Michael Arivony ist in Madagaskar geboren, begann seine Ausbildung in den dortigen Musikschulen, bevor er an der Royal Academy of Music in London und anschließend an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar studierte. Als Marullo im Hofstaat des Herzogs von Mantua ist er uns noch nicht aufgefallen. Aufhorchen ließ er einen Monat später als distinguierter Notar in „Don Pasquale“. Im Ensemble gleichsam „selbständig“ geworden oszillierte er anfangs zwischen Rollen wie zum Beispiel dem Baron Douphol („La Traviata“) und dem Dandini („La Cenerentola“). „Schweitzers Klassikwelt 114: Vom Mitglied des Opernstudios zum Ensemblemitglied – Teil II klassik-begeistert.de, 14. Mai 2024“ weiterlesen
Mit dem Beginn der Amtszeit von Bogdan Roščić als Direktor und Philippe Jordan als Musikdirektor 2020/21 hat die Wiener Staatsoper ein Opernstudio gegründet, um herausragende Gesangstalente zwei Jahre lang gezielt und praxisnahe zu fördern. Dies ermöglicht eine frühe und intensive Beziehung zur nächsten SängerInnengeneration und ist eine Herausforderung für das Haus, sich mit fundamentalen Fragen zu einer umfassenden Ausbildung singender DarstellerInnen auseinanderzusetzen.
von Lothar und Sylvia Schweitzer
Lassen wir Zahlen sprechen. Die ersten zwei Vergleichszahlen irritieren. Von ca. eintausend Bewerbungen wurden dreizehn MitgliederInnen ausgewählt. Diese hatten in der anberaumten Zeit 646 Auftritte in 126 Rollen. Einstudiert wurden 234. Ab 1. Mai 2023 wurden Bewerbungen ab der Spielzeit 2024/25 angenommen. Voraussetzung eine abgeschlossene Gesangsausbildung und ein Geburtsdatum nach dem 1. Januar 1994! Was bedeutet, dass außer vielleicht bei Spätberufenen eine Bühnenpraxis vorausgesetzt wird. „Schweitzers Klassikwelt 113: Vom Mitglied des Opernstudios zum Ensemblemitglied Teil I klassik-begeistert.de, 30. April 2024“ weiterlesen
Noch ist die Frist nicht endgültig um und es werden das erste Mal bloß dreieinhalb Jahre vergehen, bis ich „dem bleichen Mann“ wieder begegnen werde. Beim nächsten Mal sind fast genau sieben Jahre vergangen. Aber der unglückliche Mann wird für uns jedes Mal verändert wirken.
Er ist weiblich. Nicht leicht auszusprechen, etwas fremd klingend. Zu ihm gehört eine nicht alltägliche Rolle in einer selten gespielten Oper. Werden wir geistig parallel eine andere Stimme ungewollt mithören, die sich uns in dieser Rolle wundervoll eingeprägt hat?
von Lothar und Sylvia Schweitzer
Für uns ist es ihre erste Partie, mit der sie noch gänzlich identifiziert ist, ohne Herausforderungen andrer Rollen. Sollen wir über Internet ihren bisherigen Lebenslauf in Erfahrung bringen? Würde dies nützen oder gar zu sehr beeinflussen? Wir lesen, haben aber durch andere Informationen bald wieder das Beschriebene vergessen. Sie tritt auf. „Schweitzers Klassikwelt 111: Ein neuer Name taucht auf klassik-begeistert.de, 2. April 2024“ weiterlesen
Da Frauen die flexibleren Stimmen mit größerem Stimmumfang besitzen, hat eine Differenzierung zwischen Sopran, Alt und später Mezzosopran erst langsam begonnen und es ist bis heute bei vielen Partien keine klare Grenzlinie gezogen.Schauen wir uns das genauer an!
von Lothar und Sylvia Schweitzer
Mozart charakterisiert Dorabella als Sopran. Ebenso der Reclam Opernführer, während der Dirigent Rudolf Kloiber in seinem „Handbuch der Oper“ die Dorabella als dramatischen Alt oder auch als Mezzosopran hört. Wikipedia bestätigt: „Original: Sopran, heute: Mezzosopran.“ Wenn wir auch den Cherubino häufiger von Mezzosopranistinnen gesungen gehört haben, so ist uns auch die Pamina und Micaëla Anneliese Hückl vom Tiroler Landestheater in bleibender Erinnerung. Und die serbische Sopranistin Olivera Miljaković brachte es in dieser Rolle an der Wiener Staatsoper auf 59 Vorstellungen, bis sie sich gleitend zur Susanna entpuppte. „Schweitzers Klassikwelt 110: Sopran oder Mezzosopran? Mezzosopran oder Alt?“ weiterlesen
Apollon ist der Gott des Lichts, des Frühlings, der sittlichen Reinheit und Mäßigung, sowie der Gott der Weissagungen und der Künste, insbesondere der Musik, der Dichtkunst und des Gesangs. Außerdem ist er ein Gott der Heilkunst.
von Lothar und Sylvia Schweitzer
Nach einem Kreislaufzusammenbruch war ich traumatisiert und ging lange Zeit nur in Begleitung meiner Frau und nicht weit außer Haus. Da kam der nächste Opernabend. Mit gemischten Gefühlen nahmen wir den Termin wahr. Doch, o Wunder, kaum betrat ich die Wiener Staatsoper, fühlte ich mich wie zuhause!
