Die Stunde der Patrioten – oder: „Seid umschlungen, Millionen!“

Laeiszhalle Hamburg © Thies Rätzke

Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125

Symphoniker Hamburg

Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg
Mitglieder der Europa Chor Akademie

Jacquelyn Wagner Sopran
Sophie Harmsen Mezzosopran
AJ Glueckert Tenor
Markus Eiche Bass

Dirigent Pablo González

Laeiszhalle, Hamburg, 1. Januar 2025


von Harald Nicolas Stazol 

„Freude schöner Götterfunken“, Hamburg, Laeiszhalle, man feiert Neujahr, Glockenschlag 19 Uhr MEZ. Und es ist Schiller! „Ludwig van Beethoven, Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125
Laeiszhalle, Hamburg, 1. Januar 2025“
weiterlesen

Dirigentinnen-Dépèche – Han-Na Chang hat mir geschrieben: Wie Brahms geht – oder: Vier alte Bekannte

Foto: Han-Na Chang © KiranWest

Symphoniker Hamburg

Han-Na Chang / Dirigentin
Veronika Eberle / Violine

Weber / Ouvertüre zu „Der Freischütz“
Mendelssohn Bartholdy / Violinkonzert e-Moll
Brahms / Sinfonie Nr. 4

Laeiszhalle, Großer Saal, 1. Dezember 2024 


von Harald Nicolas Stazol

Heute, liebe Leute, beginnen wir mal GANZ anders. Heute stelle ich meine Korrespondenz mit der Dirigentin des 1. Advents, Han-Na Chang voran, meiner ersten Bekannten, hörte ich sie doch erst letztes Mal, „sie strahlt, sie strahlt,“ – „she shines and shines“ übersetzte sie meine Accolade, und dankte mir, und schrieb. „You are in the Tradition of German Romantics“, und von da an waren wir Freunde. „Symphoniker Hamburg, Han-Na Chang
Laeiszhalle, Großer Saal, 1. Dezember 2024 “
weiterlesen

Auf den Punkt 35: Brahms 4 kann jeder?

Han-Na Chang © Ole Wuttudal

Bundestrainer kann jeder“ ist ein launiger Kommentar von Joscha Weber. Auslöser des Artikels war eine 2:3 Niederlage der deutschen Nationalmannschaft (Herren) gegen England im Jahr 2016. Weiter im Text führt der Kollege aus: „Jeder Wackler wird seziert, kritisiert und dramatisiert“, Granteln sei ja schließlich deutsches Kulturgut. Sie erkennen sicher die Parallelen. Wackler gab es gestern so einige, zuvörderst die Hörner der Symphoniker Hamburg. Und Brahms in der Laeiszhalle aufzuführen, das ist wie ein Match im Mutterland des Fußballs.

Symphoniker Hamburg

Han-Na Chang / Dirigentin
Veronika Eberle / Violine

Weber / Ouvertüre zu „Der Freischütz“
Mendelssohn Bartholdy / Violinkonzert e-Moll
Brahms / Sinfonie Nr. 4

Laeiszhalle, Großer Saal, 1. Dezember 2024 

von Jörn Schmidt

So wie Ihnen auch jeder Zuschauer und erst recht jeder Rezensent sagen kann, wie Brahms klingen soll. Bedacht, wehmütig, aber bloß nie auftrumpfend, sagt der eine. Wie langweilig, wird man Ihnen entgegnen, wenn Sie so argumentieren. Straff, dramatisch und vor allem, rhythmisch zupackend. So und nicht anders soll Brahms klingen. Sonst geht der große Bogen verloren. Manch einer hat den Hang zu vermitteln. Fix, aufrichtig und bewegend, so ginge Brahms. „Auf den Punkt 35: Brahms 4 kann jeder?
Laeiszhalle, Großer Saal, 1. Dezember 2024“
weiterlesen

Spät, aber gründlich – manche Offenbarungen müssen sich langsam entfalten

JIŘÍ ROŽEŇ © Zdeněk Sokol

SYMPHONIKER HAMBURG / JOSEF ŠPAČEK / JIŘÍ ROŽEŇ

Dvořák: Prager Walzer & Violinkonzert a-Moll / Brahms: Tragische Ouvertüre / Martinů: Sinfonie Nr. 6

Laeiszhalle, Großer Saal, 24. November 2024

von Harald Nicolas Stazol

„Der Song ist voll geklaut!“ sagen meine Künstlerfreunde, als ich sie  als meine persönlichen musikalischen Crash-test-dummies einsetze, und Bohuslav Martinů vorspiele im Atelier, nahe der Elbphilharmonie, kam doch dessen 6. Symphonie an einem sonnenstrahldurchtränkten Sonntag zur Aufführung in der Laeiszhalle (mit Staatsoper mein Bermudadreieck gewissermaßen), und nun werden eben Meinungen eingeholt, so, wie im Block steht: „Soundtrack von Catch me if you can!!!“ „Symphoniker Hamburg / Josef Špaček / Jiří Rožeň
Laeiszhalle, Großer Saal, 24. November 2024“
weiterlesen

