Schweitzers Klassikwelt 145: Welche Opern, Komponisten und Romane wir uns auf Reisen vergegenwärtigten

Fotos © Lothar Schweitzer privat

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Stefan Maiwald gibt dem Strandleben in seinem Buch „Mein Leben am Strand“ den Vorzug, denn es hat gegenüber dem von Ort zu Ort ziehen etwas Meditatives an sich. Das von unsrer Terrasse in Grado an der Adria beobachtende „Fließen“ zu Fuß, auf dem Fahrrad, mit Kinderwägen und mit Hunden in beide Richtungen entbehrt der Hektik des gewohnten Stadtlebens. Noch intensiver erleben wir die Menschen in den Speisesälen von Hotels. Da fühlen wir uns manchmal in die vierte Szene des ersten Akts von Benjamin Brittens „Death in Venice“ versetzt, wo dem Schriftsteller Aschenbach eine polnische Familie und vor allem der Sohn Tadzio auffällt, der sich mit seinem Lebensschicksal verbindet. „Schweitzers Klassikwelt 145: Welche Musik wir uns auf Reisen vergegenwärtigten
klassik-begeistert.de, 2. September 2025“
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Schweitzers Klassikwelt 144: Wir erstellen ein Profil einiger Sängerinnen und Sänger aufgrund ihrer von uns erlebten Rollen

© CV Maker

Wir wollen ein Experiment anstellen. Von uns erlebte Rollengestaltungen nehmen wir als Maßstab und entwerfen ein imaginäres Charakterbild der betreffenden Künstler.   

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Wir verraten zu Beginn noch nicht die Namen der Bühnenkünstler, sondern nur die Rollen und die Opern.

© Opera Online

In seinem Brétigny („Manon“) erkannten wir von der Stimme her einen Repräsentanten des gehobenen Standes. Wir schätzten die angenehm dezente Vortragsweise, die dem Minister („Fidelio“) eine besonders noble Haltung verlieh.

 

Die „Woglinde“ in das „Rheingold“ wird auch in anderen Opern gruppendynamisch eingesetzt. Als Echo und Quellnymphe im Nymphen-Terzett der „Ariadne auf Naxos“, als verlockendes Blumenmädchen im „Parsifal“. In „Adriana Lecouvreur“ führt sie souverän das Schauspieler-Quartett mit Mitgliedern des Opernstudios an. Auch in der Opernschule der Wiener Staatsoper liegt ihre Verantwortung im Sologesang im Sinn einer Begabtenförderung. Als Erste Magd („Daphne“) jubelte sie “Wir sind Träume besseren Lichts“ bis zum h´´ hinauf. „Schweitzers Klassikwelt 144: Profil einiger Sängerinnen und Sänger aufgrund ihrer Rollen“ weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 143: Wir erzählen von einem unserer liebsten Opernhäuser

Fotos: Lothar Schweitzer

In unsrer Klassikwelt „Eine Stadt – eine Oper“ sind wir auf das Gran Teatro La Fenice im Sestiere San Marco nicht eingegangen, weil uns mit dieser Kunststätte Venedigs, ähnlich wie mit dem Tiroler Landestheater und den Berliner Opernhäusern, zu viele Opernerlebnisse verbinden. Das wollen wir jetzt nachholen.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Schon rein äußerlich beeindruckt uns die Mittelloge, die im Vergleich zu unsrer zumindest früher so genannten „Regierungsloge“ in der Wiener Staatsoper eine Augenweide besonderer Art darstellt.

