliche Fortsetzung des ein Jahrhundert später entstandenen Werks. Es stellt sich nach dem Richard-Strauss-Einakter die Frage, wie der Bruder der Elektra seine Tat verarbeiten wird. „Schweitzers Klassikwelt 85: Schuld und Sühne
klassik-begeistert.de, 4. April 2023“
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Pathys Stehplatz (26) – Monteverdis „Ulisse“ an der Wiener Staatsoper: Der erste Eindruck entscheidet nicht immer

Foto: © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Nur vereinzelte Buhs. Für das Regieteam rund um Jossie Wieler & Sergio Morabito. Gemeinsam mit Kostümbildnerin Anna Viebrock haben sie Monteverdis „Il ritorno d’Ulisse in patria“ auf die Bühne der Wiener Staatsoper gebracht. Damit schließt sich der Monteverdi-Zyklus, der mit „L’Orfeo“ und „Poppea“ seinen Lauf genommen hatte. Ein Erfolg auf fast allen Linien.

von Jürgen Pathy

Reiner Trash, das war so der erste Gedanke. Nach rund zwanzig Minuten des trostlosen Anblicks biederer Büromöbel, die wild zusammengewürfelt das Ambiente einer Rumpelkammer versprühen. Ein Anblick des Grauens, könnte man es auch nennen. Mal wieder eine Produktion, bei der das Regieteam nicht davor zurückschreckt, dem Publikum seinen intellektuellen Nonsense aufs Auge zu drücken. „Es ist schrecklich“, hat der ein oder andere bereits nach der Generalprobe w.o. gegeben. „Musik nur Rezitative, keine Arien, das Bühnenbild eine Katastrophe.“ „Pathys Stehplatz (26) – Monteverdis „Ulisse“ an der Wiener Staatsoper
klassik-begeistert.de, 3. April 2023“
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Pathys Stehplatz (25) – „Tosca“ an der Wiener Staatsoper: Wenn das Böse siegt!

Foto: Luca Salsi als Baron Scarpia © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Schade, dass sie ihn ersticht. Ein Gedanke, der einen leider übermannt, als Scarpia dran glauben muss. Bei Puccinis „Tosca“, die gerade an der Wiener Staatsoper läuft. Immerhin ist er ja nicht gerade der Sympathieträger der Oper, die stark an den Verismo angelehnt ist. Der Bariton Luca Salsi stellt allerdings alle in den Schatten.

Giacomo Puccini
Tosca

Margarethe Wallmann, Inszenierung
Marco Armiliato,
Musikalische Leitung

Wiener Staatsoper, 31. März 2023


von Jürgen Pathy

„Er war mit Abstand der Beste!“, tönt es einhellig aus den Reihen des Publikums. Im ersten Akt, als auch im zweiten Akt, wo man die etwas warmherzigeren Stellen, zwar weicher, runder gestalten kann. Die Kraft und die Präsenz, mit der Luca Salsi aber diesem Scarpia hier zu voller Manneskraft verhilft, sucht schon seinesgleichen. Da kann kaum einer mithalten.

„Pathys Stehplatz (25) – „Tosca“ an der Wiener Staatsoper: Wenn das Böse siegt!
Wiener Staatsoper, 31. März 2023“
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Rising Stars 41: Jodie Devos, Sopran – eine lyrische Stimme zaubert glitzernde Koloraturen

Foto: © Dominique Gaul

Die Entwicklung und Karriere vielversprechender NachwuchskünstlerInnen übt eine unvergleichliche Faszination aus. Es lohnt sich dabei zu sein, wenn herausragende Talente die Leiter Stufe um Stufe hochsteigen, sich weiterentwickeln und ihr Publikum immer wieder von neuem mit Sternstunden überraschen. Wir stellen Ihnen bei Klassik-begeistert jeden zweiten Donnerstag diese Rising Stars vor: junge SängerInnen, DirigentInnen und MusikerInnen mit sehr großen Begabungen, außergewöhnlichem Potenzial und ganz viel Herzblut sowie Charisma.

von Dr. Lorenz Kerscher

Wenn man so wie ich die Vernachlässigung des französischen Repertoires an deutschen Opernhäusern nicht hinnehmen möchte, muss man in Videoportalen nach den Juwelen suchen, die bei unseren westeuropäischen Freunden auf den Spielplänen stehen. Doch dank dieser Angebote im Web kann man sich eine große Vielfalt wunderbarer Werke erschließen. Dabei entgeht einem auch nicht, wer dort als Rising Star besonders hoch im Kurs steht. Und da ist vor allem die 1988 geborene Belgierin Jodie Devos zu nennen, die beim Königin-Elisabeth-Wettbewerb in Brüssel 2014 den zweiten Preis und den Publikumspreis gewann.

