„…aus der Not heraus das Neue zu produzieren“ – zum Tod von Udo Bermbach

Udo Bermbach © privat

von Dr. Andreas Ströbl

Um Richard Wagner im Innersten zu verstehen, ihn vor sich selbst zu retten und die immer noch nachwabernde braune Rezeption zu relativieren, braucht es kluge Köpfe, denn diese Ausnahmeerscheinung in der Musikkultur macht es gerade uns kritischen Wagnerianern alles andere als leicht, den Komponisten und Menschen zu lieben. „Nachruf: Zum Tod von Udo Bermbach
klassik-begeistert.de, 16. Juli 2024“
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R.I.P. Jodie Devos – wieder ist eine Quelle der Freude versiegt

© Dominique Gaul

Wie soll man es verstehen können, wenn ein junger Mensch, gerade 35 Jahre alt, voller Heiterkeit und mit gottbegnadetem Talent gesegnet, durch eine sinnlose und überflüssige Krebserkrankung aus dem Leben gerissen wird? Die belgischen Sopranistin Jodie Devos hatte alle Voraussetzungen, um den Mangel an Freude in dieser Welt zu lindern, und konnte damit in ihrem zehnjährigen Wirken viele Menschen begeistern. Umso größer ist nun die Trauer, dass die Musikwelt diese junge Ausnahmekünstlerin verloren hat.

 von Dr. Lorenz Kerscher

Wenn ich über einen Rising Star schreibe, erwarte ich sehr viel von seiner künftigen Entwicklung, jedoch am allerwenigsten, dass mir kurz darauf schon die traurige Aufgabe zukommt, einen Nachruf zu schreiben.

Doch erst vor acht Monaten musste ich der 25-jährigen Sopranistin Patricia Janečková diese letzte Ehre erweisen und nun erreichte mich die erschütternde Nachricht, dass am 16. Juni 2024 die belgische Sopranistin Jodie Devos ebenfalls an einem Krebsleiden verstorben ist. Bei dieser charmanten jungen Frau, die wie das blühende Leben wirkte und in oftmals heiteren Rollen auf der Bühne und dem Konzertpodium bezauberte, hatte ich die Möglichkeit eines solchen Schicksalsschlags am allerwenigsten in Betracht gezogen. „Nachruf: R.I.P. Jodie Devos – wieder ist eine Quelle der Freude versiegt
klassik-begeistert.de, 18. Juni 2024“
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R.I.P. Patricia Janečková: Ein Stern hebt sich zu höheren Sphären

Nachruf Patricia Janečková

Wenn ich hier in „Klassik -begeistert“ einen Rising Star vorstelle, verbinde ich damit immer die Erwartung, einige Jahre später darauf zurückkommen zu können, um von bedeutenden Karriereschritten zu berichten. Meist nimmt die Entwicklung auch diesen glücklichen Verlauf, doch vor einer Woche musste ich voller Betroffenheit zur Kenntnis nehmen, dass es mir nun zukommt, einen Nachruf zu schreiben. Die junge slowakische Sopranistin Patricia Janečková ist mit gerade 25 Jahren an einem Krebsleiden verstorben, weniger als zwei Jahre nachdem ich sie hier als vielversprechendes Talent vorgestellt hatte. „Nachruf: Sopranistin Patricia Janečková
klassik-begeistert.de, 9. Oktober 2023“
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Siegfried hat den Kampf gegen seinen Krebs verloren

© Daniel Bruengger

Amerikanischer Opernsänger Stephen Gould
(* 24. Januar 1962 in Roanoke, Virginia; † 19. September 2023)

von Jolanta Łada-Zielke

Der amerikanische Heldentenor Stephen Gould, der unvergessliche Wagner-Rollen schuf, ist tot. In Bayreuth verkörperte er mehrfach Tannhäuser, Siegfried und Tristan. Er ist am Dienstag, 19. September 2023 im Alter von 61 Jahren gestorben. „Nachruf: Amerikanischer Opernsänger Stephen Gould, gest. 19. September 2023
klassik-begeistert.de, 21. September 2023“
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Ein Großer ist gegangen

Pianist und Humanist: Zum Tod von Menahem Pressler

 von Brian Cooper, Bonn

Am 6. Mai 2023, nur ein gutes halbes Jahr vor seinem 100. Geburtstag, ist der große Pianist und Kammermusiker Menahem Pressler gestorben. Über ein halbes Jahrhundert lang war er Pianist und Gründungsmitglied des Beaux Arts Trio, dem er bis zu dessen Auflösung im Jahre 2008 ununterbrochen angehörte. Die zahlreichen Einspielungen dieses Ensembles (Schubert, Beethoven, Haydn und so viele mehr) bleiben Referenzaufnahmen.

Geboren 1923 in Magdeburg, erlebte Menahem Pressler als 15jähriger Junge die Novemberpogrome und floh aus Deutschland. Mit viel Glück konnte er über Triest nach Palästina ausreisen, damals britisches Mandatsgebiet.