Laeiszhalle: „Der Abend war Bombe!“

Symphoniker Hamburg, Malofeev, Cambreling © Daniel_Dittus

ELLIOTT CARTER (1908–2012)
Three Illusions for Orchestra
Micomicón Fons Juventatis Mores Utopia

CAMILLE SAINT-SAËNS (1835–1921)
Klavierkonzert Nr. 2 g-Moll op. 22
Andante sostenuto | Allegro scherzando | Presto

ANTONÍN DVOŘÁK (1841–1904)
Symphonie Nr. 8 G-Dur op. 88
Allegro con brio  Adagio  Allegretto grazioso  Allegro ma non troppo

Sylvain Cambreling, Dirigent
Alexander Malofeev, Klavier

Laeiszhalle, 10. November 2024

von Harald Nicolas Stazol

Gerade noch ging ein schockiert-halblauter Angstseufzer über die gesamte Laeiszhalle, den Intendanten oben links im Rang trifft bestimmt fast der Schlag – fällt doch die Harfe nach dem ersten Programmpunkt beim Abtransport von der Bühne fast um –, da muss man schon Angst um den Steinway haben, denn da sitzt nun dieses Hände und zuweilen Arme nach hinten reißende Wunderkind, hier ist das Wort mal richtig-definitiv passend, das gerade das unfassbar schwierige 2. Klavierkonzert von Camille Saint-Saëns derart hindonnert, dass man nur in seinem Gottesglauben bestärkt sein kann, denn wo solches Talent waltet, lebt man mit Leibnitz der besten aller Welten: „Nicht der derzeitige Zustand der Welt ist der bestmögliche, sondern die Welt mit ihrem Entwicklungspotential ist die beste aller möglichen Welten.“

„Sylvain Cambreling und Alexander Malofeev
Laeiszhalle, 10. November 2024“
weiterlesen

Das NDR Elbphilharmonie Orchester und das Hamburger Staatsorchester liefern sich eine Battle

Peter Tschaikowski © wikipedia.org

Anlässlich dreier Konzerte kürzlich

Zweimal die 4. von Tschaikowsky, zweimal Mahlers Vierte binnen einer, zweier Wochen, ja, Messieurs Dames, mes chères demoiselles, my Lords, Ladies and Gentlemen – was geht denn hier vor gerade, in der Perle des Landes? Und was haben Laeiszhalle und die Elbphilharmonie damit zu tun? Eine flehende-fliehende-überfliegende Analyse.


von Harald Nicolas Stazol

Nun gut, werden Sie sagen, jetzt schreibt er schon wieder über Tschaikowsky. Und ich muss Ihnen sagen – was bleibt mir übrig?

„Tschaikowsky und Mahler
Laeiszhalle und Elphi, November 2024“
weiterlesen

Alexander Yakovlev lässt die Laeiszhalle mit den Goldberg-Variationen auf Wolke sieben schweben

Alexander Yakovlev, Laeiszhalle © KAWAI Europa

Die Noten streichelten mit innigstem Klavierklang die Ohren des Publikums, die Melodien flossen sanft durch den Saal. Es stockte einem regelrecht der Atem, wie astrein Alexander Yakovlev die ganze Kunst des Kontrapunktes zum Klang brachte.

Laeiszhalle Hamburg, Kleiner Saal, 31. Oktober 2024

Alexander Yakovlev, Klavier

Johann Sebastian Bach: Goldberg-Variationen BWV 988

Nach einem virtuosen Rachmaninow-Showstopper in der Elbphilharmonie zementieren sich Alexander Yakovlev und sein Shigeru Kawai Flügel mit 30 atemberaubend schwebenden Goldberg-Variationen an der Weltspitze der internationalen Bach-Szene! Der für diesen Konzertsaal äußerst ungewöhnliche Ansturm auf die Abendkasse war mehr als berechtigt. 

von Johannes Karl Fischer

Keine fünf Minuten vor Konzertbeginn herrschte an der Abendkasse noch tumultöses Gedränge. Mit diesem regelrechten Ansturm auf die letzten verbleiben Plätze hatten scheinbar selbst die Veranstalter nicht gerechnet. Und ehrlich gesagt war schon die brennende Vorfreude ein Tag-und-Nacht-gleicher Kontrast zu den zahlreichen, künstlerisch wunderbaren, doch quasi menschenleeren Konzerten, die meine Erinnerungen an den etwas schlichten doch wohlklingenden Kleinen Saal der Laeiszhalle prägen… „Bach, Goldberg-Variationen, Alexander Yakovlev, Klavier
Laeiszhalle Hamburg, 31. Oktober 2024“
weiterlesen

Zwischen „Alice im Wunderland“ und „Star Wars“

Turangalîla © CoveNouveau2024

Symphoniker Hamburg
Sylvain Cambreling – Dirigent

David Kadouch - Klavier
Nathalie Forget - Ondes Martenot

Olivier Messiaen – Turangalîla-Sinfonie für Klavier, Ondes Martenot und Orchester

