„Don Giovanni“ an der Staatsoper Wien, Foto: © Michael Pöhn
„Die Maske gehört nicht zu unsrer Kultur“, hörten wir aus dem Hohen Haus am Ballhausplatz Nr. 2. Sie wurde auch schon zum Zankapfel in Regierungskreisen. Ironie der Geschichte. Wer hätte bei der Einführung des Verbots der Gesichtsverhüllung am 1. Oktober 2017 gedacht, dass wir alle einmal an gewissen Orten schwer erkennbar würden?
von Lothar und Sylvia Schweitzer
Übrigens, ob sich hinter einer Gesichtsbedeckung wirklich ein Mann verbergen kann, ist fraglich. Mitte der Sechzigerjahre lief im Fernsehen die spannende mehrteilige Krimireihe „Das Geheimnis des Louvre“. Aus den Zuschauerreaktionen noch vor des Rätsels Lösung ging hervor, dass an den Augen des Phantoms auf eine Frau geschlossen wurde. Die Zuseher behielten Recht. Das Phantom spielte Juliette Gréco. „Schweitzers Klassikwelt 36: Venite pure avanti, vezzose mascherette! Tretet näher, schöne Masken!“ weiterlesen
Anlass dieses Aufsatzes ist die „Elektra“ von Richard Strauss der Salzburger Festspiele 2020. Vielerorts wurde von einer Banalisierung des Atridendramas geschrieben. Doch können uns die „Getriebenen“ auf Kothurnen und im archaischen Gewand menschlich nahe kommen? Die Verlegung der Tragödie vom frühgeschichtlichen, mythisch gefärbten Mykene nach dem New England der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geschah bereits vor fast hundert Jahren in Eugene O’Neills Dramen-Trilogie „Mourning Becomes Elektra“ („Trauer muss Elektra tragen“), knapp nach dem Zweiten Weltkrieg als Film adaptiert und als Oper des heute fast unbekannten Komponisten Marvin David Levy anlässlich der neueröffneten MET am Lincoln Center 1967 wiederum auf die Bühne gekommen.