Neben unsrer Rezension an den „neuen Merker“ berichteten wir Frau Dr.in Sieglinde Pfabigan davon und sie antwortete: „Bleibt bitte beide jetzt auf diese Weise ‚zuhause‘. Das tut immer gut.“
Nach einer Fußverletzung trug ich zur Aufführung „Das verratene Meer“ das erste Mal wieder einen zu einem Theaterbesuch passenden Schuh. Ich musste aber vor der Vorstellung im Galerie Pausenbuffet den Fuß hochlagern. Trotz Werner Henzes nicht immer leicht verstehbarer Musik waren meine Beschwerden in der Pause verflogen.
Bei meinem ersten „Parsifal“ in einer schwierigen Phase der Adoleszenz beeindruckte mich Otto von Rohr in seiner ausgeglichenen Darstellung des Gurnemanz.
Der Tag war nicht gut verlaufen. „Die Walküre“ sollte der abendliche krönende Abschluss eines erfolgreichen Tages werden. Und dann die Enttäuschung. Wotans Abschied und Feuerzauber. Umgeben von einem roten Flammenmeer ist im Hintergrund eine schwarze Gestalt mit einem Speer zu sehen. „Wer meines Speeres Spitze fürchtet, durchschreite das Feuer nie!“ Morgen werden wir den Unannehmlichkeiten des heutigen Tages die Spitze bieten. Noch in der Pause vor dem 3. Akt haben wir anders gedacht das Problem zu lösen.
Einem schönen Erlebnis folgt ein Konzertbesuch. Während den Klängen des Orchesters wird dieses tagträumerisch wieder lebendig. Danach ist nicht mehr sicher, wo das Epizentrum der Gefühle lag, im Ereignis selbst oder in der Musik.
In den biblischen Erzählungen lesen wir wiederholt von einer Stimme aus den Wolken. Denken wir nur an die Taufe und die Verklärung Jesu.
Können wir das nicht besser nachempfinden, wenn wir zum Beispiel das Sanctus einer Brucknermesse hören?
Der Dirigent und frühere Komponist Giuseppe Sinopoli studierte an der Universität von Padua auf Wunsch seines Vaters Medizin. Er pendelte manchmal an einem Tag zwischen Padua und dem Konservatorium in Venedig hin und zurück, an dem er Komposition, Orgel und Musiktheorie studierte. Musik als Therapie stellte bei Sinopoli ein Leitmotiv dar, aber nicht nur als Heilmittel, sondern auch zur Verhinderung von Leiden. Wie Augustinus im Tiefblau des Meeres einen Trost des Lebens empfand. „Wie ein kleiner Vogel im Schnee wartete nach einem Konzert im Winter eine alte Frau auf den Maestro, um ihm zu sagen, dass sie sich jetzt nicht mehr einsam fühle.“
Lothar und Sylvia Schweitzer, 5. März 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Schweitzers Klassikwelt (c) erscheint jeden zweiten Dienstag.
Lothar und Sylvia Schweitzer
Lothar Schweitzer ist Apotheker im Ruhestand. Gemeinsam mit seiner Frau Sylvia schreibt er seit 2019 für klassik-begeistert.de: „Wir wohnen im 18. Wiener Gemeindebezirk im ehemaligen Vorort Weinhaus. Sylvia ist am 12. September 1946 und ich am 9. April 1943 geboren. Sylvia hörte schon als Kind mit Freude ihrem sehr musikalischen Vater beim Klavierspiel zu und besuchte mit ihren Eltern die nahe gelegene Volksoper. Im Zuge ihrer Schauspielausbildung statierte sie in der Wiener Staatsoper und erhielt auch Gesangsunterricht (Mezzosopran). Aus familiären Rücksichten konnte sie leider einen ihr angebotenen Fixvertrag am Volkstheater nicht annehmen und übernahm später das Musikinstrumentengeschäft ihres Vaters. Ich war von Beruf Apotheker und wurde durch Crossover zum Opernnarren. Als nur für Schlager Interessierter bekam ich zu Weihnachten 1957 endlich einen Plattenspieler und auch eine Single meines Lieblingsliedes „Granada“ mit einem mir nichts sagenden Interpreten. Die Stimme fesselte mich. Am ersten Werktag nach den Feiertagen besuchte ich schon am Vormittag ein Schallplattengeschäft, um von dem Sänger Mario Lanza mehr zu hören, und kehrte mit einer LP mit Opernarien nach Hause zurück.“
Mit der Aufnahme ins Repertoire von „L’elisir d’amore“ scheint auch heute ein Opernbetrieb zu punkten. Das zeigte ein spontaner Szenenapplaus, als Nemorino und Adina endlich zusammenfinden. In dieser Vorstellung war viel junges Publikum in der Wiener Staatsoper zu sehen. Wir bleiben, mag sein aus größerer Lebenserfahrung, skeptisch, was die Zukunft dieses ungleichen Paars betrifft.