Foto: Lothar Schweitzer

Als wir für Sinopolis „Lou Salomé“ Plätze reservieren wollten, wurden wir lange Zeit hingehalten. Während der Aufführung verstehen wir: Die beengende Bühne wird zugunsten eines weiteren Raums aufgegeben, was Lou Salomés seelischen Erlebnissen besser entspricht. „Schweitzers Klassikwelt 143: Gran Teatro La Fenice di Venezia
klassik-begeistert.de, 5. August 2025“
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Schweitzers Klassikwelt 142: Wenn wir im Urlaub Heimweh nach Opern bekommen

Lettische Nationaloper Riga Foto: Frances Harris

In den sommerlichen „weißen Nächten“ kamen wir wieder am Opernhaus der Hauptstadt Lettlands vorbei. Die Tore waren verschlossen. Sommerpause. Schöne, aber auch sehnsüchtige Erinnerungen an Elīna Garančas Debüt als „Karmena“ (Carmen auf Lettisch) und an unsere erste Begegnung mit Kristīne Opolais (in der Rolle der „Mikaëla“) tauchten auf.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Einen Meeresaufenthalt am Lido konnten wir in der letzten Juni-Woche mit einem Opernabend im Teatro La Fenice in Venedig gegen Saisonschluss noch leicht verbinden. „Schweitzers Klassikwelt 142: Heimweh nach Oper
klassik-begeistert.de, 23. Juli 2025“
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Schweitzers Klassikwelt 141: Wenn kleine Bühnen sich an Opern wagen

Stadttheater Baden bei Wien – Urheber: Karl Gruber

Wenn im Programmheft der Wiener Staatsoper die Interpreten der jeweiligen Aufführung vorgestellt werden, kann zum Beispiel stolz vermerkt werden: „Sie gehört zu den gefragtesten Sopranistinnen.“ In den Monografien sind dann immer repräsentative Namen von Opernhäusern ihres Wirkens zu lesen. Es überstürzen sich Metropolitan Opera, Königliche Oper Covent Garden, La Scala di Milano, Deutsche Oper Berlin und andere große Häuser mehr. Viel bescheidener steht es in den Programmheften kleiner Theater.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Selbst das renommierte Tiroler Landestheater hatte für eine gesamte Parsifal-Inszenierung als Budget nur die Honorarhöhe eines Bayreuther Hauptrollensängers zur Verfügung gehabt. Da muss bei der Rollenbesetzung gezaubert werden. „Schweitzers Klassikwelt 141: Wenn kleine Bühnen sich an Opern wagen“ weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 140 : Wie voreingenommen sind wir als Rezensenten vor einer Opernaufführung?

Cao Fei, The New Angel, 2022, Eiserner Vorhang, museum in progress, Wiener Staatsoper, 2022/2023, Großbild © museum in progress

Im Gegensatz zu den 60er-Jahren wären wir heute enttäuscht, wenn bei einer Così fan tutte wieder die ursprünglichen Paare und nicht Fiordiligi und Ferrando sowie Dorabella und Guglielmo zueinander fänden. Obwohl die Paare Sopran-Tenor und Mezzosopran-Bariton konventioneller wirken. Aber die Inszenierungen von der „Così“ gefallen uns, wo wir fragen: „Ist das jetzt noch gespielt oder bereits echt?“

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Von Kindheit an erinnern wir uns an die Königin der Nacht umgeben von funkelnden Sternen. Wie interessant heute, wenn die Königin in Körpernähe des Prinzen, ja manchmal mit körperlichem Kontakt zu ihm bei ihrer glanzvollen Arie tritt.

„Schweitzers Klassikwelt 140 : Wie voreingenommen sind wir als Rezensenten
klassik-begeistert.de, 24. Juni 2025“
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Schweitzers Klassikwelt 139: Wir bringen den Mut auf über Mittelmäßigkeit zu schreiben

Coverfoto des Programms: Lukas Beck

In unsren Klassikwelten finden Sie eine Serie in unregelmäßigen Abständen mit dem Untertitel: Erinnerungen an schöne musikalische Erlebnisse. Darunter einen Bericht über den von uns als „Jahrhundert-Inszenierung“ gelobten „Fidelio“ von Claus Guth oder das zur Adventstimmung passende Musical „Winter Wonderettes“. Diesmal wählen wir aus der Reihe fallend „Der Carneval in Rom“, eine weniger populäre Operette von Johann Strauß, bei der wir eine noch nie so laue Aufnahme seitens des  dieses Genre liebenden Publikums erlebt haben.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Zwei Gründe führten wir dafür an. Erstens hatte die Lösung der Spannung vor dem Finale Hänger und zweitens endet die Operette in Nachdenklichkeit ohne Feuerwerkslaune. „Schweitzers Klassikwelt 139: Mittelmäßigkeit
klassik-begeistert.de, 10. Juni 2025“
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Schweitzers Klassikwelt 138: Verkleidungsposse: Ein Bariton mutiert zum Tenor


