Sommereggers Klassikwelt 13/2019: Palästina sehen und sterben

Im Frühling 1929 tritt Adolf Weißmann eine Vortragsreise nach Palästina an. In Haifa angekommen, zeigt er sich begeistert von der Schönheit des Landes – und erliegt noch am gleichen Tag einem Herzinfarkt. Man bestattet ihn auf dem alten Friedhof in Haifa, was bestimmt in seinem Sinne gewesen wäre.

von Peter Sommeregger

In Musikbibliotheken, aber auch bei historischen Recherchen im Bereich klassischer Musik stößt man immer wieder auf den Namen des Journalisten und Buchautors Adolf Weißmann (1873-1929).

Der gebürtige Oberschlesier mit jüdischen Wurzeln studierte Musik und Philosophie in Breslau, Innsbruck, Florenz und Bern. Im Jahr 1900 lässt er sich in Berlin nieder und beginnt seine journalistische Tätigkeit als Musikkritiker beim Berliner Tageblatt. In den Folgejahren schreibt er für verschiedene Berliner Zeitungen, von 1916 bis zu seinem Tod für die Berliner Zeitung am Mittag. „Sommereggers Klassikwelt 13/2019
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Sommereggers Klassikwelt 12 / 2019: (K)ein Liebestod in Charlottenburg  

Die Umstände ihres Todes taugen aber wenig zu romantischer Verklärung, vielmehr waren ihm zermürbende Streitigkeiten um Geld, Alkohol und eine bevorstehende Scheidung vorausgegangen. Gesungen hat Gertrud Bindernagel den Liebestod meisterhaft, aber ihr eigenes Ende war definitiv kein Liebestod in Charlottenburg.

von Peter Sommeregger

„Leuchtende Liebe, lachender Tod“: Mit dem Liebesduett geht die ausverkaufte Siegfried-Aufführung der Städtischen Oper Charlottenburg an diesem 23. Oktober 1932 zu Ende. Die Brünnhilde der Aufführung, Gertrud Bindernagel, wird vom Publikum besonders gefeiert. Sie ist im Begriff, sich als erste Hochdramatische an diesem Haus zu etablieren, praktisch als Gegenpol zu der an der Staatsoper Unter den Linden wirkenden weltberühmten Frida Leider. „Sommereggers Klassikwelt 12 / 2019
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Sommereggers Klassikwelt 11/2019: Von der Entdeckung weißer und anderer Damen

Ein kurzer Besuch in einem Antiquariat, und schon befindet man sich auf einer Zeitreise, die bis zurück ins 18. Und 19. Jahrhundert führt. Es lohnt sich, nicht immer nur dem aktuellen Mainstream zu folgen…

von Peter Sommeregger

Vor einiger Zeit entdeckte ich zufällig ein kleines Musikantiquariat in einem Ostberliner Stadtbezirk. Der Laden hatte ganz offensichtlich bessere Tage gesehen, die Regale waren bereits halb leer und es sah sehr nach Abverkauf aus. Das Angebot an Vinyl und CDs schien mir schon sehr geplündert zu sein, also konzentrierte ich mich auf Bücher und Noten. „Sommereggers Klassikwelt 11/2019
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Sommereggers Klassikwelt 10/2019: Gold, Brokat, Samt, Seide, Schönheit – was der Oper heute fehlt

Foto: © Wilfried Hösl

Interesse weckt nur, was authentisch ist. Keiner will verstaubten Plüsch und Rampensingen zurück haben, aber der derzeit beschrittene Weg führt unausweichlich zum Untergang dieser Kunstform. Wer wagt sich an neue Konzepte? Wer schafft eine Synthese aus alt und neu?

von Peter Sommeregger

Ihre erste Hochblüte erlebte die Musikgattung Oper im Barock und Rokoko. Ein Zeitalter, das für Prunk, üppige Gestaltung von Bauten, Innenräumen, Kleidung stand. Natürlich wurden auch Opernproduktionen optisch aufwändig und das Auge erfreuend gestaltet. Auf alten Stichen und Aquarellen kann man noch heute bewundern, welchen Stellenwert Schönheit und Ästhetik auf der Bühne in dieser Zeit hatten. „Sommereggers Klassikwelt 10/2019
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Sommereggers Klassikwelt 9 / 2019: Im falschen Film – die Opernregie in schlechten Händen