Christa Ratzenböck als Muse / Niklas Stadttheater Baden 2009 Probenfoto: Christoph Breneis
von Lothar und Sylvia Schweitzer
Es ist unglaublich, aber es gab wirklich Aufführungen, in denen Muse und Freund Niklaus mit zwei Sängerinnen besetzt wurden. Da ging viel an Reiz verloren. Denn erstens lebt die Oper oft von Verwandlungen und zweitens liebt in dieser Geschichte die Muse nicht allgemein die Dichtkunst und inspiriert die Dichter. Nein, einem Dichter gilt ihre Gunst und sie zeigt im Ersten Akt in Lutters Weinstube ihre Eifersucht auf die Opernsängerin Stella. Ob als Frau oder als Muse, sie will „sein Herz befrein, um sich nur der Muse zu weihn“. Er, Hoffmann, darf nicht durch ihren Gesang heute Abend als Don Giovannis Donna Anna ihr wieder verfallen. „Er muss wählen zwischen uns beiden und er gehöre immer mir! Ich werde mich in seinen Freund verwandeln.“
Es kommt zu einem Synergismus, der einer Sängerin, einem Sänger besonders schmeichelt und eine ganz besondere Wirkung zeigt. Sie oder Er ist mehr oder minder aus einem Kollektiv herausgehoben oder von einer durchwachsenen Vorstellung entbunden. Lange waren wir unsicher, ob dieses Experiment anonym erfolgen soll, weil es sich ja nur um eine Auswahl weniger Künstler und Künstlerinnen handeln kann. Oder sollten wir diese nur mit Portraits oder Szenenfotos bringen? Es sind zum Teil Sänger und Sängerinnen, die nicht international im Rampenlicht stehen. Unsere Leser und Leserinnen kennen schon unsre Neigung für das Unauffälligere.
von Lothar und Sylvia Schweitzer
Wir zitieren aus unsren Aufzeichnungen und beginnen unsere acht Sträuße mit einem langjährigen Ensemblemitglied unsrer Wiener Staatsoper, mit der Altistin Zoryana Kushpler.
„Beispielgebend ist da als ‚zweite Geige‘ Zoryana Kushpler, die als Suzuki im wahrsten Sinn des Wortes in ihrer dienenden Rolle aufgeht und sie gleichzeitig mit Leben und Wohlklang ausfüllt.“ „Bei Zoryana Kushpler war die Vorfreude auf ihre Mutter Lucia schon groß und wir wurden von ihrer Härte und Strenge gepackt.“
„Antons leidende Mutter (Pünktchen und Anton, Iván Eröd) wird von Zoryana Kushpler rührend gestaltet. Sie legt die Rolle in Bescheidenheit an, ohne aufzutrumpfen.“
Ein Opernerlebnis bleibt etwas Unentschlüsselbares. Ist die erste Begegnung mit einem Werk etwa unüberbietbar? Um für diese Frage eine Antwort zu finden, blätterten wir in unsren akribisch geführten Ordnern in den Besetzungslisten.
von Lothar und Sylvia Schweitzer
Der erste Gurnemanz hat in Otto von Rohr von der Württembergischen Staatsoper den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen, obwohl wir in dieser Partie später nur Spitzensänger hörten. Ebenso verhielt es sich mit dem ersten jungen Ritter aus Franken in den „Meistersingern“ in Person von Wolfgang Windgassen. Verträumt vergegenwärtigte ich mir als Teen bei Wanderungen in der Natur sein „Morgenlich leuchtend“ mit seinen leuchtenden eingestrichenen g’s und a’s. Warum fehlte ein bleibender Eindruck der Zentralfigur des Hans Sachs? Hier machte sich die Konkurrenz der Schallplatte spürbar. Eine Single mit den berühmten Monologen gesungen von Paul Schöffler legte die Messlatte noch vor einer Begegnung mit der Oper auf der Bühne zu hoch. „Schweitzers Klassikwelt 105: Arien und Opern oftmals gehört und wie nur einmal erlebt klassik-begeistert.de, 9. Januar 2024“ weiterlesen