Laeiszhalle, Großer Saal, 16. Juni 2024

von Harald Nicolas Stazol

Nathalie Forget? Nathalie Forget-me-not!!! Nein, wirklich diese Virtuosin am „Ondes Martinot“ – am WAS? Ja, Sie lesen richtig, das ist eine Art frühe Hammond-Orgel, die an diesem Abend in der Musikhalle – äh, der Laeisz, daran werde ich mich nie gewöhnen – alle möglichen Töne zu produzieren imstande, bzw. Nathalie kann es, wie keine andere, da sind quietschende Läufe drin, und Jazz-Trompeten, aber halt! Worum geht es? Die Klaviatur in der Linken, eine Zigarrenschachtel-groß herausstehend das Manual, und eine hellhölzerne Box. „Olivier Messiaen, Turangalîla-Sinfonie für Klavier, Ondes Martenot und Orchester
Laeiszhalle, Großer Saal, 16. Juni 2024“
weiterlesen

„Es gibt Orchester, gute Orchester, großartige Orchester und es gibt das Chamber Orchestra of Europe“ (András Schiff)

Laeiszhalle Hamburg © Thies Rätzke

Internationales Musikfest Hamburg

Chamber Orchestra of Europe
Sir András Schiff – Klavier und Leitung

Olivier Stankiewicz - Oboe
Rie Koyama - Fagott
Lorenza Borrani - Violine
Richard Lester - Violoncello

Johannes Brahms (1833–1897)
Variationen über ein Thema von Joseph Haydn op. 56a (1873)

Joseph Haydn (1732–1809)
Sinfonia concertante B-Dur Hob. I:105 (1792)

Johannes Brahms (1833–1897)
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 d-Moll op. 15 (1854–1857)

Laeiszhalle, Großer Saal, 28. Mai 2024

von Harald Nicolas Stazol

Ich gehe ja selten auf die Palme, aber heute Abend ist es soweit: Ich könnte damit beginnen, dass ich soeben das beste Brahms Klavierkonzert N° 1 meines Lebens gehört habe. Oder damit, dass eine Schulklasse aus Georgia, USA angereist ist.

Tatsächlich aber muss ich mit der „Dame“ beginnen, die, während einer der größten noch lebenden Pianisten, András Schiff, uns alle verzaubert, ungehemmt Smileys auf ihrem Handy abschickt, und mir (fast) den zweiten Satz verdirbt: „Könnten Sie das bitte unterlassen, es stört ungemein“, noch bleibe ich höflich, wie es ja ganz meine Art ist, die „Dame“ aber: „Nein, das ist wichtig, es ist mein Sohn!“ – „Dann gehen Sie doch nicht ins Konzert!?“ Nun aber erhalte ich Beistand vom Herren rechts von mir, wieder keine Reaktion. Jetzt reicht’s mir. Ich reiche ihr mein Handy, selbstverständlich im Flugmodus: „Wollen Sie nicht auch meine WhatsApps übernehmen, dann ist Ihnen nicht so langweilig!“ Eisiges Schweigen. Nun aber packt sie ENDLICH das Handy weg… und es folgt ENDLICH ungestört das Adagio des Sohnes unserer Stadt – ich sage ja, für mich das beste der Welt! „Internationales Musikfest Hamburg, András Schiff
Laeiszhalle, Großer Saal, 28. Mai 2024 “
weiterlesen

Wen wundert’s noch? Mendelssohn und Weill – wie ein Wahnsinniger? Wahrhaft wundervollst? Sylvain Cambreling – Versuch eines Portraits

Laeiszhalle Großer Saal, 16. Mai 2024

Viel Harmonie

KURT WEILL (1900–1950), SYMPHONIE NR. 2

FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY (1809–1847), SYMPHONIE NR. 3 A-MOLL OP. 56 – »SCHOTTISCHE“

Sylvain Cambreling   Dirigent
Symphoniker Hamburg

 von Harald Nicolas Stazol

Habe ich einen Hörsturz? War da nicht gerade forte fortissimo? Und dann im Bruchteil zweier Sekunden nur noch zwei Querflöten, wispernd, ppp…? Ganz ehrlich, liebe Leser, das ist schon ein Knalleffekt! Aber zu Kurt Weill und seiner Zweiten kommen wir noch!

Spielen doch Sylvain Cambreling und seine Band gerade Karajan an die Wand, und Muti, und Celibidache. Man mag mir widersprechen, aber heute Abend habe ICH das Heft in der Hand, und ich habe die „Schottische“ – Mendelssohn, klar, oder? – wirklich schon oft gehört, aber dieser dritte Satz toppt gerade ALLES bisher Gehörte – beim Schlussapplaus, viermal wird Sylvain zurückbeschworen, stehen wir nur nicht, weil wir zu ausgelaugt sind vom frühsommerlich heißen Abend, aber das tut gerade nichts zur Sache! NICHT DAS GERINGSTE! Man mag anderer Meinung sein, aber dann hat man halt nicht recht! „Sylvain Cambreling, Dirigent, Symphoniker Hamburg, Weill und Mendelssohn
Laeiszhalle Großer Saal, 16. Mai 2024 “
weiterlesen