Meine Lieblingsoper 30: Macbeth von Giuseppe Verdi – eine der ersten Opern, die mich so richtig gefesselt hat

Meine Lieblingsoper 30: Macbeth von Giuseppe Verdi

von Julia Lenart (15. Mai 2020)

Ein Lieblingswerk der Musikgeschichte zu finden, ist nicht leicht. Es gibt so viele Opern, Konzerte, Symphonien, die mir unglaublich gut gefallen und unzählige Aufführungen, die mir bis heute im Gedächtnis geblieben sind. Ich könnte nicht behaupten, dass ich ein einziges Lieblingswerk hätte. Doch wenn es ein Werk gibt, das sich besonders eingeprägt hat, dann ist es wohl Giuseppe Verdis Macbeth. „Meine Lieblingsoper 30: Macbeth von Giuseppe Verdi“ weiterlesen

Meine Lieblingsmusik (69): Giacomo Puccini, „Turandot“

Elizabeth Connell 2008 als Turandot in der Hamburg-Inszenierung von Giancarlo del Monaco (Foto: Brinkhoff-Mögenburg)

von Dr. Ralf Wegner

Kennen Sie das Turandot-Syndrom? Sie bekennen sich verantwortlich für Missetaten oder sühnen für Verbrechen, die vor sehr, sehr langer Zeit von Vorfahren begangen wurden. So rächt sich Turandot an den sie begehrenden Männern wegen der vor Jahrhunderten geschändeten Urahnin Lou-Ling. Tiefenpsychologisch steckt wahrscheinlich noch mehr dahinter. Die Ursprünge der Turandot-Erzählung gehen auf den persisch-indischen Kulturkreis zurück, wurden später auch von Friedrich Schiller aufgegriffen, haben sich in abgewandelter Form aber auch im Deutschen Märchenschatz niedergeschlagen. So lässt sich im Der Wunderbaum eine Prinzessin auf einem unbezwingbaren Glasberg sitzend umwerben, aber umsonst, viele Ritter und Grafen hatten es bisher vergebens versucht… auf den Glasberg zu steigen… um der schönen Tochter des Königs, die oben saß, die Hand zu reichen und sie dadurch zu erwerben. Viele hatten es bisher versucht; sie waren alle noch weit vor dem Ziel ausgeglitscht und hatten zum Teil des Hals gebrochen (Berlin: Füllhorn, 1950). Wenigstens überlebten etliche, anders als die um Turandot werbenden Prinzen. Wer es bei ihr wagte, musste drei Rätsel lösen. Vor Calaf gelang das niemandem. Die Prinzessin ließ alle unterlegenen Bewerber, zuletzt den Prinzen von Persien, aufs Schafott führen. „Meine Lieblingsmusik 69, Giacomo Puccini, Turandot
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Meine Lieblingsmusik 68: Schostakowitsch,
Sinfonie Nr. 4 (1936)

Foto: © Deutsche Fotothek, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=14401692

Selbst ein Jahr nach Ausbruch hat uns die Corona-Pandemie immer noch in ihrem Griff. Kultur und Kunst sind gänzlich weggebrochen, Veranstaltungen und Treffen nach wie vor eingeschränkt, der Konzertbetrieb liegt am Boden. Zeit, sich als Musikliebhaber einmal neu mit der eigenen CD-Sammlung (oder wahlweise Spotify-Playlist) auseinanderzusetzen, Lieblinge zu entdecken oder alte Favoriten neu aufleben zu lassen.