Ähnlich wie Yehudi Menuhin kehrte er jedoch nie Deutschland den Rücken, trotz allen Leids, das die Nazis seiner Familie angetan haben; seine Großeltern wurden im Holocaust ermordet. Bereits ab 1956 trat er wieder im Land der Täter auf. Wie Menuhin bleibt Pressler daher ein großes Vorbild – musikalisch, vor allem aber menschlich.

Ab Mitte der 1950er Jahre lebte Pressler in den USA, wo er in Bloomington, Indiana, Generationen von Musikerinnen und Musikern ausbildete.

Swjatoslaw Richter war nur einer der ganz Großen, die das Klavierspiel Presslers nicht nur schätzten, sondern bewunderten.

Nie wieder, weder davor noch danach, erlebte ich so viele Menschen, die mit Wärme und Begeisterung von diesem alten Mann sprachen, der noch mit über 90 ein Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker in einem Klavierkonzert von Mozart mitgestaltete.

Meine einzige persönliche Begegnung mit ihm war eine Signierstunde nach einem begeisternden Konzert mit dem Beaux Arts Trio im Bonner Beethovenhaus. Ich erlebte Herrn Pressler als einen der freundlichsten und charismatischsten Künstler, die mir je begegnet sind.

Meine Beaux-Arts-Gesamtaufnahme der Beethoven-Klaviertrios versah er mit der wunderbaren Widmung „Alles Schöne! Menahem Pressler“. Seine Freundlichkeit, Bescheidenheit und Wärme, dieses unglaublich schöne und gewinnende Lächeln, das er hatte, bleiben mir unvergessen.

Der letzte Geiger des Beaux Arts Trio, Daniel Hope, hat Menahem Pressler als „Jahrhundertmenschen“ bezeichnet. Die Welt habe am 6. Mai 2023 mit Charles III. zwar einen neuen König bekommen, „aber auch einen verloren“. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Dr. Brian Cooper, 7. Mai, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Brutaler Mord am ukrainischen Dirigenten Kerpatenko im besetzten Kherson

Yuriy Kerpatenko Foto: Facebook

Russische Soldaten erschossen den Dirigenten nach seiner Verweigerung  an einem Propagandakonzert teilzunehmen.

von Charles E. Ritterband

In der von Russland besetzten südukrainischen Stadt Kherson haben russische Soldaten laut Angaben des Kulturministeriums in Kiew den namhaften Dirigenten Yuriy Kerpatenko in seinem Haus erschossen, nachdem sich der Musiker geweigert hatte, an einem Propagandakonzert im Auftrag der russischen Besetzer teilzunehmen. Mit diesem Konzert wollte die russische Besetzungsmacht laut dem ukrainischen Kulturministerium demonstrieren, wie sich das „friedliche Leben“ im „befreiten“ Kherson „verbessert“ habe. Kerpatenko sollte das Konzert am Pult des Gileya Kammerorchesters dirigieren, dessen Chefdirigent er war. Er fungierte auch als Hauptdirigent des Mykola Musik- und Dramatheaters. Auf seiner Facebook-Seite hatte Kerpatenko bis im Monat Mai Botschaften gepostet, welche sich gegen die Besetzung von Kherson und gegen die russischen Besetzer gerichtet hatten. „Brutaler Mord am ukrainischen Dirigenten Yuriy Kerpatenko im besetzten Kherson
klassik-begeistert.de“
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Zum Tod von Hans Neuenfels: Abschied von einem Unbequemen

Foto: Hans Neuenfels portraitiert von Oliver Mark ©, Berlin 2006 / wikipedia.de

von Peter Sommeregger

Wenige Theaterleute seiner Generation haben derart polarisiert, wie der 1941 in Krefeld geborene Hans Neuenfels. Seine Biographie ist zu gleichen Teilen geprägt von zahlreichen Preisen und Auszeichnungen, andererseits aber auch von nicht wenigen Theaterskandalen. Letztere ließen ihn zeitweilig zum Schrecken der Intendanten werden, für provokantes Sprech- und Musiktheater war er immer gut.

Neuenfels studierte Schauspiel und Regie zuerst an der Folkwang-Hochschule in Essen, später schloss er seine Studien am Reinhardt-Seminar in Wien ab, wo er auch seine spätere Ehefrau, die Schauspielerin Elisabeth Trissenaar, kennenlernte.

Am legendären Ateliertheater am Naschmarkt in Wien stellte Neuenfels ab 1964 eigene Inszenierungen vor. Nach Engagements an kleineren deutschen Bühnen ging er schließlich 1972 nach Frankfurt am Main, wo er mit seinen Inszenierungen für Aufsehen aber auch Zuspruch sorgte. „Zum Tod von Hans Neuenfels: Abschied von einem Unbequemen,
6. Februar 2022“
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