Jodie Devos im Finale des Königin-Elisabeth-Wettbewerbs 2014

Sie stammt aus dem wallonischen Teil Belgiens und erhielt seit dem Alter von 16 Jahren Gesangsunterricht, gefolgt von einem Studium am Institut supérieur de Musique et de Pédagogie von Namur. Darauf folgte ein Aufbaustudium an der Royal Academy of Music in London, das ihr 2013 einen zweiten Mastertitel einbrachte. Mit dem o.g. Wettbewerbserfolg in der Tasche wurde sie in Paris in die Académie de l’Opéra comique aufgenommen, was den Opernstudios der deutschen Musiktheater entspricht und das Sammeln von Bühnenerfahrung in kleineren Rollen fördert. So begann sie ihre Laufbahn als Ida in der Fledermaus, doch schnell sprach sich herum, welch ein außergewöhnliches Talent sich da entwickelte. Bald schon boten ihr weitere Häuser in Frankreich und Belgien auch größere Partien an. „Rising Stars 41: Jodie Devos, Sopran
klassik-begeistert.de, 30. März 2023“
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Pathys Stehplatz (24) – Von Sesselpickern und Fehltritten: Es siegt nicht immer die Vernunft

Foto: Hélène Grimaud © Wiener Konzerthaus / Markus Aubrecht

Die Plätze auf den großen Bühnen sind rar. Salzburg, Wien, Paris, New York. Dazu noch ein paar deutsche Großstädte und vereinzelte Ecken in Asien und Resteuropa. Das war es im Grunde. Viel mehr Gelegenheiten bieten sich einem Pianisten nicht, um ordentlich abzusahnen. Dass man da nicht gerne seinen Stuhl räumt, liegt in der Natur der Sache. Eine Pause hätten dennoch einige dringend nötig.

von Jürgen Pathy

„Mich hat sie einfach nicht mitgerissen“, bemängelt ein fachkundiger Gast. Hélène Grimaud, die mittlerweile 53-jährige Pianistin, die vor kurzem erst im Wiener Konzerthaus aufgetreten war. „Klavier im großen Saal“, nennt man das. Arrivierte Pianisten, die es geschafft haben. Neben der Französin so klingende Namen wie Grigory Sokolov, Rudolf Buchbinder oder Arcadi Volodos. Bei Hélène Grimaud gab es letztens nicht so viel zu lachen.

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Ladas Klassikwelt 105: „Für jedes Zuhause eine Orgel“

Fotos: JOHANNUS OPUS, SFEER MODEL 11

Die Schnitger-Orgel aus aus dem heutigen Hamburg-Neuenfelde, die Silbermann-Orgel in Dresden, oder die Cavaillé-Coll-Orgel in Paris und viele weitere – man kann jedes dieser Instrumente bei sich zu Hause haben. Man kann sich einige bei der Firma Johannus in Ede in Niederlanden aussuchen. Dank der Digitalisierungstechnik können die Mitarbeiter des Unternehmens jede berühmte Orgel nachbauen.  Johannus bildet zusammen mit vier anderen Orgelbauunternehmen – Makin, Rodgers und Copeman Hart OrganBuilders –  die internationale Global Organ Group. Mitte März dieses Jahres habe ich ihren Sitz in Ede besucht.

von Jolanta Łada-Zielke

Das Unternehmen existiert seit 1969. Der Gründer Johannus Orgelbouw  hatte noch mit analogen Orgeln begonnen. Einer der Mitbegründer Gert van de Weerd, der Vater der beiden heutigen Eigentümer Marco und René, setzte zum ersten Mal die Technologie der Digitalisierung ein und machte Johannus zum Marktführer in der ganzen Welt. Später erwarb er die englische Marke Makin. Die ersten digitalisierten Instrumente verfügten über ein paar Stimmen, dann immer mehr. In den 90er war bereits alles digitalisiert. „Ladas Klassikwelt 105: „Für jedes Zuhause eine Orgel“
klassik-begeistert.de, 29. März 2023“
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Dr. Spelzhaus Spezial 14: „Weiße Rosen aus Athen“