Deshalb stelle ich vor:

Meine Lieblingsmusik: Top 4 – Schostakowitsch Sinfonie Nr. 4 (1936)

von Daniel Janz

Eine Schostakowitsch-Sinfonie auf einer Liste von Lieblingswerken zu sehen ist mit Sicherheit eine Überraschung. Allgemein zeichnen sich seine großen Orchesterkompositionen durch einen düsteren, oftmals zu politischen Ereignissen in Verbindung stehenden Unterton aus. Seine vierte Sinfonie lässt sich gar als musikalischer Terror charakterisieren – oft genug bricht sie in blankes Chaos und puren Krach aus. Was also macht solch eine Gräueltat zu meiner persönlich viertliebsten Musik aller Zeiten? „Meine Lieblingsmusik 68: Schostakowitsch, Sinfonie Nr. 4 (1936)“ weiterlesen

Meine Lieblingsmusik 67: Camille Saint-Saëns, Sinfonie Nr. 3 in c-moll „Orgelsinfonie“ (1886)

Selbst ein Jahr nach Ausbruch hat uns die Corona-Pandemie immer noch in ihrem Griff. Kultur und Kunst sind gänzlich weggebrochen, Veranstaltungen und Treffen nach wie vor eingeschränkt, der Konzertbetrieb liegt am Boden. Zeit, sich als Musikliebhaber einmal neu mit der eigenen CD-Sammlung (oder wahlweise Spotify-Playlist) auseinanderzusetzen, Lieblinge zu entdecken oder alte Favoriten neu aufleben zu lassen.

Deshalb stelle ich vor:

Meine Lieblingsmusik: Top 3 – Camille Saint-Saëns, Sinfonie Nr. 3 in c-moll „Orgelsinfonie“ (1886)

von Daniel Janz

Wenden wir uns in meiner Top 3 einem der Komponisten und Werke zu, die in meinen Augen in Deutschland gänzlich unterrepräsentiert sind. Camille Saint-Saëns ist hierzulande bestenfalls noch für seinen (in meinen Augen überbewerteten) „Karneval der Tiere“ bekannt, eingefleischten Kennern ist auch sein „Danse macabre“, das Weinachtsoratorium oder eines seiner – ebenfalls empfehlenswerten – 5 Klavierkonzerte ein Begriff. Doch sein weiteres sinfonisch reiches Schaffen stand schon immer stark im Schatten seiner Zeitgenossen, die ihn als rückwärtsgewandt, zu traditionell oder unoriginell betrachteten. „Meine Lieblingsmusik 67: Camille Saint-Saëns, Sinfonie Nr. 3 in c-moll „Orgelsinfonie“ (1886)“ weiterlesen

Meine Lieblingsoper 66: "Hoffmanns Erzählungen" (Offenbach)

Hamburgische Staatsoper (Martin Haller 1873/74), Abriss der erhaltenen Fassade 1953 und Neubau bis 1955 (Gerhard Weber), Fotos: Hamburg-bildarchiv.de, R. Wegner

„Hoffmanns Erzählungen“ gehört nicht zu den Opern, die an der Hamburgischen Staatsoper häufiger aufgeführt wurden. Wenn meine Unterlagen stimmen, die letzten 40 Jahre kumuliert nur an 7 Jahren. Dabei ist diese Oper des Kölner Komponisten Jacques Offenbach (1819-1880), der in Paris berühmt wurde, beim Publikum ungemein beliebt.

von Ralf Wegner

Ernst Theodor Amadeus (E. T. A. ) Hoffmann (1776-1822), Jurist, Kapellmeister und einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller, schrieb emotional fesselnde, vor Leidenschaft berstende Schauerromane, in denen sich Realität und Zauberisches vermengen und die Protagonisten manchmal nur knapp dem unter der Oberfläche lauernden Bösen entgehen. Basierend auf einer Hoffmann-Adaptation der französischen Autoren Jules Barbier und Michel Carré aus dem Jahre 1851 befasste sich Jacques Offenbach musikalisch mit dieser geheimnisvollen, unheimlichen Zwischenwelt. Die erst nach seinem Tod im Jahre 1881 uraufgeführte, unvollendet gebliebene Oper führt nach einem Prolog mehrere hochromantische Erzählungen Hoffmanns in drei Akten zusammen, den Geschichten Der Sandmann, Rat Crespel und jener vom verlorenen Spiegelbild aus Die Abenteuer der Sylvesternacht. Danach folgt noch ein Epilog. Prolog und Epilog werden häufig auch als 1. und 5. Akt angezeigt.

