Musikalische Barockperlen schmücken Bayreuth wieder

Ifigenia in Aulide von Nicola Porpora, Akt I; Von links:  Maayan Licht (Achilles), Jasmin Delfs (Diana) und Marina Diakoumakou (Ifigenia) © Clemens Manser Photography

5. Bayreuth Baroque Opera Festival von 5.bis 15. September 2024

Nicola Antonio Porpora
IFIGENIA IN AULIDE

Markgräfliches Opernhaus Bayreuth, 8. September 2024

von Jolanta Łada-Zielke

Das Bayreuth Baroque Opera Festival ist niemals langweilig. Selbst bei Solo-Konzerten ziehen die Musiker das Publikum in ihren Bann so stark, dass es nicht genug bekommen kann und immer wieder Zugaben fordert. Auch dieses Jahr hört man häufig „Bravi!“-Rufe für die Künstler aus dem Zuschauerraum.

Zur Eröffnung sehen wir Ifigenia in Aulide von Nicola Porpora im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth. Obwohl man das Stück als „Melodrama in drei Akten“ beschreibt, hat es ein glückliches Ende, genau wie die Tragödie von Euripides. Die Regie führt Max Emanuel Cenčić, der künstlerische Leiter des Festivals, der auch die Rolle des Agamemnon spielt. „5. Bayreuth Baroque Opera Festival von 5. bis 15. September 2024
Markgräfliches Opernhaus Bayreuth 2024“
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Die Menschlichkeit der Mächtigen äußert sich im schönen Gesang

Chor und Solisten während des Schlussapplauses, von links: Jakub Hliněnský, Vero Miller, Francesca Lombardi Mazzulli, Khanyiso Gwenxane, Akiho Tsujii und Barbora Polášková de Nunes-Cambraia © Beth Chalmers 

Die Aufführung von „La clemenza di Tito“ von W. A. Mozart krönt die Gluck-Festspiele in Bayreuth am 11. Mai 2024

von Jolanta Łada-Zielke

Ich hatte Bedenken, ob die Gluck-Festspiele nicht eine Art Kopie von Bayreuth Barock sein könnten, vor allem, was die Besetzung angeht. An beiden nehmen doch zwei herausragenden Countertenöre – Bruno de Sá und Valer Sabadus – teil. Die Christoph Willibald Gluck gewidmete Veranstaltung hat jedoch ein abwechslungsreicheres Programm, und nicht nur Countertenöre, sondern auch Frauen singen hier die Männerrollen. „W. A. Mozart, La clemenza di Tito
Gluck-Festspiele, Bayreuth, 11. Mai 2024“
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Die Zeit bleibt stehen, um die Musik erklingen zu lassen

Valer Sabadus während des Konzerts im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth am 10. Mai 2024 © Beth Chalmers

Zweiter Tag der Gluck Festspiele in Bayreuth

Arienabend von Valer Sabadus im Markgräflichen Opernhaus

Nachtkonzert in der Schlosskirche, 10. Mai 2024

von Jolanta Łada-Zielke

Eine der großen Stärken der Gluck Festspiele ist die geschickte Zusammenstellung des Programms jeder Aufführung. Langsame und lyrische Stücke wechseln sich mit den dynamischeren ab. Selbst wenn sich das Repertoire auf eine bestimmte Epoche oder einen einzelnen Komponisten bezieht, kommt keine Langeweile auf. Der zweite Festspielabend in Bayreuth war zwar lang, aber ich habe danach keinen Überdruss gespürt. „Zweiter Tag der Gluck Festspiele in Bayreuth
Markgräflichen Opernhaus und ein Nachtkonzert in der Schlosskirche, 10. Mai 2024“
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Adel verpflichtet: Die Milde des „Titus“ steht bei den Gluck Festspielen am Prüfstand

Foto: Michael Hofstetter und Valer Sabadus (c) Beth Chalmers

Ein Teufelskerl dieser Michael Hofstetter. Don Giovannis Höllenfahrt, Verdi und funkelnden Barock kitzelt der bayerische Dirigent und Intendant der Gluck Festspiele aus Mozarts „La clemenza di Tito“ heraus. Eine Überraschung jagt die andere. Meine Kinnlade: meist weit unten. Dass die Luft zum Ende raus ist, schieben viele Mozart in die Schuhe. Glucks Version des „Titus“ steckt der dennoch in die Tasche.