Bild: Original Score Cover, Mailand 1892

Ein aufdringlich hergerichteter Tonio tritt vor den Vorhang und beginnt den Prolog. Die berüchtigte Höhe bleibt spannungslos. Wir mussten bei der Interpretation nicht aufgeregt mit leben. Es klang nicht nach Bravour eines Baritons mit guter Höhe. Es war ja auch Canio, der Tenor, der gegen Schluss des Prologs die Maske abnahm.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Warum haben wir nicht gleich Verdacht geschöpft? Adam Plachetka hat wie auch viele eben international bekannt gewordene Baritone ein zu wenig charakteristisches Timbre. Mächtigkeit der Stimme geht, wie in letzter Zeit bei Nabucco und Macbeth erfahren, vor Einzigartigkeit. Wir sind uns bewusst, dass diese Verteidigung auf tönernen Füßen steht, und wir sind beschämt unsren Liebling Jonas Kaufmann nicht erkannt zu haben. Journalistenkollegen trösteten uns, wir bräuchten nicht zerknirscht zu sein, wir waren nicht die Einzigen.    „Schweitzers Klassikwelt 138: Verkleidungsposse
klassik-begeistert.de, 27. Mai 2025“
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Schweitzers Klassikwelt 137: Mit Händen und Füßen die Begeisterung ausdrücken

Foto ©  BR Bayerischer Rundfunk / Franziskus Büscher

In Österreich heißt es in der Mundart „mit Händ’ und Fiaß“. Meine Frau liebt es nicht, wenn ich im besonderen Fall beim Applaus zu trampeln beginne, obwohl es nach Meinung einer ehemaligen Soubrette die höchste Auszeichnung für die Künstlerin oder den Künstler bedeutet.

 von Lothar und Sylvia Schweitzer

Schon die Römer in der Antike hatten in der Zirkusarena eine genau festgelegte Applausordnung. Zunächst wedelten sie mit dem Zipfel der Toga, bei etwas mehr Begeisterung schnippten sie mit den Fingern – und wenn sie völlig aus dem Häuschen waren, dann klatschten sie in die hohlen Hände.

Römisches Theater in Pula © Lothar Schweitzer

Zur Zeit Beethovens durfte man noch zwischen den Sätzen einer Symphonie klatschen. Es könnte doch der eine Satz gefallen, der andere weniger. Dagegen darf in der Oper nach einer Arie geklatscht und auch gerufen werden. „Schweitzers Klassikwelt 137: Begeisterung zeigen
klassik-begeistert.de, 13. Mai 2025“
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Schweitzers Klassikwelt 136: Sind Buhrufe gerechtfertigt?

Foto: Christoph Bosch

„Mit zunehmendem Alter wird man milder.“ Diesen Ausspruch eines Professors knapp vor seinem Ausscheiden aus dem Universitätsdienst ist mir nach einer Prüfung im Gedächtnis geblieben und wir glauben als Opernkritiker heute dieselbe Erfahrung zu machen.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Für meine Frau und mich galt aber von Anfang an bezüglich akustischen Missfallenskundgebungen als bindende Regel: Niemals gegenüber Frauen und bei Männern nur, wenn es sich um eine selbst gewählte falsche Partie handelt. So geschehen, als ein Bariton als Sarastro auftrat und ein verdienter Kurwenal als Großinquisitor. Wenn der Wotan in der „Walküre“ nicht die Wotanstiefe besitzt, fehlt  uns bei ansonsten ausgezeichneter Besetzung etwas und wir gehen unzufrieden nach Hause. „Schweitzers Klassikwelt 136: Buhrufe
klassik-begeistert.de, 29. April 2025“
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