Bindeglied der Erzählungen ist der Dichter Hoffmann, der in einer Weinstube auf seine Geliebte wartet und, bei zunehmender Trunkenheit, die dort versammelten Gäste mit seinen Liebeserlebnissen unterhält. Der folgende erste, der Olympia-Akt, fußt auf der Geschichte vom teuflischen Sandmann, der „zu den Kindern kommt, wenn sie nicht zu Bett gehen wollen und wirft ihnen händevoll Sand in die Augen, dass sie blutig zum Kopf herausspringen.“ Der so als Kind geängstigte Protagonist Nathanael erlebt, wie der Advokat Coppelius (auch Coppola), genannt Sandmann, seinen Vater ermordet. Jahre später erblickt er bei dem an der Universität lehrenden Naturforscher Spalanzani ein hübsches Mädchen, genannt Olimpia. Coppelius verkauft ihm eine Brille, die Olimpia Lebendigkeit verleiht. Auf einem Fest verliebt sich Nathanael in Olimpia, findet diese aber später auf dem Boden liegend als Puppe mit herausgerissenen Augen wieder. Spalanzani hatte das Räderwerk für diese Puppe entwickelt und wurde wegen des Betrugs von der Universität verwiesen: „Juristen nannten es sogar einen feinen und umso härter zu bestrafenden Betrug, als er gegen das Publikum gerichtet und so schlau angelegt worden, dass kein Mensch (ganz kluge Studenten ausgenommen) es gemerkt habe, unerachtet jetzt alle weise tun und sich auf allerlei Tatsachen berufen wollten, die ihnen verdächtig vorgekommen.“ Die Geschichte geht noch weiter, bleibt bei Offenbach allerdings unberücksichtigt: Nathanael kehrt zu seiner früheren Verlobten Clara zurück, setzt sich eine ihm von Coppelius gegebene Brille auf, verkennt daraufhin Clara als Holzpuppe und versucht diese von einem Turm zu stürzen. Clara wird von ihrem Bruder Lothar gerettet. Als Nathanael unten in der Menge Coppelius erblickt, stürzt er sich vom Turm.

Der zweite, der Antonia-Akt, beruht auf der Erzählung Rat Krespel. Der Jurist, Violinensammler und Forscher Krespel hütet nach dem frühen Tod seiner Frau, einer italienischen Sängerin, seine an einem „organischen Brustfehler“ leidende Tochter Antonie. Dieser Fehler gab „ihrer Stimme die wundervolle Kraft und den seltsamen, über die Sphäre des menschlichen Gesangs hinaustönenden Klang.“ Der Ich-Erzähler hört Antonie singen: Nie hatte ich eine Ahnung von diesen lang angehaltenen Tönen, von diesen Nachtigallwirbeln, von diesem Auf- und Abwogen, von diesem Steigen bis zur Stärke des Orgellauts, von diesem Sinken bis zum leisesten Hauch. Nicht einer war, den der süße Zauber nicht umfing. Antonie verliebt sich in einen Komponisten, bei dem sie sich zu Tode singt.

Der dritte Akt spielt in Venedig. Die Basis ist komplex. E. T. A. Hoffmann griff u.a. auf ein Kunstmärchen des Dichters Adelbert von Chamisso zurück. Darin wird von einem Mann namens Peter Schlemihl berichtet, der im Tausch für einen nie versiegenden Geldbeutel seinen Schatten verkauft. Hoffmann verknüpft diese Geschichte mit jener von Erasmus Spikher, der in Italien die schöne Giulietta erobert, dafür aber sein Spiegelbild hergibt. Nach der Tötung eines Nebenbuhlers entzieht sich Spikher mit Hilfe des Wunderdoktors Dapertutto der Verfolgung. Der Epilog der Oper zeigt einen volltrunkenen Hoffmann, der von seiner angebeteten Sängerin Stella verschmäht wird und sich seiner Muse Niklausse zuwendet.