Christoph Willibald Gluck & Wolfgang Amadeus Mozart, La clemenza di Tito


Markgräfliches Opernhaus Bayreuth, 9. und 11. Mai 2024

von Jürgen Pathy

Könnte ich dirigieren, Mozarts opera seria würde genauso klingen. Lebendig und frech wechselt oft im Minutentakt mit gediegen und ausladend. Eine Hochschaubahn der Gefühle. Dirigent Michael Hofstetter erfindet Mozarts „La clemenza di Tito“ fast neu. Die Partitur glänzt funkelnd mit Wiedererkennungswert. So als wäre sie gestern entstanden und nicht bereits vor über 230 Jahren.

„Willibald Gluck & Wolfgang Amadeus Mozart, La clemenza di Tito
Markgräfliches Opernhaus Bayreuth, 9. und 11. Mai 2024“
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Erzengel statt Walküren: Countertenor Valer Sabadus zwingt Wagner in die Knie

Michael Hofstetter und Valer Sabadus (rechts) © Mauro Silva

Engagiert den jungen Herren, wo ihr nur könnt. Selten hört man Händels „Ombra mai fu“ mit so einer Reinheit anschwellen wie bei Valer Sabadus. Ein Kniefall vor dieser Stimme. Der rumänische Countertenor ist das Highlight der Gluck Festspiele bislang. Das Publikum in Bayreuth liegt ihm zu Füßen.

Gluck Festspiele

Händel & Gluck

Markgräfliches Opernhaus Bayreuth, 10. Mai 2024

von Jürgen Pathy

„Wahnsinn“, flüstert eine Stimme aus dem Hintergrund. Da gibt Valer Sabadus bereits die x-te Zugabe. Mit „Ombra mai fu“ hat Händel auch einen zeitlosen Hit geschrieben. Die vermutlich berühmteste Barockarie passt somit als Abgang perfekt ins Programm. Wie mühelos und frei der in Rumänien geborene Countertenor sie anschwellen lässt, versetzt in blankes Entzücken. Das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth brennt. Zum Glück nur die Emotionen. Die Holzkonstruktion des Opernhauses hält. 1748 eröffnet, ist es das älteste bespielte Barocktheater der Welt. Von der UNESCO 2012 zum Weltkulturerbe erhoben.

„Gluck Festspiele, Händel & Gluck
Markgräfliches Opernhaus Bayreuth, 10. Mai 2024“
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Gluck wirkt als Glückbringer für die jungen Stimmen

Bruno de Sá, Michael Hofstetter und Vanessa Waldhart während des Applauses nach der Aufführung von „La clemenza di Tito“ © Beth Chalmers 

„La clemenza di Tito“
Christoph Willibald Gluck

Eröffnung der Gluck Festspiele,
Markgräfliches Opernhaus Bayreuth, 9. Mai 2024

von Jolanta Łada-Zielke

Die im Herbst 1752 in Neapel uraufgeführte „La clemenza di Tito“ von Gluck ist eine typische Barockoper und besteht hauptsächlich aus Arien. Ihre Aufführung zur Eröffnung der Bayreuther Gluck-Festspiele war konzertant, und man hat vermutet, es könnte statisch und etwas langweilig sein. Dies war jedoch keineswegs der Fall. Das Konzert war lebendig und voller Emotionen, wobei sich sanfte Lyrik mit zerstörerischer Leidenschaft (nur auf der musikalischen Ebene) gemischt hat. „Christoph Willibald Gluck, La clemenza di Tito
Eröffnung der Gluck Festspiele am 9. Mai 2024 im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth“
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Krönender Abschluss der Gluck Festspiele: Alceste feiert einen emotionalen Siegeszug

Glucks „Alceste“ beleuchtet ein bedeutendes Thema, das aktueller kaum sein könnte: Sich selbst opfern für die große Liebe. Bei den Gluck Festspielen hat man das authentisch und intensiv vermittelt.