Von SpreeTom – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=20726513

von Dr. Petra Spelzhaus

„Guten Morgen, guten Morgen, guten Morgen Sonnenschein…“ Mit diesem musikalischen Kleinod von Nana Mouskouri sowie einem dampfenden koffeinhaltigen Heißgetränk versuche ich wochenends gerne, meinen Lieblingsmenschen aus den Federn zu locken.

Meist bin ich damit erfolgreich. Schöner Nebeneffekt: Spotify bastelt uns dann gleich eine passende Playlist fürs Frühstück zusammen, Stil „heiter, Retro, Schlager interpretiert von Menschen aller Herren Länder“. Immer wieder tauchen Interpretationen von Nana Mouskouri auf. „Dr. Spelzhaus Spezial 14: „Weiße Rosen aus Athen“
klassik-begeistert.de, 27. März 2023“
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Daniels vergessene Klassiker Nr 17: Krzysztof Penderecki – Threnody (1961)

Krzysztof Penderecki © Jakub Ociepa

Kritisieren kann jeder! Aber die Gretchenfrage ist immer die nach Verbesserung. In seiner Anti-Klassiker-Serie hat Daniel Janz bereits 50 Negativ-Beispiele genannt und Klassiker auseinandergenommen, die in aller Munde sind. Doch außer diesen Werken gibt es auch jene, die kaum gespielt werden. Werke, die einst für Aufsehen sorgten und heute unterrepräsentiert oder sogar vergessen sind. Meistens von Komponisten, die Zeit ihres Lebens im Schatten anderer standen. Freuen Sie sich auf Orchesterstücke, die trotz herausragender Eigenschaften zu wenig Beachtung finden.


von Daniel Janz

Neue Musik – jenes Nischengenre der Klassischen Orchestermusik, das sich mehr schlecht als recht über die Erschließung neuer Klangphänomene zu ergründen versucht. Trotz hochtrabender Konzepte verstricken sich Komponisten dieses Genres in erdrückender Mehrzahl ihrer Experimente in wirren Geräuschkonstrukten. Allzu oft bleiben dabei das sinnliche Erlebnis und ein nachvollziehbarer Ausdruck auf der Strecke. Ergriffenheit, Gefühl, Leidenschaft, Humor? Fehlanzeige. Häufig drängt sich sogar der Eindruck auf, dass sich diese Musik bewusst dem Publikum verweigert. Gelingt es Vertretern dieser Zunft dann doch einmal, etwas auszudrücken, ist das umso beeindruckender. Einer, dem das gelang, ist Krzysztof Penderecki. „Daniels vergessene Klassiker Nr 17: Krzysztof Penderecki – Threnody (1961)
klasyki-begeistert.de, 26. März 2023“
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Sommereggers Klassikwelt 178: „Tristanissimo“ Lauritz Melchior hat bis heute keinen Nachfolger gefunden

In diesen Tagen kann die Opernwelt des 50. Todestages von Lauritz Melchior gedenken. Er starb 1973 in Santa Monica in seiner kalifornischen Wahlheimat.

von Peter Sommeregger

Geboren und aufgewachsen ist der Sänger in Kopenhagen, wo er auch mit 18 Jahren seinen ersten Gesangsunterricht erhielt. Sein Lehrer betrachtete Melchiors Stimme als Bariton und bildete ihn als solchen aus. 1913 debütierte er am Königlichen Theater seiner Heimatstadt, wo er anschließend für einige Jahre Bariton- und sogar Basspartien der zweiten Garnitur sang. Erfahrene Kollegen wiesen ihn darauf hin, dass seine Stimme viel eher ein Tenor, ja sogar ein Heldentenor war. Daraufhin studierte er neu und hatte sein Debüt als Tenor in einer Tannhäuser-Aufführung 1918 in Kopenhagen. „Sommereggers Klassikwelt 178: „Tristanissimo“ Lauritz Melchior
klassik-begeistert.de, 22. März 2023“
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