Die einzige von mir gesehene, dem hochromantischen Thema gerecht werdende Inszenierung war jene von Leopold Lindberg, die von 1961 bis zur Saison 1972/73 gespielt wurde. Wenn ich mich recht erinnere, beeindruckte damals auch die Bühnentechnik, denn die im Keller liegende Weinstube wurde zu Beginn des 1. Aktes heruntergefahren und gab einem realistischen Olympia-Saal Raum. Wenngleich der Sänger des Hoffmanns Arturo Sergi seinen sängerischen Zenit damals schon überschritten hatte, wurde mit Lawrence Winters ein außergewöhnlich herausragender Bariton für die Rolle des Lindorf/Coppélius/Mirakel/Dapertutto eingesetzt. An seine frei dahinfließende, überaus glanzvoll gesungene Spiegelarie erinnere ich mich noch heute. Auch die Rollen von Olympia, Antonia und Giulietta waren mit Maria Kontou, Arlene Saunders und Colette Lorand adäquat besetzt, Elisabeth Steiner passte optisch und stimmlich gut zum Niklausse. In dieser Inszenierung sang auch Louisa Bosabalian eine herausragende Antonia.

Jürgen Flimm (1981-1983) verpflanzte die Geschichte um Hoffmann meiner Erinnerung nach in eine Irrenanstalt. Das mag interpretatorisch nicht unplausibel sein, missachtet aber die hinter dem Thema stehende, nicht konkretisierbare, zwischen Himmel und Erde angesiedelte Schauerromantik. Neil Shicoff sang einen herausragenden Hoffmann und fühlte sich gut in die Rolle des eingesperrten Irren ein. Im Internet ist seine sängerische und darstellerische Leistung als Hoffmann mit der Erzählung des Kleinzack dokumentiert (aus New York, Link siehe Bildunterschrift). Simon Estes trug als Dapertutto ebenfalls zum Gelingen der Aufführung bei. Seine machtvolle, strahlkräftige Stimme verfügte über das notwendige diabolisch Finstere der Rolle im mittleren und unteren Frequenzbereich des Baritons, am Ende der Spiegelarie aber auch über berauschenden Höhenglanz, wie man auf einer bei YouTube eingestellten Höraufnahme des Züricher Opernhauses vom 6.9.1980 nachvollziehen kann (Link Bildunterschrift).

Neil Shicoff als Hoffmann mit der Erzählung des Kleinzack, vermutlich New York 1988; Simon Estes als Dr. Miracle bei einer Konzertveranstaltung (Videostills YouTube) und mit der Spiegelarie (Höraufnahme der Oper Zürich vom 6.9.1980)
https://www.youtube.com/watch?v=W9qWpUE2yho / https://www.youtube.com/watch?v=ICJonRGeMOI, Std./Min. 1:52 – 1:55

Im Gegensatz zur letzten Inszenierung von Christine Mielitz (2007-2008), die sich aus meinem Gedächtnis völlig verflüchtigt hat, blieb mir jene von Andreas Baesler (1999-2000) in Erinnerung. Die gesamte Oper spielte in einer realistisch nachgebauten Pariser Metrostation mit Halbtonnengewölbe. Für die erzählerischen Akte öffnete sich die große Reklametafel und gab begrenzten Einblick in die jeweilige Szenerie. Die Sängerin der Olympia (Hellen Kwon) wurde allerdings in den Orchestergraben verbannt. Marcus Haddock und Jean-Pierre Furlan beeindruckten als Hoffman, Wolfgang Schöne sang einen guten Bösewicht, noch übertroffen von Laurent Naouri. Danielle Halbwachs war als Antonia sehr gut, vor allem im Zwiegesang mit Katja Pieweck als ihre Mutter. Die Partie der Mutter füllte 2007/08 auch Deborah Humble gut aus, die Rollen der Olympia, Antonia und Giulietta wurden herausragend von Elena Moșuc gesungen und gespielt.