Foto: Alceste im markgräflichen Opernhaus von Bayreuth, v.l.n.r. Aco Biščević (Evandro), Markéta Klaudová (Ismene), Anna Kasyan (Alceste) © Khrystyna Jalowa

Markgräfliches Opernhaus, Bayreuth, 14. Mai 2022

Christoph Willibald Gluck   Alceste

 von Jürgen Pathy

Wer gedacht hat, Bayreuth bietet nur Wagner, hat sich getäuscht. Unweit des „Festspielhauses“, nur einen Steinwurf entfernt von Haus Wahnfried, etabliert sich gerade ein anderes Festival in der oberfränkischen Kleinstadt. Seit Intendant Michael Hofstetter die Gluck Festspiele übernommen hat, erstrahlt das Festival in neuem Glanz.

Mit dem Markgräflichen Opernhaus hat man in Bayreuth ein Juwel erschlossen, das als eine der Spielstätten wie geschaffen ist für Gluck. 2012 hatte man das UNESCO-Weltkulturerbe geschlossen. Nach aufwändigen Renovierungsarbeiten 2018 wieder feierlich eröffnet und damit einen idealen Ort geschaffen, um Glucks außergewöhnliches Oeuvre in entsprechender Atmosphäre zu präsentieren.

Einen Beweis, wie nahtlos sich eine Inszenierung in die barocke Bausubstanz des Hauses fügen kann, boten Samstagabend die Musiker und Sänger unter der beherzten Leitung von Michael Hofstetter. In einer Koproduktion mit dem Theater Pilsen widmeten sich die Gluck Festspiele einer szenischen Aufführung von „Alceste“, in der italienischen Urfassung von 1767. Ein Geniestreich, der bereits in riesigen Schritten den Weg zum durchkomponierten Werk Richard Wagners geebnet habe, strahlt Hofstetter übers ganze Gesicht. „Christoph Willibald Gluck, Alceste
Markgräfliches Opernhaus, Bayreuth, 14. Mai 2022“
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Lieses Klassikwelt 52: Barockoper in Bayreuth

Bayreuth hatte in diesem Spätsommer doch noch ein Opernereignis, und was für eines! Wer weiß, ob  der geplante neue Ring, wenn er denn seine Premiere erlebt hätte, es damit hätte aufnehmen können. Und da beim „Bayreuth Baroque“ ebenfalls internationale Stars wie Joyce DiDonato, Julia Lezhneva oder Franco Fagioli antreten, lässt sich nicht ausschließen, dass sich der Blick auf die Festspielstadt Bayreuth, die bislang noch ganz und gar mit Richard Wagner identifiziert wird,  einmal verändern oder erweitern könnte.

von Kirsten Liese

Ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, in diesem Jahr noch nach Bayreuth zu kommen. Die Richard-Wagner-Festspiele hatten mich in den vergangenen Jahren mit miserablen Inszenierungen zusehends ernüchtert, so dass ich noch zögerte, mich um Karten zu bemühen, dann kam ohnehin die Absage wegen Corona.

Aber jetzt war ich doch noch eines ganz anderen Ereignisses wegen in der fränkischen Kleinstadt, habe mich in anderen Räumen bewegt als gewohnt und alles einmal mit anderen Augen gesehen. Auf dem Grünen Hügel war ich  in den fünf Tagen einmal nicht, sondern stattdessen mehrfach im Markgräflichen Opernhaus und in der Schlosskirche, die ich mir zuvor in über 20 Festspielsommern seltsamerweise noch nie angeschaut hatte. „Lieses Klassikwelt 52, Barockoper in Bayreuth,
klassik-begeistert.de“
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