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von Peter Sommeregger
Der Name des ungarischen Dirigenten István Kertész ist für viele jüngere Musikliebhaber wohl nur noch eine historische Fußnote. Dabei war die Karriere des am 28. August 1929 in Budapest geborenen Musikers eine der erfolgreichsten der 1960er und 1970er Jahre.
Der einer jüdischen Familie entstammende Kertész überlebte die Judenverfolgung in Budapest zusammen mit der engsten Familie in einem Versteck. Nach dem Krieg studierte er am Franz-Liszt-Konservatorium seiner Heimatstadt Violine, Klavier und Dirigieren.
Als sowjetische Truppen den ungarischen Volksaufstand 1956 niederschlugen, sah Kertész für sich und seine junge Familie keine Zukunft mehr in seiner Heimat. Er emigrierte mit seiner Ehefrau, der Koloratursopranistin Edith Gabry und den Kindern zunächst nach Rom, wo der Dirigent ein Stipendium erhielt. Nach zwei Jahren siedelte die Familie nach Deutschland über, wo Kertész verschiedene Orchester dirigierte, ehe er 1960 Musikchef des Augsburger Opernhauses wurde. 1964 wurde er in gleicher Funktion an das Kölner Opernhaus berufen. Dort geriet er wegen extremer Zeitmaße bei seinen Dirigaten vereinzelt in die Kritik, was seine internationale Karriere aber nicht mehr aufhalten konnte. Von 1965 bis 1968 war er Chefdirigent des London Symphony Orchestra, daneben trat er auch häufig beim Israel Philharmonic Orchestra und den Wiener Philharmonikern auf. „Sommereggers Klassikwelt 133: István Kertész- Dirigent mit bewegtem Schicksal“ weiterlesen