Auf YouTube sind mehrere komplette Aufführungen der Oper Hoffmanns Erzählungen zugänglich. Erwähnen möchte ich eine szenisch bemerkenswerte Wiener Inszenierung von Andrei Șerban mit Dmitry Korchak, Olga Peretyatko und Luca Pisaroni (2019, Dirigent Frédéric Chaslin) (https://www.youtube.com/watch?v=wK3OmKepUNU). Musikalische Höhepunkte der Oper Hoffmanns Erzählungen sind, hier mit Zeitangabe (Stunde:Minute) der Wiener Aufführung:

1. Hoffmanns Ballade für Tenor vom Kleinzack im Prolog „Es war einmal am Hofe von Eisenack“ („Il était une fois à la cour d’Eisenach“) / 0:18,5

2. Arie der Olympia für Sopran im 2. Akt „Phöbus stolz im Sonnenwagen“ („Les oiseaux dans la charmille“) / 0:54,5

3. Arie der Antonia für Sopran im 3. Akt „Sie entfloh, die Taube so minnig“ („Elle a fui, la tourterelle“) / 1:15

4. Kurzauftritt der Mutter (Mezzosopran, Alt) im 2. Akt („Antonia“) / 1:51,5

5. Die Barcarole im 3. Akt für Sopran und Mezzosopran „Schöne Nacht, oh Liebesnacht“ („Belle nuit, ô nuit d’amour“) / 2:01

6.Arie des Dapertutto für Bariton im 3. Akt „Leuchte heller Spiegel mir und blende ihn mit deinem Schein“ („Scintille, diamant“) / 2:09

7. Das Septett (Hoffmann, Dapertutto, Giulietta, Niklausse, Schlemihl, Pitichinaccio und Chor) „Ach, mein Herz verirrt sich schon wieder!“ (Hélas! Mon coeur“) / 2:21,5

Ralf Wegner, 24. März 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Jacques Offenbach, La Belle Hélène (Die schöne Helena), Staatsoper Hamburg, 17. Mai 2019

Jacques Offenbach, Les Contes d’Hoffmann, Bayerische Staatsoper, München, 15. Oktober 2019

Jacques Offenbach, Les Contes d’Hoffmann, Premiere, Deutsche Oper Berlin

Jacques Offenbach, Hoffmanns Erzählungen, Theater Freiburg

Jacques Offenbach, Hoffmanns Erzählungen (Les Contes d’Hoffmann), Anhaltisches Theater Dessau, 22. Februar 2020

Meine Lieblingsoper (65): „Das Rheingold“ von Richard Wagner

Meine Lieblingsoper (55): La Traviata, Schwindsucht auf der Bühne und im Film, kein Überblick, vielmehr ein Einblick

Pietro Mascagni, CAVALLERIA RUSTICANA, Jonas Kaufmann, Elīna Garanča Teatro di San Carlo, 4. Dezember 2020

MeetYourMaster, Singen lernen mit Jonas Kaufmann klassik-begeistert.de

Meine Lieblingsoper (65): "Das Rheingold" von Richard Wagner

„Das Rheingold“ in Hamburg 2018: Kay Stiefermann (Donner), Julia Maria Dan (Freia), Katja Pieweck (Fricka), Doris Soffel (Erda), Werner Van Mechelen (Alberich),Vladimir Baykov (Wotan), Jürgen Sacher (Loge), Alexander Roslavets (Fafner), Denis Velev (Fasolt), Jenny Carlstedt (Wellgunde), Nadezhda Karyazina (Flosshilde), Katerina Tretyakova (Woglinde), Thomas Ebenstein (Mime); Inszenierung Claus Guth, Bühnenbild und Kostüme Christian Schmidt (Foto: R. Wegner)