Die Zeit, in der Opernregisseur noch eine eigenständige Berufsbezeichnung war, liegt gar nicht so lange zurück. Es waren Kenner der Materie, die vor allem mit den Bedürfnissen eines Opernbetriebes mit ständig wechselndem Programm und häufig wechselnden Rollenbesetzungen vertraut waren. 

von Peter Sommeregger 

Die Freudlosigkeit der heutigen Theaterästhetik, insbesondere jener des Musiktheaters, hat sicherlich mehrere Ursachen. Bei der Ursachenforschung stößt man aber relativ schnell darauf, dass Regieaufträge für Opernproduktionen heute häufig an mehr oder minder bekannte Filmregisseure vergeben werden. Übersehen wird dabei gerne, dass die Dramaturgie der Oper eine völlig andere als die des Films ist. Oper hat ihre eigenen Gesetze, das Primat der Musik schafft gewisse Zwänge, die vom Film oder Sprechtheater kommende Regisseure oft nicht erkennen können oder wollen. „Sommereggers Klassikwelt 9 / 2019
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Sommereggers Klassikwelt  8/2019: Der schwere Gang aufs Podium

Nicht jedem ist es gegeben, wie der über 90-jährige Herbert Blomstedt mit Elan und Schwung das Podium anzusteuern und nach wie vor stehend zu dirigieren. Beim letzten Konzert des großen Bernhard Haitink in der Philharmonie Berlin stieß der betagte Pultstar so deutlich an die Grenzen seiner physischen Belastbarkeit, dass man seinen Rückzug vom Konzertbetrieb wenig später gut nachvollziehen konnte.

von Peter Sommeregger

Ein festes Ritual in den Konzertsälen der Welt besteht darin, dass Dirigenten und Solisten eines Konzertes während des Applauses das Podium und den Saal verlassen, um erst bei anhaltendem Beifall zu weiteren Verbeugungen zurückzukehren. Dieser Vorgang kann sich bei großer Begeisterung des Publikums einige Male wiederholen. „Sommereggers Klassikwelt 8/2019
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Sommereggers Klassikwelt 7/2019: Der Friedhof der verschwundenen Primadonnen

Eine der ganz großen ihrer Zunft war zweifellos Mathilde Mallinger (1847-1920) , die 1868 in der Münchner Uraufführung von Richard Wagners “Die Meistersinger von Nürnberg“ die Rolle der Eva kreierte. Später wurde sie der Star der Berliner Hofoper, an der sie ein breites Repertoire verkörperte. Ein zerbrochenes Fragment ihrer Grabstele ist erhalten, befindet sich aber nicht mehr am originalen Standort.

von Peter Sommeregger

Der Bau der Berliner Mauer 1961 hat nicht nur unendliches Leid über viele Menschen der geteilten Stadt gebracht, er hat auch in vielen Bereichen wertvolle kulturgeschichtliche Substanz zerstört. Ein trauriges Beispiel dafür ist der St. Hedwigs-Friedhof an der Liesenstraße, welche die Bezirke Mitte und Wedding trennt. Dadurch wurde die Friedhofsmauer automatisch zur Grenzlinie. Sie wurde abgerissen, und ein breiter Streifen des Geländes eingeebnet. Dieser Aktion fielen unzählige historische Grabmale zum Opfer, einige wenige Steine konnten in den hinteren, weiter bestehenden Teil des Friedhofs gerettet werden, der Großteil aber wurde vernichtet, oder ist seither verschollen. „Sommereggers Klassikwelt 7/2019,
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Sommereggers Klassikwelt 6/2019: Hört Altes, Kinder!

Es ist zum Teil erschütternd den konkreten Vergleich von Opern-Gesamtaufnahmen des gleichen Labels anzustellen. Wer die Zauberflöten-Einspielung Karl Böhms mit Fritz Wunderlich kennt, kann auf die aktuelle Veröffentlichung der Deutschen Grammophon mit Klaus Florian Vogt und Rolando Villazon wahlweise nur mit Gelächter oder Erbrechen reagieren.

von Peter Sommeregger

Seit etwa 12o Jahren ist es technisch möglich, menschliche Stimmen, aber auch alle anderen Arten von Geräuschen für die Ewigkeit zu konservieren. Schnell war klar, dass diese Entdeckung vor allem für Musiker auch kommerzielle Anreize bot.