von Ralf Wegner

Was für eine hinreißende Musik. Schon der Beginn überwältigt mit dem tiefen Es der Kontrabässe – die Ursuppe, der Anfang allen Seins – erwidert vom Fagott, von den Hörnern mit einer aufsteigenden Melodie übernommen und schließlich in Woglindes vokalbetontem, aus dem Orchesterklang heraus entwickeltem Weia! Waga! Woge, du Welle, walle zur Wiege wagala weia! Walala, weiala mündend. Wellgunde und Floßhilde stimmen ein. Musikalisch nimmt der Rhein, Metapher des ewig dahin strömenden Lebens, Fahrt auf. Vom Grunde kommt ein Liebe suchender Alberich, missgestaltet, ein oben Ausgestoßener. Die Rheintöchter necken ihn, versprechen ihm Liebe, die sie ihm gleich wieder entziehen. Alberich schwört der Liebe ab, gewinnt dafür das im Rhein verborgene, Macht versprechende Gold. Wenn schon nicht Liebe, dann wenigstes Macht, mit der man sich Liebe erkaufen oder erzwingen kann. „Meine Lieblingsoper (65): „Das Rheingold“ von Richard Wagner“ weiterlesen

Meine Lieblingsoper (64): "Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg" von Richard Wagner

Bild: Tizian, Himmlische und irdische Liebe (1514, Öl auf Leinwand,
118 x 279 cm, das Original befindet sich in der Galleria Borghese in Rom)

von Ralf Wegner

Wagners Oper fußt auf vier Säulen, den historischen Persönlichkeiten Tannhäuser und der Heiligen Elisabeth sowie zwei Legenden, der Hörselbergsage und dem Sängerkrieg auf der Wartburg. Von Tannhäuser (1230 bis nach 1265), einem mittelalterlichen Minnesänger, ist abenteuerliches, erotisches und bußfertiges Liedgut überliefert. Elisabeth (1207-1231), eine nach Thüringen verheiratete ungarische Königstochter, wurde wegen ihres Armutsgelübdes und ihrer Armenfürsorge 1235 heiliggesprochen. „Meine Lieblingsoper (64): „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“ von Richard Wagner“ weiterlesen

Meine Lieblingsmusik (63): Gustav Mahler „Sinfonie Nr. 3 in d-moll“ (1896)

Selbst ein Jahr nach Ausbruch hat uns die Corona-Pandemie immer noch in ihrem Griff. Kultur und Kunst sind gänzlich weggebrochen, Veranstaltungen und Treffen nach wie vor eingeschränkt, der Konzertbetrieb liegt am Boden. Zeit, sich als Musikliebhaber einmal neu mit der eigenen CD-Sammlung (oder wahlweise Spotify-Playlist) auseinanderzusetzen, Lieblinge zu entdecken oder alte Favoriten neu aufleben zu lassen.

Deshalb stelle ich vor:

Meine Lieblingsmusik: Top 2 – Gustav Mahler „Sinfonie Nr. 3 in d-moll“ (1896)

von Daniel Janz

„Symphonie heißt mir eben: mit allen Mitteln der vorhandenen Technik eine Welt aufbauen.“ Kein anderes Zitat beschreibt besser, was Gustav Mahler in seiner dritten Sinfonie gelungen ist. Mit seiner Musik folgte der damals 36-Jährige demselben Weg zur Monumentalkunst, den er bereits mit seinen ersten beiden Sinfonien angetreten hatte. Seine dritte Sinfonie – zu dem Zeitpunkt die längste Sinfonie weltweit und bis heute eines der längsten Werke dieser Gattung – sollte alles bis dato Gewesene noch einmal in den Schatten stellen: Über das Epos hinaus hin zu einem musikalischen Kosmos. „Meine Lieblingsmusik (63): Gustav Mahler „Sinfonie Nr. 3 in d-moll“ (1896)“ weiterlesen

Meine Lieblingsoper (62): "Rigoletto" von Giuseppe Verdi

Die Hamburger Rigoletto-Inzenierung des Jahres 1994 (Andreas Homoki). Aufführung am 27.10.2016 mit Franco Vassallo (Rigoletto), Hayoung Lee (Gilda), Ivan Magrì (Herzog), Andrea Mastroni (Sparafucile), Nadezhda Karyazina (Maddalena), Foto: © R. Wegner

„Verdi schüttete eine unglaubliche Fülle schöner Melodien über dieses, sein wahrscheinlich berühmtestes Werk. Es wird wohl ewig bestehen und die Menschen immer wieder berühren.“

von Dr. Ralf Wegner

Ich mag Verdis Oper Rigoletto: Ein vom Vater (Rigoletto, Bariton) behütetes Mädchen (Gilda, Sopran) verliebt sich in einen vagabundierenden Studenten (alias Herzog von Mantua, Tenor) und opfert sich für ihn, wohl wissend um dessen Betrug an ihr. Gilda ist Betrogene und Betrügerin zugleich. Mit ihrem inszenierten Selbstmord betrügt und betrübt sie ihren Vater, der am Ende alles verloren hat. „Meine Lieblingsoper (62): „Rigoletto“ von Giuseppe Verdi“ weiterlesen

Meine Lieblingsmusik: Top 1 – Richard Strauss' „Eine Alpensinfonie“ (1915)

Richard Strauss, Foto: © Bain News Service, publisher – Library of Congress Catalog

Selbst ein Jahr nach ihrem Ausbruch hat uns die Corona-Pandemie immer noch im Griff. Kultur und Kunst sind gänzlich weggebrochen, Veranstaltungen und Treffen nach wie vor eingeschränkt, der Konzertbetrieb liegt am Boden. Zeit, sich als Musikliebhaber einmal neu mit der eigenen CD-Sammlung (oder wahlweise Streaming-Playlist) auseinanderzusetzen, Lieblinge zu entdecken oder alte Favoriten neu aufleben zu lassen.

Deshalb stelle ich vor:

Meine Lieblingsmusik: Top 1 – Richard Strauss, „Eine Alpensinfonie“ (1915)

von Daniel Janz

Gemeinhin stiefmütterlich behandelt gibt es bis heute einen gesellschaftlichen Diskurs über Sinn, Unsinn und Ästhetik von Programmmusik. Gerade auch Richard Strauss stand wegen seiner Programmmusiken im Mittelpunkt eines geladenen gesellschaftlichen Diskurses. „Don Juan“, „Till Eulenspiegels lustige Streiche“, „Don Quixote“ und „Sinfonia domestica“ lösten teilweise regelrechten Protest aus, gewannen auf der anderen Seite aber auch glühende Verehrer für den Komponisten. Als er sich ab 1903 seinem Opernschaffen zuwandte, beschieden ihm Autoren und Kritiker entsprechend eine Wende zur wahren Musik. Und dann kam das:

Ein Klangemälde darüber, wie er als Junge einen Berg erkletterte. Oder wie es bei meiner ersten Live-Aufführung vor inzwischen 15 Jahren in der Einführung hieß: „Einmal den Berg rauf und wieder runter, in der Mitte die Partitur rumgedreht und sich auf dem Gipfel auch noch einen Bruch geholt.“ Nein, diese Alpensinfonie hatte sicher keinen einfachen Stand, als der Komponist sie 1915 zur Uraufführung brachte. „Meine Lieblingsmusik (61): Richard Strauss‘ „Eine Alpensinfonie“ (1915)“ weiterlesen