Um das Jahr 1902, als man begann Opernarien aufzunehmen, erwies sich der Italienische Startenor Enrico Caruso als Glücksfall für die noch junge Branche. Caruso war nicht nur der berühmteste Opernstar seiner Zeit, er zeigte auch Interesse an dieser neuen Technik. Entscheidend wichtig war auch, dass sich seine Stimme optimal für Aufnahmen eignete. So wurde der Neapolitaner  quasi zum Türöffner für das neue Medium Schellackplatte. Grammophon-Apparate und auch die Platten selbst waren teuer, aber im Vergleich zu den für viele Menschen unerschwinglichen Opernkarten  preiswert. Viele Kollegen Carusos folgten seinem Beispiel, und so entstanden in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg unzählige Aufnahmen klassischer, bevorzugt Opernmusik. Die Aufnahmebedingungen waren primitiv, elektrischer Strom oder gar Mikrophone waren ja noch nicht erfunden. Und doch verblüfft noch heute die Authentizität der gesanglichen Leistungen. Man meint, Herrn Caruso durch den Grammophon-Trichter die Hand schütteln zu können. „Sommereggers Klassikwelt 6/2019,
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Sommereggers Klassikwelt 5/2019:
Von der Kunst des richtigen Hustens

Der unsterbliche Humorist Loriot führte bereits 1982 einen als Hustensymphonie bezeichneten Sketch in der Philharmonie Berlin auf. Erstaunlich, wie weit die Evolution des Hustens seither voran geschritten ist. Der frühere Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, Sir Simon Rattle, reagierte besonders genervt auf diese Störung der Konzentration. Unvergesslich sind mir einzelne Gelegenheiten, wo er vom Pult aus einem hartnäckigen Huster einen Blick zuwarf, der hätte töten können.

von Peter Sommeregger

Jeder Mensch kennt die Situation: auch in den unpassendsten Momenten kann es passieren, dass sich ein plötzlicher Hustenreiz einstellt. Der kultivierte Mensch hält sich die Hand vor den Mund, räuspert sich eventuell, um den Hustenreiz zu stoppen. In den meisten Fällen hilft das.

Besonders unangenehm ist es natürlich, wenn  besagter Hustenreiz während eines Konzerts oder einer Opern/Theateraufführung auftritt. Der sozial denkende Mensch versucht, die Störung der ebenfalls  Anwesenden möglichst gering zu halten. In einem großen Konzertsaal wie der Berliner Philharmonie, die über eine ausgezeichnete Akustik verfügt, wird nicht nur der Vortrag der Künstler sehr gut hörbar, sondern leider auch alle Arten von akustischen Beimischungen, von denen Husten das störendste und unangenehmste ist. „Sommereggers Klassikwelt 5/2019,
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Sommereggers Klassikwelt 3/2019: Die „ewige“ Tosca der Wiener Staatsoper – eine persönliche Erinnerung

Kein Operndirektor hat bis heute gewagt, diese Inszenierung zu ersetzen und das ist auch gut so. Man sagt, es gäbe keine Gewissheiten im Leben. Nun, die Wiener Tosca zumindest scheint eine zu sein.

von Peter Sommeregger

Die bis heute an der Wiener Staatsoper gezeigte Tosca-Inszenierung stammt noch aus dem tiefsten 20. Jahrhundert. Exakt am 3. April 1958 hatte die Neuinszenierung, die von der deutsch- Iitalienischen Regisseurin Margaritha Wallmann besorgt wurde, Premiere im erst drei Jahre zuvor wieder eröffneten Opernhaus. Am Pult stand niemand Geringerer als Herbert von Karajan, er war es auch, der Frau Wallmann nach Wien geholt hatte, wo sie 1961 auch noch Puccinis Turandot inszenierte.

Die Premierenbesetzung liest sich heute wie eine Fabel längst vergangener Zeiten: Renata Tebaldi verkörperte die Titelrolle, Giuseppe Zampieri, ein besonderer Liebling des Wiener Publikums den Cavaradossi, und Tito Gobbi den Scarpia. Als damals Zwölfjährigen, obwohl bereits mit ersten Opernerfahrungen, erreichten mich die hymnischen Kritiken nur indirekt. „Sommereggers Klassikwelt 3/2019
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